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07.11.17

Eine ganz andere Form

Gezehrt von diesen einstigen Dingen, die jetzt nicht mehr sind.
Die Welt hat sich seitdem nicht mehr blicken lassen, es ist wie bei den Dinosauriern.
Eine ganz andere Form, aber sie nennen sich beim gleichen Namen.
Ich gehe die Straße hinunter und habe die Wahl, schon an der Kreuzung links abzubiegen,
oder einfach geradeaus weiter zu gehen.
Links bin ich schnell im Park, der einer von vielen ist. Endet er, endet mein Weg und ich bin da.

10.10.17

Stehende Knospen


Albera Anders; Öl auf Papier, 2009

Fortan schlüpften unsere Blüten den Minnesängern gleich aus ihren durchsichtigen, einsichtigen Welten. Der bestäubte Garn vieler Stunden wies ihnen den Weg durch den Kräuterfarn am Teich der irritierenden Gespinste, die mit den Butterfliegen rangen. Von den sanften Teilen ein Teil : das war ihr Begehr; und so drängten sie sich um das Seeufer herum, öffneten ihre Menuette (selbstverständlich im Dreivierteltakt) und zeugten in den Lüften von sich selbst und ihrem artistischen Flappern, der nahen Spule verwandt, nicht aber zu verwechseln mit den Tropfen, die sich vom endlos brausenden Mühlrad trennen. Besagter See ist ein gewisses Heute; unsere Blüten aber sind zeitlos, ein Mantel aus Flügelschlägen sorgt hierfür, genährt von Wiesenträumen. Die Kapriolen der Zinnober-Bürsten erklimmen ihre Wandten, vertanzen mit den Blüten einen gewissen Sommernachmittag. Wir werden uns den Schirm etwas kosten lassen, der uns während des Schauspiels ermöglicht, geschützt und sahnig eingeölt, das Okular auf die richtige Schärfe einzustellen.

Darstellung No. 3 
Bild und Zauber: Albera Anders
Text und Traum: Michael Perkampus

06.10.17

Von der Lab zu Tale


Albera Anders; Mischtechnik, Acryl und Öl, 2009

So der schneeweiße Stier zu den Blättern aus Thule:

Ich sagte noch, ich singe nie die Lieder meiner Ahnen. Doch hören wollte keiner, und klamm in meiner Brust mein Donnerherz, ihr kennt es wohl - und flieht, wenn ihr es lauscht. Durch Berge breche, durch Täler ich, durch Steppen gleite, durch Weite ich, und hufe empor und stauche in Wut das Gebirg' zu einem Talisman. Es waren keine Tore mir verschlossen: ich rannte sie ein mit dem Lachen der Gespenster und eroberte mich selbst. Ich diktiere, in deine Kammer dringend, dir die Wege, die ich kam.

So die Handschrift aus Thule zu  dem schneeweißen Stier:

Du hast mich gefunden, nicht gesucht, du hast mich gerufen in feurigen Träumen. Ich nehme dein kostbares Blut in meine Seiten hinein, sickerst du in die ruhmvolle Reihe hinab, wird dich das Leben nie mehr durch die Welten jagen, verschwimmst du nur auf meiner Fläche, so fürchte meine Tiefe!

Darstellung No. 2
Bild und Zauber: Albera Anders
Text und Duktus: Michael Perkampus

04.10.17

Zweifell


Wir haben verwahrt, aufgebahrt und hergerichtet. 
Die Tische. Die Stühle. Auf den Tellern 
die Masken. Die gelösten 
Zungen im Glas. Nun ist dieser Raum 
offenen Mundes 
für immer zu schließen. 

