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Glanz&Elend Magazin für Literatur und Zeitkritik

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Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

Grüne Wolken

Als ich einmal mit der Frankfurter Bestsellerromanautorin und promovierten Modefarbenfachfrau Eva Heller vor Zeugen und halbvollen Weingläsern in Streit geriet über die Herkunft des Braunhemdes der SA (Heller führte die Entscheidung Hitlers auf seine Geburtsstadt Braunau am Inn zurück, ich auf einen größeren Gratisposten Tropenhemden, die der noch kleinen, mittellosen Partei ad hoc zur Verfügung standen  - Quelle belegt! -), beendete die unverträgliche Eva den Diskurs mit dem Bemerken, dass diejenigen, welche sich in NS-Interna auskennten, aber keine Wissenschaftler seien, zumeist Nazis wären. Mag sein, disqualifiziert aber nicht die Fakten, unter anderem den damaligen Differenzierungsdruck der europäischen Ultrarechten, nicht allesamt in gleichfarbigen Oberhemden (d.h. schwarz) herumzulaufen, oder, wie die brasilianischen Faschisten, quasi im eigenen Nationalflaggentuch. Dass auch die Linke sich uniformierte (Rotfrontkämpferbund, Reichsbanner) und selbst die Zentristen ggf. militante Kluft trugen, erörterten wir nicht, wohl wissend, dass sowohl die proletarischen wie die bürgerlichen Parteitruppen ihre textilen Vorbilder in der Einheitsbekleidung von Soldaten, Trachtlern und Industriearbeitern hatten, trittfestes Schuhwerk vorausgesetzt. Es war ein Streit um des Kaisers Bart, genauer, um Vaters Bart, als der noch rot war. Heute müssen wir feststellen, dass in unserem politischen Farbfächer eindeutig modische Mischfarben und Tönungen dominieren und eine einzige Farbe auch wörtlich und konnotativ das Parteienspektrum beherrscht, gradso, als verdanke sich die Parteipolitik nicht irdischer Zwietracht, sondern dem paradiesischen Liebesspiel unterm Baum der Erkenntnis: Grün nährt die Hoffnung…

Während die Linken mit roten Nelken und Rotkäppchensekt die Ursymbolik von Blut und Feuer zu verdrängen trachten, die SPD sich aller zehn Jahre einen neuen Rotberater nimmt, als echte Schwarze nur noch Neger, Pfaffen, Kaminkehrer und bayrische Konservative gelten und die FDP nicht weiß, wie sie das Giftgelb loswird zu Gunsten eines verlässlichen Schönwetterblau (wer denkt noch an FDJ und FPÖ?), können DIE GRÜNEN sich fern aller Farbfaxen von Herzen freuen. Je gefährdeter und gefährlicher sich unser Erdenleben weltweit entwickelt, umso hellsichtiger, vorausdenkender und vernunftverpflichteter erscheinen DIE GRÜNEN laut ihrer Gründungssatzung und aller anderen Programmpapiere, und tatsächlich prophezeiten sie mitnichten blühende Landschaften, sondern deren Verwüstung zufolge verfehlter Umweltpolitik, falscher Energiepolitik, barbarischer Verkehrsplanung und mangelnder Zukunftssicherung. Auf der Basis grüner Masterpläne unter ökologischen, antikapitalistischen, pazifistischen, feministischen und multikulturellen Vorzeichen wollte und musste man/frau eine möglichst breite Stammwählerschaft gewinnen (und das ging nur durchs Sammeln von Benachteiligten und Minderheiten!) und zweitens war die Weltlage bloß bedrohlich, nicht wirklich aussichtslos. Dass DIE GRÜNEN dann nach erlangter „Regierungsreife“ sich auf Kompromisse, Kehrtwendungen und Verzichte einließen, machte sie in den Augen bürgerlicher und pragmatischer Wähler nur noch politikfähiger, für ihre Gegner salonfähig und für stetig wachsende Wechselwählerschichten attraktiv genug, um sich ihnen sogar anzuschließen,  eine zwanglose Parteinahme, die, lästiger Mitgliedschaften ledig, vor allem rebellische Spielräume eröffnet, während die Ortsgruppen der CDU und ihre sozialdemokratische Konkurrenz weiterhin zu Kaffeefahrten rüsten.  Springtime for Germany?  Ich setze nicht zur Frühwarnung vor falschen Freunden an – das hatten wir schon und diesbezüglich von Anfang an, speziell und spießig auf Äußerlichkeiten bezogen. Nur: DIE GRÜNEN nahmen sich nicht bloß die Freiheit einer neuen Kleiderordnung und neuer Verhaltenskodizes - d.h. frei nach Fasson & Schnauze -  sie legten es darauf an, ohne sich zuvor zu verkleiden und im Bundestag Kontroversen herbeiführen zu müssen, um historische Zwischenrufe ins öffentliche Gedächtnis zu hieven. Typologisch gesehen haben DIE GRÜNEN alles drauf, was man mehr oder weniger für eine Regenbogenpalette des Parlamentarismus benötigt, und ihre Abgeordneten überzeugen das Publikum als nur dem Wahlvolk verpflichtete Einzelkämpfer ohne den Rattenkönigsschwanz der Multifunktionäre und omnipräsenten Lobbyisten, den Kadern der Altparteien. Kurz & grün: Die fundamentalistische Rasselbande ist zum realen Hoffnungsträger mutiert.

