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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie als work
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Ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

 
 

Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

Rechts, wo mein Herzschrittmacher...

Theoretisch steht der erste nukleare Zweikampf der Weltgeschichte kurz bevor, doch was will man machen, außer die Zusicherung der Bundeskanzlerin abzunicken, dass „falls Israel zu seiner Verteidigung Raketen benötigt, wir sie umgehend liefern werden“. Tatsächlich liefern wir längstens jede Menge dessen, was Israel auch für einen Erstschlag gut gebrauchen kann, denn jeder Angriff muss strategisch gestützt werden, z.B. mit submarinen Atomwaffenträgern MADE IN GERMANY. Um die Sicherheit koscherer Speisehäuser kümmert sich unsere Polizei im Rahmen des Objektschutzes israelitischer Institutionen; Imbißstuben und Obststände betreiben die hiesigen Juden nicht nennenswert, Hosenbeinabschneidereien (€ 5.-) gleich gar nicht. Dennoch steht unser aller Feind unverändert rechts, d.h. Netanjahu und Ahmadinedschad müssten sich eigentlich sehr gut verstehen, wenn es um Vorlieben wie Staatsreligion, Nationalismus, Großraumdenken, Volksbewaffnung und Geschichtsmystik, Erwähltheitswahn und die gemeinsame Urmutter  Asia geht. De facto treffen diese Anmaßungen und Altlasten auch auf alle echten Großmächte zu, woran man erkennt, dass Kanada und Indien noch nicht und die europäischen Großmächte nicht mehr dazugehören. Und weil wie immer in weltpolitischen Krisenzeiten die Nationalismuskarte sticht, kann derzeit durchaus von virulenten Richtungswenden gesprochen werden (z.B. in Ungarn, Schottland, Griechenland, USA), nur nicht in Deutschland, denn DIE LINKE ist zu schwachbrüstig und die NPD zu schwachsinnig. Trotzdem erwecken unsere Innenminister und Menschenkettensprecher den Eindruck, unsere rechten Rasselbanden seien entschlossen und imstande, eine Nacht der langen Messer auf die andere folgen zu lassen oder fähig, diesmal wirklich den Reichstag abzufackeln, wofür seinerzeit ein (1) furchtloser Internationalist genügte.
Natürlich kann der Brävste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt, und deshalb wird es weiterhin individuelle und kollektive Gewaltakte geben innerhalb ethnisch, konfessionell und ökonomisch gegensätzlicher Gesellschaften, insbesondere dann, wenn eingefleischte Integrationsprobleme fortbestehen; einen militanten Rechtsruck müssen wir erst befürchten, wenn eine Bundesbehörde die Deutschen Schützenvereine zwingen sollte, sich künftig an den jeweiligen GAY PARADES mit Formationen oder Schauwagen zu beteiligen oder andersrum. Weshalb diese Hysterie, wem nützt das? Offenbar dem Buchhandel, den Periodika, den Feuilletons und anderen Medien, denen Sarrazins verdächtiges Schweigen anscheinend den letzten Nerv raubt, zumal seit Wulff weg ist vom Panzerglasfenster. Oder weshalb musste man dem jüngsten Junggesellenroman Christian Krachts gleichsam gewaltsam Aura & Ludergeruch eines Braunen Buches (pardon, Meister Löns!) verpassen, um es an die Spitze der SPIEGEL - Bestsellerliste zu katapultieren?
Dass der deutsche Schweizer Bürger, Millionenerbe und Schriftsteller, Globetrotter und Editeur, Sonny Boy und schwarzes Böcklein seiner Klasse am literarischen Leben dergestalt teilnimmt, in angemessenen Abständen mittelstarke epische Prosa zu veröffentlichen, derer die Aufmerksamkeit der Rezensenten schon deshalb gewiss ist, weil Kracht kein lorbeertiger Dichter, kein packender Romancier, kein verzaubernder Erzähler oder häuserfüllender Bühnenautor ist, sondern eine Art Oblomow mit Düsentrieb und Platincard – das ist sein selbstgewähltes Großes Los.
Georg Diez, ein Kollege und Generationsgefährte, hat nun neulich im SPIEGEL (Nr. 7/2012) Krachts Neuling zum Anlass genommen, das gesamte zuvor erschienene Kracht –Opus genauer zu untersuchen und siehe da: „ Krachts Helden sind mehr und mehr Getriebene, die sich totalitären politischen Systemen unterwerfen oder selbst menschenvernichtende Utopien schaffen. Krachts Koordinaten waren immer Vernichtung und Erlösung; er platzierte sich damit sehr bewusst außerhalb des demokratischen Diskurses.“ Und zum Schluss seiner ebenso glasklaren wie rauchgeschwängerten Bestandsaufnahme heißt es: „Was also will Christian Kracht? Er ist der Türsteher  der rechten Gedanken.“ Aus diesem Diktum wurde (in der Version Gedankengut) im Nu ein geflügeltes Schmähwort und das Stichwort für wochenlange kollegiale Proteste und Leserkontroversen, was in Anbetracht der bundesweiten NSU-Debatte (Causa Dönermorde) wie der todernste Versuch erscheint, den deutschsprachigen Kulturbetrieb einer Neoentnazifizierung zu unterziehen. Statt eines geeigneten Messers zum Öffnen virginischer oder verklebter Buchseiten verlangt Diez nach der Schere im Kopf und das hat uns gerade noch gefehlt.  Wer sich belügen, blenden, berauschen, vergiften oder nur desinformieren will, benötigt kein rechtslastiges Gedankengut. Retuschierte Geschichtsbilder, Falschmeldungen, Volksmärchen und Allmachtsphantasien liefern uns die Unterhaltungsmedien aller Ausrichtungen nonstop ohne jede vorauseilende Reue oder den Warnzusatz: LESEN, GUCKEN UND ZUHÖREN KANN TÖDLICH SEIN! Natürlich können Konsumenten die tägliche Fernsehkost, das Yellow Press Food und diverse werbliche Nahrungszusätze überleben, doch keineswegs unbeschadet; selbst mental und intellektuell gefestigte Personen, denen es gelingt, sich dem Mediensog zu entziehen, schaffen es nur mit Hilfe wesensfremden Abwehrzaubers, mittels Verachtung nämlich. Was die Fernsehverächter wappnet, ist nicht nur der eine oder andere genehme Programmpunkt, die Sparte ihrer Wahl, welche sie vom Prollpublikum und den Spießern unterscheidet, sondern ihr definitives Desinteresse an 75% der Sendemasse, weil sie ihre Freizeit für andere Interessen und Aufgaben benötigen, sie ergo auch keine Zeit & Muße haben, sich diesbezüglich zu erklären oder um abzuklären, was ZDF und ARD, ARTE und PHÖNIX und etliche der Privaten sich dabei denken, uns dauernd mit Nazi-Reminiszenzen zuzuschütten, Dokuverschnitt in Endloswiederholungen, wobei die Zeitzeugen, die Opfer und die Ruinen zwar den Vortritt haben, die tollsten Auftritte jedoch Hitler und die Seinen. Klar, es geht um Einschaltquoten, ebenso, wie Kracht kühn kalkuliert, was er für seine Leibstandarte DER FREUND tun kann, PR-mäßig auf Weltniveau. Ansonsten keine Harald-Schmidt-Show ohne verschmitzte Brauntöne und das periodische Führergastspiel via Maskerade, Fotomontage, Witzbild, etwa so oft wie die Covers von STERN und SPIEGEL. Dass die aktiven Antifaschisten, der Zentralrat und die einstigen Kriegsgegner dann vorbeugend unsre führenden Magazine aufkaufen, wagt man kaum zu befürchten…

