Höhe der Zeit
Dorothea von Törne bespricht in der WELT den neuen Gedichtband von Daniel Falb:
„"CEK", Falbs nunmehr dritter Gedichtband, geht von dem Bewusstsein aus, im Zeitalter des sogenannten Anthropozäns zu leben, in dem der Mensch die Erde so verändert, dass Erdgeschichte und Menschheitsgeschichte bis zum möglicherweise zerstörerischen Ende zusammenfallen. "CEK" unterscheidet sich dabei von der seit den Sechzigerjahren mit warnenden Ausrufezeichen operierenden Ökolyrik, die sich an Einzelerscheinungen abarbeitet. Falb schreibt nämlich "Terrapoesie": Geologie, Physik, Biologie und Archäologie hat Falb nach für die Lyrik brauchbaren Mustern abgeklopft und mit bildhaften Szenen, vorwärts drängenden erzählenden Passagen und Sprachbildern verknüpft – alles im Zusammenspiel von altsprachlichen, englischen, arabischen und französischen Zitaten und Zeichen.“
Was mich an dem Artikel stört ist schon die Überschrift: Novalis war gestern: Daniel Falbs Geo-Lyrik fährt mit Google Earth vor. Und dann so Passagen wie: "CEK" unterscheidet sich dabei von der seit den Sechzigerjahren mit warnenden Ausrufezeichen operierenden Ökolyrik oder "CEK" sprengt alle traditionellen Erwartungen an Lyrik. In welche Rolle das sprechende Ich auch schlüpft, immer zelebriert es zeitgenössisches Lebensgefühl im schnellen Wechsel von Ort und Zeit.
Das hört sich an wie: Steinzeit war gestern! – eine kaum überraschende Neuigkeit. Natürlich ist Novalis gestern und natürlich darf man von Daniel Falb Lyrik auf Höhe der Zeit – also zeitgenössische Lyrik erwarten. Wenn nicht seine Generation, welche dann sollte sie schreiben. (FM)
Davon abgesehen: unbedingt kaufen & lesen: Daniel Falb: CEK. Gedichte. Kookbooks
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