Fix Zone

Die Aktion vor 100 Jahren (6)

Redaktion: 

Edlef Köppen als 21jähriger Soldat (Quelle: Stadt- und Kreisbibliothek Edlef Köppen in Genthin)

Edlef Köppen (1893-1938) begann 1915 erste Gedichte in der AKTION zu veröffentlichen, nach dem Juni 1918 dann auch in den MENSCHEN, der ROTEN ERDE und der KÜNDUNG, alles mehr oder weniger expressionistisch geprägte Zeitschriften. Er konnte Verse schmieden wie „Aus dem verronnenen Jahr kündet der Morgen ein Reis, / das eine Gnade betaut mit Traum von umfangender Ferne.“ (Selig, 1923). Zu der Zeit als er das Gedicht „Tote Stadt“ schrieb, war er als Soldat im ersten WK im preußischen Heer bei der Artillerie im Einsatz und erlitt früh eine schwere Lungenverletzung, an deren Spätfolgen er mit nur 45 Jahren stirbt.

Tote Stadt

Über verwaiste, graue Straßen kriecht das Grauen
Langsam und schleimig und voll fetter Gier.
Bald drängt es den dicken Schädel durch eine zertretene Tür,
glotzt die toten Wände an, nagt an den verkohlten Schwellen,
tastet mit nassen Fingern über den Leib der Leichen
und leckt das zerrinnende Blut.
Bald steckt es die schwarzen Arme durch zerschlagene Fenster
und klopft die letzten Scherben aus den Rahmen,
daß sie gellend am Stein zerspringen.
Bald reibt es sich gähnend an den Häuserecken
Und stürzt die letzten Pfeiler krachend um
und grinst vor Wollust.
Und manchmal lacht es. Und dann bebt die Stadt.

Aus: Die Aktion. Jg. 6, Nr. 33/34, 19. August 1916, Sp. 466

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