das unbehauste kind

es war einmal ein kind,
das hatte so viel haus,
dass es unbehaust war.
es schritt durch die räume,
die wohl erträumt waren,
sah aber nur die leere,
nicht deren eingerichtetheit.

es war einmal ein kind,
das eben dort erwachsen wurde,
aber doch blieb dieses
unbehauste kind. nachts
lag es wach und schlief
am wirren tag der häuser, die
unterm dach, aber unbedacht waren.

das unbehauste kind - skizze

es war einmal ein kind,
das keine märchen kannte.
nur dieses, das man ihm erzählet hatte:
es war das märchen von dem kind,
das keine märchen kannte,
sondern solche schrieb,
wie man sie ihm erzählet hatte.

es war einmal ein kind,
das danach müde wurde
am tag und folgend in der nacht
des lebens wie des sterbens.
und so starb es nicht
und lebte gleichwohl nicht,
sondern starb, indem es lebte.

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Inferno [ir]rationale

Die DVD „Rationen“ der Kieler Filmgruppe Chaos angeschaut und live kommentiert

Machen wir es doch mal in der Besprechung genauso wie die Kieler Filmgruppe Chaos – gegen alle Regeln der Rezension, Rationen gegen die Ratio … stricktly Cut.Up – eine assoziative Annäherung an ein außergewöhnliches Filmwerk:

Einlegen und -loggen in den Schacht, aus dem das kömmbt | „Kill Kino Kill Kill“ gucken | Soundtrack, gewalttätig, Hollywood oder anderer Horror der Filmgeschichte | zermartert das 16mm-Material wie dann weiter | mit Filzstift, Messer oder schlimmeren Werkzeugen und Chemikalien | Das Kino zertrümmern! | Motto … ||

Still aus „Kill Kino Kill“ (Fotos: Filmgruppe Chaos)

Still aus „Kill Kino Kill Kill“ (Fotos: Filmgruppe Chaos)

„Stanz“ und „Stanz 2“ | Löcher ins Material zu Beats, die ähnlich löchrig | und Übermalung mit Filzer | bis man nichts mehr sieht | um – endlich – zu sehen | Musik: Clay Gold | also zu hören ||

Still aus „Stanz“

Still aus „Stanz“

+++ Ticker-Notiz +++ achtes, also achtbares Glas Rott.Wein +++ | und „Zeitgeister“ | eine Art in Stein gehau’nes Requiem | Doch die Toten zwitschern (Soundtrack) garstig und chines- oder japan- und jüdisch | Wie Wien, Zentralfriedhof | Engel aufflackern | nur am Anfang zerschreddert durch Zerr-Störung ||

Still aus „Zeitgeister“

Still aus „Zeitgeister“

So ähnlich „Flutterman“ | passt ins Bild | American Sound.Bit(e)s | Möwe, irgendwie hilflos | Präsidenten-Countdown | We have a Liftoff! ||

Still aus „Flutterman“

Still aus „Flutterman“

„Dopplereffekt“ kenn’ ich als studierter Physiker natürlich | aber nicht so optisch | hier das Filmbild sich voraus- und nacheilend, wie der Schall verdichtend und verdünnend | der Tanz | die Wollcken | die das Wollen b&w ||

Still aus „Dopplereffekt“

Still aus „Dopplereffekt“

Von ’nem Screening bei Augenweide (heißt jetzt fälschlich Filmfest – die haben eben alle keine Ahnung – Zorn immer noch, nur gegen wen?) als Sprung des „Blauen Peters“ in eine Rhapsodie in Blue-Black-White bekannt | Das Kind erwächst aus sowas wie Uterus zum Embry.Jojo.YOLO ||

Still aus „Blauer Peter“

Still aus „Blauer Peter“

Wie man im „Making Of“ (Extra der DVD) sieht, Logo-Streifen mit Schädeln aufgeklebt | „Death à Gogo“ | not to go – ich möchte bleiben | im Grab | du bist so tief und schön | in Poetry, „in tongues, they gave us“ | in der Über.Blendung ||

Still aus „Death à gogo“

Still aus „Death à gogo“

„Time Is Now“, daher | +++ neunte, also neue Glasscherbe aus Wein und Weinen und Weihen +++ | Rock-Movie à la Woodstückchen | gegenüber vorigem eher vidiotisch | dennoch jeden heutigen MusiClip in RGB-Schatten stellend ||

Team-Selfies, übermalt | insofern dem „Making Of“ zugeschlagen | geil aber, in „Shoot“ die Nizo wie eine Pistole sich an den Kopf zu setzen ||

Still aus „Shoot“

Still aus „Shoot“

„hopstick“ ist artificial art, Lichtschwerter | in die Diagonalen der Zellen | So kurz, so schön ||

