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Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik


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Die menschliche Komödie als work
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Ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

 
 

Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

Tabu la Rasa

oder Was doch noch und überhaupt gesagt werden muss (I)

Wiederholt hatten diverse Medien gemutmaßt, dass die Tage nach Ostern oder vor Pfingsten einen günstigen Zeitpunkt böten, den Iran mit einem Luftschlag gegen seine Atomanlagen zu überraschen. Grass  hielt das wohl für eine ferngesteuerte Presse-Finte, um konkrete Angriffspläne zu verschleiern und Teheran zu testen, dito das Verhalten der Weltöffentlichkeit. Gleichwohl blieb die Befürchtung, dass es in nächster Zeit passieren könnte und diese Sorge mobilisierte ihn als Interventen des Wortes; ziviles Störfeuer nannte man das einstens. Grass ist weder naiv, noch ein egozentrischer Feuerkopf; er hoffte zumindest in der deutschen Öffentlichkeit das Protestpotential der Wutbürger und Ostermarschierer von den Nachtflughäfen, Atommeilern und Tankstellen auf die Startbahnen im Nahen Osten zu lenken, schwerlich, um auch noch Friedensnobelpreisträger zu werden. Doch warum auch nicht? Ein löbliches Anliegen in leider liederlicher Ausführung, denn mit der Deklarierung seines Textes als „Gedicht“ bot er den Gegnern dieser Initiative (und vielen  heimlichen Grasshassern) peinliche Blößen. Obwohl keiner seiner Widersprechs, Beschimpfer und Verleumder das Gedicht als dichterische Arbeit ernsthaft beurteilte, ließ sich das m.E. vorgebliche Poem als solches trefflich gegen ihn verwenden, zumindest für ein unpolitisches und kunstfernes Publikum mit Ressentiments gegen weltberühmte Pfeifenraucher und linke Bohemiens; ein schnörkelloser Aufruf hätte zu seriösen Reaktionen verpflichtet. Bis zur Stunde (19.4., 22:30)  haben sich die meisten VIP-Kollegen, Literaturbetriebsleiter und Meinungsvermittler diesbezüglich der Stimme, bzw. des geschriebenen Wortes enthalten, einiges deutet daraufhin, dass der Fall Grass (FAZ) sich wie die Causa Wulff (stern) zu einem dankbaren Dauerbrenner, quasi dem Unartwort der Saison entwickelt, wobei es leider noch zu keinerlei konstruktiven Reaktionen und weiterführenden Interventionen deutschsprachiger Kriegsgegner aller Sparten gekommen ist und absehbar nicht kommen wird, weil G.G. letztlich doch der Wahlkampfinspirator der SPD zu sein  scheint und als solcher vermutlich kaltgestellt wird. Was gesagt werden muss ist das Ergebnis von „Das musste mal gesagt werden“, floskelhafter Auftakt oder Abschluss von Standpunktdurchsagen, welche sowohl der dramatischen Aufwertung von Binsenweisheiten dienen wie der Selbstschutzversicherung vor Publikum, etwa so wie Pinkeln am Wegesrand, falls man dem Verdacht auf Inkontinenz vorbeugen möchte, was so oder so nicht verhindert, hernach als „alte Sau“ durchs Dorf getrieben zu werden, wie es G.G. geschah. In der Tat sind Aktionen à la Grass zumeist echte Alleingänge, sieht man von Intimi oder unerlässlichen Helfern ab, welche außer Verlässlichkeit nichts einbringen müssen. Man schätzt, dass täglich etwa ein Drittel aller Deutschen versucht ist, als Leserbriefsteller, Internetnutzer und Verbalhelden dem drängenden Anlass nachzugeben, etwas zur Lage, zur Sache, zur Person zu äußern und das nicht nur so knapp wie jene Ostermarschierer mit ihrer Parole GRASS HAT RECHT! Wir wissen weiterhin, dass dieses mitteilungsbedürftige Drittel nicht immer ein Forum und ein Echo findet, dass viele  der Mut oder Übermut verlässt und nicht wenige weder moralisch noch intellektuell zuständig sind, wenngleich es gesagt werden muss. Musses denn?

Ja, und mit dem Ziel, eine möglichst breite und reizbare Öffentlichkeit zu bewegen, sollten solche Schriftsätze besser unangepasst (unartig) sein, dann zumal, wenn die Thematik selbst eine äußerst unfreundliche Angelegenheit betrifft. Es muss einmal gesagt sein, dass in den meisten Ehen und den meisten sozial divergierenden Hausgemeinschaften die zänkischen Partner und streitsüchtigen Nachbarn auf unbeirrt korrekte Umgangsformen stets nur mit neuen verschärften Provokationen und Schikanen reagieren. Der altmodische Euphemismus Völkerstreit für Krieg würde auf die Konflikte im Vorderen Orient angewendet – in Analogie zum „Krach im Treppenhaus“ – insofern nicht passen, weil es keine korrekten Gegenüber gibt: Beide Parteien zahlen sich jede Gemeinheit doppelt zurück und wehe, wenn Saul und Sven mit Fatima turteln! Darüber hatten sich Buschkowsky & Co den Mund fusselig geredet, aber erst die nationale Dimensionierung der Probleme dank Sarrazin zerriss den Schleier des Schönschweigens. Da Grass zum Rufschaden auch noch den Spott zu ertragen hat, muss er sich (u.v.a.) auch das Motiv anlasten lassen, er habe es einfach nicht mehr ertragen als praeceptor germaniae von einem zwangspensionierten Bundesbanker abgelöst worden zu sein vermittels eines einzigen Dauerumsatzträgers, dessen Titel schon anzeigt, dass sein Verfasser die deutsche Wohlfahrtsrepublik nicht nur in Frage stellt, sondern Deutschland womöglich retten könnte. Günter Grass wär’s schon zufrieden, wenn mit der deutschen Staatsbürgerschaft auch die SPD-Mitgliedschaft erworben würde. Dennoch hat er Recht, wenn er in den negativen Reaktionen auf sein so genanntes Gedicht einen Kampagnen-Charakter zu erkennen meint, da „eine gewisse Gleichschaltung der Medien im Vordergrund steht und die Weigerung, auf den Inhalt überhaupt einzugehen“. Ich nennte das lieber einen „auffälligen Schulterschluss“; in einer Talkshow der ARD einigte man sich auf „eine gewisse Konformität“, und natürlich wurde überall auf den Inhalt eingegangen, nur wie. Fast alle redaktionell verantworteten hauseigenen Beiträger, Berichter und Kommentatoren gefielen sich darin, Grassens konkrete Feststellung und Fragestellung eindeutig misszuverstehen, perfide zu interpretieren und/oder mit hanebüchenen Argumenten abzutun. Doch weil es über kurz oder lang am Persischen Golf krachen wird, können G.G. und seine Getreuen sagen: Wir haben gewarnt! Und genau das wäre zu wenig des gemeinten Guten. Es wäre freilich einer der echten Weltgeschichtstreppenwitze, wenn nach dem erfolgten fernen Waffengang allein die CDU/CSU  (plus FDP?) den Siegern ein Glückwunschtelegramm schickte, ausgerechnet jene Parteien, welche unter ihren ältesten Mitgliedern, Mandatsträgern und Stammwählern die meisten definitiven Nazis versammeln. Man muss kein Antisemit sein, um Zweitausendundzwölf das Fürchten zu lernen…
   

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