Sabine Scholl »Wir sind die Früchte des Zorns«. Weibliches Selbstverständnis im Wandel der Zeit.
08.07.2013 | Der Titel von Sabine Scholls viertem Roman, erinnert an John Steinbecks Früchte des Zorns. Liegt hier also das weibliche Pendant zu John Steinbecks Roman vor? Oder doch eher eine Anspielung auf die Fruchtbarkeit, die Leibesfrucht? Auf jeden Fall hat Sabine Scholl ein sehr frauenzentriertes ...
Macht kaputt was euch kaputt macht. »Das Verschwinden des Philip S.« von Ulrike Edschmid.
07.07.2013 | Ulrike Edschmid versucht nach vielen Jahren zu verstehen, warum ihr Freund Philip S. sich der Bewegung 2. Juni angeschlossen hat. Das Foto, auf dem eine junge Frau den Kopf des sterbenden Benno Ohnesorg hält, war für die damaligen Studenten der Beweis für die „strukturelle Gewalt“ des Staates. ...
Die Stille und das Dunkel. »Flughunde« von Ulli Lust und Marcel Beyer.
06.07.2013 | Fast 20 Jahre ist es her, dass der Roman Flughunde (1995) im Suhrkamp Verlag erschien und seinen Autor Marcel Beyer zu einem der bekanntesten Schriftsteller seiner Generation machte. Das Buch wurde von der Kritik durchweg positiv aufgenommen und als kleine Sensation gefeiert. ...
Language Unbound — »Vom Gehen und Stehen«, ein Handbuch von Martina Hefter
05.07.2013 | Sprache ist Nicht-Stillstand. Darum ist es die elementarste Geste des Schreibenden, die Sprache anzustoßen, in Schwingung zu versetzen, in Bewegung zu bringen; sie als Material zu verwenden, oder vielmehr als eigenständigen Körper, und sie zu vertwisten, zu Bocksprüngen und drolligen Saturnalien anzuheizen, anzureizen ...
Scheinbares Kinderspiel. »Der Hase!!!!« von Ernst Herbeck.
04.07.2013 | Er schmiss die Teller vom Tisch, er schüttete die Suppe unter das Bett – es half alles nichts. Auch durch diese kleinen Revolten konnte sich der zwanzigjährige Beamtensohn keine Linderung verschaffen. Das „scharfe Denken“ des Vaters zersetzte ihm nach und nach und unaufhaltsam die Nerven, wie er selbst sagte. ...
Gespenster. »Geistersprache« - Zweck und Mittel der Lyrik von Heinz Schlaffer.
03.07.2013 | Das dominante Gen eines deutschen Professors, heißt es, ist nicht das zur Idee, sondern zur Durchführung. Die Idee selbst ist wenig wert, impact points generiert sie erst, wenn sie reichhaltig ausgeführt ist. Man sammelt dazu einige Begriffe aus dem Kontext und schleppt diese im germanistischen Fall ...
Mit Wirklichkeiten lebt man ja nicht. Johannes Urzidil (1896–1970) Ein "hinternationaler" Schriftsteller zwischen Böhmen und New York
02.07.2013 | Urzidil, ein Mann von stupender Gelehrsamkeit, der in seiner Weltgewandtheit gerade den Sinn fürs Lokale schärfte, wie er aus dem Kleinen sich seine Globalisierung fand, ehe diese ein Gemeinplatz und denunziert ward, ist es wert, immer und immer wieder gelesen zu werden; und wie viele ...
»FLOW CHART / Flussbild« von John Ashbery
01.07.2013 | John Ashbery ist seit Jahrzehnten auch für deutsche Leser kein gänzlich Unbekannter. Erste Aufsätze und Übersetzungen sind ab 1980 (unter meiner Beteiligung) veröffentlicht worden. Das Echo war, gelinde gesagt, nicht überwältigend. Doch waren sich Übersetzer, Kritiker und Verleger bewusst, dass mit Ashberys ...
Von Bülte zu Bülte ziehen Bettler und Hase in »Bettler und Hase«, dem verrückten Roman von Tuomas Kyrö.
30.06.2013 | Schon der erste Satz aus „Bettler und Hase“ von Tuomas Kyrö macht deutlich, worauf man sich gefasst machen muss: auf ein Buch voll schwarzem Humor, das zugleich reale Probleme und Missstände der Wohlstandsgesellschaft ganz offen anspricht. Hinter Humor und Ironie verbergen sich ...
Eine Zeitreise durch die Naturbetrachtung. »Die Entdeckung der Natur« von Jürgen Goldstein.
29.06.2013 | Nicht zufällig heißt die Reihe, in der Jürgen Goldsteins Erfahrungsgeschichte der Natur bei Matthes & Seitz erschienen ist, Naturkunden. In 16 Kapiteln berichtet Goldstein von Horizontüberschreitungen durch Seefahrten und Bergbezwingungen vom 14. Jahrhundert bis heute, ...
