Als ich noch ein Rockstar war und blonde Haare hatte. Zum hier angekündigten Album kam es übrigens nie. Eine meiner schmerzlich verpassten Gelegenheiten.
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31.10.17
22.10.17
Das Magazin für unbhängige Welten
Als ich vor drei Jahren das PHANTASTIKON aus der Taufe hob, geschah das zu keinem anderen Zweck, als meine Übersetzung von Thomas Ligotti unterzubringen. Die Artikel, die ich in der Folge schrieb, passten nicht zwischen Gedichte und Weltschmerz. Ich hatte mein Interesse für den Horror als philosophische Disziplin entdeckt. Die Redaktion, die jetzt seit zwei Tagen wieder von mir, Karin Reddemann und Albera Anders geführt wird, hatte insgesamt schon viele Mitarbeiter kommen und gehen sehen. Das Phantastikon ist ein etabliertes Szenemagazin, das ich jetzt umgekrempelt habe, das mehr will, als sich nur mit dunkler Phantastik auseinanderzusetzen. Es geht um den Traum, um die Fantasie ohnehin, die ein Mysterium ist.
Vor einem Jahr wären wir beinahe mit dem "Zauberspiegel" fusioniert; das war die erste große Krise, die dann in die "erfolgreichste" und arbeitsreichste Phase mündete. Vor einigen Wochen wollte ich das Phantastikon endgültig abgeben, aber es fand sich niemand, der dieses Projekt auch nur halbwegs handhaben hätte können. Ich selbst wollte aber nicht herumdümpeln. Aus "Das Beste der Phantastik" wurde "Das Magazin für unabhängige Welten". Und wir widmen uns dem Kult wie auch dem Entlegenen.
Vor einem Jahr wären wir beinahe mit dem "Zauberspiegel" fusioniert; das war die erste große Krise, die dann in die "erfolgreichste" und arbeitsreichste Phase mündete. Vor einigen Wochen wollte ich das Phantastikon endgültig abgeben, aber es fand sich niemand, der dieses Projekt auch nur halbwegs handhaben hätte können. Ich selbst wollte aber nicht herumdümpeln. Aus "Das Beste der Phantastik" wurde "Das Magazin für unabhängige Welten". Und wir widmen uns dem Kult wie auch dem Entlegenen.
20.09.17
Nymphentag 77
Die beiden Belegexemplare der Sonderausgabe IF sind heute angekommen, und ich muß sagen: das ist ein fettes, umfassendes Kompendium, das jetzt schon Kultfaktor besitzt. Tobias Reckermann, selbst Autor und kurzzeitig im Nymphenbad als Rumor zugange, hat hier hervorragende Arbeit geleistet. Natürlich unterscheidet sich das Nymphenbad von den Anforderungen des Magazins. Ich kann mir gut vorstellen, dass einige Leser mit einer gehörigen Portion Unverständnis auf das reagieren, was sie im Weblog lesen, nur muß ich anmerken, daß ich, um mental dorthin zu gelangen, wo noch niemand gewesen ist, keine Grenzen der Sprache anerkenne. Überhaupt sind die Machenschaften einer Konsensliteratur für mich ein steter Quell des Zorns, der an Dummheit nicht mehr zu überbieten ist. Das phantastische Element, das wir in der gegenwärtigen Hochphilosophie vorfinden (wo es auch hingehört), darf nicht durch künstliche Grenzen des Sagbaren aufgehalten werden. Die Strukturen des Phantasmas begründen eine Wirklichkeit, die wesentlich ernster genommen werden muß als das grenzdebile Geschwätz von "Realität" oder "Realismus". Mensch lernt natürlich nichts im Laufe der Zeit, und Akademiker lernen in der Regel am wenigsten, sie gehören meist zu den "schlausten Deppen" des Planeten. Wir benutzen unsere Sprache falsch, wir benutzen eine falsche Sprache. Das ist der Ansatzpunkt. Unmögliches ist nicht zu beschreiben, dazu braucht es eine "unmögliche Sprache". Diesbezüglich bin ich natürlich ein Sprachpionier, ein notwendiger, geächteter Solitär der deutschen Sprache.
Aber ich habe hin und wieder auch etwas zu erzählen, und wenn das so ist, werde ich es mit Inbrunst tun. Jetzt aber werde ich mir die "Bibel des Horrors" durchlesen und mich daran erfreuen, etwas Wertschaffendes in Händen halten zu können, es kommt ja selten genug vor.
Aber ich habe hin und wieder auch etwas zu erzählen, und wenn das so ist, werde ich es mit Inbrunst tun. Jetzt aber werde ich mir die "Bibel des Horrors" durchlesen und mich daran erfreuen, etwas Wertschaffendes in Händen halten zu können, es kommt ja selten genug vor.
17.09.17
Nymphentag 74
Die Erkenntnis wurde erfunden = sie ist kein Bestandteil der menschlichen Natur, nicht der älteste Trieb des Menschen; sie ist nicht keimhaft in ihrem Verhalten, ihrem Streben und Trieb. Die Erkenntnis ist das Ergebnis der Konfrontation und der Verbindung des Kampfes und des Kompromisses zwischen den Trieben. Weil die Triebe aufeinander stoßen, miteinander kämpfen und schließlich zu einem Kompromiß gelangen, entsteht etwas. Und dieses Etwas ist die Erkenntnis. Sie gleicht dem Funken zwischen zwei Schwertern, der ja auch selbst nicht aus Eisen ist. Es gibt keine vorgängige Übereinstimmung oder Affinität zwischen der Erkenntnis und den zu erkennenden Dingen. Das ist der große Bruch mit der Tradition der abendländischen Philosophie. Der Gesamtcharakter der Welt ist Chaos, nicht im Sinne einer fehlenden Notwendigkeit, sondern der fehlenden Ordnung, Gliederung, Form, Schönheit, Weisheit. Die Welt versucht keineswegs, den Menschen nachzuahmen; sie kennt keinerlei Gesetz. Die Erkenntnis hat mit dieser Welt zu kämpfen. Für die Natur ist es keineswegs natürlich, erkannt zu werden. Erkenntnis kann den zu erkennenden Dingen nur Gewalt antun.
