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27.11.17

Ocean Avenue 112



Das Haus ist eine Persönlichkeit wie du, wie ich.
Lebt das Haus also in uns, wie wir glauben, in ihm zu leben? Sind unsere Zimmer bewohnbar und ist der Staub der Rest, der von Sekunden übrig blieb? Der Knopf, der noch dort liegt, hat einst geschlossen Jackentaschen gegen Hände, die am Suchen waren. Das ist der Tod, aber er vollzieht sich nicht, bleibt so lang allein, bis er aufgelöst in allem schwimmt, über allem schwebt, seine Larve ist Kaminholz, geschminkt.
Kannst du mich erkennen, auch wenn nichts mehr übrig ist von diesem Ort, nichts mehr übrig ist von diesen Spuren, ausgelegt, um mir zu folgen, in den selben Traum von einer Nacht, schlaflos durchwacht, eine Aubade angestimmt?
Kannst du mich also erkennen, wie ich Jahrhunderte niederlege, tief in das Polster greife, um ein weiteres Stück von mir daraus hervorzuholen? Noch sieht der Tag mich nicht erwachen, sieht dich niemand aus meinem Zimmer kommen. Du könntest bleiben, schließ die Tür. Ich komme aus Feenlanden, dort rührt sich kaum ein Zweig, kein Wasser fließt, kein Brunnen löscht der Erde Durst und mich.

18.11.17

Äquinoktien



Erzähle mir, wie es den Glocken gelang,
sich in meinem Keller einzuquartieren,
wo doch meistens die Tür abgeschlossen ist.

Die Stadt hat Ruh, doch unser Keller
bebt. Da waren noch alte Sessel, die ich
gerne mit einer Firnis überzogen hätte,

einem Tran aus Unschuld und Hingabe;
dort säßen wir gut, wenn die Tage
kürzer werden. Sie tun es jedoch nicht.


14.11.17

Der Mann im Regen



Ein Mann läuft im Regen herum,
Zwischen Hammerschlägen der Dunkelheit eingefaßt.
Alles ist vage, der Nebel ist vage und schwarz.
Tropfen fallen seitwärts aus der Öffnung,

Vorgesehen, der Zukunft zu entkommen.
Andere Schritte gibt es nicht, nicht jene,
Die lautlos schleichen, auch nicht jene, die
Auf dem Tablett geliefert werden,
Auf dem er Nahrung zu sich nimmt wie Licht.

Die Stadt mehrt sich durch Spiegelung,
Schließt nahtlos dort an, wo alles endete,
Wo jetzt eine ausgeweidete Tanne auf ihre
Beerdigung wartet, Luftschlangen sich

Tarnen als Tang. Die Lippen sind
Fürchterlich anzusehen, geöffnet in einen
Stillen Bereich hinein; dort kam es niemals
Zu einer Begegnung zwischen dem Wunsch,

Das Richtige zu tun, und dem Taxifahrer,
Der den Pfützen ausweicht, der die Welt
Aus Bilderbüchern kennt, deren Texte
Ausradiert wurden, um damit

Anzudeuten, es sei egal.
Ein verbündeter der Schnecken und der
Lokomotiven. Im abgestorbenen Gras
Vergnügen sich die Mücken damit, einen

Kadaver zu besiedeln, eine neue Metropole aus
Dem Nichts oder aus einem gebrochenen Schädel
Heraus. Es wird Zeit, eine Pause zu machen,
Den Hut zu wechseln, die Schuhe allein

Weiter gehen zu lassen. Der eigene Schatten
Überfällt dich in einer unbelebten Seitenstraße
Dieser Welt. Ein Klingelschild läßt ahnen,
Wer einst hier sein Domizil suchte,

Dann aber doch nicht einzog. Der Blitzableiter
Am Bett wehrt manche Träume ergebnislos ab.
Es regnet hier in der Küche durch das Loch im Kamin.
Schwarze Tropfen, die du als Tinte verwenden
Wirst, wenn du eines Tages aufschreibst,
Was das alles soll.


