Von Heiß bis Schiß
Rühmkorfs Lieblingsplatz war immer zwischen den Stühlen – selbst wenn sie auf schwankendem Hochseil standen. In diesem Band sind erstmals alle seine Gedichte versammelt, von der 1956 erschienenen Broschüre Heiße Lyrik bis hin zu dem kurz vor seinem Tod zusammengestellten Band Paradiesvogelschiß von 2008.
«Nichts Höheres möchte der Reim, als freudig mit den Ohren gelöffelt und der Seele als ein Lockruf eingeflüstert werden. Und nichts Edleres hat er im Sinn, als den Zusammenklang des tragisch Getrennten, fatal Auseinandergerissenen, umständehalber Zerteilten wenigstens für einige Atemzüge lang als möglich erscheinen zu lassen.» Peter Rühmkorf
Peter Rühmkorfs sämtliche Gedichte in einem dicken Band - so ein Klotz hat natürlich das Zeug zum Hausbuch, zumal da Rühmkorf ohnehin in die Loge der großen lyrischen Volkstribune gehört, wo Heine, Bellmann, Ringelnatz und Kästner sitzen, um deren posthume Gastfreundschaft er sich immer wieder beworben hat. Rühmkorf steht in der Tradition dieser großen Zeitpoeten, er verfügt über eine ähnliche Radikalität und Klarheit im politischen Denken; er schrieb Gedichte im Volksliedmodus und baute den sarkastisch-lyrischen Erzählton des späten Gottfried Benn zu einem eigenen poetischen Bekenntnis-Sound um, wobei er selten vergaß, die hohe Warte des Genies souverän zu parodieren: "Noch Seher oder schon Spanner, das ist hier die Frage." Hilmar Kute in der Süddeutschen Zeitung
Peter Rühmkorf: Sämtliche Gedichte 1956 - 2008. Mit einer Auswahl der Gedichte von 1947 - 1955. Rowohlt Verlag.
Ein kleiner Wind, das wars
Ein kleiner Wind, das wars,
Mehr hielt uns nie,
Und des Mondes goldener Arsch
In der luftleeren Melancholie.Für heut und allemal,
Wohin unser Herz uns trieb,
Es ist scheißegal,
Woran es hängen blieb.Und ich berufe mich
Auf das was uns sterblich macht.
Süß und septemberlich –
Es ist eine süffige Nacht.aus: Heiße Lyrik (1953-1955)
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