Zeit ist der Träger der Qualität eines Ereignisses im Raum. Raum entsteht erst durch Zeit, und wenn man eines Tages ihre Dimensionen anerkennt, wird das Modell eines Raums nicht mehr benötigt. Synchronizität ist nicht durch Dimensionsausweichung des Raumes zu erklären, zumindest nicht befriedigend. Die Koexistenz von Raum und Zeit, ihre gegenseitige Bedingung (etwa durch eine Raumzeit) ist eine weitere Illusion. Ein zeitloser Raum ist undenkbar. Eine raumlose Zeit nicht.
Zeit ist der Träger der Qualität eines Ereignisses im Raum. Raum entsteht erst durch Zeit, und wenn man eines Tages ihre Dimensionen anerkennt, wird das Modell eines Raums nicht mehr benötigt. Synchronizität ist nicht durch Dimensionsausweichung des Raumes zu erklären, zumindest nicht befriedigend. Die Koexistenz von Raum und Zeit, ihre gegenseitige Bedingung (etwa durch eine Raumzeit) ist eine weitere Illusion. Ein zeitloser Raum ist undenkbar. Eine raumlose Zeit nicht.
13.09.17
Links ist da, wo der Daumen rechts ist
Gesagt : getan, die Wahl: steht noch aus. Trotz vier Beinen, die aus zweierlei Gründen den Erdball im Gummilauf nahmen, standen wir beide pünktlich um Zehn auf der roten Matte der Linken. Dass sich solch ein noch Farbe bekennendes Politzelt in Kempten aufschlägt, ist erstaunlich und gut, steht dem Rot in extremo doch allenfalls noch ein Braun gegenüber, das sich, folgt man der Logik der Verdauung, konsequenterweise einen Weg in die Welt bahnt, stellen wir den Hirntod des jeweils weiterhin wandelnden Wirtes fest, der seine Denkmuskeln abbaute, ohne es je mitbekommen zu haben, freilich: da er sie ja nie nutzte. Alle anderen Farben sind entweder abgewaschen oder stark gebleicht. O.k., ich räume ein: Kapitalschwarz gibt es noch. Und das in erster Linie. Und höchstwomöglich bis zum Schluss.
Wann ist das eigentlich: Schluss?
Die Apokalypse war ja schon. Scheint nur oft so, als hätte es niemand mitbekommen. (So allgemein gefühlt. Was sonst. Individuelle Ansprache und Antwort gebärdet sich ja doch. Wenigstens das.) Liegt an den Glocken in Aspik! Wo möglich wurden sie stillgelegt. Ja, seit wann sind wir denn Postapokalyptiker? Sind wir es seit der Einführung des Euro? Sind wir es seit der 68er Bewegung und ihren Folgen? Oder sollte ich nicht globaler denken und mich fragen: Sind wir es seit wir uns mit Pelz und Keule auf Wanderschaft begaben, uns hier und dort siedelnd niederzulassen?
Niederlassungen. Kniefälle. Herabkünfte: Worte, die poetisch wabern aber dunkel im Gehalt. Hiobs Scharen. Oder warten auf die Engel archai?
Der wirtschaftliche Anschluss ist ein dickes Kabel, das Deutschland in die Dose des Weltkapitalmarkts steckt. Humanfaserbündelung nenne ich das. Oder: Die Helix des Grauens.
So demokratisch, so kapitaldiktatorisch. Demokratie als perfideste Diktatur beurteilt, die ein Wählerabbild in Form gießt, das niemals als eine Repräsentative der Bedürfnisse eines einzelnen Bürgers oder einer Familie verstanden werden darf, dass sich den Einzelnen herausnimmt, ihn zu versklaven, da er, taub und seiner Sinne beraubt, ein Kreuz setzt, wo man es ihm / ihr eben anriet, indem man Meinung machte. Eine in dieser Weise ausgeführte Demokratie ist nichts als eine Diktatur, der ein Apparat einen Schleier nähte und überwarf, auf dass das Gros nicht erkennt, was uns geschieht, bis wir es merken. Was aber ist das Gros? Es gibt es nicht. Dieser Schleier ist wegzureißen. Und solange das so ist, ist die Wahlurne eine Urne. Eine, in die wir unsere Stimmen werfen, uns ein Grab auszuheben, in dem wir stimmlos liegen werden, werden auf diesem Weg Wähler zur Wahl bewegt. All das funktioniert von Weitem betrachtet sehr gut. Wirtschaftlich natürlich. Der Einzelne aber stöhnt vor Schmerz. Wettbewerb durch Arbeitslager. Einkommens- und Lebenserhaltungs-kostengefälle: Die Schere der Nornen ist weit gespreizt. Eingerastet, den Faden nicht mehr so einfach durchschneiden zu können. Der Film Soylent Green stellt eine Alternative vor.
Es sollte nicht jeder einfach so wählen dürfen, die Möglichkeit aber: sollte gegeben sein.
Zum Markt haben wir es dann doch nicht mehr geschafft. Wir Zwei. Dafür aber mit jungem Gemüse gesprochen, das sich engagiert. Sich beauftragt fühlt. Nach und nach kamen immer mehr Zuhörer, Interessierte. Nicht viele, aber immerhin.
Zur Belohnung gab's Bier: Meckatzer Hell. Aus alter Flaschenform. Seit Monaten mal wieder. Eins Bier & Weißwurst zum Frühstück gen Mittag. Gleich nochmal losgehen, noch eins Bier kaufen. °
Joi, was will ich noch sagen ...: Ich bin süß und du bist Ente:
und ein Enthusiast:
PUNKT
Wann ist das eigentlich: Schluss?