08.11.17

Allerlei zu versuchen



achja asfaltschleim, eine bitumie
bergteer, satanspech gegen aller
lei gebrechen (sie gingen die end
lose allee entlang unter den
schwarzen platanen) musik ála
zingarese betäubte die ohren in
ihrem halfter, zum schumann'schen
rotationstachistoskop, mit dem
der umfang der aufmerksamkeit
gemessen werden soll

ist nicht so / daß wir kühlen könnten
ist nicht so / daß wir ober=räubern
abrammen, umtafeln, um tafeln
herum : waffeln / daß wir
ohnsägliches gespür, entrinnen
mimenzwecke im spiegelfleisch
hören wir bitteren fuchsjagden zu


02.11.17

Choks



Die Verstiegenheit, die uns zu Mördern macht,
wie wir noch nie welche gewesen sind,
die wir noch nie in Worte fassen konnten,
die wir noch nie in einem Zug tranken, das
Glas noch am Ast,
der Ast noch im Auge,
das Blut noch im Glas;
diese Verstiegenheit, die sich äußert,
wenn wir Mörder jedweder Art sind.

Die Lichtung ist schwarz, ein Ort der Ekstase, ein
Ballsaal für Wünsche, die               sich nicht einschließen lassen,
sich reproduzieren lassen.
Vermehrung ist Auszehrung,           hierzulande
Verdoppelung Beliebigkeit              muß man müssen,

Der Flaneur, ein Kaleidoskop, das mit
Bewußtsein versehen ist, läßt abklatschen die Gestalt
der offenbarten Dinge.

                                                         sonst darf man nicht.


29.10.17

Der 30. Februar des Jahres



Es regnet brossierte Hüte;
wer etwas dafür kann,
sollte jetzt nicht zögern,
die Hand zu heben.

Während die Hände sich erheben,
die Hüte zu fangen,
den eigenen ins Dickicht zu verlagern,
schreibt man Schuldscheine aus.

Es war eine dunkle Hut-Nacht,
die Schreibmaschinen griffelten
von Richtung der Nordwest-Allee.

Wer konnte, aß etwas auf,
sei es eine Vermißtenanzeige,
ein parfümierter Liebesbrief,
der Griff einer Pandora-Büchse,
ein geliehenes Ohr.

Dann setzte man sich unter einen
tapferen Zweig, maß den Umfang
seines Schädels anhand gelesener
Bücher, und probte den letzten
Reim eines verwandten Geistes,
nicht länger als zweihundert Jahre tot.

Die Gasthäuser rollten ihre
Fässer aus den Kellern

"bring out the dead!"

manche nutzten die Zeit bis
zum Aufprall mit dem
Nachspielen eines Horoskops.

Ältere Herrschaften wurden mit
Zöpfen schick gemacht, den
Töchtern abgeschnitten,
auf daß niemand erkennen soll.

Hätte ich noch ein wenig
mehr Zeit, würde ich
über die bahnbrechende
Erfindung der Dorfstraße reden.

So aber bleibt mir nichts
als mich anzuschließen.


22.10.17

Der Schrecken der Reise



Die Schnecke erfährt ihr Tempo hinter vorgehaltener Hand.
Heimlich bekommt sie dafür ein Haus, das wie ein Trichter
Zum Kleinsten und zum Größten hin führt, aber langsam.
Langsamer als die Farben aus Gesichtern rutschen,
Die auf der gleichen Strecke unterwegs sind,
In einem Raum, der abstrakt scheint, mehrteilig,
Wie es die optische Täuschung oft vormacht,
Wenn die Perspektive, von der nun alle reden,
Nicht mehr vorhanden ist, wenn sie dem Ultraschall
Des Gehörten, dem Infrarot der Nacht, durch ihre Wärmepausen weicht.

Dann bleiben gesprochene Worte auf der Strecke liegen,
Keiner kümmert sich um das Gepäck des anderen. Im
Forst sitzen die Tafeln mit den Umsteigemöglichkeiten fest,
Behaupten sich nicht gegen Bäume oder Gräser, haben
Es aufgegeben, die richtige Stelle mit einem X zu
Markieren. Sie werden kaum aufgedeckt, gefunden werden.
Deine Hand leuchtet einen Ballon an, aber auch diese
Geste bringt keine Zeit zurück, die auf der Reise verloren
Ging. Trotzdem folgen die Vögel dem Licht zurück in
Ihre Nester, die jetzt, da sie älter sind, bereits
Vertrocknet und mit eingeworfenen Fenstern einen Tanzsaal
Abstrakter Gerüche bilden.

