Typisch für den Sumpf in Hannover! Es hätte ein guter Politthriller werden können, dieser letzte Teil der Trilogie von Bettina Raddatz. Die Autorin hat jahrelang in der niedersächsischen politischen Administration gearbeitet und Insiderwissen schadet nie. Aber Christiane Geldmacher ist enttäuscht … Nach dem „Spitzenkandidat“ und der „Staatskanzlei“ geht es auch in der „Kanzlerkandidatin“ um Macht und Morde im politischen Milieu. Das Problem ist: Man muss sich bei Raddatz durch zu viele Klischees lesen, als dass es wirklich interessant werden könnte. Da gibt es die tüchtige, aber humorlose Büroleiterin; die langweiligen
Read More Posted On Februar 6, 2013By Christiane GeldmacherIn Bücher, Litmag
Schriftsteller auf der Flucht – J.D. Salinger und die Öffentlichkeit: Es war – und ist es immer noch – eine interessante Frage, warum dieser Schriftsteller, der einen so großen Erfolg mit seinem berühmten Roman „Der Fänger im Roggen“ hatte, sich so aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte. Der jahrzehntelange Rückzug Salingers war – folgen wir Kenneth Slawenskis Biografie „Das verborgene Leben des J.D. Salinger“ – noch radikaler als vorgestellt. Seit 1965 hat er nichts mehr veröffentlicht; er gab so gut wie keine Interviews (sein letztes datiert aus dem Jahr 1980) und
Read More Posted On Januar 16, 2013By Christiane GeldmacherIn Bücher, Litmag
Hauen und Stechen im Zeitungsmilieu – „Der Job bei Psst!, hatte auch seine Nachteile: es war eine Anstellung auf Zeit, sie war unterfordert und schlecht bezahlt.“ „Zeilenkrieg“ von Annalena McAfee ist ein Must-have für Journalisten und alle am Journalismus interessierten Leser: Es geht um öde, trockene, aber hochkarätige Leitartikel, um grauenhafte Reiseberichte über englische Seebäder und dämliche Ratings nach dämlichen Mustern. Auch wenn der Roman von McAfee manchmal ein bisschen zu brillant und zu namedroppig daher kommt, die Story ist pointensicher, hochamüsant – und natürlich auf deutsche Zeitungsimperien übertragbar. Von
Read More Gestrandet in Ostafrika – William Boyd, ein in Ghana groß gewordener schottischer Autor, ist was für Jane-Austen-Fans. Sein Blick auf die Gesellschaft ist satirisch und präzise; er ist ein stiller Beobachter, der Augen und Ohren offenhält, wo andere schon längst abgeschaltet haben. Das Sujet unterscheidet sich freilich von denen Austens: „Eiskrem-Krieg“ ist ein Kriegsroman, der in Ostafrika spielt. Dort hoffte man, den Ersten Weltkrieg innerhalb von zwei Monaten beenden zu können, da die Briten das Klima schlecht vertrügen. „Wir werden alle schmelzen wie Eiskrem in der Sonne!“, schrieb Soldat Francis
Read More Sex im Alter – Philippe Djian ist uns wohlbekannt für seine rasanten, roadmoviehaften Romane wie „Betty Blue“, „Erogene Zone“ oder „Blau wie die Hölle“. Oft haben wir die Franzosen darum beneidet, dass sie so einen haben wie ihn, furchtlos, kompromisslos, aufrührerisch. Mit „Die Rastlosen“ hat Djian nun einen Roman geschrieben, in dem er sich über das Kreative Schreiben lustig macht: Die Dozenten, die Teilnehmer. Wir lachen gern mit ihm – allerdings ist er selbst ein bisschen zu sehr selbst in diese Falle getappt. Obwohl er das überhaupt nicht nötig hat.