Das Rätsel der Frau 
Herkunft oder Umwelt 

Vor einer roten Wand 
entkleidet sich die Sphinx zweier Felle, kommt näher 
und streift die Haut auf 

Die Tiefe

Schnittmengen


Die Kommunikation ist ein interstellares Lächeln;
Zungenzeichen treiben die Boten in die Irre. Es
Verschwinden die großen Trübsale, die mit
Schweren Trauben behalftert auf der Gegenseite
Eine rechtsdrehende Ausfahrt nutzen. Die Blässe

Wird vom ausstehenden Teint verursacht, einer
Marter, die zu überstehen ist im Gegensatz zur
Syphilis, gegen die man an Schulen geimpft
Wird, die das Leben als etwas kennen, das
Rein zufällig durch den Gärprozeß

Ausgelöst wird, den man in Erlenmeyerkolben
Nach=brodelt. Man häuft etwas Katzengold
An, wenn die Stille überhand zu nehmen
Droht, steckt in die Zigarette einen Nagel,
Der gegen Mangelerscheinungen hilft, spuckt auf den

Boden wie ein Professor, und masturbiert auf
Einem Fahrrad während der Sommermonate.
Alles in allem ist der Wahnsinn ein abgekartetes
Spiel, wo immer die Ampel eine weitere
Möglichkeit bereit hält, den Verkehr zu schockieren.

Truthahnfett rinnt über schlanke Wege, die Fallen
Erhöhen den Einsatz, an Menschenfleisch zu
Gelangen. In der Sänfte ein versteckter Dolch.
Außerhalb der Sonne tropft ein Vulkan in das
Paradies mit den symmetrischen Hörnern unter

Dem Haupthaar. Unter einer verbrannten Amsel
Entsteht ein neues Einkaufszentrum mit Tiefpreisen
Unter Null. Bienen werden beim schwarz=Honigmachen
Erwischt. Ihre Strafe soll sein die unbekannte
Königin. Allerdings hatte die Strecke auch ihr

Gutes, bestand nicht nur aus Kurven und Geraden,
Sondern ebenfalls aus einer Hypotenuse, die sich
Wie eine Krawatte binden ließ. Als du mich vor
Der Kommode entdecktest, war dir anzusehen, daß
Du es auf diese Art tun wolltest, die mich zur

Legende machen würde. Doch bräuchten wir hierfür nicht
Eine Menge Benzin? Meine Taschen waren längst 
Zugenäht und deine hielten dem stürmischen Beifall
Kaum stand. Nur deshalb sprangen wir gemeinsam aus
Dem Fenster auf die Markise des Drachentöters.

Im Nachhinein hätten wir uns die Schuhe binden 
Sollen, vielleicht wären wir dann woanders heraus-
Gekommen. So aber blieb uns der Trost
Des Sommergewitters auf einer Schallplatte.

26.09.17

Bei den groben Steinen

Mit einem Abbild der Welt auf meinen Lidern 
legte ich eine Weile zu den groben Steinen mich, 

mich einmal nicht mehr zu fragen: 

Wann, Mensch, bist du endlich deiner Stimme, einem anderen Menschen Wort? 
Wann, Mensch, bist du mit allen Sinnen Auge? 

und dachte: Wacker, was einfach beieinander liegt! 

So legte ich mich auch zu dir. 

Wacker auch die Arachnide auf meiner linken Brust, die ich dort hinsetzte, 
die blieb, ihre Zeit aus ihrem buntgemusterten Hinterleib zu seiden. 

Wacker bei den groben Steinen zu liegen 
umspinnt mit allen Sinnen Auge Sanftes Hartes für Weilen.

24.09.17

Die Antwort



Mir bleibt noch etwas Regen in diesem
aufgeräumten Gefäß, weggeschlossen zwar,
aber nicht unerreichbar, wenn ich einen
Stuhl auf den anderen stelle.

Die Trockenheit unter der Zunge ist
für ein besonderes Klima verantwortlich.
Als könnte man leise eine Treppe
hinab schweben, keine Spuren im Staub.

Mittags schälten sich die Passanten aus dem Laub,
die Straße aber blieb bestehen.
Die Folgen eines Bisses,
ein Fetzen Luft zwischen den Zähnen,
mit allen brillanten Brechungen vereint.

Jetzt endlich kaufte sie den Stuhl,
um den Ereignissen beizuwohnen.
Heute weiß ich es nicht,
aber morgen werde ich mich gefragt haben.


23.09.17

Crash (Cronenberg)

Fixateur externe
Der Druck auf meine rechte Körperseite,
auf diese Extremitäten,
die Knochen,
die äußeren Flächen.
Das Hervortreten der Schulterblätter.
Die Unterbindung des Blutflusses der Beine.
Das Gras berührt,
die Wange den Boden.
Das Klaffen der oberen Lippe.
Die Beckenschaufel wieder und wieder in Erde bewegt.
Die starkschnellen Schläge. Links, unter meiner Brust.
Unter den Rippenbögen, die flache Atmung.
Die Weite von vorn,
von hinten Wärme.
Die Haut deiner Hand.
Das Blut schmeckt eisern.