Die Apokalypse war ja schon. Scheint nur oft so, als hätte es niemand mitbekommen. (So allgemein gefühlt. Was sonst. Individuelle Ansprache und Antwort gebärdet sich ja doch. Wenigstens das.) Liegt an den Glocken in Aspik! Wo möglich wurden sie stillgelegt. Ja, seit wann sind wir denn Postapokalyptiker? Sind wir es seit der Einführung des Euro? Sind wir es seit der 68er Bewegung und ihren Folgen? Oder sollte ich nicht globaler denken und mich fragen: Sind wir es seit wir uns mit Pelz und Keule auf Wanderschaft begaben, uns hier und dort siedelnd niederzulassen?
Niederlassungen. Kniefälle. Herabkünfte: Worte, die poetisch wabern aber dunkel im Gehalt. Hiobs Scharen. Oder warten auf die Engel archai?
Der wirtschaftliche Anschluss ist ein dickes Kabel, das Deutschland in die Dose des Weltkapitalmarkts steckt. Humanfaserbündelung nenne ich das. Oder: Die Helix des Grauens.
So demokratisch, so kapitaldiktatorisch. Demokratie als perfideste Diktatur beurteilt, die ein Wählerabbild in Form gießt, das niemals als eine Repräsentative der Bedürfnisse eines einzelnen Bürgers oder einer Familie verstanden werden darf, dass sich den Einzelnen herausnimmt, ihn zu versklaven, da er, taub und seiner Sinne beraubt, ein Kreuz setzt, wo man es ihm / ihr eben anriet, indem man Meinung machte. Eine in dieser Weise ausgeführte Demokratie ist nichts als eine Diktatur, der ein Apparat einen Schleier nähte und überwarf, auf dass das Gros nicht erkennt, was uns geschieht, bis wir es merken. Was aber ist das Gros? Es gibt es nicht. Dieser Schleier ist wegzureißen. Und solange das so ist, ist die Wahlurne eine Urne. Eine, in die wir unsere Stimmen werfen, uns ein Grab auszuheben, in dem wir stimmlos liegen werden, werden auf diesem Weg Wähler zur Wahl bewegt. All das funktioniert von Weitem betrachtet sehr gut. Wirtschaftlich natürlich. Der Einzelne aber stöhnt vor Schmerz. Wettbewerb durch Arbeitslager. Einkommens- und Lebenserhaltungs-kostengefälle: Die Schere der Nornen ist weit gespreizt. Eingerastet, den Faden nicht mehr so einfach durchschneiden zu können. Der Film Soylent Green stellt eine Alternative vor.
Es sollte nicht jeder einfach so wählen dürfen, die Möglichkeit aber: sollte gegeben sein.
Frühe Vögel |
Zur Belohnung gab's Bier: Meckatzer Hell. Aus alter Flaschenform. Seit Monaten mal wieder. Eins Bier & Weißwurst zum Frühstück gen Mittag. Gleich nochmal losgehen, noch eins Bier kaufen. °
Joi, was will ich noch sagen ...: Ich bin süß und du bist Ente:
und ein Enthusiast:
Der dichtende Erpel beim Parteivorsitzenden Riexinger |
PUNKT
Nymphentag 70
Von der Backfront : noch gestern (dunkel war's, kein Mond schien helle) in den Herbstduft gestiegen, mich hingetastet (obwohl ich doch ein Elektrokleingerät zum Kneten) an den perfekten Honigbatzen, von dreien zwei nach Rachen=Erkenntnis genuß=gut, für die nächsten hellen Tage : noch mehr Honig, noch mehr Zimmet, etwas weniger Nelkenpulver; ach : und Hirschhornsalz fehlte auch diesmal. (Ob ich da mal selbst im Wald?)
Im Rachen kitzelt das KlingGlöckchen und ich lege mich ganz sicher jetzt schon ins Bett; im GrammaTau bis 20 hochgelesen, am Stand der Linken, man hat in dieser schwarzbraunen Kloake doch tatsächlich einen roten Lichtblick.
Honey Baby |
12.09.17
lull & lall
Ja: Einfach nur müde. Leicht in Watte gepackt, empfinde ich das als völlig angenehm. Frühes Zubettgehen gestern Nacht.
Vorher: noch die klamme Wäsche auf dem Wäscheständer befühlt, den Duft mit den Nüstern angehoben. Der Mund, sich schon zu einem Brunnen wandelnd, aus dem mehr & sehr floss, was wollte, plapperte noch: Bald schneit es! Du lachtest. Ich tat mir vor meinem inneren Auge einen Knoten ins Tuch, nicht zu vergessen, vor dem nächsten Holunderstrauch meinen Hut zu ziehen, ihr Tribut zu zollen, dass sie mich in der Weise an sich erinnert. Zeitbrot hatte A. Lausbub am großen Abendtisch mir als Wort angeboten, während alle außer ihm aßen.
Morgen um Zehn geht´s zum Stand: Die Linke. Danach dann wieder Markt.
18:40 es duftet nach Teig. Du backst gerade Honigkuchen.
Vorher: noch die klamme Wäsche auf dem Wäscheständer befühlt, den Duft mit den Nüstern angehoben. Der Mund, sich schon zu einem Brunnen wandelnd, aus dem mehr & sehr floss, was wollte, plapperte noch: Bald schneit es! Du lachtest. Ich tat mir vor meinem inneren Auge einen Knoten ins Tuch, nicht zu vergessen, vor dem nächsten Holunderstrauch meinen Hut zu ziehen, ihr Tribut zu zollen, dass sie mich in der Weise an sich erinnert. Zeitbrot hatte A. Lausbub am großen Abendtisch mir als Wort angeboten, während alle außer ihm aßen.
Stell' die Worte um, Fischseele!