Read More Morde in illustrem Milieu – Katzenkrimi, Sherlock-Holmes-Krimi, Countrymusik, ein toter Literaturagent, eine tote Lektorin – kann so was funktionieren? Oh ja – die ersten Seiten stimmen schon mal. Es sind ein paar Lacher drin, in diesem Stil: „Ich klopfte energisch gegen 407. Nichts. Nicht mal ein Miau.“ Christiane Geldmacher kann sich darüber durchaus amüsieren. In New York ist es manchmal nicht leicht zu unterscheiden, wer verrückt ist und wer nicht. Kinky Friedman, Countrysänger und Detektiv, wohnt mit seiner Katze in einem Loft in New York. Zusammen mit seinem besten Freund Ratso
Read More Ich erkenne dich überall –„Der beste Spannungsroman des Jahres“, ruft Stephen King auf der Rückseite von Laura Lippmans neuem Kriminalroman „Denn mein ist deine Seele“. Solche Zurufe machen Christiane Geldmacher neugierig und siehe da: Laura Lippman hält, was Stephen King verspricht. Der Plot des Buches ist nicht meine erste Wahl: viel zu sehr Trendthema. Ein junges Mädchen wird von einem Mann entführt und wochenlang festgehalten. Ihr könntet mal wieder einen Mann einsperren!, denkt man unwillkürlich – wobei wir wieder bei Stephen King wären. Aber „Misery“ ist ja auch schon wieder
Read More Posted On Juni 6, 2012By Christiane GeldmacherIn Bücher, Litmag
Geniales Biest – Was haben Stephen Fry und Franz Kafka gemeinsam? Erstens: Sie sind beide Genies. Zweitens: Sie können beide keine Romane schreiben. Was ihrer Beliebtheit bei uns keinen Abbruch tut. Für eine kleine Literatur!, könnte man ihnen mit Gilles Deleuze und Félix Guattari zurufen – in Stephen Frys Fall hieße das: Ein Hoch auf sein Blog. Auf sein Twitter. Und auf das seiner Frau. Denn hier ist Fry das, was er am besten kann: ein Nomade, ein Zigeuner, ein Marodeur. Wie ein Vampir saugt er uns in seine Sprache und
Read More Wir sind, was wir sind. Nicht, was wir nicht sind. Zwei Bücher in einem – Austin Wright hat ein Buch geschrieben über einen Autor, der ein Buch geschrieben hat. Und es seiner Exfrau zur Kenntnis schickt. Diese beiden Bücher sind von Wright brillant ineinander verschraubt und nicht nur mitreißender suspense, sondern auch eine wirklich verstörende Geschichte. Ruth Rendell sagte über „Tony & Susan“, dass sie diesen Roman nie vergessen werde. Christiane Geldmacher auch nicht. Man liest so was ja dauernd in der Zeitung. Oder sieht es in Fernsehsendungen wie „Brisant“.
Read More Bergprediger, Moralprediger, Hassprediger, gesehen von Christiane Geldmacher. – 31. März. Am Vorabend des Monats April gerate ich in „Verraten und verkauft“ von „Gott und die Welt“ des einflussreichen Massenmediums Bayerischer Rundfunk. Das Format zeigt, wozu Menschen fähig sind, die einfach vor der Kamera mal losreden dürfen. Die Story: Sebastian R. erkrankt schwer an Krebs, seine Frau verlässt ihn und bringt beider Vermögen durch. Furchtbare Krankheit, furchtbare Frau, furchtbare Enttäuschung: Das mag ja alles sein. Leider kommt die Ex nie zu Wort, deren Intimleben hier ausgebreitet wird. Nur der genesene Mann
Read More Eine irre Idee – Biografien, die gut geschrieben sind und keinem enzyklopädischen Anspruch folgen, sind ein herausragender Lesestoff. Sie verdichten ein Leben auf seine Höhepunkte. Noch besser ist es, wenn mit dieser Biografie eine Geschichte erzählt wird. So wie Sarah Kaminsky die Geschichte ihres Vaters erzählt: eines Fälschers, der sein Leben lang illegal und im Untergrund arbeitete. „Am Tag Fotograf, nachts Fälscher, das Firmenkonto immer im Minus – ich musste wie ein Wahnsinniger schuften, um über die Runden zu kommen“, sagt Adolfo Kaminsky, der heute im Ruhestand in Frankreich lebt.
