Albertine Sarrazin
Nun in neuen deutschen Übersetzungen von Claudia Steinitz in der Ink Press zu haben – Bücher von Albertine Sarrazin: aktuell der Band „Querwege“ (und demnächst ihre Gedichte):
Albe ist frei, und Lou sitzt noch ein Jahr im Knast. Ein von Albe mit Geld bestochener Anwalt hat ihre Texte rausgeschmuggelt, jetzt will sie sie abholen, um endlich Autorin zu werden.
Vermeintliche Freunde enttäuschen sie, für viele Regionen Frankreichs hat sie ein Aufenthaltsverbot, arbeiten ist für sie keine Option, und so wird es schwer, die Zeit bis zu Lous Entlassung zu überstehen, ohne rückfällig zu werden.
Albertine Sarrazin hat zeit ihres Lebens nachgedacht, über ihre Adoptiveltern, über das Leben und immer über sich selbst, um mit ihrer immensen dichterischen Erfindungskraft darüber zu schreiben.
„Mein Wunsch zu schreiben reicht zwar in die Kindheit zurück, hat sich aber nicht auf normalem Wege verwirklicht: Inspiration, Fantasie, Stille, literweise billigen Rotwein vor einer klapprigen Schreibmaschine, den wilden Rasen eines Sommerhauses, auf dem man völlig unbelastet liegt und Grashalme kauend nachdenkt, das Literatenmilieu, den schwerwiegenden Schreibtisch mit Akten, Telefon und Maskottchen, kenn ich alles nicht. Vorstellungskraft? Hab ich nicht. Die Literatenwelt? Ist mir fremd, und sie vergilt es mir ebenso. Das Material? Papier aus dem Gefängniseinkauf zieht den Bic zieht die Finger zieht die Wörter nach sich. Um mich herum waren Wunder und Niedertracht, musste die gestohlene Zeit dringend zurückerobert, das sofortige Vergessen schleunigst überholt, das Nichts der Leere entrissen werden. Ich habe versucht, abends darüber zu sprechen, unter der nackten Glühlampe oder der winzigen Luke die Leere der Stunden zu übersetzen.“
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