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Letzte Aktualisierung:
09.09.2012, 07:50
Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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Volk ohne Traum |
Unser Gold
Der Sport stärkt
Und als dann der britische
Nationale Tonträgertrust das Seine geliefert hatte, ging neben dem Mond über
Soho die goldene Himmelsscheibe an Großbritannien für Musik, Choreographie,
Bühnenbild, Design und Organisation, und ich musste an jene goldbraunen Zeiten
denken, da wir die Weltrangliste anführten und es noch Medaillen gab für Poesie,
Komposition und bildende Künste, die sich in konkurrierenden Soli dem Thema
Olympia bzw. Sport widmeten als ernsthafte Darbietungen, mitnichten via Varieté
der einheimischen Unterhaltungsbranche.
Wann und wo immer sich
beim Staatsfernsehen eingeladene Chefredakteure, meritenreiche
Auslandskorrespondenten und Medienfaktoten zum Meinungsaustausch über die
Lage einfinden, fällt irgendwann die Floskel, dass die Krise „alle betrifft,
aber nicht alle mit gleicher Härte trifft“, und dann beeilt man sich
unaufgefordert einzuräumen, dass Topjournalisten sehr gut verdienen (und rundum
prima abgesichert sind und ihnen ihr umfassendes Insiderwissen zu klugen
Dispositionen verhilft im Rahmen der Früherkenntnis ergo Vorsorge, wie man
ergänzen muss). Nun, das ist korrekt und zugleich kokett, also immer etwas
peinlich, aber offenbar ein Bedürfnis, und vielleicht knobeln die Damen & Herren
vorher aus, wer diesmal das Besserverdienerbekenntnis ablegt „für uns alle hier
in der Runde“, die zumeist ein gestreckter Halbkreis ist, und natürlich gibt es
auch weniger erfolgreiche Meinungsmacher, die sich mit einem eigenen
Verlagsobjekt oder mit gefakten Fakten ruiniert haben. Gleichwohl erleben wir
auf diese Weise das Dilemma von Profis, welche als öffentliche Vordenker und
Entwerfer einem gemischten wildfremden Publikum die Welt erklären sollen, was
bedeutet, glaubwürdig ein bestimmtes Weltbild zu verkaufen: Ein angeblich
öffentlicher Auftrag, dem gleichermaßen Politiker und Staatsbeamte, Lobbyisten
und PR-Agenten, Sozial- und Wirtschaftswissenschaftler als Gutachter und
Berater, Wehrexperten und Ethiker verpflichtet sind. Und als Basis dieser
Volkswillenssimulation sitzen im Bundestag, in den Land- und Kreistagen, in
Stadtverordnetenversammlungen und Gemeinderäten frei und allgemein gewählte
Männer und Frauen, die ihr Mandat als ihren Job betrachten und nutzen oder als
günstige Gelegenheit, sich in ihrem erlernten Hauptberuf zu profilieren oder zum
Nutzen ihrer zahlenden Klientel, ihrer Körperschaften, Kassen, Kraftwerke und
Kornkammern gesund zu stoßen. Das Dritte Reich und die DDR waren die in der Deutschen Geschichte erstmaligen und einmaligen Diktaturen, in denen bei gleichzeitigem Entzug fast aller bürgerlichen Freiheiten bis zur Aberkennung der Lebensrechte ganzer Volksgruppen (1935-1945) dennoch versucht wurde, dem von NSDAP und SED objektiviertem Volkswohl optimal gerecht zu werden, obwohl WK II und Kalter Krieg dafür nicht die besten Bedingungen boten. Dass Hitler seine Kriegsziele 1939 abgeblasen hätte, weil den Deutschen der Status quo nach den Blumenkriegen gefiel und genügte, wäre für ihn rein ökonomisch unmöglich gewesen: Der NS-Staat war pleite. Dass die DDR ohne Sowjetunion und Mauer hätte fortbestehen können, war ebenso illusorisch, denn der totale Staatsbankrott musste nur eingestanden werden. Das geflügelte Wort, dass unter Hitler oder Honecker „nicht alles schlecht gewesen“ sei, kann bestritten, aber schwerlich widerlegt werden, solange kein völkerrechtspolitisches Führungszeugnis verlangt wird, sondern allein die mehrheitsfähige Volksmeinung derjenigen gilt, welche die Wirklichkeit längstens erlebt haben. Von daher wissen auch Linke und Liberale, dass die Freiheit de facto der höchsten Güter keines ist, wenn sie gewährt wird von einer weltlichen Macht, welche weder die soziale Grundversorgung, noch den sozialen Frieden garantieren kann, was den deutschen Diktaturen nie sonderlich schwerfiel. Viel mehr verlangen die deutschen Durchschnittsbürger nicht, und natürlich ist den allermeisten Wangs der Mitbürger Wei-Wei piepegal und selbstverständlich meinen die meisten Russen und Russinnen, dass Pussy Riot viel zu milde bestraft wurde(n). Nur sind China und Russland wehrfähige Riesenreiche mit riesigen Ressourcen, die sich zwar verkalkulieren, aber nicht abschaffen können. Wir hingegen sind keineswegs politikverdrossen, sondern bundesmüde und demokratiesatt, und nichts, was unsre politische Klasse derzeit denkt und designet, kann funktionieren auf dem blutarmen Boden unserer Verfassung.
Von Großbritannien lernen,
heißt zunächst ethnozentrisch glauben lernen; unsere Millionen Türken sind nicht
unsre Indianer, nicht unsere einstigen Sklaven und Kolonialvölkerschaften,
sondern zurückgebliebene Gastarbeiter mit ihren Nachkömmlingen, die ihrerseits
andere turkvölkische, kurdische und arabische Landsleute im Gefolge hatten und
haben. Ansonsten besteht kein Mangel an afrikanischen und südasiatischen
Immigranten und Asylanten. Wir benötigen deshalb keine farbigen Laufwunder und
weitere exotische Athleten, gleich garnicht im Breitensport oder in den
vormaligen Offizierssportarten, doch wenn das Kokosnusskegeln olympisch wird,
begrüßen wir sehr gerne unsre einstigen Untertanen aus Samoa als Clubmitglieder.
Und überhaupt: Wie wär’s mit einer Sportbündischen Republik als
Gemeinschaftsmodell? Der Gründungsmythos des legendären Turnvaters Jahn könnte
unversehrt dem ewigen Eis entnommen werden, ohne Suchtrupps ins Neu-Schwabenland
zu entsenden. Frisch, fromm, fröhlich, frei! kündigt keinen falschen
Pathos und kein uneinlösliches Versprechen, wobei fromm für ethisch strebsam
steht und frisch für vital und aufgeschlossen. Man lese einmal nach, was der
Patriot und Volkserzieher Friedrich Ludwig Jahn damals schrieb und trieb;
abzüglich all dessen, was er als protestantisch-preußisches Kind seiner Zeit und
glühender Gegner Napoleons (plus dessen Nutznießern) zum heutigen
europäisch-demokratischem Mißfallen verfasste, fände ich die Wiedergeburt einer
Jahnvolksbewegung allemal sportlicher, ritterlicher, geistvoller und
nachhaltiger als die von unserer amtierenden Bundesregierung zur Staatsidee
erhobene Ersatzreligion des fußballbegeisterten Deutschland zu 55
Cent, und deshalb stecken Brüssel und Berlin nicht nur Milliarden in antike
Ruinen doppelten Seins & Sinnes, sondern auch in jeden jugendbewegenden
Modekult, damit sie nicht auf andere Gedanken kommen, die Krisenkids… |
Alle Statements auf einen Blick: |
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