Nehmen wir auch nur ein einziges Muster fort, hebt sich
Die Distanz bereits wieder auf, alles ist dann nur
Ein einziger Ort, der Trichter der Schnecke zum
Kleinsten, zum Größten hin. Dieses mathematische Rätsel
Schreckt die Reisenden, die wissen, daß sie sich
Nicht mehr bewegen dürfen. Es steht in ihrem Gepäck
Geschrieben, aber auch auf unzähligen Urlaubskarten,
Die an der Wand neben Faltern ihren Platz behaupten.


18.10.17

Der Horcher



Die neuen Tage beginnen nicht so wie die alten enden.
Jemand hat das Interieur verändert, die Kabelage ist
Durch fremde Mauern gezogen, die Venuslampe scheint.
Über unzählige Stufen gepoltert trifft derjenige ein,
Den sie den Horcher nennen. Er steigt aus der Fassade,
Die ihn wie mit einem Fahrstuhl nach oben brachte.

Geweihe zeigen nach Norden, was die natürliche Ansicht unterstreicht.
Zu Boden, sondern in ein dafür installiertes Sicherungsgitter.
Geflohen sind wir längst, nur scheint uns jetzt
Zusätzlich die Sonne ins Gesicht, was die Arbeit sichtlich erschwert.

Die Sätze sind abhängig von den großen Laternen, pausenlos
Ausgespuckte Routine wäre ein Wort dafür, das der Horcher verwendet
                                                                                                  hätte.
Ohne Gefühl der Zweckbindung an den Türen vorbeigehen,
Die atmosphärischen Störungen von jenem Weizen zu trennen,
Das nicht in ein Brot fährt, die zarten Verwehungen anzuerkennen,

Ohne Gegenwehr, ohne einen Wimpernschlag in Anspruch zu nehmen.
Selten haben wir unsere Tage wie vorgesehen verbracht,
Ungesehen, Staubteufel auf einem Friedhof in der Nacht.


08.10.17

NachtSichtGerät




ich könnte einen gebrauchen, der
          jetzt
die Strippe zieht
verschwunden ist dann das
und auch das
        Sondermodelle                                               ginge vorbei
ginge ganz einfach vorbei
Nacht.Sicht.Gerät.

   : so was von der Welt erfahren
   so was von ihr hören müssen,
         also daß die da draußen blödsinnig sind
   weiß man ja
         daß die hier einfach auf dem Planeten
damit können Sie                abgelegt wurden
einen Tag erleben (mal schau‘n was aus Ihnen wird)         Als Köche
wie er                                  verkleidete Polizisten
wirklich ist                          und die fickten dann sagen wir mal
die Viecher, die da rumstreunten
der Mensch sage ich ist aus Sodomie geworden

der Mensch sage ich


04.10.17

Schnittmengen


Die Kommunikation ist ein interstellares Lächeln;
Zungenzeichen treiben die Boten in die Irre. Es
Verschwinden die großen Trübsale, die mit
Schweren Trauben behalftert auf der Gegenseite
Eine rechtsdrehende Ausfahrt nutzen. Die Blässe

Wird vom ausstehenden Teint verursacht, einer
Marter, die zu überstehen ist im Gegensatz zur
Syphilis, gegen die man an Schulen geimpft
Wird, die das Leben als etwas kennen, das
Rein zufällig durch den Gärprozeß

Ausgelöst wird, den man in Erlenmeyerkolben
Nach=brodelt. Man häuft etwas Katzengold
An, wenn die Stille überhand zu nehmen
Droht, steckt in die Zigarette einen Nagel,
Der gegen Mangelerscheinungen hilft, spuckt auf den

Boden wie ein Professor, und masturbiert auf
Einem Fahrrad während der Sommermonate.
Alles in allem ist der Wahnsinn ein abgekartetes
Spiel, wo immer die Ampel eine weitere
Möglichkeit bereit hält, den Verkehr zu schockieren.

