Fix Zone

Eyes Wide Open

Redaktion: 

Stanley Kubrick (Quelle: Bank Austria Kunstforum Wien)

Stanley Kubrick (1928–1999) gilt als einer der bekanntesten und wichtigsten Regisseure des 20. Jahrhunderts. Seine Fähigkeit, perfekte filmische Geschichten zu erzählen, ist legendär und hat ihn Filmgeschichte schreiben lassen. Befragt nach seiner Arbeitsweise, gab Kubrick die simple Antwort: „Well, I never shoot anything I don’t want.“ Eigensinn und Eigenständigkeit kennzeichnen sein Werk und erklären bis heute den andauernden Erfolg seiner Filme, darunter 2001: A Space Odyssey, A Clockwork Orange oder Eyes Wide Shut.

Die Frühjahrs-Ausstellung Eyes Wide Open. Stanley Kubrick als Fotograf im Bank Austria Kunstforum Wien schlägt ein weniger bekanntes Kapitel seiner Karriere auf: Zwischen 1945 und 1950 entstanden für die US-amerikanische Zeitschrift Look eine Reihe von essayistischen Fotoreportagen, die es Kubrick erlaubten, sich mit Komposition, Atmosphäre und Timing auseinanderzusetzen und so eine ganz eigene visuelle Erzähltechnik und Bildsprache zu entwickeln.

Mit nur 16 Jahren machte Kubrick im April 1945 ein Foto, das einen alten Zeitungsverkäufer an seinem Kiosk zeigt. Das Gesicht in die Hände gestützt, blickt er auf die feilgebotenen Zeitungen, welche die Schlagzeilen „Roosevelt Dead!“ und „F.D.R. DEAD!“ verkünden. Mit diesem Foto – übrigens angeblich alles andere als ein Schnappschuss sondern das Ergebnis intensiver „Regiearbeit“ mit dem Zeitungsverkäufer – stellte sich Kubrick bei mehreren New Yorker Zeitungen vor und verkaufte es schließlich an den Meistbietenden: das Look Magazine. Als Kubrick 1946 die High School verließ, hatte er einen wöchentlichen Auftrag von Look um 50 $ in der Tasche und fotografierte für das Magazin sämtliche Inhalte, die Leser versprachen. Zeitschriften wie Look oder LIFE lösten ab den 1940er-Jahren in der US-amerikanischen Gesellschaft einen regelrechten Hunger nach neuen Bildern und Geschichten aus. Während sich LIFE dem American Century verschrieb, nahm sich Look der Hintergrundgeschichten, oft auch mit New York-Bezug, an. Kubrick war zwischen 1946 und 1950 staff photographer bei Look, in dessen Auftrag ca. 27.000 Fotografien entstanden von denen an die 1.000 Aufnahmen auch publiziert wurden. Die Lehrjahre bei Look ermöglichten es Kubrick, seine Leidenschaft, visuelle Geschichten zu inszenieren nach und nach zu perfektionieren. Die Entscheidung, nicht bei der Fotografie zu bleiben, sondern 1951 seinen ersten (Dokumentar-)Film zu drehen – Day of the Fight, der um den Boxer Walter Cartier konzipiert ist, den er auch für Look fotografiert hatte – wirkt rückblickend als logische Konsequenz.

In den Look-Fotoreportagen – über 20 davon werden in der Ausstellung präsentiert – stellt Kubrick, wie später auch in seinen Filmen, bevorzugt ein außergewöhnliches, oft einsames, menschliches Schicksal dar: Er beobachtet einen Schuhputz-Jungen auf den Straßen New Yorks, begleitet Betsy von Fürstenberg, eine aufstrebende Jung-Schauspielerin aus besseren Kreisen bei ihrer „Arbeit“ oder besucht einen riesigen Zirkus in seinem Winterquartier. Kubricks Fotos sind auch ein Abbild der US-amerikanischen Metropole: New York wird in diesen Jahren, in denen Europa in Schutt und Asche liegt, endgültig zur „neuen Hauptstadt der Welt“. Das urbane Spektakel wird im Kleinen wie auch im Großen festgehalten, individuelle Geschichten und Schicksale verbinden sich zu einer groß(städtisch)en Erzählung. Während die Forschung in Hinblick auf Kubricks Filme extensiv ist, wurde zu Kubricks Fotografien bis dato wenig publiziert.
Der zur Ausstellung im Verlag Moderner Kunst Nürnberg erscheinende Katalog leistet nicht nur wichtige Grundlagenforschung zu Kubricks im Auftrag entstandenen fotografischen Frühwerk, sondern publiziert erstmals auch eine Auswahl an Fotografien neben den Layouts des Look-Magazines. Auch in der Ausstellung werden Original-Ausgaben von Look, in denen ausgewählte Foto-Essays von Kubrick erschienen sind, gezeigt.

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