Eine eindeutige Denunziation Krachts ist Diez nicht anzulasten, der Türsteher-Vorwurf eher eine Lachnummer, wollte man sich den schmalschultrigen, feinnervigen Kracht in einer Rotlicht-Meile vorstellen. Bleibt die Frage, was „rechte Gedanken“ für Gefahren bergen, wenn „rechtes Denken“ von Diez einerseits als bürgerliche Altlast hingenommen wird, die freisinnige Jeunesse doreé  zwischen Blankenese und Berner Oberland, Ammersee und Aspen indes nicht spielen darf wie eh und je gewohnt, d.h. nicht nur mit goldenen Förmchen auf Sylt, sondern mit feldgrauen Kochgeschirren im Schottischen Hochmoor. Das ist das Eine und Kracht genießt es klammheimlich. Einen größeren Freundschaftsdienst als die dank der hamburgischen Intelligenzblätter und illustrer Schmetterlingsnetzwerke hervorgerufenen Beistandsbekundungen und Ephebenschutzreflexe könnte Kracht garnicht gebrauchen, um von den echten Rechten gekauft zu werden als Verfasser des IMPERIUM, denn dessen Lektüre ist gänzlich unbekömmlich für homophobe Saumägen. Das Andere ist die zu ziehende Lehre aus diesem Stück Einzelkindbeschimpfung: Was, bitte sehr, ist rechtes Denken, wenn es nicht das ist, was wir uns abgewöhnen sollen?! Diez zitiert den Kollegen Thomas Assheuer, darauf zu antworten, von A-Z: „Antiamerikanisch, antiindividualistisch, antimodern, freiheitsfeindlich, nihilistisch, totalitär, zivilisationsfeindlich“. Gut zu wissen, dass antisemitisch, antikommunistisch, antikapitalistisch, antidemokratisch, antifeministisch und religionsfeindlich nicht dazugehören, es sei denn, Assheuer würde alle diese Aversionen unter Antiamerikanismus subsumieren, da es in den USA sogar noch eine kleine legale KPA (o.s.ä.) gibt, aber was sollen unsere LINKEn davon halten, viele GRÜNE, große Teile der CDU und SPD , welche sich diese Etiketten niemals anhefteten, selbst wenn es statthaft oder opportun wäre, weil man/frau zwar so fühlt, aber aus Nächstenliebe, Parteiräson und/oder Bequemlichkeit sich letztlich mit der Blutrache im Heimkino bescheidet? Für die Diezbrüder als ZEITgeistgenossenschaft kommt eh erst das feine Futtern und dann die Moral, und wem solche libertinistische Seelsorglichkeit obliegt, der muss keine rechten Rüpel & Rächer fürchten, denn antiamerikanisch sind die nicht
   

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