Fix Zone

Literatur ums Schlüsselhaus

Redaktion: 

Das Leipziger Institut für Literatur »Johannes R. Becher« ist eine Schlüsselinstitution der DDR-Literaturhistorie. 1955 in der DDR gegründet, wurden hier unter den Bedingungen einer normativ dominanten Herrschaftsstruktur Prozesse und Formen des literarischen Schreibens gefördert und vermittelt. Knapp 1000 Absolventen, darunter einige später namhafte DDR-Autoren (Werner Bräunig, Adolf Endler, Rainer und Sarah Kirsch, Erich Loest, Fred Wander), wurden am Becher-Institut zwischen 1955 und 1993 literaturpädagogisch und intellektuell sozialisiert. Die Fäden von fast vierzig Jahren Literaturgeschichte der DDR laufen an einem Ort zusammen, wo ideologische Doktrin, künstlerischer Auftrag und das Streben nach ästhetisch-poetischen Freiräumen im konfliktträchtigen Widerspruch standen.

Hannes Schwenger bespricht  aktuell im Tagesspiegel eine Studie über das „alte“ Leipziger Literaturinstitut:
„Am ehesten Zuspruch fanden noch die „Schöpferischen Seminare“ des parteilosen Lyrikers Georg Maurer. Maurers Ruf steigerte sich – zumal nach der Formierung der „Sächsischen Dichterschule“ aus dem Umkreis seiner Studenten und dem persönlichen Einsatz für den relegierten Andreas Reimann – zum Mythos, den die vorliegende Studie zu dämpfen versucht: Sein eigenes Werk sei „mitunter pathetisch und lehrhaft“ gewesen. Dennoch erfuhr man bei ihm und seinem Kollegen Gerhard Rothbauer mehr über moderne Weltliteratur als verordnet. „Über Sozialistischen Realismus regte man sich nicht auf. Das war eine Worthülse“, erklärte Sarah Kirsch.“

Das frühere Institut für Literatur (IfL), heute Deutsches Literaturinstitut Leipzig (Foto: Sylvia Dorn / Universität Leipzig)

Michael Opitz im Deutschlandfunk: „Insgesamt 990 Absolventen sind bis 1993 am IfL ausgebildet worden. Nur einige seien genannt: Werner Bräunig, Heinz Czechowski, Kurt Drawert, Adolf Endler, Ralph Giordano, Kerstin Hensel, Karl Heinz Jakobs, Sarah Kirsch, Barbara Köhler, Angela Krauß, Erich Loest, Katja Lange-Müller, Thomas Rosenlöcher und Fred Wander. Es handelt sich mithin durchaus nicht um Autoren, die im Verdacht stehen, in der DDR linientreue Texte verfasst zu haben, wenngleich solche Autoren auch unter den Absolventen zu finden sind: Günter Görlich und Walter Flegel seien stellvertretend genannt. In Verruf geriet das Institut mehrfach, weil kritische Autoren wie Helga M. Novak, Gert Neumann oder Andreas Reimann aus politischen Gründen vom Institut relegiert wurden. Es war keine "Insel der Seligen".“

Isabelle Lehn, Sascha Macht, Katja Stopka: Schreiben lernen im Sozialismus. Das Institut für Literatur „Johannes R. Becher“. Wallstein Verlag, Göttingen 2018.

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