„Maybe the next one. Maybe the next one.“

17.09.17

Eins Zigarette & Eins Bier

Oh. Die Säfte sind traut. Oh. In den Pausen verstaut. Der Hafer des Balkons, die Sonne der Lenden, die güldhuschenden Finger=Fische fangen an einem Anfang an und zapp=happeln all over the great white north der Körperkuppeln, die sich ungestüm auftürmen und Lechzer fahren lassen über das Tal des Raumes (denn links in der Ecke fehlt die Erhebung des Lagers); aber bald wird Draht; und bald werden die Windungen der Ornamentik Einzug halten. Es war: die Magd die Körperkulisse ("Und wirst du ...?!" - "Ich werde ...!" - "Und ob du wohl ...!"), die Herrschaft die Grafschaft die Zeitverschiebung der Körpertau die Mitte der Draperie.
In den Pausen: Morgen bekommst du.
Eins Zigarette & Eins Bier.

15.09.17

Die Rückläufigen Ängste der Konz



Tanze, Konz,
Tanze in der Milch menschlicher Kindheit!

Brosamen-Skizze, Katarakt-Design, Wildflächenstraße,
Reh-Hirsch kreuzt beim Rasieren das Waschbecken des
Grauens. Her mit der Hand, du Wildwuchs der
Posaune! An den Schunkel-Liedern erstickt die
Gefällige Masse, der Spasmen-Fanclub. Das
Blöde Licht spottet der Morgenwäsche, dem
Eingeölten After, der rasierten Zwetschge.

So ein Tag, so butterbroten wie heute. Im Porno
Kino : Minnie Maus mit Dildo.

Das Veloziped ronderte und rumpte über die
Schlank anzusehende
Straße ohne Kurve, ohne Gerade, ohne Teer, ohne Fuß
Gänger, überhaupt gab es keine Straße &
Das Veloziped war vielmehr ein Bein in Socken,
Oder zwei Beine, vom Rumpf getrennt, die über
Ein Waschbrett stompten & Geräusche machten,
Als würde Seifenlauge gemischt. Aber hinten
Krächzte ein Hahn, stellen Sie sich das vor!

Fand der Metzger seinen Dollar wieder, den er
In einer Schweine-Fud vor dem Finanzamt versteckt hatte?
Aber ja, Konz, aber ja! Gegrillt
Eines Tages & ganz speckig.

                      „Kettjupp!“

Worte der Freude, auch bei einem, der
Mit dem Messer tapeziert
Blutwände & Bänke, Tische, Spülbecken, Eimer,
Nußschalen, Girlanden, Nähnadeln, Zwirnkammern,
Büchsengemüse, mexikanische Hemden, Politikerfratzen,
Scharniere, Windeln, Tagträume & Wochenenden.

Setze dich nieder
Mit einer Dose Bier &
Quantisiere!

Die Klospülung betätigen, um das
Meer rauschen zu hören, eine Palme
Aus Scheiße modellieren. Das bist du,
Der aus der Ordnung für die Ordnung
Wieder in der Ordnung unterkam. Du

Befehligst eine Armee; die Soldateska besteigt
Dich königlich, spritzt das Fieber unter deine
Haut & wartet, bis du zum Transport bereit bist.

Gummistern in den Himmel,
Wenn kein Stern da ist, ein
Gummistern zu sein, oder
Wenn kein Himmel da ist, das
Licht ausknipsen.

Knipsen & schalten sind Geschwister,
Gummistern ist nur ein Wort wie
Jedes andere. Kennen Sie Hui Buhs
Gesammelte Werke? Dort steht der
Verwandlung nichts im Wege.


11.09.17

Der Geruch der Fontanelle




Es kam vor, daß die Strecke, die zurückgelegt wurde,
gar nicht die Strecke war, von der eine Skizze
existierte. Sie schlüpfte durch eine Ruinen-Lücke,
blieb in geisterhafter Manier verschwunden.

