Freie Folge
Sabine Haupt bespricht auf literaturkritik.de das neue Buch von Thomas Kunst:
„ Der Roman „Freie Folge“ von Thomas Kunst ist Avantgarde vom Feinsten und vom Schwierigsten. Und damit sind nicht die intellektuellen Höhenflüge eines poeta doctus oder die intertextuell angejazzten Digressionen eines einfach nur gut informierten Autors gemeint, das wäre mit ein bisschen Bildung ja noch halbwegs zu bewältigen. Nein, hier geht es ums Eingemachte, um eine ganz spezielle Auffassung von Literatur, um Schreibweisen, Sprachbewusstsein, um eine Poetik, die gnadenlos konsequent an sich glaubt.
… Er widersetzt sich mit all seiner großen, ja gewaltigen Sprachkraft der Standardisierung, der Verkitschung und „Amerikanisierung“ der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Hier verweigert sich ein Autor dem konventionellen „Wandtafelsatz“, wie Hermann Burger die leserfreundliche Simplifizierung einmal sarkastisch genannt hat. Hier spricht und dichtet und sampelt einer in ellenlangen, kaum erträglichen Loopings, aber auch in ganz wunderbaren selbstreflexiven Sonetten, in skurrilen Briefen und rätselhaften Langgedichten gegen den „lackierten Gemälde-Geruch in Gedichten“ und gegen die „Eitelkeit des Dechiffrierens“. Und wenn der Sog der Wiederholung funktioniert, wenn die Litanei zum spielerischen Ritual und zum Bild wird, dann entstehen dichte Passagen von großer Musikalität und Präsenz …“
Thomas Kunst: Freie Folge. Roman. Jung und Jung Verlag, Salzburg 2015.
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