Read More Informieren, dekorieren, rätselraten! Heute ein Eier-Spotlight: In der Karwoche bereitet sich das ARD-Buffet-Team auf das Osterwochenende vor. Das übersetzt sich in: Eier, Eier, Eier. Pochierte Eier, gefärbte Eier, gesundheitsgefährdende Eier. Mit dabei: das lustige gelbe Stoffküken Trude von Kreativnerd Holger Schweizer. Christiane Geldmacher sieht die letzte Viertelstunde des „ARD-Buffet“. Montag, 02.04.2012: Teil meiner täglichen „Und ewig grüßt das Murmeltier“-Routine ist die letzte Viertelstunde des ARD-Buffets kurz vor dem Mittagsmagazin. Ich schalte ein, weil ich Pause mache und Nachrichten sehen will. An sich ein guter Zeitpunkt: Um 12.45 Uhr steuern die Handlungsachsen
Read More Moaning and groaning – (Luther’s Lament I:) Idris Elba ist ausgezeichnet worden mit dem Golden Globe 2012 für den besten Schauspieler in einer Miniserie – zu Recht. Diese Miniserie heißt „Luther“ – und ist tatsächlich ziemlich mini. Das sollten die wissen, die sich die DVD leisten wollen. Die erste Staffel hat sechs Folgen, die zweite nur vier. Die Anschaffung lohnt sich für alle, die diese Serie ungekürzt und inklusive aller Vor- und Abspänne sehen wollen. Denn im ZDF schneiden sie lieblos jeweils zwei Fälle aneinander, obwohl die Musik des Abspanns
Read More „Mein ganzes Leben fließt in meine Arbeit“ – Es gibt ein Bild von Vincent van Gogh, auf dem der Maler bei glühender Sonne mit der Staffelei in die provenzalische Landschaft hinauszieht. Das Bild „Der Maler auf der Straße nach Tarascon“ stammt aus dem Jahr 1888. Francis Bacon liebte es und ließ sich davon zu einer Serie eigener Arbeiten inspirieren. Das erste Bild der Serie zeigt, wie der Maler in der Nacht zurückkehrt. Auf dem Hut sind die Farben van Goghs aufgenommen, der Rest ist dunkel bis schwarz. Allein diese Bilderserie
Read More Posted On November 23, 2011By Christiane GeldmacherIn Kunst, Litmag
Guerillakämpferinnen und Terroristinnen der Kunst – Pop Art wird gewöhnlich mit Stilikonen wie Andy Warhol, Roy Lichtenstein oder Robert Rauschenberg assoziiert. Männlichen Künstlern. Pop-Art-Ausstellungen zeigen jedoch selten die Werke etwa von Evelyne Axell, Sister Corita oder Dorothy Iannone. Anfang des Jahres wurden Pop-Art-Künstlerinnen eigens in einer Ausstellung in der Kunsthalle Wien gezeigt, deren Katalog nun im DuMont Buchverlag erschienen ist. Ein Must-have, denn wie sagte schon Dorothy Iannone? „The next great Moment in History is ours.“ Dieser Moment – er dauert immer noch an. Von Christiane Geldmacher Guerillakämpferin mit Pinsel
Read More Endliche Ressourcen „Unter den Bergen von Akten und Anträgen war unmöglich zu erkennen, wo ein Schreibtisch endete und der andere begann.“ Unsere Gesellschaft delegiert Probleme mit schwierigen, prekär aufwachsenden Jugendlichen gern an den Staat: an Fallbetreuer, Sozialarbeiter, Lehrer. Doch selbst die Besten unter ihnen scheitern, weil die Ressourcen endlich sind. Von ihnen handelt der kenntnisreiche, psychologisch engmaschige Kriminalroman „Die Farbe der Leere“ von Cynthia Webb. Von Christiane Geldmacher. Katherine McDonald ist Behördenanwältin bei der Administration for Children’s Services ACS, der New Yorker Jugendschutzbehörde. Sobald in Familien ein Verdacht auf Misshandlung,
Read More Posted On September 28, 2011By Christiane GeldmacherIn Bücher, Litmag
Ich wurde erwachsen und alt – Alice Munro, gerade 80 Jahre alt geworden, ist noch kürzer in ihren Erzählungen geworden. Dabei war die kanadische Schriftstellerin schon immer kurz; eine typische Erzählung in „Tricks“ oder in „Himmel und Hölle“ zählt zwischen 40 und 60 Seiten. In „Zu viel Glück“ sind es jetzt oft nur noch 30 Seiten. Aber ihre Kunst ist es, in diese 30 Seiten ganze Lebensgeschichten zu packen. Von Christiane Geldmacher. Ihre Beobachtungsgabe lässt die Leser feinste charakterliche Nuancen in detailliert gezeichneten psychologischen Studien entdecken. Es sind immer die
Read More KickAss – Bloody Splinters aus dem alltäglichen Medienwahnsinn – Na, das passt doch! Sonntag, 11. September 2011! Das lässt sich 3sat natürlich nicht entgehen. Der deutschsprachige Kultursender powert raus mit einem Thementag „Schwarze Tage“. Ganz kritisch natürlich, „… in Dokumentationen und Filmen geht der Thementag den Fragen nach, welche politischen und gesellschaftlichen Konsequenzen solche ‚Schwarzen Tage‘ hatten …“ Los geht’s um 6:00 Uhr mit Haitis Kindern, um 8:50 folgt der Erdrutsch von Gondo, um 9:30 Uhr die letzte Reise der Hindenburg und um 10:10 Uhr der Brand der Schweizerhalle (das