Und spätestens hier hakt die Feder des geneigten Observers: Was heißt Hoffnungsträger konkret? Das Wort wird von den Grünen in eigener Sache geflissentlich vermieden, das optimistische Gleichnis leise mitgesummt, aber keinesfalls laut angesagt. Seit jede Dumpfbacke mit Schulabschluss die Hoffnung als nahezu unsterblich preist, taugt die für kein seriöses politisches Versprechen mehr als Vorwort in Tateinheit mit Wählerverschaukeln. Darauf nämlich läuft die grüne Politik  hinaus, wenn die ihnen zuwachsenden Mandate realen Machtzuwachs und schließliche Machtvervollkommnung ermöglichen. Erwacht der lokalpatriotische AKW-Gegner dann quasi nach einer verlängerten Wahlnachtsparty im brummenden Windräderwald oder unter den Solarzellendächern deutscher denkmalgeschützter Altbauten? Die deutschen Landschaften – rustikale wie urbane – wurden auch ohne grünes Mitwirken und oft gegen grünen Widerstand versaut bis irreparabel geschädigt, und natürlich wissen wir, dass die Riesenfortschritte des Technischen Zeitalters eben nicht bloß der Perfektionierung von Spieldosen und Schokoladenspendern dienlich waren, d.h. sich an solchen Lebensqualitätchen orientierten und dass der Fluch der Technik keine dumpf-reaktionäre Scheißhausparole mehr ist, sondern das mörderische Antinaturgesetz der Zivilisation bezeichnet. Vergessen wir mal die ultralinken Konvertiten, Aussteiger und Umsteiger seit 1968 und würdigen wir das heutige grüne Führungspersonal samt seinen historischen Hintergründen, dann erkennen wir die gleichen Charakteristika und Potentiale, welche in der Deutschen Geschichte seit Erfindung des Buchdrucks für politische Bewegung sorgten, aus welcher immer auch technischer, wissenschaftlicher und ökonomischer Wandel erwuchs. Dass der Segen der Reformation sich Luther verdankte und mitnichten den Bilderstürmern und Wiedertäufern, versteht sich für den kettenbewehrten Arm der GRÜNEN und viele ihrer Bioapostel keineswegs. Doch weil DIE GRÜNEN die längste Zeit ziemlich sauber blieben, glauben sie mittlerweile selbst daran, im Gegensatz zu den Rechten (d.h. alle Nichtlinken)  die Richtigen zu sein für eine neuerliche Mitregierung oder eine etwaige Alleinregierung bzw. ein Kabinett unter grüner Kanzlerschaft. Da die Zeiten rechter Staatsstreiche, linksfraktionalistischer Revolten und elitärer Militärputsche hierzulande passé sind, müsste man zähneknirschend in den Döner beißen. In der Tat traue ich den GRÜNEN durchaus zu, mit ein paar pfiffigen Erfindungen und einem rigiden Sparprogramm,  einer moderaten Reichensteuer etc. sowie der Freigabe leichter Rauschgifte (steuerbelegt!) vernünftig zu haushalten, aber eben auch gleichzeitig den Trojanischen Pferden des Islamischen Imperialismus alle deutschen Stalltore zu öffnen, mitnichten aus religiösem Übereifer und nationalem Selbsthass, sondern aus purer Blödheit, denn sie glauben ernstlich, dass a) die Türken und b) die arabischen Mittelmeeranrainer als Brückenbauer eine trikontinentale Geschwisterschaft begründen helfen, auch als Lehrstück für die dunkleren Afrikaner, die USA und die rassistischen Russen, Inder und Chinesen. Nicht Trittin, Frau Künast, der schwäbische Ministerpräsident und der Darmstädter Oberbürgermeister verkörpern die Partei der wutbürgerlichen Hoffnung, sondern die Basis, ein trotzköpfiger Dischkutier-Club  mit den allerbesten Vorsätzen zur Rettung der Welt als Ganzes, Gerechtes und Gottgebackenes, und das stellt man/frau sich erstmal wie einen mächtigen Eintopf vor, etwa die Villacher Kirchtagssuppe, eine Art unkoscheres Kuskus ohne Hirserand, dessen kräftige Brühe aus dem Mark Mitteleuropas (ohne Polen, Schweiz, Prag und Wien) gewonnen würde.

