Fix Zone

Hölderlins Orte

Redaktion: 

Neu im Kerber Verlag:
Nicht viele Dichter haben Sprache, Denken und Empfinden so geprägt wie Friedrich Hölderlin (1770–1843).In der Publikation »Hölderlins Orte« nähert sich die Fotografin Barbara Klemm (*1939), deren Bilder bereits vielfach in das ikonografische Gedächtnis der Bundesrepublik eingegangen sind, einem Dichter, der wie wenige andere die Grenzen der deutschen Sprache ausgelotet hat.

Anlässlich seines 250. Geburtstags hat Klemm Landschaften und Blickrichtungen aus seinen Gedichten mit ihrer Kamera erfasst. Die dafür unternommenen Reisen führten sie zu den Orten, die Hölderlins Leben und Werk prägten: In die Geburtsstadt Lauffen am Neckar, nach Nürtingen, Heidelberg, Bad Homburg, Bad Driburg und Jena, ins Kloster Maulbronn und zu jenem Tübinger Turm am Neckar, der heute nach dem Dichter benannt ist.

Doch nicht die biografischen Orte sind auf ihren Fotografien zu sehen. Vielmehr ging es um das, was in Hölderlins Werk eingegangen ist: Anstelle des einstigen Geburtshauses ist das Lauffener Hölderlin-Denkmal abgelichtet; anstelle des Nürtinger Wohnhauses der Neckar, Hölderlins Wegbegleiter seit Kindheitstagen, den er im gleichnamigen Gedicht zum Ausgangspunkt einer Gedankenreise nach Griechenland gemacht hat. Klemms Fotografien folgen dieser Blickachse vom Neckartal bis zu den griechischen Tempelruinen, die allein Hölderlins Romanheld Hyperion erblickt. Sie ergänzen die Orte, die der Dichter selbst vor Augen hatte, um jene Sehnsuchtsorte, die er sich lediglich literarisch erschließen konnte. Es sind poetische Bilder, die von Versen aus Hölderlins Gedichten ausgingen und wieder auf diese zurückverweisen. Wolken-, Wasser-, Baum- und Landschaftsstudien sind darunter, aber auch eine Serie von Jahreszeitenbildern, die mit den späten, im Turm verfassten Jahreszeitengedichten korrespondieren. Der Himmel nimmt darin viel Raum ein – ganz ähnlich wie in Hölderlins Gedichten, die stets das Unerreichbare zu greifen suchen.

Klemms Fotografien lenken den Blick ins Weite, in die Welt hinaus, und lösen die Aufforderung ein, die Hölderlin in seinem Gedicht Der Gang aufs Land ausgesprochen hat: „Komm! ins Offene“. Es sind Zeugnisse eines Blickaustauschs zwischen einem Dichter, der seiner Zeit weit voraus war, und einer Künstlerin, die mit ihren Fotografien die Wahrnehmung unserer Gegenwart mitgeprägt hat.

Mit Beginn des Hölderlin-Jubiläumsjahres 2020 gehen die Bilder der Fotografin mit den Versen des Dichters auf Wanderschaft. Wie der Dichter selbst nimmt die Ausstellung ihren Ausgang in Baden-Württemberg und macht sich von dort aus auf die Reise zu verschiedenen Orten in- und außerhalb Deutschlands.

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