Truthahnfett rinnt über schlanke Wege, die Fallen
Erhöhen den Einsatz, an Menschenfleisch zu
Gelangen. In der Sänfte ein versteckter Dolch.
Außerhalb der Sonne tropft ein Vulkan in das
Paradies mit den symmetrischen Hörnern unter

Dem Haupthaar. Unter einer verbrannten Amsel
Entsteht ein neues Einkaufszentrum mit Tiefpreisen
Unter Null. Bienen werden beim schwarz=Honigmachen
Erwischt. Ihre Strafe soll sein die unbekannte
Königin. Allerdings hatte die Strecke auch ihr

Gutes, bestand nicht nur aus Kurven und Geraden,
Sondern ebenfalls aus einer Hypotenuse, die sich
Wie eine Krawatte binden ließ. Als du mich vor
Der Kommode entdecktest, war dir anzusehen, daß
Du es auf diese Art tun wolltest, die mich zur

Legende machen würde. Doch bräuchten wir hierfür nicht
Eine Menge Benzin? Meine Taschen waren längst 
Zugenäht und deine hielten dem stürmischen Beifall
Kaum stand. Nur deshalb sprangen wir gemeinsam aus
Dem Fenster auf die Markise des Drachentöters.

Im Nachhinein hätten wir uns die Schuhe binden 
Sollen, vielleicht wären wir dann woanders heraus-
Gekommen. So aber blieb uns der Trost
Des Sommergewitters auf einer Schallplatte.

28.09.17

Der achtspurige Gehsteig



Es ist nicht ausgeschlossen, daß die 
Wahrheit im Einkaufskorb dieser Frau 
Zu finden ist. Gerne erlaubt sich das Produkt
Einen Spaß, indem es fleißig winkt, ohne
Einen Blinker zu setzen. Das ist die falsche 

Richtung, denkt man und steigt nicht wieder ein. 
Wozu auch? Der Lebenslauf führt etwas anderes im 
Schilde, mit mehr Enthusiasmus, versteht sich.
Da es manche ohne ihr Zutun wissen, als stecke es 
In den Genen einer jeden publizierten Arbeit,

Schlagen wir es nicht in einem Lexikon nach.
Der Tanz stoppt wegen der viel zu schlechten 
Schuhe. Gestern waren sie noch schwarz.
Auch die Fotos von früher haben Hängetitten, manche
Sind sogar barfuß. Auffällig ist der rechte Rand, 

Der einem Schafott gleicht, die Klinge mit Sojamilch 
Gereinigt. Wenn die Linse das gesehen hat, was 
Hindert uns daran, alles zu wiederholen?

Der Fahrtwind kommt von oben – 

                                                         Aber kann das sein?

Die Rache steckt noch im Kühlschrank, der 
Verdichterspirale, fest, neben der Butterdose 
Ein Zelt aus Polymeren. Mit einem Mal löste die
Schrift ihre Knoten und hinterließ einen sehr 
Langen Regenwurm, der sich durch ein Komma stülpte.

Der Text war augenblicklich nicht mehr zu gebrauchen, 
Selbst das Papier hatte aufgehört, sich mit 
Gedanken zu beschäftigen. Durch ein Radio konnte man
Kontakt mit dem Zimmer nebenan bekommen. Peilsender
sind das Ziel einer Yagi=Antenne. Im Spiegel 

Wirken sie unnötig wiederholt. Nur achtet niemand auf 
Dieses zweite Lied. Ein Fehler, wie sich schon oft 
Herausstellen ließ. Die künstlichen Felle sind 
Wahrscheinlicher. Auf einer Leine sterben sie in ihrer Haut.
Eine Zehntelsekunde lang wird alles wieder wie früher sein, 

Oder aber die Täuschung ist mehr als gelungen. Auch 
Der blaue Fleck auf dem Stuhl kehrt wieder. Es handelt 
Sich um eine Wunde, mit Pfennigen geschlagen.
Ödland ist von der Terrasse aus zu sehen,
Gold wächst heran in eisernen Kisten, zerschossen,

