Reiches Verständnis
Cover des neuen Heym-Bandes bei Moloko
Neu bei Moloko plus: frühe Prosa von Georg Heym. Verbucht von Ben Schot.
»Ob dieses Buch einige Resonanz finden wird, bezweifele ich trotz der liebenswürdigen (unl. Wort). Denn es ist nicht für eine Zeit geschrieben, die Scharlatane für Dichter hält, die untereinander einen Assekuranzvertrag auf gegenseitiges Wohlwollen geschlossen haben. Ich setze zwei Beispiele dafür, auf welches reiche Verständnis ich gestoßen bin.
Nr. I. Ein Preßrezensent des Berliner Tageblatts äußert sich folgendermaßen: Ich und George, George. So unglaublich es klingt, ja, George. Es ist wahr. Es ist wirklich wahr. Er hat es geschrieben.
Nr. II. Herausgeber des literarischen Käseblättchens, das sich – lucus a non lucendo – der Sturm betitelt, fällt folgendes lapidarische Verdikt: Sie forcieren sich, die deutsche Sprache, und Ihr lyrisches Empfinden um einen schablonenhaften Rhythmus und den Reim herauszubekommen.
Immerhin ist der Herr so großmütig mir einige Begabung zuzuerkennen: ›Dies alles nur, weil Sie eine lyrische Begabung sind. Die Voraussetzung ist das einzige, was ich bisher bei Ihnen erkennen kann.‹ Wenn er das gefunden hätte, würde er mir überhaupt nicht geschrieben haben.
Nur die Jungen gehen mit mir, die σύμμαχοι, die noch etwas (unl. Wort) haben, und noch nicht zu Bourgeois geworden sind, wie Herr Herwarth Walden trotz seiner goldlockigen Künstlermähne.
Ich bitte die Literaturprofessoren um Verzeihung, daß mir meine Begabung nicht gestattet mit Versen anzufangen Sie lagen in dem Maiengras und träumten still, ich weiß nicht was, oder: in das Blaue schweift mein Blick, fänden wieder sie zurück, etc. daß ich auch nicht die Sehnsucht, die wie ein altes Huhn von tausend Dichterlingen durch Tausende ihrer Produkte gehetzt wird.«
Georg Heym & Ben Schot: Frühe Prosa. Book 026 Moloko plus.
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