Mein O- Rezept ist für 3 Liter Wasser ausgelegt. Besondere Anlässe bräuchte es nicht, um damit weniger als 10 Personen zu bewirten; allein die Lektüre der Zutaten animiert und keine davon wäre nicht bei uns  um die Ecke einzukaufen. Trotzdem bietet offenbar niemand  außerhalb Villachs diesen Schmaus an und ich vermute, dass die Suppe auch in Villach nur selten auf den Tisch kommt. Ich denke, es gibt gute Gründe, die Zubereitung dieser aus viel Wurzelwerk, diversen Gewürzen und 4 Tieropfern (Schwein, Hendl, Lamm und Rindfleisch) bestehenden Hauptmahlzeit besonderen Festtagen vorzubehalten. Nomen est omen und  Villach nicht nur ein berühmtes Schwefelbad, sondern auch jener Ort an der Drau, wo 1492 Maximilian I die Türken besiegte. Dann wohl lieber gleich Grünkernsuppe mit Fladenbrot, gelle, Herr Özdemir? Die große Pleite kommt bestimmt (Carlo Cato)
 

Alle Statements auf einen Blick:

Volk ohne Traum
Der türkische Alpdruck und die verschnarchte Demokratie
Nightmare USA und wir Schäfchenzähler Germania sucht Gralsritter
Ahoi, Arche Nova! 
Los der Arbeit oder endlich ausschlafen
Traumatamtam
Gute Nacht!
Schwarzer Schlaf
Liebe Nachtwächter!
Stimmen aus der Urne
Stille Nacht
Tränen und Krumen
Im Schlafe kotzen
Der Feind unterm Bett

Nach Sonnenuntergang
Frag würdig!
Bella Leitfigura
Frauen und Kinder zuerst
Fliegeralarm
Ein Hermelin aus Tempelhof
Deutschland, ein Herbstmärchen
Gott ist Atheist
Wetterbericht
Böse Buben
Was glotzt Du?
Oscar der Observer
In memoriam 8.Mai 1945
Ein starker Mann
Übern Damm
Der Fall Eva H.
Esra und andere
Belegtes Brot

Der Rentner im Tschibuk
Märzwehen
Jugendsünden (1)
Jugendsünden (2)
Jugendsünden (3) 
Sportimportexportweltmeister
Tschingderassassabumbum
Der Preis des Friedens
Stinkegeld
Froileins to the front?!
Man träumt Deutsch
Wir wunden Kinder (1)
Wir wunden Kinder (2)
Wir wunden Kinder (3)
Denkmalsdeutsch
Mann oder Frau?
Deutschlandplan (A)
Wahllos in Mainhattan
Heldengedenktag
Wir Weihnachtsmänner
Das wahre Leben
Addio Africa!?
Unter Schneemenschen
Osterbotschaft
Fass ohne Hoden
Roter Westen
Masse Mensch I
Masse Mensch II
Von alter Leidkultur
Friede sei mit uns
Patria o Muerte (1)

Patria o Muerte ! (2)
Brennender Sand
Gegelte und Geölte


Abendlanddämmerung
Gedichte mit Röntgenbildern des Autors
 


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