Aber unbenutzt. Könnte je ein Hammer (Impuls und
Energie) so etwas anrichten? War es vielleicht
Etwas anderes? Nehmen wir den Wiesenfleck dort -
Er könnte das ganze Kapitel für sich beenden.
Der Philosoph arbeitet mit seinem Bart,

Stahlseile hängen von Kinn und Wangen,
Worte tropfen aus dem fiebrigen Mund,
hinterlassen einen Teller voll Buchstabensuppe.
Die Umkleidekabine ist angefüllt mit Wäsche,
Ein einsamer Badeanzug hängt an der

Klinke und stampft mit den Füßen auf. Später
Gesellt sich die Verwandtschaft hinzu.
Der Dorfkrug weint, weil er kein Geld mehr hat,
Die Reise zu bezahlen. Andere trachten ihm
Nach seiner Bleibe. Irgendwann wird er sie

Teilen oder sich verändern. Nur nicht heute.
Die Stadt heißt uns willkommen, auch wenn
Sie uns nicht einläßt. Noch schlafen die Menschen
Auf den Tischen, sorgen für einen Geräusch-
Pegel, der Insekten vertreibt. Der Ortswechsel 
Kommt mir vor, als wäre ich schon einmal da gewesen, 

Zwischen all den Kisten aus Glas, dem Taubenreigen, 
Der Präsenz ominöser Bilder an den eingekerbten Wänden,
Taschenbücher ohne Rückgrat. Eine Wiege schaukelt 
Im Foyer, hängt träge in einer unwirklichen 
Stellung fest, bis ich komme, eine Hand unter die 

Kufen klemme, die Dielen loslasse, sozusagen die 
Fangarme spreize, um zu fangen, was aus dem Anzug rinnt. 
Das Schaukelpferd ist nur ein Steckenpferd, das Kajak 
Eine Luftmatratze. Wer die Stimme hört, verschafft sich die
Argumentation. Dazu gehört ein lang anhaltender Atem, 

Ein Sirenenton, von Rippen erzeugt, durch das unbewegliche 
Ausmaß gepumpt. In Teilen bleibt der Eindruck bestehen,
Hier sei etwas heimisch. Originalität ist ein Pfeifen in den Ohren.

24.09.17

Die Antwort



Mir bleibt noch etwas Regen in diesem
aufgeräumten Gefäß, weggeschlossen zwar,
aber nicht unerreichbar, wenn ich einen
Stuhl auf den anderen stelle.

Die Trockenheit unter der Zunge ist
für ein besonderes Klima verantwortlich.
Als könnte man leise eine Treppe
hinab schweben, keine Spuren im Staub.

Mittags schälten sich die Passanten aus dem Laub,
die Straße aber blieb bestehen.
Die Folgen eines Bisses,
ein Fetzen Luft zwischen den Zähnen,
mit allen brillanten Brechungen vereint.

Jetzt endlich kaufte sie den Stuhl,
um den Ereignissen beizuwohnen.
Heute weiß ich es nicht,
aber morgen werde ich mich gefragt haben.


19.09.17

Der Pionier



Da es ihm nun schon einmal passiert war, wollte er es natürlich auch
                                                                                        verschweigen.
Daß sich vor ihm Brücken bildeten, wenn er auf ein Hindernis
                                                                                              zusteuerte,
das kam erst später. Also saß er auf der Küchenbank, drückte
sein Gesicht in die Suppe und erinnerte sich an all seine Taten,
bei denen er die rechte Hand nicht eingesetzt hatte, verschluckte
sich an mehreren Wintern, trug diesmal jedoch nicht so dick auf.
"Ich sterbe", dachte er, was immer das zu bedeuten hatte.
"Ich sterbe im Saloon zu Memphis." Und damit war der Fall erledigt.


15.09.17

Die Rückläufigen Ängste der Konz



Tanze, Konz,
Tanze in der Milch menschlicher Kindheit!