»Die hellen Nächte« von Hans Sahl.
28.06.2013 | Im Weidle Verlag ist im Frühjahr ein kleines Büchlein erschienen, das in vieler Hinsicht bemerkenswert ist. Es heißt Die hellen Nächte. Gedichte aus Frankreich und ist von dem 1902 in Dresden geborenen Hans Sahl. Die Lektüre dieses Buches sei jedem dringend empfohlen. Jedem. Und zwar sowohl aus politischen ...
Kafka und kein Ende. David Zane Mairowitz und Robert Crumb's Graphic Novel »Kafka«
27.06.2013 | Manchmal fragt man sich wirklich, was Franz Kafka wohl zu alldem sagen würde; zu den unzählbaren Regalmetern an Veröffentlichungen über ihn und sein Werk. Zur Vermarktung seiner Person in der Stadt Prag und darüber hinaus. Zu den zahlreichen Illustrationen seiner Bücher, die Kafka zu Lebzeiten mehr ...
„Mann aus Pappe“ versus „Plastikfrau“ »Das Ende der Männer« von Hanna Rosin.
26.06.2013 | Warum nicht einfach „Der Aufstieg der Frauen“? Klar: Weil „Das Ende der Männer“ einfach provokanter klingt. Prädestiniert dazu, die Kontroversen auszulösen, die das Buch – zumindest in den USA – dann auch tatsächlich ausgelöst hat. Einerseits zu Recht, denn Hanna Rosins krude Theorien haben das Zeug dazu, ...
Ulrike Draesners »Heimliche Helden«. Auf den Schlachtfeldern der Literatur
25.06.2013 | Frauen haben schön zu sein, Männer Helden. Klischees, die überholt scheinen, langweilig obendrein, bis Ulrike Draesner sich ihrer annimmt, und sie als Leitfaden auf ihrem Weg durch die Literatur benutzt. Nach dem Essayband „Schöne Frauen lesen“, in den Flaubert aufgrund seiner Aussage: „Madame ...
Der Resignierte. »Burn, baby, burn« von Zvonko Karanović.
24.06.2013 | Es gab einmal ein Serbien vor den Balkankriegen. Eingegliedert in den westlich orientierten Vielvölkerstaat Jugoslawien und zusammengehalten von dem charismatischen Staatschef Josip Broz Tito, der 1980 nach 35-jähriger Regentschaft verstarb. Bis zum gewaltsamen und blutigen Zusammenbruch ...
Die Bar als Mittelpunkt der Welt. »Die Predigt auf den Untergang Roms« von Jérôme Ferrari.
23.06.2013 | Auf Fotos erinnert Jérôme Ferrari an Franz Kafka. Zierlich, schmales Gesicht, verträumte Augen, wenngleich der Blick weniger schwermütig. Sieht man genau hin, erkennt man auf neuern Bildern sogar häufig ein verstecktes Grinsen; nur ganz leicht angedeutet, und vermutlich gar nicht bewusst aufgesetzt, ...
Amerikaner, die Amerikaner hassen. »Was am Ende bleibt« von Paula Fox.
22.06.2013 | Dass kleinste Abweichungen ein ganzes System ins Schwanken bringen können, wird als Schmetterlingseffekt bezeichnet. Ausgehend von der Frage »Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?« etablierte im Jahr 1972 der US-amerikanische Meteorologe ...
Pater Brown und das Heilige. »ORTHODOXIE« von Gilbert Keith Chesterton.
20.06.2013 | Mit Gilbert Keith Chesterton assoziiert man Pater Brown – und also eine undogmatische Religiosität, bei der Menschenwürde auch darin besteht, im Dialog mit Gott sich doch nicht orthodox einzukapseln, nicht in Glaubenssätze, aber auch nicht in die Vernunft, wiewohl sie hier als Werkzeug doch geradezu gefeiert wird. ...
Die Wut der Trauer: Songs & Gedichte. »Wenn Gott schläft« von Shahin Najafi.
18.06.2013 | Diktaturen haben panische Angst vor Literatur. Das war immer so, wird immer so sein und setzt all jenen etwas entgegen, die meinen, Literatur bewirke heute nichts mehr. Aber auch hierzulande kann Literatur noch etwas bewirken. Den Effekt in der Diktatur beschreibt der Musiker Shahin Najafi sehr treffend ...
Zwei Freunde, eine Frau und viele Männer. „Helen Hessel« - eine Biografie von Marie-Françoise Peteuil.
16.06.2013 | Wenn das Abbild populärer ist als sein Original, dann muss es helfen, das Original zu verkaufen. Zumal, wenn, wie im Fall Helen Hessels solche Namen wie der des französischen Filmemachers Francois Truffaut und der seiner Schauspielerin Jeanne Moreau mitklingen. Denn Helen Hessel ist das Original ...
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