Ging sie noch einmal, auf Händen und Knien,
zurück, um all das, was sie versäumt hatte,
nachträglich zu daguerreotypieren? Oder legte sie sich
eine Hiobsbotschaft zu, die, einem kleineren
Hund gleich, auf Armen ausgeführt werden wollte?

Wir wissen es nicht, aber unter den Grübchen
einer beliebigen Amme steckt noch der Brief
mit Leporello-Faltung, der sich zwar in der
Adresse täuscht, aber ohne jeden Zweifel die
Stelle enthält, die aus deinem Bauchnabel tropft.

Niemand hatte dieses Loch bemerkt, was heißt,
das Loch hatte uns ebenfalls nicht bemerkt. Der Vorteil,
der sich daraus ergab, lag im Geheimnis der
Schaltung der Amphibie verborgen. Nehmen wir
einmal an, das Meer läßt sich zu früh sehen, oder
eine andere Pfütze, eine, die vor der Tür
wartet und wartet, eine,

die imstande ist, Geld zu verlangen, nur
um des Tausches Willen, nicht für eine
eventuelle Exhibition (11 W 53rd St.
Midtown West, New York 10019):

Frauen, die sich Ratten
umbinden –
                 Kanaldeckel, die ihr kreisförmiges Rund
preisgeben, ihr leckgeschlagenes Leben bedeckend,
die Meute vor Ort.

Dann nämlich – und nur dann – lassen die
zweigenden Wege sich sehen, aber auch das ist
                              keine Exhibition,

eher noch ein Reservat für Ideen, Konstrukte,
der Falle entronnen. Die Straßenmitte zeigt eine
wiedererstarkte Leiche im Hemd einer geschlossenen
Boutique. Sollte sie nicht hier sein? An diesem

Tisch sitzen und mit dem Revolver spielen?
Der letzte Schuß ging daneben, traf das Geschirr
mit den merkwürdigen Zeichen auf der Rückseite.


07.09.17

Ma-Ma




1 - 2 - 3 - 4 komm so spuckeln, hab's gegießt, 2 - 4 - 3 halten halten halten
wi-hil mit deiner pippi dusen, 4 - 2 - 3 : und hab's gegießt
und hab's und hab's und hab's gegießt, pau-pauder wonn wonn
pauder brrri 4 - 7 - 8, pheromo-schuh, o bombykol
willwill woruckeln, hab's gegießt, gezuzel zuzel bombykol

und spuckel komm komm spuckel mi oh piep piep dusen hab's gegießt
von 7 - 8 pau-pauder wonn pau-pauder brrri ovarium
4siebtel 8 kehrum herum von anders rum o bombykol
willwill woruckeln pauder brrri und hab's und hab's und hab's gegießt
belipp gelipp pau-pauder brrri o bombykol ovarium

04.09.17

GrammaTau




Wanderer, der Du eintrittst, laß alle Hoffnung fahren!

Umschmeichelt Dich auch der Dirnensaum
noch trunken der girlandenverhangenen Kammer -
es ist gewesen, es ist vorbei,
Du bezahlst, bist frei,
trittst hinaus in Not und Nebel,
verhangen nur vom Blech der Reklamen.

Auf Deinem Grabstein steht geschrieben,
daß Du suchtest die Stadt GrammaTau,
daß Du verschwandst in ihren Bauten,
daß Du umschmeichelt warst vom Dirnensaum,
von Abraum auf mächtigen Straßen,
lagst im Winde der Türen,
in Ecken der Tritte Echos.

Aus schwimmenden Fenstern gebeugt,
tranig, mit gefluteten Augen die Gespenster,
die ihre Schatten über die Gassen spannen.
Mögen sie im Mondlicht flattern zum Klang
der Ziegenkehlen=Lieder,zum falschen Schrei
des Gockel=Tiers zur Unzeit.

Jetzt tritt ein und tritt jetzt ein,
laß alle Hoffnung fahren!
Jetzt tritt ein und tritt jetzt ein,
es müht Dich doch sonst nicht,
Deinen Schritten zu begegnen!

Klamm mögen sie sein
und in ihrem Rhythmus fehlerhaft,
sie aber gehen vor Dir her,
Deine Schritte also sind Dir voraus,
sind Gefangene in Deinem Ohr.