Brosamen-Skizze, Katarakt-Design, Wildflächenstraße,
Reh-Hirsch kreuzt beim Rasieren das Waschbecken des
Grauens. Her mit der Hand, du Wildwuchs der
Posaune! An den Schunkel-Liedern erstickt die
Gefällige Masse, der Spasmen-Fanclub. Das
Blöde Licht spottet der Morgenwäsche, dem
Eingeölten After, der rasierten Zwetschge.

So ein Tag, so butterbroten wie heute. Im Porno
Kino : Minnie Maus mit Dildo.

Das Veloziped ronderte und rumpte über die
Schlank anzusehende
Straße ohne Kurve, ohne Gerade, ohne Teer, ohne Fuß
Gänger, überhaupt gab es keine Straße &
Das Veloziped war vielmehr ein Bein in Socken,
Oder zwei Beine, vom Rumpf getrennt, die über
Ein Waschbrett stompten & Geräusche machten,
Als würde Seifenlauge gemischt. Aber hinten
Krächzte ein Hahn, stellen Sie sich das vor!

Fand der Metzger seinen Dollar wieder, den er
In einer Schweine-Fud vor dem Finanzamt versteckt hatte?
Aber ja, Konz, aber ja! Gegrillt
Eines Tages & ganz speckig.

                      „Kettjupp!“

Worte der Freude, auch bei einem, der
Mit dem Messer tapeziert
Blutwände & Bänke, Tische, Spülbecken, Eimer,
Nußschalen, Girlanden, Nähnadeln, Zwirnkammern,
Büchsengemüse, mexikanische Hemden, Politikerfratzen,
Scharniere, Windeln, Tagträume & Wochenenden.

Setze dich nieder
Mit einer Dose Bier &
Quantisiere!

Die Klospülung betätigen, um das
Meer rauschen zu hören, eine Palme
Aus Scheiße modellieren. Das bist du,
Der aus der Ordnung für die Ordnung
Wieder in der Ordnung unterkam. Du

Befehligst eine Armee; die Soldateska besteigt
Dich königlich, spritzt das Fieber unter deine
Haut & wartet, bis du zum Transport bereit bist.

Gummistern in den Himmel,
Wenn kein Stern da ist, ein
Gummistern zu sein, oder
Wenn kein Himmel da ist, das
Licht ausknipsen.

Knipsen & schalten sind Geschwister,
Gummistern ist nur ein Wort wie
Jedes andere. Kennen Sie Hui Buhs
Gesammelte Werke? Dort steht der
Verwandlung nichts im Wege.


11.09.17

Der Geruch der Fontanelle




Es kam vor, daß die Strecke, die zurückgelegt wurde,
gar nicht die Strecke war, von der eine Skizze
existierte. Sie schlüpfte durch eine Ruinen-Lücke,
blieb in geisterhafter Manier verschwunden.

Ging sie noch einmal, auf Händen und Knien,
zurück, um all das, was sie versäumt hatte,
nachträglich zu daguerreotypieren? Oder legte sie sich
eine Hiobsbotschaft zu, die, einem kleineren
Hund gleich, auf Armen ausgeführt werden wollte?

Wir wissen es nicht, aber unter den Grübchen
einer beliebigen Amme steckt noch der Brief
mit Leporello-Faltung, der sich zwar in der
Adresse täuscht, aber ohne jeden Zweifel die
Stelle enthält, die aus deinem Bauchnabel tropft.

Niemand hatte dieses Loch bemerkt, was heißt,
das Loch hatte uns ebenfalls nicht bemerkt. Der Vorteil,
der sich daraus ergab, lag im Geheimnis der
Schaltung der Amphibie verborgen. Nehmen wir
einmal an, das Meer läßt sich zu früh sehen, oder
eine andere Pfütze, eine, die vor der Tür
wartet und wartet, eine,

die imstande ist, Geld zu verlangen, nur
um des Tausches Willen, nicht für eine
eventuelle Exhibition (11 W 53rd St.
Midtown West, New York 10019):

Frauen, die sich Ratten
umbinden –
                 Kanaldeckel, die ihr kreisförmiges Rund
preisgeben, ihr leckgeschlagenes Leben bedeckend,
die Meute vor Ort.