„Adé nun, der Winter ist ein harter Schluß“, singen die Twenty-GesellInnen | b’n’w? Nö: trefflich koloriert | wie „du mein Schatz bleibst hier“ | ach ja, und Schubert …| Ich weiß einfach zu viel aus all der Kultur ||

Daher „No Hope For Me“ | Musikvideo schon gar nicht am Rhein, vom Rhein | wer soll des Stromes Cutter sein? | die Blondine, die hier rockig singt? | Oder eben doch die sporadisch chemisch zerstörte Schicht des Films, die über | die vermeintliche Wirklichkeit wie Tesafilm geklebt wird ||

Besser gefällt mir „Macht“ | dies Stammeln | dies Zögern | dies Nicht-Wissen | diese Ohn-Macht | dies „Ähm …“ ||

Wieder Macht in schlimmem Stein | „To Break One’Sword“ auf dem Kieler Rathausplatz | Denke: Fuck those Fighters, they didn’t fight for me | because I don’t fight | and I’m not in the condition to fuck | but to cut! ||

„Angst“: | Hitch.Cuckold.Sounds | aber nicht seine Bilder | nur Grauen | dem aber sich ausliefern | Lugosi lockt | und da ist noch die Krankenschwester an meinem verstorbenen Leib, in weiße Tücher gewichselt | verstört und zerstört ||

Still aus „Angst“

Still aus „Angst“

Dann doch noch „Kiel“ | „meine Stadt schmeckt nach Salz“ (Klavki) | und nach Passagen | Umkehr, U-Turn, nicht erlaubt | nur Hinwendung in der Holstenstraße ||

„Wer nichts zu verbergen hat“, wird nicht Künstler, sondern Kleinbürger | oder geht zur dirigistischen statt Director-Polizei | Sixties, als wir noch Polizei- (jetzt Überwachungs-) Staat waren | Sind das nordkoreanische … nein doch deutsche Gesänge im Soundtrack? ||

Am „Gummibaum“ wächst hier mein alpenhoher Traum | wohl konsequentest das Filmmaterial mit Fingerprints versehrt | also mit dem unverwechselbar Eigenen | angetastet auf die linnene Wand ||

„Süperman“ reitet wie einst Jesus auf ’nem Maulaffenfeilhaltendtier ein in die großen Schädelstädte | Vertreibt im Flug, nein, gemeindet zitierend ein, den Dada-Schrei vom HeartfieldMan ||

Still aus „Süperman“

Still aus „Süperman“

Bleibt Püppi im „Kindertraum“ | Zum DVD-Finale (abgesehen von den instruktiven Extras) wohl das emblematischste Werk | Schwarzbild ||

|| +++ Nachtticker +++ Glas Dutzend duzend +++ Kommen wir also | weil ja auch die Sonne schon aufgeht und das Dunkel des Kinos mit ihrem Licht stört | mal wieder runter auf Presseinfos (das es hier glücklicherweise nicht gibt) Niveau: Kurzum: die FGC hat in 40 Jahren eine experimentelle Filmsprache entwickelt, die ihres Gleichen nicht sucht, weil sie es nicht finden würde. Sie ist im besten Sinne des Wortes einzigartig in ihrer Radikalität, in ihrer Unbedingtheit, in ihrer Abgedrehtheit.

Aber brechen wir das ruhig nochmal weiter runter auf die bloße Info, die natürlich viel weniger als mehr sagt: Nach 40 Jahren Malträtierung von Super-8-Material brachte der Erwerb zweier ARRI-16mm-Kameras den Kieler Chaos-Filmern nochmal einen neuen Schub. Denn 16mm lassen sich noch besser verheeren als S8. Entstanden ist mit der DVD zum 40. Geburtstag ein einzigartiges Dokument dessen, was Film noch kann, aber bisher kaum jemand ausprobierte – und das mit analogen, chemischen, kratzmessernden Mitteln. Das kann kein digitaler Effekt reproduzieren. Chapeau, Chapeau, Chapeau vor unseren Kieler Chaos-Künstlern. Das Kino ist „kill, kill“ tot, noch lang lebe es und entwickele sich (in der „russischen Dose“) weiter hier!

Die Werkschau-DVD „Rationen – Filme der Filmgruppe Chaos 2012-2015“ wurde gefördert von der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein und ist über www.filmgruppe-chaos.de erhältlich.

(Dieser Artikel erschien erstmals auf infomedia-sh.org.)