Dann: Ruhe wahrgenommen: Die Brustkorbhebung. Die Brustkorbsenkung. Die Halbdunkelheit. Die Annahme der Geräusche der Welt. Den eigenen Talg auf dem Kopfkissenbezug riechen. Den Schlaf kommen lassen. Die Verstärkung der Wahrnehmung der Düfte. Keine Codes. Keine Sinne der Gewohnheit. Mich neben dich schlafen legen während du in Entenhausen bist. Mal müde sein. Ja. Morgen um Zehn geht´s zum Stand: Die Linke. Danach dann wieder Markt.
18:40 es duftet nach Teig. Du backst gerade Honigkuchen.
10.09.17
Die Liebesmüh
Gestern seit Weilen einmal wieder auf dem Markt gewesen. 3 Kilo Kartoffln gekauft. Kabeljau, um Ceviche zu machen. Büffelmozzarella, in den ich mich glatt hineinsetzen könnte, Limetten und Tomaten aus Sizilien. Einen Berg- und einen Höhlenkäse. Alle Käse hier sind fantastisch. Die vom Stich jedoch sind die Pralinen unter den Käsen. Im Anschluss 2 deiner Hosen zur Schneiderin gebracht.
Vor einem Jahr haben wir auch Ceviche gegessen. Du hast mich die Limetten auspressen lassen, mir dabei zugeschaut.
Diesbezüglich leben wir in einem kleinen Paradies, können uns auch darin als Adam und Eva erkennen. Allerdings, so ist es überliefert, gilt bis heute Eva als die Verführerin, die ihrem Adam den Apfel geradezu in den Mund gab, bevor dieser widersprechen konnte: Da, probiere! Noch nicht wissend, wie ihm geschah, schaute er überrascht, was sie ihm tat. Das mag in vielerlei Hinsicht auch bei diesen beiden, wie ich sie vor einem Jahr erinnere, stimmen, jedoch, was die kulinarischen Freuden und Erzeugnisse dieser Landschaft betrifft, war es Adam, der Eva vorschwärmte, beschwärmte und verführte, ihr Milch und Käse in den Mund gab, sie kosten ließ. Wie wunderbar, noch heute: da kein Alltag eingekehrt, stattdessen All:Tage, die Kraft und Substanz fordern.
Sich gegenseitig nähren, aus eigener gegebener Vorstellungs- und Liebeskraft, den Anderen durchs Leben zu bringen, mit allem, was es bedeutet, mag beim ersten Lesen einen stock- und steinlosen Boden der Leichtfüßigkeit evozieren. Statt eines Ackers eine immerblühende Wiese ins Bild setzen, auf der wir uns leichthändig handelnd betrachten können : Sittengemälde im Museum mit Sittichen. Auf denen sich alles wie von selbst für uns ergibt: Das Bett, in dem wir zu liegen kommen, das sich selbst aus dem Holz des Lebensbaumes schlägt, sich schleift und leimt, sich die Nägel ins Holz treibt, wie auch der Tisch: ein sich selbst deckender, an den uns Stühle tragen. Ein Hirsch, der sich selbst erlegt, sich auf- und ausweidet, uns zu sättigen. Eine Kuh mit Flügeln, die uns eine ihrer Zitzen in den Mund gibt, aus der ihre Milch fließt, ohne dass wir Hand anlegen müssten:
Und alle Schemel fliehen, scheuweiß geworden, ins dunkle Reich der unerfundenen Dinge.
Das mag das Paradies von einem Schlaraffenland abgrenzen, das mir fern liegt. Ein waagerechter Zustand, lose der Schwerkraft, die uns schwer werden lässt. Schweiß und Blut sind zwei unserer Lebenssäfte, die das Tuch fordern, das sie aufnimmt. Angesichtertrunkene Gewebe. Und so sind wir eben nicht nackt, sind wir nur ledig dessen, was wir Kleider nennen. Die erste Egge, der erste Pflug und die, mit ihrer Benutzung einhergehende Nässe im Kleid weisen uns als jene aus, die eines Schlaraffenlandes verwiesen wurden, das man als Garten Eden ausgibt. Es beschreibt womöglich einen Zustand zweier Wesen, die, ohne sich zu berühren nebeneinanderlagen, von den Dingen gestopft und begattet wurden, ohne dass sich ihre Sinne je geöffnet hätten, hätte nicht Eines der beiden doch nach dem Anderen zu tasten begonnen, um sich selbst gewahr zu werden. So erfuhren wir unsere Leibränder, die jedoch, durch das Aufblühen der Sinne, nicht als Ränder, die der Wahrnehmung eine Grenze setzen, zu verstehen sind, da sich in jenem Moment das, was wir als Seele bezeichnen, in uns entfaltete.
Die erste Berührung war eine Anrührung der Seele in einem Körper, die auch immer eines Körpers bedarf. Gezeigt wurde und wird uns diese Allegorie:
Doch ich spreche von Adam und Eva (Lilith wäre einen eigenen Beitrag wert, ist sie doch bis heute noch immer mit diversen Stempeln versehen, die sie auf dem Tisch unzähliger Sessions etlicher Genderdebatten liegend erhält und erhalten hat. Wie auch Adam und Eva. Arschbackensiegel eingefleischter Politextremisten. Politisch korrekte Pieces of Peace:
Es ist erstaunlich, wie es mir wie Schuppen von den Augen fällt, da ich dies schreibe, und daran denke, wie oft du Ja, Anrührung! ausriefst, dich mir feilbotst und entgegenstrecktest als Kind, das keine Scheu kennt, das wahrgenommen und liebkost werden wollte, berührte ich dich in der Vergangenheit und tue ich es noch heute.
Wie du mir Mann bist, bist du mir auch Kind. Ich kann das Eine ohne das Andere nicht fühlen und denken. Nicht mehr jedenfalls. Edenfalls oder: Ich will mit deiner Pipi dusen. Will woruckeln, hab's gegießt …
… 2 Milchen, die sich in meinem Bauch, meinem Schmetterlingsmund vermisch(t)en.
Milch und Honig fließen im Liebesfleiß. Im All:Tag, der von Hand verwobenen Sterne. Der Müh, auch im Dunkeln Leben durchs Leben zu bringen.