Dann nämlich – und nur dann – lassen die
zweigenden Wege sich sehen, aber auch das ist
                              keine Exhibition,

eher noch ein Reservat für Ideen, Konstrukte,
der Falle entronnen. Die Straßenmitte zeigt eine
wiedererstarkte Leiche im Hemd einer geschlossenen
Boutique. Sollte sie nicht hier sein? An diesem

Tisch sitzen und mit dem Revolver spielen?
Der letzte Schuß ging daneben, traf das Geschirr
mit den merkwürdigen Zeichen auf der Rückseite.


04.09.17

GrammaTau




Wanderer, der Du eintrittst, laß alle Hoffnung fahren!

Umschmeichelt Dich auch der Dirnensaum
noch trunken der girlandenverhangenen Kammer -
es ist gewesen, es ist vorbei,
Du bezahlst, bist frei,
trittst hinaus in Not und Nebel,
verhangen nur vom Blech der Reklamen.

Auf Deinem Grabstein steht geschrieben,
daß Du suchtest die Stadt GrammaTau,
daß Du verschwandst in ihren Bauten,
daß Du umschmeichelt warst vom Dirnensaum,
von Abraum auf mächtigen Straßen,
lagst im Winde der Türen,
in Ecken der Tritte Echos.

Aus schwimmenden Fenstern gebeugt,
tranig, mit gefluteten Augen die Gespenster,
die ihre Schatten über die Gassen spannen.
Mögen sie im Mondlicht flattern zum Klang
der Ziegenkehlen=Lieder,zum falschen Schrei
des Gockel=Tiers zur Unzeit.

Jetzt tritt ein und tritt jetzt ein,
laß alle Hoffnung fahren!
Jetzt tritt ein und tritt jetzt ein,
es müht Dich doch sonst nicht,
Deinen Schritten zu begegnen!

Klamm mögen sie sein
und in ihrem Rhythmus fehlerhaft,
sie aber gehen vor Dir her,
Deine Schritte also sind Dir voraus,
sind Gefangene in Deinem Ohr.

Du schläfst und kannst nicht schlafen.
In GrammaTau erfindest Du ein Wort.
Und erwachst, hast nie geschlafen.
Und es fällt Dir nicht mehr ein.


30.08.17

Pastos von der Nachbarin




Vielleicht schafft einer ein Gedicht
in einem Jahr, schreibt es so nieder,
wie er sitzt, und hat dann Worte gemacht,

über die er nachdenken muß, früh und spät
(nur mittags ruht er sich aus),
nach zwei Wochen hat er bereits ein Wort verändert,

nichts, von dem er weiß, vielleicht
ist er nicht verantwortlich für sein Gedicht,
vielleicht sind seine Spuren nicht so wichtig,

seine Gestalten im Laternenlicht,
zum Gruß erhobne Hand, die Mittelstreifen
existieren noch, die Häuserschluchten,

die ihn verlachen, weil er
Buchstaben ohne Statik bildet,
wenn er zur U-Bahn wechselt,

die Straße unterquert, alle Warnungen
im Schutt der Stadt entdeckt, wie sie
Karten spielen, sich wie kleine Köter balgen,

wenn einer auftaucht, den sie vorher noch
nie gesehn. Am Abend berichtigt er das Wort,
um am nächsten Tag jene Dinge vorzufinden,

die er zum Leben benötigt, als da wären :
zwei Koteletts vom selben Schwein wie immer
und eine Kaffeepflanze, die ihren Samen Namen gibt,

so daß er sich über ein entgangenes Zwiegespräch
nur dann ärgern muß, wenn seine Nachbarin
klingelt, um ihr Porzellangeschirr

für einen langen Nachmittag abzugeben.
Nie kommt sie über die Schwelle, sagt nur :
"Sie haben nicht vergessen, Ihr Wort zu ändern",

während er bereits den Kopf schüttelt.
Sie überwacht ihn, weiß, wann er eine
schwache Minute aus dem Schrank holt,

aber mit ihrem Nachschlüssel gelangt sie nur
bis zur Miniatur einer Toilette in Antwerpen,
was sie ängstigt. Was wäre denn, wenn er das schriebe?

