Stasigefängnis & Haftkrankenhaus
Neuerscheinung im Kehrer Verlag:
Die Arbeiten Ruth Stoltenbergs zeigen das ehemalige Stasigefängnis Hohenschönhausen und das zugehörige Haftkrankenhaus aus einem sehr persönlichen Blickwinkel: Neben den sensiblen Fotografien kommen auch Zeitzeugen zu Wort, die in genau diesen Räumen die Schrecken und Praktiken des Stasiregimes am eigenen Leib erfahren mussten. Eindrücklich sind die Interieurs der Verhörzimmer, die eine gemütliche Wohnzimmeratmosphäre im Gegensatz zur karg eingerichteten Zelle herstellen sollten, um die Gefangenen gesprächsfreudiger zu stimmen. Besonders hervorgehoben sind die Stühle, auf denen die Inhaftierten während der oft stundenlangen Verhöre saßen. Sie fungieren als Zeugen des Martyriums der Gefangenen und versinnbildlichen zugleich deren einzige Verbindung zur Außenwelt. Stoltenbergs zentrale Fragen und Grundlagen ihrer Fotoserie waren: Wie groß ist der menschliche Urtrieb nach Freiheit? Wie hält ein Mensch die Foltermethoden, Zersetzungsstrategien, das absolute Ausgeliefertsein aus? Wie überlebt man die vielen Tage, Wochen, Monate in der Ungewissheit und Angst? Was erzählt man seinem Vernehmer in stundenlangen Verhören? Die Fotografien Stoltenbergs sind in ihrer ungemeinen Schlichtheit schockierend, ohne sensationsheischend zu sein.
Verhörraum - Foto: Ruth Stoltenberg
Ruth Stoltenberg: Objekt I. Untersuchungshaftanstalt und Haftkrankenhaus Berlin-Hohenschönhausen. Autoren: Roland Jahn, Ruth Stoltenberg, Wolfgang Zurborn. Kehrer Verlag, 2015.
Beispielfotos in der Pressemitteilung
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