Die Aktion vor 100 Jahren (4)
Die Aktion. Jg. 6, Nr. 14/15, 8. April 1916
"Franz Pfemfert war als Publizist, Zeitschriftenherausgeber und Literaturkritiker eine der Schlüsselfiguren in der Zeit des Expressionismus. Die von ihm herausgegebene Zeitschrift "Die Aktion" (1911-1932) wurde nach 1911 zu einem Forum der "jüngsten Generation", der Avantgardisten. Unter Pfemferts Führung organisierte sich in der "Aktion" der intellektuelle Widerstand gegen die Wilhelminische Gesellschaft, gegen Militarismus, Chauvinismus, das Pressewesen, das Bildungssystem und die verkrustete, patriarchalisch-kapitalistische Gesellschaft.
Als Förderer und Organisator sammelte Pfemfert in Berlin die wichtigsten jungen Lyriker und Autoren. Mit der "Aktion" bot er ihnen ein Alternativmedium zu den Medien des bürgerlichen Zeitungs- und Verlagswesens, in denen, so Pfemferts Vorwurf, ausschließlich bereits arrivierte, Erfolg garantierende Autoren gefördert wurden."
Oliver Pfohlmann im Projekt LKD
„Rudolf Börsch stürzte sich 1915 oder 1914 in sein eigenes Bajonett, weil er zwar dem Befehl zum Sturmangriff seiner Kompanie nicht Widerstand leisten, aber auch nicht der größeren Gefahr ausgesetzt sein wollte, einen seiner französischen Freunde zu töten." erinnert sich Hans Jacob in seiner Autobiographie (1962).
Mehr über Rudolf Börsch findet man in den Lost Voices.
Ekstase der Sehnsucht
Ich bin lauter Sehnsucht alt. Die Straße wächst aus blond in jede Morgenferne. Blut bricht mir aus den Händen, rinnt nieder, strömt. Die Landschaft wird zum glühenden, zischenden Traum. Ich fühle mein Gesicht schon anders werden. Ich trage auf meinem gehobenen Kopf dein Antlitz wie eine Fahne. Ich vergesse schon, daß ich war. Ich weiß kaum noch, daß ich eben im Café saß, daß mir die Stimme der Leute Musik zu deinem Gange war. Ich scharre überall nach meinen Vergangenheiten. Mein Gehirn rast sich in Stücke. Häuserfetzen stürzen mir entgegen. Die Stadt wird Urwald. Getier packt mein zuckendes Gehirn. Der Irrsinn ist ein allzu greller Mond. Ich decke mich mit Dämmerung.
Erschienen in: Die Aktion. Jg. 6, Nr. 14/15, 8. April 1916, Sp. 194
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