Das Allgäu war, wie du mir erzählt hast, einmal eine sehr arme Region. Dass das heute anders ist, hat es wohl vor allem Carl Hirnbein zu verdanken und auch sich selbst.
15:44 du schälst die Kartoffln: "Es ist unglaublich, wie sehr sie nach Erde riechen!"
Vor einem Jahr haben wir auch Ceviche gegessen. Du hast mich die Limetten auspressen lassen, mir dabei zugeschaut.
Diesbezüglich leben wir in einem kleinen Paradies, können uns auch darin als Adam und Eva erkennen. Allerdings, so ist es überliefert, gilt bis heute Eva als die Verführerin, die ihrem Adam den Apfel geradezu in den Mund gab, bevor dieser widersprechen konnte: Da, probiere! Noch nicht wissend, wie ihm geschah, schaute er überrascht, was sie ihm tat. Das mag in vielerlei Hinsicht auch bei diesen beiden, wie ich sie vor einem Jahr erinnere, stimmen, jedoch, was die kulinarischen Freuden und Erzeugnisse dieser Landschaft betrifft, war es Adam, der Eva vorschwärmte, beschwärmte und verführte, ihr Milch und Käse in den Mund gab, sie kosten ließ. Wie wunderbar, noch heute: da kein Alltag eingekehrt, stattdessen All:Tage, die Kraft und Substanz fordern.
Sich gegenseitig nähren, aus eigener gegebener Vorstellungs- und Liebeskraft, den Anderen durchs Leben zu bringen, mit allem, was es bedeutet, mag beim ersten Lesen einen stock- und steinlosen Boden der Leichtfüßigkeit evozieren. Statt eines Ackers eine immerblühende Wiese ins Bild setzen, auf der wir uns leichthändig handelnd betrachten können : Sittengemälde im Museum mit Sittichen. Auf denen sich alles wie von selbst für uns ergibt: Das Bett, in dem wir zu liegen kommen, das sich selbst aus dem Holz des Lebensbaumes schlägt, sich schleift und leimt, sich die Nägel ins Holz treibt, wie auch der Tisch: ein sich selbst deckender, an den uns Stühle tragen. Ein Hirsch, der sich selbst erlegt, sich auf- und ausweidet, uns zu sättigen. Eine Kuh mit Flügeln, die uns eine ihrer Zitzen in den Mund gibt, aus der ihre Milch fließt, ohne dass wir Hand anlegen müssten:
Und alle Schemel fliehen, scheuweiß geworden, ins dunkle Reich der unerfundenen Dinge.
Das mag das Paradies von einem Schlaraffenland abgrenzen, das mir fern liegt. Ein waagerechter Zustand, lose der Schwerkraft, die uns schwer werden lässt. Schweiß und Blut sind zwei unserer Lebenssäfte, die das Tuch fordern, das sie aufnimmt. Angesichtertrunkene Gewebe. Und so sind wir eben nicht nackt, sind wir nur ledig dessen, was wir Kleider nennen. Die erste Egge, der erste Pflug und die, mit ihrer Benutzung einhergehende Nässe im Kleid weisen uns als jene aus, die eines Schlaraffenlandes verwiesen wurden, das man als Garten Eden ausgibt. Es beschreibt womöglich einen Zustand zweier Wesen, die, ohne sich zu berühren nebeneinanderlagen, von den Dingen gestopft und begattet wurden, ohne dass sich ihre Sinne je geöffnet hätten, hätte nicht Eines der beiden doch nach dem Anderen zu tasten begonnen, um sich selbst gewahr zu werden. So erfuhren wir unsere Leibränder, die jedoch, durch das Aufblühen der Sinne, nicht als Ränder, die der Wahrnehmung eine Grenze setzen, zu verstehen sind, da sich in jenem Moment das, was wir als Seele bezeichnen, in uns entfaltete.
Die erste Berührung war eine Anrührung der Seele in einem Körper, die auch immer eines Körpers bedarf. Gezeigt wurde und wird uns diese Allegorie:
Skriptferne Saltcat
Nackte Spalterfrist.
Nacktpflasterstier.
Kastratene PC-Flirts.
Flickst Sterne apart.
Staatsk(as)erne. Flirt: pc.
Fackelstartsprinte!
Sankt Flirt-Carpet: es
alpe! Teststirn. Frack.
Nacktes sparte Flirt.
Flatterne Sparticks.
Apfelne Starttricks.)
Es ist erstaunlich, wie es mir wie Schuppen von den Augen fällt, da ich dies schreibe, und daran denke, wie oft du Ja, Anrührung! ausriefst, dich mir feilbotst und entgegenstrecktest als Kind, das keine Scheu kennt, das wahrgenommen und liebkost werden wollte, berührte ich dich in der Vergangenheit und tue ich es noch heute.
Wie du mir Mann bist, bist du mir auch Kind. Ich kann das Eine ohne das Andere nicht fühlen und denken. Nicht mehr jedenfalls. Edenfalls oder: Ich will mit deiner Pipi dusen. Will woruckeln, hab's gegießt …
… 2 Milchen, die sich in meinem Bauch, meinem Schmetterlingsmund vermisch(t)en.
Milch und Honig fließen im Liebesfleiß. Im All:Tag, der von Hand verwobenen Sterne. Der Müh, auch im Dunkeln Leben durchs Leben zu bringen.
Das Allgäu war, wie du mir erzählt hast, einmal eine sehr arme Region. Dass das heute anders ist, hat es wohl vor allem Carl Hirnbein zu verdanken und auch sich selbst.
15:44 du schälst die Kartoffln: "Es ist unglaublich, wie sehr sie nach Erde riechen!"
Briefstyl
Heute schrieb ich einem alten Freund:
Ist das nun verschrobene Idiosynkrasie eines Überlesenen (gibt es so etwas wie einen "Überlesenen")? Abgeschmackter Altersstil (=styl)?
