"Für die Literatur als Kunst wird die Schreibmaschine freilich erst dann was Rechtes bedeuten, bis ihre wunderbaren Kräfte ungeschwächt durch das trübe Medium des angehängten Schriftstellers zur Auswirkung kommen werden. Die Entwicklung muß hier, wie bei jeder Maschine, dahin streben, die notwendige menschliche Mitarbeit immer mehr und mehr einzuschränken. Der Tag, an dem es gelungen sein wird, den Schriftsteller ganz auszuschalten und die Schreibmaschine unmittelbar in Tätigkeit zu setzen, wird das große Zeitalter neuer Dichtkunst einleiten."Ob man sich nun der Erika, Modell 20 verschreibt, der Hermes Baby, oder dem Kultobjekt unter den Schreibmaschinen schlechthin: der lettera 22 aus dem Hause Olivetti, 1950 von Marcello Nizzoli ersonnen und 1954 als Designerstück auch gekürt, ist - neben funktionellen Gesichtspunkten - eine eher philosophische Frage. Rühmkorf schrieb bevorzugt auf der Olympia Monica, während ich mit meinen beiden Modellen erhebliche Schwierigkeiten hatte. Natürlich sind die verschiedenen Modelle aus dem Hause Remington oder Underwood usf. nicht weniger erwähnenswert. Meist aber nur für Sammler. Die lettera 22 ist für mich deshalb so interessant, weil sie schnell, robust und leise (und weich) im Anschlag ist. Während man funktiontüchtige Maschinen, denen an sich anvertrauen muss, bereits um die 20 Euro bekommen kann, schlägt eine lettera 22, die man für das tägliche Schaffen benutzen möchte, zwischen 200 - 400 Euro zu Buche, manchmal auch mehr. Cortázar suchte auf seiner Olivetti den Garten Eden, heraus kam Rayuela. Meine mächtige Olympia wird die Sandsteinburg unter ihre Lettern nehmen. Das sind Wege, die zurückgelegt werden, Wege, die ich bis heute immer wieder abgebrochen hatte.
Noch etwas zu Schreibmaschinen als sprechende Agenten : Ein berühmtes Buch, aus dem David Cronenberg einen nicht weniger berühmten Film machte, ist "Naked Lunch" von William S. Burroughs; mit folgender Kritik konfrontiert, die allein schon dazu auffordert, ohne wenn und aber zu lesen und zu sehen:
"Ein widerlicher Gifthauch ununterbrochener Perversion, literarischer Abschaum."Fantastisch, nicht?
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