Read More Gewalt entziffern: Das bin doch nicht ich – Warum verlässt eine bürgerlich-mittelständische Frau mit allen Freiheiten ihren Mann nicht, der immer wieder gewalttätig wird? Das ist das zentrale Thema des Buches „Schattenfangen“ und die US-amerikanische Autorin gibt eine interessante Antwort darauf. Von Christiane Geldmacher. Irene America und Gil LaRose, beide US-Amerikaner mit indianischen Wurzeln, führen ein wohlhabend-bürgerliches Leben. Gil ist ein bekannter Maler (er gilt in Fachkreisen als der indianische Edward Hopper), Irene ist Kunsthistorikerin. Die beiden haben kluge, außergewöhnlich begabte Kinder, der ältere Sohn Florian will Physiker werden, seine
Read More Posted On Januar 12, 2011By Christiane GeldmacherIn Bücher, Litmag
Nach den Sternen greifen – Es ist eine heikle Sache, wenn man an den Anfang seines Debütromans das Zitat eines berühmten Autors setzt. Und dann gleich Franz Kafka. Sein „Von einem gewissen Punkt an gibt es keine Rückkehr mehr. Dieser Punkt ist zu erreichen“ ist ein Klassiker, ganze Generationen von Schriftstellern haben das schon irgendwo mal gebracht. Damit legt man die Messlatte hoch. Kafkahoch. Von Christiane Geldmacher. Wir erinnern uns: Kafka ist einer der berühmtesten deutschsprachigen Schriftsteller. Okay, es gibt auch noch andere. Georg Büchner, Thomas Bernhard und Friedrich Hölderlin
Read More Die Zahlen sprechen für sich: Der bekannte Ex-Leiter der Münchner Mordkommission Josef Wilfling – Anfang 2009 in Pension gegangen – deckte in 42 Dienstjahren mit einer fast hundertprozentigen Aufklärungsquote rund 100 Mord- und Totschlagsfälle in München und Umgebung auf. Unter anderem auch den Sedlmayr- und den Mooshammerfall. Nach seiner Pensionierung fing Wilfling an zu schreiben. Herausgekommen ist das kurzweilige Buch eines Starermittlers, der sich vor allem durch gesunden Menschenverstand auszeichnet. Gelesen von Christiane Geldmacher.
Read More Posted On November 23, 2009By Christiane GeldmacherIn Bücher, Crimemag
Die Krankenpflegerin Dtui, Assistentin des laotischen Pathologen Dr. Siri Paiboun, sitzt in einem dunklen, eiskalten Raum. Sie ist zerschunden, zerkratzt, zerbissen. Wie ein Sack Bohnen wurde sie von einer Bestie über unwegsamen Boden geschleift. Mehrere Frauen sind in letzter Zeit auf barbarische Weise in Vientiane umgekommen. Und Dtui soll die nächste sein, wenn der Vollmond hoch am Himmel steht. Dr. Siri fürchtet um ihr Leben. Von Christiane Geldmacher.
Read More Nury Vittachi erspart dem Leser nichts. Sein Fengshui-Detektiv C.F. Wong und die quirlige englisch-australische Assistentin Joyce McQuinnie jagen Verbrecher rund um den Erdball. In "Der Fengshui-Detektiv im Auftrag Ihrer Majestät" führt die Reise von Singapur über Hongkong, den Himalaja und Islamabad nach London. Dabei gibt es kaum ein Thema, das Vittachi nicht verhandeln würde: Menschenrechte, Zensur, Pressefreiheit, Korruption, Heuschreckenkapitalismus, Umweltkriminalität, Tierquälerei. Was bei anderen Autoren grandios schief gehen kann, macht Vittachis virtuose Ausrufezeichen-Tragikkomödien erst aus. Von Christiane Geldmacher
Read More Christian Linker, geboren 1975, hat für seinen fünften Roman "Blitzlichtgewitter" den "Hansjörg-Martin Kinder- und Jugendkrimipreis 2009" des Syndikats gewonnen. Mit dem Autor, der in Köln wohnt, hauptamtlicher Diözesanvorsitzender des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend ist und Romane schreibt, die sich vorwiegend im Jugendlichenmilieu abspielen, die gleichermaßen spannend und aktuell sind, hat Christiane Geldmacher gesprochen.
Read More Hilfsausdruck Seelenverwandtschaft Simon Brenner ist wieder da, Wolf Haas’ Detektiv mit Polizeivergangenheit. Er nimmt Antidepressiva, hat aber einen coolen Job als Chauffeur des wohlhabenden Bauunternehmers Kressdorf. Er karrt die zweijährige Helena zwischen Mutter und Vater hin und her, zwischen Wien und Kitzbühel. Bis ihm eines Tages an einer Tankstelle das Kind vom Rücksitz geklaut wird. 100 Entführungsstunden später weiß Christiane Geldmacher warum. Ausgerechnet dem Brenner kommt so eine Zweijährige abhanden, einem Expolizisten, Exdetektiv. Und kurze Zeit später hat er deswegen keinen Job mehr, keine Wohnung, kein Auto. Stattdessen wird er
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