Ich würde sagen: Es ist ein notwendiges Gegengift gegen das alltäglich begegnende Sprach-Gemetzel aus Eingangspostkästen und Lautsprechern. Lebenserhaltend.
Hochverehrter, lieber Freund!
vorgestern kehrte ich aus B*** zurück, und es erwartete mich Dein voluminöser Band in dezent=bürgerlichem Grau. Abermals gratuliere ich zum Erscheinen und zolle dem Umfang Deiner Studie samt Edition meinen Respekt. Sollten es am Anfang nicht um die 250 Seiten werden? … Aber so geht es eben.
(Ich bestreite übrigens ausdrücklich, dass meine angebliche Vorbildfunktion damit irgendetwas zu tun haben soll und weise jedes Fluchwort dezidiert zurück!)
Nun werde ich das opus magnum allenthalben empfehlen und für Rezensionen werben, damit das Ende dieses Lebensabschnitts auch in der respublica litteraria ihren Wiederhall finden möge.
In der Hoffnung, dass Du Deinen alten Freund auch im nächsten Lebens=Abschnitt nicht ganz vergisst; dass sich vielmehr noch in diesem Jahr ein Wiedersehen mit der wachsenden Familie von S*** einrichten lässt,
verneigt sich vor der Eminenz und zwinkert dabei dem alten Kämpen zu
Dein Schwarzertd
Ist das nun verschrobene Idiosynkrasie eines Überlesenen (gibt es so etwas wie einen "Überlesenen")? Abgeschmackter Altersstil (=styl)?
Ich würde sagen: Es ist ein notwendiges Gegengift gegen das alltäglich begegnende Sprach-Gemetzel aus Eingangspostkästen und Lautsprechern. Lebenserhaltend.
Nymphentag 67
denn die Poetik der Sprache, eine Poetik der Sprache, eine Dichtung der Sprache bricht mit den Annahmen der Mainstream-Dichtung. Statt die Poesie als Bühne für Schöpfung und den Ausdruck einer authentischen Stimme und Persönlichkeit zu betrachten, entsteht die Sprach-Dichtung aus einem explodierenden Selbst, verändert und verschiebt Genregrenzen und sucht kollaborative Beziehungen zwischen Leser und Dichter. Kein Obersatz, kein Untersatz darf in erster Linie zu einer Konklusion führen. Wiederholung von Symbolen und Parallelstrukturen, vielfältige Zeitformen (Zeit ist ein Spielplatz), die Kapazität von Leerzeichen sind zu erforschen. Kammern allesamt, umschwebt von Brüchen des Bildmaterials. Das Ich ist eine Konstruktion, Kulturen sind eine Konstruktion, eine Trennung von Subjekt und Objekt ist nicht haltbar, es gibt keine natürliche, sondern ausschließlich eine artifizielle Sprechweise, es gibt
09.09.17
Nymphentag 66
als ich dann anfing zu singen, dachte ich, daß ich singe, um Sänger zu werden, daß ich auf die Uhr fünf nach acht sah, das Morgenlied in der dritten Klasse, ein hohes Gezwitscher, fast wie Farinelli, der Kastrat, die Glocken noch nicht in Betrieb, aber dann sackte mir der Kehlkopf eine halbe Oktave ab, die Stimmlippen gedehnt & ich sang nicht mehr, ich gurgelte nur noch, bis ich meinen Bariton fand, natürlich den hohen Bariton. Man könnte doch Geisterhymnen singen, sang ich Geisterhymnen. Man könnte doch Moorleichen besingen, besang ich Moorleichen, denen man die Brustwarzen in Scheiben geschnitten hatte, auf daß sie keine Könige mehr seien, aber tanzten.
Zwar bekam ich das nicht, um ihnen die Prozession der toten Clowns zu singen, aber weit von der Vokation war ich nicht entfernt.
Der Phänomenbereich: Sprache als Struktur, nicht als Äußerung einer kommunikativen Handlung. Um die écriture nicht körperlos zu lassen, muß ich sprechen vor allem dann, wenn ich die kommunikative Sprache hinter mir lasse; da winde ich mich aus dem Wandler - das ist wie Geistsein, neue Substanz ohne mich, die Quelle, neuer Körper allüberall, Ton ist Berührung, Händeschütteln, mehr
Zwar bekam ich das nicht, um ihnen die Prozession der toten Clowns zu singen, aber weit von der Vokation war ich nicht entfernt.
Der Phänomenbereich: Sprache als Struktur, nicht als Äußerung einer kommunikativen Handlung. Um die écriture nicht körperlos zu lassen, muß ich sprechen vor allem dann, wenn ich die kommunikative Sprache hinter mir lasse; da winde ich mich aus dem Wandler - das ist wie Geistsein, neue Substanz ohne mich, die Quelle, neuer Körper allüberall, Ton ist Berührung, Händeschütteln, mehr
08.09.17
Nymphentag 65
im Vordergrund bin ich mit dem Ton GrammaTaus beschäftigt, diesem Hineintasten in die große Dunkelheit menschlicher Wahrnehmung, überhaupt geht es mir um diese Wahrnehmung, die so unklar gestaltet ist, dringe in Bereiche vor, wo noch nie ein Dichter gewesen ist, bleibe hier aber am Rand stehen und bröckle, doch nur oberflächlich; innerflächlich datiere ich die Ewigkeit, ich gehe fremd=chronologisch vor, bearbeite eine Vielzahl an Einschlägen, in die ich dann steigen muß, um Proben zu nehmen, ob noch eine strukturelle Semantik vorhanden sei, ob noch eine Prototypensemantik im Gestein liegt, und ob beide unter den neuen Bedingungen gehalten werden können. Mein Wort lautet deshalb diffus. Diffusion, um im Nebel zu existieren, um eine Bildstörung zu beheben, die überall ersichtlich ist. Wo man winkt, verschwindet die Hand hinter einer Wankelbewegung, diesen Ton
07.09.17
Nymphentag 64
Das Ignorante dieses Landes hat seinen Ursprung in seinem Unvermögen. Oft habe ich mich beklagt über dieses sprachlose Land, über dieses unsinnliche Land mit seiner pseudo=Kultur, mit seiner geistigen Schäbigkeit, mit seiner erstaunlichen Dummheit, aber es ist nun einmal da und ich lebe in ihm (auch wenn ich versucht habe, andernorts zu leben), doch die Dummheit und die Ignoranz ist ein Zentralorgan der Massen, über die man nicht Klagen kann, sind sie doch die Mulis der Herrenmenschen, die sich in ihren Konzernen von ihren Lakaien die Zehen lecken lassen (sie empfinden nur etwas, wenn sie einem aus der unteren Kaste ins Gesicht treten können). Die BRD bleibt selbstverständlich asozial.