Du schläfst und kannst nicht schlafen.
In GrammaTau erfindest Du ein Wort.
Und erwachst, hast nie geschlafen.
Und es fällt Dir nicht mehr ein.


03.09.17

Der Welt 2 Rücken

„Lass uns schön zueinander sein“, tönte die Seele aus dem Schnabel der Putte, die sich im Liebesvogelspiel ernster Angelegenheit verriet, mit dem Finger einen Bogen zeichnend, mit dem es mein sich ihr zeigendes Angesicht zur eigenen liebenden Brust hin lotste, durch die es auf sich deutete und somit auf sich verwies, mich nahm auf diesem Amorbogen, mal keckernd, mal verletzlich ängstlich, aber immer bedürftig. Mich darin tauchte und taufte.

 „Du siehst aus wie die Liebe. Ja, lass uns schön zueinander sein!“ Ein Ja-ich-will:

Mit Federaugen mit dir in den Tag blicken,
mit Flederaugen in die Nacht,
und immer wieder mit meinem Muttermund dein Blut küssen, 
dich umfangen mit der Flughaut einer Umarmung, die dich trägt und wärmt,
im Uterussamt mit dir zu zwillingen, 
dir in ihr auch mein mh-Mädchen zu geben.

02.09.17

Gen Eden

Ich ziehe an zwei Bändern, die rot aus meinem Sternum herabhängen, 
ich ziehe an einer von Hand in meinen Brustkorb gelegten Schleife. 
Ich tue das, weil es mir in den Sinn kommt 
als ich im Spiegel sehe, dass sich kleine Buchstaben 
auf meinen Lippen profilieren. 

Ich ziehe an beiden Bändern, löse einen Zirkus aus, 
der mich bauchpinselt, blau-weiß gestreift vom Nabel bis zu den Zehen 
versuche ich von hier oben aus 
     - mich tief in die offene, dunkle Erde hinabbeugend -

möglichst alle grünen Schlangen in meinen Korb zu legen, 
die gerade hektisch durch das Gewitter aalen, 

die die zwei Clowns, die sich entspringen 
sobald sie sich gegenseitig als Leiter zum Himmel zu nutzen versuchen, 
in die Grube der Sphinx werfen sollten. 
Papageien steigen aus meinem Hintern empor, 

fliegen gen Eden.

30.08.17

Pastos von der Nachbarin




Vielleicht schafft einer ein Gedicht
in einem Jahr, schreibt es so nieder,
wie er sitzt, und hat dann Worte gemacht,

über die er nachdenken muß, früh und spät
(nur mittags ruht er sich aus),
nach zwei Wochen hat er bereits ein Wort verändert,

nichts, von dem er weiß, vielleicht
ist er nicht verantwortlich für sein Gedicht,
vielleicht sind seine Spuren nicht so wichtig,

seine Gestalten im Laternenlicht,
zum Gruß erhobne Hand, die Mittelstreifen
existieren noch, die Häuserschluchten,

die ihn verlachen, weil er
Buchstaben ohne Statik bildet,
wenn er zur U-Bahn wechselt,

die Straße unterquert, alle Warnungen
im Schutt der Stadt entdeckt, wie sie
Karten spielen, sich wie kleine Köter balgen,

wenn einer auftaucht, den sie vorher noch
nie gesehn. Am Abend berichtigt er das Wort,
um am nächsten Tag jene Dinge vorzufinden,

die er zum Leben benötigt, als da wären :
zwei Koteletts vom selben Schwein wie immer
und eine Kaffeepflanze, die ihren Samen Namen gibt,

so daß er sich über ein entgangenes Zwiegespräch
nur dann ärgern muß, wenn seine Nachbarin
klingelt, um ihr Porzellangeschirr

für einen langen Nachmittag abzugeben.
Nie kommt sie über die Schwelle, sagt nur :
"Sie haben nicht vergessen, Ihr Wort zu ändern",

während er bereits den Kopf schüttelt.
Sie überwacht ihn, weiß, wann er eine
schwache Minute aus dem Schrank holt,

aber mit ihrem Nachschlüssel gelangt sie nur
bis zur Miniatur einer Toilette in Antwerpen,
was sie ängstigt. Was wäre denn, wenn er das schriebe?