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Bach – Kantaten (53)

Bach-Kantaten zum kommenden Kirchensonntag:
(10. Sonntag nach Trinitatis)

Epistel: 1. Kor. 12,1-11 (Mancherlei Gaben, aber ein Geist)
Evangelium: Luk. 19,41-48 (Jesus verkündigt die Zerstörung Jerusalems und treibt die Händler aus dem Tempel)

„Schauet doch uns sehet, ob irgendein Schmerz sei“ (BWV 46)

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„Nimm von uns, Herr, du treuer Gott“ (BWV 101)

(@ Wikipedia)

„Herr, deine Augen sehen nach dem Glauben“ (BWV 102)

(@ Wikipedia)

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Bach – Kantaten (52)

Bach-Kantaten zum kommenden Kirchensonntag:
(9. Sonntag nach Trinitatis)

Epistel: 1. Kor. 10,6-13 (Warnung vor Abgötterei und Sicherheitsdünkel; Trost in Versuchung)
Evangelium: Luk. 16,1-9 (Gleichnis vom ungerechten Haushalter)

„Herr, gehe nicht ins Gericht mit deinem Knecht“ (BWV 105)

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„Was frag ich nach der Welt“ (BWV 94)

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„Tue Rechnung! Donnerwort“ (BWV 168)

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Bach – Kantaten (51)

Bach-Kantaten zum kommenden Kirchensonntag:
(8. Sonntag nach Trinitatis)

Epistel: Röm. 8,12-17 (Welche der Gottes Geist treibt, die sind Gottes Kinder)
Evangelium: Matth. 7,15-23 (Aus der Bergpredigt: Warnung vor falschen Propheten: An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen)

„Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz“ (BWV 136)

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„Wo Gott der Herr nicht bei uns hält“ (BWV 178)

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„Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist“ (BWV 45)

(@ Wikipedia)

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vergleichsweise lei[b/d]end

„widerstehe doch der sünde, sonst ergreifet dich ihr gift“ (BWV 54)

ich hatte viel bekümmernis und fasste
solch’ herzchen mir, das sich so blutgebrasste.
ich lobte gott, doch erst die schücht’ren frauen
und stierte ihnen auf den weißen fuß.

zuvor ich machte ex- und -perimente.
hernach am schwanz im schwarz.gold.heimatland.
ich war der engel solch gebrat’ner ente,
der fernen in ihr’m dorf so einverwandt:

ich wusste, welcher ich mich eingelasste:
es wären sexies – alle mit ’ner fut
und also loch ihr und dem monst’ren grauen.

es wär’ sonett auf swing’dem dancegeflur
und unerhört mein leih-ge-castest schwur,
dass all’ ich liebt’, als wär’ ich ihre brut.

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Bach – Kantaten (50)

Bach-Kantaten zum kommenden Kirchensonntag:
(7. Sonntag nach Trinitatis)

Epistel: Röm. 6,19-23 (Der Tod ist der Sünde Sold; aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben)
Evangelium: Mark. 8,1-9 (Die Speisung der Viertausend)

„Widerstehe doch der Sünde“ (BWV 54)

(@ Wikipedia)

… und der sünde nicht, die sich auf meinem dennoch bricht …

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„Ärgre dich, o Seele, nicht“ (BWV 186)

(@ Wikipedia)

„Was willst du dich betrüben“ (BWV 107)

(@ Wikipedia)

„Es wartet alles auf dich“ (BWV 187)

(@ Wikipedia)

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Der Taucher

von meinem vater, dem tauch-pionier, warnemünde 1953, „fischmensch fiete“ …

friedrich schiller: „der taucher“

Neue Berliner Illustrierte (NBI), 1953, Nr. 29 (Scan/PDF):

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die trunkene trauer des nachkommens

die trunkene trauer, die herkunft des seiens im arm,
die mutter, die anderes sich doch fürs söhnchen erhoffte:
wir frösteln einander in herbsten und bleiben doch warm,
als sängen die lieder der kinder noch, was sich verkopfte.

hab’ nichts als manche gedichte als nachkomm’ gezeuget,
blieb fern allen knospen des stammes sprießend gebäum.
von mir war nichts weiteres als was in verse gebeuget,
ein nach mir nur echo und vorher im schlafe erträumt.

mutter_sohn_web

ich komme dem nach, dem verspielt und allem verstörten,
verkündige mich in den worten, an ihrem gereim.
denn sind wir nicht diese, die sich daran nochmals betörten,

an diesem so brüchigen und dem verhinderten heim?
aus mir nur dieses gewächs und welkend gedeihen,
doch auch mit dir bunter erblühend mir selber verzeihen.

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Bach – Kantaten (49)

Bach-Kantaten zum kommenden Kirchensonntag:
(6. Sonntag nach Trinitatis)

Epistel: Röm. 6,3-11 (Durch Christi Tod sind wir der Sünde gestorben)
Evangelium: Matth. 5,20-26 (Aus der Bergpredigt: Die bessere Gerechtigkeit der Christen gegenüber der Gesetzeserfüllung der Schriftgelehrten und Pharisäer)

„Vergnügte Ruh, beliebte Seelenlust“ (BWV 170)

(@ Wikipedia)

„Es ist das Heil uns kommen her“ (BWV 9)

(@ Wikipedia)

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