06.09.17
Nymphentag 63
dabei wird es erforderlich sein, notwendig und wichtig, die Sprache von jedem Zweck fernzuhalten, von jeder Vereinnahmung, von jedem Ziel, von jeder Gesellschaftsfähigkeit; Sprache nämlich ist nichts über ihren Zauber hinaus, nichts außer die Magie unserer Existenz (wenn wir diese annehmen, was nicht ganz klar ist); wenn kein Körper mehr ist (wie auf einer Fotografie ist der Körper nur simuliert), bleibt eine Form bestehen, die "rein" ist, vollkommen ungeometrisch zwar; in GrammaTau bringe ich Kunde von der Wirklichkeit, die verschwiegen wird (teils und häufig sogar aus Unkenntnis), weil sonst kein System sich mehr Sklaven generieren könnte. Es gibt durchaus einen Kampf, der hauptsächlich aus der Säuberung all dessen besteht, was unverständlich scheint, weil es nicht dem Dogma des Informationsgehalts dient, weil es dieses Dogma nicht nur umgehen will, sondern die völlige Vernichtung dieser Maschine anstrebt, weil
04.09.17
John Ashbery
Zum Tod von John Ashbery
Der Dichter hat seine Pflicht zu tun, mehr noch als jeder andere Künstler repräsentiert er die Menschheit. John Ashbery hat diese Pflicht erfüllt. Er starb im Alter von 90 Jahren und kann in seinem Einfluß nicht überschätzt werden. Seine Sprache ist Mammutgestein, seine Hinterlassenschaft ein immenser Markstein, an dem sich künftige Generationen abarbeiten werden.
Ashbery stand eben nicht tief beeindruckt und als Dichter machtlos vor der Wand des radikalen Expressionismus, sondern nahm die Herausforderung an, die aus dem unaufhaltsamen Fortschritt der Kunst gegenüber der Literatur resultiert. Seine Dichtung hat alle Dichtung befreit.
Der Dichter hat seine Pflicht zu tun, mehr noch als jeder andere Künstler repräsentiert er die Menschheit. John Ashbery hat diese Pflicht erfüllt. Er starb im Alter von 90 Jahren und kann in seinem Einfluß nicht überschätzt werden. Seine Sprache ist Mammutgestein, seine Hinterlassenschaft ein immenser Markstein, an dem sich künftige Generationen abarbeiten werden.
Ashbery stand eben nicht tief beeindruckt und als Dichter machtlos vor der Wand des radikalen Expressionismus, sondern nahm die Herausforderung an, die aus dem unaufhaltsamen Fortschritt der Kunst gegenüber der Literatur resultiert. Seine Dichtung hat alle Dichtung befreit.
03.09.17
Der Welt 2 Rücken
„Lass uns schön zueinander sein“, tönte die Seele aus dem Schnabel der Putte, die sich im Liebesvogelspiel ernster Angelegenheit verriet, mit dem Finger einen Bogen zeichnend, mit dem es mein sich ihr zeigendes Angesicht zur eigenen liebenden Brust hin lotste, durch die es auf sich deutete und somit auf sich verwies, mich nahm auf diesem Amorbogen, mal keckernd, mal verletzlich ängstlich, aber immer bedürftig. Mich darin tauchte und taufte.
„Du siehst aus wie die Liebe. Ja, lass uns schön zueinander sein!“ Ein Ja-ich-will:
Mit Federaugen mit dir in den Tag blicken,
mit Flederaugen in die Nacht,
und immer wieder mit meinem Muttermund dein Blut küssen,
dich umfangen mit der Flughaut einer Umarmung, die dich trägt und wärmt,
im Uterussamt mit dir zu zwillingen,
dir in ihr auch mein mh-Mädchen zu geben.
„Du siehst aus wie die Liebe. Ja, lass uns schön zueinander sein!“ Ein Ja-ich-will:
Mit Federaugen mit dir in den Tag blicken,
mit Flederaugen in die Nacht,
und immer wieder mit meinem Muttermund dein Blut küssen,
dich umfangen mit der Flughaut einer Umarmung, die dich trägt und wärmt,
im Uterussamt mit dir zu zwillingen,
dir in ihr auch mein mh-Mädchen zu geben.
