Eleganter Weg Bereiter
Er war nicht nur elegant, sondern einer der ersten Chronisten und Wegbereiter der Dada-Bewegung in Berlin: Walter Mehring.
Zuvor, 1915/1916, war er bereits in der von Herwarth Walden herausgegebenen Zeitschrift «Der Sturm» präsent. In zahlreichen Aufzeichnungen und Essays hat Mehring diese Zeit festgehalten und sich für Sturm und Dada eingesetzt. Diese sind jetzt erstmals zusammengefasst in einem Band im Elster Verlag erschienen.
„Den vielleicht wehmütigsten Abgesang auf die Emigrantenkultur stimmte unerwarteterweise Walter Mehring an. Im Unterschied zu den anderen Schriftstellern war er ein echter Berliner, dort geboren und Sohn des Zeitungsverlegers Franz Mehring, der einst Rosa Luxemburg unterstützt hatte. Sein kulturelles Debüt hatte Walter Mehring im Alter von zweiundzwanzig ]ahren gegeben, als er zusammen mit seinem Freund George Grosz eine Dada-Matinee auf die Bühne brachte. Höhepunkt der Show war ein Wettrennen zwischen einer Nähmaschine und einer Schreibmaschine. Zwei Jahre später erschien, illustriert von George Grosz und verlegt von Wieland Herzfelde, sein Dada-Almanach von 1920 [Anm. FM: Herausgeber war Richard Huelsenbeck, nicht Mehring]. Mehrings Gedichte erinnern an Pop-Lyrik („Berlin, dein Tänzer ist der Tod – Foxtrott und Jazz -„), und das Kabarett war ihr Forum. Als Berlins führender Kabarett-Dichter fand Mehring bald Eingang in die Kreise um Brecht, Grosz und Reinhardt. Lange vor der überschätzten, unausgegorenen Pop-Poesie der sechziger Jahre schuf Mehring etwas wirklich Neues, verflocht Töne und Bilder zu Rhythmen seiner Stadt – ein Foxtrott am Rande des Abgrunds.“ Anthony Heilbut
Aus: Anthony Heilbut: Kultur ohne Heimat – Deutsche Emigranten in den USA nach 1930; Reinbek: rororo 1991
Der von Richard Huelsenbeck herausgegebene Dada-Almanach (1920)
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