Fix Zone

Delphine in Offenbach

Redaktion: 

Oscar Wilde, Salome. Zeichnungen von Marcus Behmer. Leipzig: Insel-Verlag, 1903 © Marcus Behmer. Rechte bei Marcus Haucke. Foto Klingspor Museum Offenbach

Das Klingspor Museum in Offenbach widmet seine Sommer-Ausstellung dem grandiosen Illustrator Marcus Behmer (Weimar 1879 – Berlin 1958). Heute ist der Künstler etwas in Vergessenheit geraten, obwohl er zu den bedeutendsten Illustratoren der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zählt und sein Werk in Sammlerkreisen hoch geschätzt wird.

Das Klingspor Museum besitzt eine der umfangreichsten Sammlungen seiner Werke überhaupt, die sich durch zahlreiche Unikate – insbesondere Zeichnungen und Aquarelle – auszeichnet. Die Sammlung geht auf Karl Klingspor zurück und wurde nach Gründung des Museums noch erweitert. Behmer lernte Karl Klingspor 1919 kennen, als die Schriftgießerei Gebr. Klingspor die Behmer-Antiqua für die Berliner Druckerei Otto von Holten schnitt. Der freundschaftliche Kontakt, der sich daraus entspann, ist durch zahlreiche Briefe belegt. Wie hoch der äußerst kritische Sammler den Künstler schätzte, macht allein die große Anzahl an illustrierten Büchern und Grafiken in Klingspors Sammlung deutlich.

Behmer war als Künstler Autodidakt. Während einer Ausbildung als Dekorationsmaler in München fand er in der damaligen Kunstmetropole Anschluss an Künstlerkreise und lernte unter anderen Bruno Paul, Richard Riemerschmid und Thomas Theodor Heine kennen. Er wurde Mitarbeiter der Zeitschriften „Simplicissimus“ und „Die Insel“. 1903 wurde er mit seinen Illustrationen zu Oscar Wildes „Salome“ innerhalb kürzester Zeit zu einem äußerst gefragten Künstler des Jugendstils. War sein frühes Werk noch stark von dem englischen Künstler Aubrey Beardsley beeinflusst, so entwickelte er später einen sehr eigenen künstlerischen Stil: detailreich, oftmals mit ironischen Anspielungen oder aber ins Groteske gehend. Sein Markenzeichen wurde der Delphin, der in immer neuen Variationen im Werk auftaucht und häufig Portraitzüge des Künstlers selbst aufweist. Behmers Vorliebe galt dem kleinen Format, dabei zeigen seine miniaturhaften Illustrationen eine überbordende Erzählfreude. Neben seinem großen illustrativen Werk war er auch als Buchgestalter und Schriftkünstler tätig. Arbeiten für den Insel-Verlag, die Maximilian-Gesellschaft und die Officina Serpentis belegen das hohe Niveau seines typographischen Werkes. Seine Illustrationen zu Oscar Wildes „Salome“ und zu Philipp Otto Runges Märchen „Vom Fischer un syner Fru“ sind seit über hundert Jahren immer noch lieferbar. Behmer schuf ein umfangreiches graphisches Œuvre, dessen Schwerpunkt die Radierung bildet, daneben entstanden aber auch Holzschnitte und Lithographien. Durch die Präsentation aller Schaffensbereiche des Künstlers beleuchtet die Ausstellung Leben und Werk Behmers. Zu sehen sind ebenso zahlreiche Originalzeichnungen zu Buchillustrationen, darunter Arbeiten zu der nicht realisierten „Petronius“-Ausgabe der Cranach-Presse. Eine weitere Facette zeigen die homoerotischen Zeichnungen des bekennenden Homosexuellen. Eine Zäsur bildete Behmers Verhaftung wegen homosexueller Handlungen im Jahr 1936. Eine 19 Monate lange Haft und ein anschließendes Berufsverbot zerstörten die Karriere des einstmals gefragten Künstlers. Behmer konnte nach 1945 nicht wieder an alte Erfolge anknüpfen. Aufträge blieben aus und der Künstler starb 1958 völlig verarmt in Berlin.

Die Ausstellung wird durch wertvolle Leihgaben aus Privatbesitz ergänzt. Sie soll auch dazu dienen, das Werk des großen Buchkünstlers und Grafikers wieder neu zu entdecken.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.

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