01.09.17
Faunlaub & Löwenstöckel
Es ist Montag, der neunundzwanzigste August. Der Tag, an dem der Turm sich, der sich uns beiden weissagte, durch unser Aufeinandertreffen in Mannheim, den Lüften zu durch Erde brach. Monate, seit Mitte 2015, hatten wir unzählige Worte, so viele lange Briefe aus dem Wasser der Mondin geschöpft. Uns ausgiebig ausgegossen. Oil mit einem Krug. Waterlily mit einem Krug. Aus einer Pfütze entstand ein Rinnsal : aus einem Rinnsal ein Bach : aus einem Bach ein Fluss : aus einem Fluss ein reißender Strom, der unaufhaltsam das Land unter unseren Füßen abtrug, Meer zu werden. Wir strömten uns zu, tasteten bald in allen Elementen nach uns. Wir siezten, duzten, kollidierten und fusionierten ... kollidierten wieder, ließen ab, stoben auseinander, hoben wieder an ..., wir gaben uns Namen. Nannten unsere Kinder bei den ihren. Sie spielten uns durch (wie wir sie durchspielten), entdeckten und blößten uns. Bangten bis zu diesem Tag:
Noch früher Morgen, wir telefonieren miteinander, soeben erst aus den Federn gestiegen, fühle ich mich pelzig von dem Zwölfstundendienst, der nun hinter mir liegt. Du hast dich bereits vom Nacken bis zu den Fußknöcheln in dein Weinlaub geworfen (da Kempten, wie du mir erzählst, offenbar eine Stadt ist, die ohne gelbe Hemden auszukommen gedenkt). Ich begleite dich zur Tür hinaus, gen Bahnhof zu gehen, die Tschu Tschu zu nehmen, in der ein Junge sitzen wird, der dich die ganze Fahrt zu mir hin unterhält. Ich springe unter die Dusche, weiß noch nicht, was ich anziehen werde, entscheide mich für mein braunes Wollklaid, packe meinen Rucksack, packe meine Tasche, und noch eine, habe viel zu viel dabei. Schwer beladen in beeschfarbenen Samtpömps, vergesse ich den olfaktorischen Handkuss nicht, tauche meine Finger der rechten Hand noch ins Becken meiner Nymphe und versuche von nun ab als linkshändige Packeselin durchzukommen. Ich stöckele los, mit offener Mähne. Denke an mein Sternbild, dass ich an einem meiner letzten Arbeitstage, vor dem Kuckucksnest gefunden hatte als ich, mit einer Kollegin sprechend, zu Boden blickte, und weiß noch nicht, dass der ausgemachte Handkuss der Umarmung eines Wesens weichen wird, auf das ich keinen Einfluss habe.
31.08.17
Nymphentag 57
Nur die Lyrik ist dazu imstande, uns zu befreien. Daß wir überhaupt befreit werden müssen, daran ist ein Phänomen schuld, das wir "modern" nennen. In Wirklichkeit meinen wir jedes Mal, wenn wir dieses Wort benutzen "Entfremdung", und doch läßt sich mit dieser Entfremdung hervorragend arbeiten, vor allem, wenn wir akzeptieren, daß wir niemals irgendwohin zurückkehren können. Wir alle sind den Orten unserer Vergangenheit fremd. Indem wir über Vergangenes nachdenken, verfremden wir die Vergangenheit, bedienen uns eines Stilmittels, das im Gedicht sein Königreich erfährt. Das ist ein Vorgang der Evokation, unser Gedächtnis ist ein Schuttgedächtnis, und wir rufen uns in Erinnerung, was wir längst nicht mehr parat haben, das aber unsere Träume beeinflußt, die wiederum ein Gefühl in uns zurücklassen, als hätten wir etwas Bedeutsames vergessen. Wir erinnern uns an die Lücken des Gewesenen, treffen also mit der Gabel nie das Fleisch, das uns stets entwischt, obwohl der Teller endlich scheint. Natürlich: auch das ist immer nur Schein. Wir preschen in die Spuren, die wir selbst nicht angelegt haben.
30.08.17
Nymphentag 56
Es ist ein diffuses Unverständnis in allen Bereichen der Kommunikation, als wären alle Chiffren nicht klar und deutlich, als wären alle Rätsel rätselhaft und als wären wir nicht selbst in der Dunkelheit willkommen, denn nur durch Licht vergeht sie nicht, und so druckte ich zwei Tage lang und war erstaunt, was Tinte bei denen heute kostet, wie raffgierig alle sind, wie Riff Raff ging auf Powerage, wie die Gesichter schmelzen vor Raffgier, wie sie stinken, die Raffgierigen, nach Öl und verdorbener Sahne, scheißen aus das Geld und schmieren es sich ins Gesicht, tragen ihre Scheiße in der Fresse, die Kinder alles Klone, unser Kastensystem greift gut.
29.08.17
Nymphentag 55
„Wenn nun ein höherer Mensch über das geheime Wirken und Walten der Natur eine Ahnung und Einsicht gewinnt, so reicht seine ihm überlieferte Sprache nicht hin, um ein solches von menschlichen Dingen durchaus Fernliegendes auszudrücken. Es müßte ihm die Sprache der Geister zu Gebote stehen ...“ (Goethe)
Als ich ansetzen wollte zu einem Hohelied der Geistersprache, gerate ich an Heinz Schlaffers ebenso benanntes Buch, 2012 bei Hanser, gerate dann wieder in die Situation, erst einmal widersprechen zu wollen, mäßige mich aber, weil dem Lyriker bewußt sein muß, daß er sich einer archaischen und vollkommen autonomen Form anheimgibt, indem er auf Kommunikation mit seiner Umwelt pfeift und pfeifen muß, indem er davon profitiert, was ein jahrhundertelanger Kampf war, Herr (und Dame) über sein Kunstwerk zu sein, zum ersten Mal wirklich frei (nun jetzt schon etwas länger), aber auch nicht zu lang, wo messen wir schließlich, wir messen 1 am Kosmos, wir messen 2 dann erst am pille-palle-existierenden Menschen(ge)schlecht. & wenn die Götter das hören, werden sie dachsteufelslustig, denn sie haben’s ja schon immer gesagt, wo sind denn ihre Schamanen hin, ihr Joghurtesser und Baumhöhlenbewohner, wo sind die denn hin in ihren Betongsiedlungen. & wem hören sie da zu. & wollen zu allem Abfluß auch noch gelesen werden. Das Sangesfeuer ist die Inspiration, Begeisterung hört sich da nicht schön an, Besessenheit ist besser, herausgefallen aus dem Geniekult, der aber im Kleinen weiterschlüpft, herausschlüpft aus dem Kescher, dämonisches Werden, ganz anders sein, weil da zu trennen ist zwischen dem wie ich sein könnte und dem wie ich werde. Befreiung von Zweck, aufatmen : sooooog; ausatmen : faaaach!
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