Ihren Kopf ist sie ohnehin bereits los,
aber sie würde gerne ihre Hände behalten,
um ihm weiter das Geschirr zu bringen.

Was wüßte sie sonst von der Welt - allein
und ohne Türspion? Gedichte sind nun genau jene
Partikel, aus denen sich die Welt zusammensetzt.


29.08.17

Worauf du achten wirst




I,

Wenn wir wirklich sehr vorsichtig sind mit
Der Wahrheit, dürfen wir unsere Laster behalten,
Zumindest behaupten das die alten Bücher,

Die hinter der Kommode in der Küche
Deiner Mutter sitzen, ihre Flügel strecken, flattern.
Aufmerksam wurde ich durch ein knarzendes

Dielenbrett. Worauf spielt es an? Im
Universum geht Energie nur dann verloren,
Wenn wir nicht mehr sind.

II,

Der gespannte Gummi wäre lieber die Saite
Einer Konzertguitarre, erträgt das Spiel
Der hüpfenden Beine jedoch klaglos, denn

In der Vergangenheit gab es einige Vorkommnisse,
Von denen die Mädchen wußten. Wer in einem
Solchen Ausmaß Bescheid weiß, ist längst

Kein Gegner mehr, sondern jemand, der
Die weite Reise tun muß, und ahnt,
Daß er selbst viele künstliche Stoffe enthält.

III,

Ich springe nicht gern in dieses Wasser hinein,
Das vor Entengrütze steht; verloren
Geglaubt das Schmuckstück, eine Vermutung nur.

Könnte man hineinsehen, hätte man
Überhaupt Augen, um Vergessenes zu betrachten,
Stünde ich nicht hier im Regen, um darauf

Zu warten, bis das Geschmeide mir
Auf den Kopf fällt. Jetzt reichst du mir
Meine Badehose und sagst, es wäre besser so.


Montsegur (Fußnote)

Der Teer des Harzbaumes, die Pechtröge der Hölle entsprangen hier. Aufgrund der wenigen Zeit, die den Verteidigern zur Verfü­gung stand, war es noch stark terpentinhaltig und somit dünnflüs­sig, auch ging das Brennholz zur Neige. Man schaffte bereits die Linnenkleidung heran, zunächst das, was man nicht am Leibe trug. Als aller Brennstoff verbraucht war, legte man schließlich Hand an sich und rieb, da man nun nackt zu kämpfen bereit war, die Muskeln aber in der Kälte nicht starr werden durften, den Kör­per mit den nicht mehr wehrfähigen, bereits in den Gießpfannen angetrockneten Resten des Pechs ein. Auch deshalb ging das Ge­rücht durch die Jahrhunderte, die Mohren hätten den Heiligen Gral entführt. Wahr ist hingegen, daß er an diesem denkwürdigen Tag, dem 16. März 1244, das Castrum Montsegur verließ und nie mehr gefunden werden konnte. Sechs von pechschwarzer Gestalt wagten sich hinaus in die Mördergrube aus Piken, Schwertern, Rammböcken, den Katapulten der königlichen Armee, entkamen ungesehen, weil die Nacht sie als die ihren erkannte, ihnen anbot, von nun an Schatten zu sein, aber Schatten bleiben zu müssen. Tief ins Blut taucht ein Zahn, betrinkt sich, gerinnt Blut im Castrum. Aus dem Burggraben kriecht ein schwarzes Reptil, nimmt die legendäre Schale für immer in seinen Magen, während die Katharer brennen.

28.08.17

Montsegur




Vortex-Reise, hinaus aus schalen Wassern kriecht
Das bildhafte Reptil, das Lungen
Überall an seinem Körper verteilt, damit atmet,
Brennt, Kiemen wandelt. Auskeimend,
Bringend weiches Leder zu den Tälern ins Stroh,
Ins sonnenlose Gras,
Zahnrascheln, in den Nacken stürzen,
Tief ins Blut taucht ein Zahn,
Betrinkt sich, gerinnt Blut im Castrum Montsegur.