Ihren Kopf ist sie ohnehin bereits los,
aber sie würde gerne ihre Hände behalten,
um ihm weiter das Geschirr zu bringen.

Was wüßte sie sonst von der Welt - allein
und ohne Türspion? Gedichte sind nun genau jene
Partikel, aus denen sich die Welt zusammensetzt.


29.08.17

Worauf du achten wirst




I,

Wenn wir wirklich sehr vorsichtig sind mit
Der Wahrheit, dürfen wir unsere Laster behalten,
Zumindest behaupten das die alten Bücher,

Die hinter der Kommode in der Küche
Deiner Mutter sitzen, ihre Flügel strecken, flattern.
Aufmerksam wurde ich durch ein knarzendes

Dielenbrett. Worauf spielt es an? Im
Universum geht Energie nur dann verloren,
Wenn wir nicht mehr sind.

II,

Der gespannte Gummi wäre lieber die Saite
Einer Konzertguitarre, erträgt das Spiel
Der hüpfenden Beine jedoch klaglos, denn

In der Vergangenheit gab es einige Vorkommnisse,
Von denen die Mädchen wußten. Wer in einem
Solchen Ausmaß Bescheid weiß, ist längst

Kein Gegner mehr, sondern jemand, der
Die weite Reise tun muß, und ahnt,
Daß er selbst viele künstliche Stoffe enthält.

III,

Ich springe nicht gern in dieses Wasser hinein,
Das vor Entengrütze steht; verloren
Geglaubt das Schmuckstück, eine Vermutung nur.

Könnte man hineinsehen, hätte man
Überhaupt Augen, um Vergessenes zu betrachten,
Stünde ich nicht hier im Regen, um darauf

Zu warten, bis das Geschmeide mir
Auf den Kopf fällt. Jetzt reichst du mir
Meine Badehose und sagst, es wäre besser so.


28.08.17

Montsegur




Vortex-Reise, hinaus aus schalen Wassern kriecht
Das bildhafte Reptil, das Lungen
Überall an seinem Körper verteilt, damit atmet,
Brennt, Kiemen wandelt. Auskeimend,
Bringend weiches Leder zu den Tälern ins Stroh,
Ins sonnenlose Gras,
Zahnrascheln, in den Nacken stürzen,
Tief ins Blut taucht ein Zahn,
Betrinkt sich, gerinnt Blut im Castrum Montsegur.


27.08.17

Wer sagt nun seinen Namen?




: und dann pfählen wir
die Nacht vielleicht
ihren Schmetterling. Laß

es fahren, wir wissen es doch
ohnehin niemals genau! Kannst
du dich erinnern?

Das Feuer sang, es sang 
atonale Giguen
auf dem Rücken des Holzes,
die Glut eine Stadt im Fluge. Je

mand spielte die Grasflöte memorierend, tat
Klänge hinein, einer Flüssigkeit entnommen,
die durch Dachleisten nieselt. Sonderbare

Keimlinge, nabelfrei, trugen
Schlachtplatten durch ein
Gewirr tiefer Stimmen, lose,
majestätisch, kühn. Ach,

der Luftzug einer Seele, ein
fünfter Wind im Würfel einer Kluft. Die
Augenzahl wie die Tage unbekannt.


24.08.17

Dorn Kischote

Du wirst mit deinen Mühlen besser beschienen, Kischote,
Wenn du dich von Mittag näherst.
Dann zeugen die Lupinen von deinen Taten
Und die Brunnen haben Heimweh.
Dann wird sich der Boden erheben
Und Berge auf den Gesang lauschen,
Der hinter einem einsamen Duschvorhang ertönt.
Auf einem geschnitzten Abfallhaufen landet deine Lanze, Kischote,
Wenn du dich von Abend näherst
Auf einem nur gemalten Gaul, die Rotoren,
Angetrieben von Mückenflug und Atemfluch,
Den Zehnt zermalmen, den Müller gleich mit,
Und seine Schurze hängt da noch
Wenn du dich von Morgen näherst,
Der Mill den Hintern zu versohlen, aufgetuntet
Mit Rost und Federhelm und reichlich Irrglaube.
Du wirst mit deinen Mühlen besser beschienen, Kischote,
Wenn du dich von Mittag näherst.