Was wiegt das Stenogramm?
Felix Philipp Ingold bespricht in der NZZ einen schmalen Band neuer Gedichte des Welschschweizers Pierre Chappuis:
„Pierre Chappuis, sprachmächtig und sprachskeptisch zugleich, hat sich eine negative Poetik zu eigen gemacht, ausgehend davon, dass die Dingwelt und deren Wahrnehmung nicht adäquat zu benennen, schon gar nicht zu beschreiben seien; dass jeder diesbezügliche Versuch seinen Gegenstand verfehle, verfremde, ihn letztlich verrate; dass also menschliche Rede – die Rede des Dichters nicht ausgenommen – bestenfalls «ein Stenogramm sein könne, ausgerichtet mit ganzer Energie auf das, wodurch sie negiert wird». Das Ding negiert demnach das Wort, das ihm nie wirklich «entsprechen», nie «gerecht» werden kann; das Wort wiederum negiert das Ding, indem es sich an dessen Stelle setzt, es mithin repräsentiert, ohne es tatsächlich präsent zu machen.“
Pierre Chappuis: Dans la lumière sourde de ce jardin. Editions Corti, Paris 2016.
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