Geschrieben am 31. Dezember 2017 von für Crimemag, Highlights 2017, News

CulturMag Highlights 2017, Teil 4 (Disher – Friederici)

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Garry Disher
Anita Djafari
Katrin Doerksen
Joachim Feldmann
Candice Fox
Wolfgang Franßen
Michael Friederici

JaRü disher_2Garry Disher

The Thomas Kell novels of Charles Cumming

“Using people was the grammar of his trade and the structure of his personality.” (Charles Cumming, A Divided Spy)

I was once a great reader of spy fiction, starting with the James Bond novels when I was twelve. One day my father took me aside uneasily and said, “Life’s not like that, son.” I think he was worried about the sex scenes.

                  Later I read all of Len Deighton and Frederick Forsyth. John le Carre I continue to read, and consider him the master of the spy novel, but my primary reading preference has long been for crime fiction.

                  But earlier this year I was bookshop browsing and came upon A Foreign Country, by Charles ja dish 9781250021045Cumming. It was awarded the British Crime Writers Association Steel Dagger for the best thriller of the year in 2012, and nominated as the thriller of the year by the Sunday Times and the Guardian. That was endorsement enough, and I read the novel with great pleasure, and since then have hunted down more of his novels.

                  There are many parallels between crime and spy fiction, of course. A crime or an act of betrayal has been committed. A loner spy or other type of investigator seeks the truth. The reader encounters plot reversals, buried secrets, doubtful or partial outcomes, withholding and delaying tactics, moments of high tension and action, a bit of sex.

                  Cumming’s main character, Thomas Kell, is a disgraced spy no longer in active service, but is sometimes called upon to help MI6 in an unofficial capacity. He has an uneasy relationship with the head of MI6, a woman he considers a friend but who is likely to put the interests of MI6 before his if something should go wrong. The spy lore is convincing, the various foreign locations are vividly portrayed, and the tension level satisfactorily high. I was intrigued to see that one aspect of spy fiction has remained unchanged over the decades: Russia is still the main bogeyman (with the occasional nod to ISIS), and the British keep a wary eye on the Americans, who have their own agenda.

“Kell felt completely separated from the everyday to-and-fro of life.” (Charles Cumming, A Divided Spy)

Just out from Garry Disher in Australia,  „Under the Cold Bright Lights„. 
Das Buch beginnt mit jener Schlangen-Szene, von der Garry Disher seinem Besucher Alf Mayer erzählte. Siehe dazu das CrimeMag-Porträt „Der Schauplatz als Charakter. Ein Treffen mit Garry Disher und seiner Peninsula.“
Weitere Texte zu Garry Disher bei CrimeMag:
Bloody Questions von Marcus Münterfering.

Reading ahead: Bitter Wash Road.
Thomas Wörtche über Charles Cummings: Die Trinity Verschwörung.

Anita Djafari, Geschaeftsfuehrerin Litprom im Rahmen einer Pressekonferenz zu den Ergebnissen des Projektes " Cairo Short Stories " der KfW Stiftung in Zusammenarbeit mit dem Goethe Institut in Kairo und der Frankfurter Litprom (Gesellschaft zur Förderung der Literatur aus Afrika, Asien und Lateinamerika) am Montag, 28.07.2014 in den Räumen der KfW Bank in Frankfurt am Main

Foto: Wonge Bergmann

Anita Djafari

Anfang des Jahres den Film Manchester by the Sea gesehen. Grandios. Und traurig. Wie Casey Affleck diesen Kauz spielt (?), bei dem man nach und nach versteht, warum er keine einzige Chance ergreifen kann, nicht einmal die ganz große: sich um den Sohn seines verstorbenen Bruders zu kümmern. Da gibt es kein Ende gut, alles gut à la Hollywood, da wird jemand nicht fertig mit dem Schlimmsten, was einem widerfahren kann, und das ist zum Weinen schön erzählt. Und im Oktober ein Zufallsfund: Der iranische Film Under the Smoky Roof (Original mit englischen Untertiteln) läuft im Multiplex-Kino eines großen Einkaufszentrums. Nie vorher davon gehört, nichts nachher darüber gelesen und umso mehr genossen, Szenen einer Ehe in Teheran zu sehen, gut gemacht, und alles gar nicht so viel anders. Die 1951 geborene Pouran Drakhshandeh macht seit 1985 Filme, es war ihr dreizehnter Spielfilm, dem ich   im Multiplex so unverhofft begegnet bin. (Die Website der Filmemacherin hier – d. Red.)

Reise: Kurzer (4 Tages-) Trip nach Südafrika/Johannesburg. Ein so dichtes selbst auferlegtes Programm, dass ich manchmal denke, ich habe das nur geträumt. Anlaufstelle war Indra Wussow, Herausgeberin der Reihe AfrikaWunderhorn, Anstifterin für literarische und kulturelle weltumspannende Großprojekte, Netzwerkerin par excellence. Interessant: Apartheid direkt zu spüren, Black and White irgendwie together und doch überhaupt gar nicht. Den großen Schriftsteller Ivan Vladislavic leider verpasst, aber u. a.Yewande Omotoso getroffen, eine selbstbewusste schwarze Schriftstellerin, Architektin, auf Barbados geboren, in Nigeria aufgewachsen, jetzt in Südafrika in einer gated community lebend…. Fahrt in den Norden und zurück durch den Krüger-Nationalpark und die obligatorischen Big Five tatsächlich gesehen. Und noch viel mehr.

Ausstellung: Trotz Urlaub nicht auf der Documenta gewesen und auch nichts verpasst, was man so hört. Oder doch? Verpasst aber Kafka in Berlin. Und bis dato sämtliche aktuellen Ausstellungen in Frankfurt. Schirn, MMK, Städel. MAK. Will ich aber noch hin. 

Theater: Saison eröffnet mit „Rose Bernd“ von Gerhart Hauptmann in Frankfurt. Oliver Reese ist zwar zu euch nach Berlin gegangen, aber wir haben Amselm Weber aus Bochum bekommen und der hat feine Sachen und tolle Schauspielerinnen wie Jana Schulz mitgebracht. Theater, wie ich es mag, ohne Schnickschnack oder auf heute getrimmt. Nee, der Stoff ist hochaktuell und zeitlos zugleich und verfehlt seine Wirkung nicht. Gleiches gilt für Woyzeck. So darf es weitergehen.

djafari Talan Cover-mit-BanderoleLiteratur I: Bei den Literaturtagen im Januar ging es um „Frankophonie“ als Auftakt zum Ehrengastauftritt Frankreich auf der Buchmesse; die Franzosen waren dankbar, dass Litprom sich der außereuropäischen frankophonen Literatur so schön ausführlich gewidmet hat und haben’s sich dann schon mal auf die Fahnen geschrieben. Alors!

LiteraturII: Die Kandidatinnen für den LiBeraturpreis vorgestellt in einer Kick-Off-Veranstaltung fürs public voting. Ein Experiment, geglückt und beglückend. Zehn Bücher von Schriftstellerinnen von acht Juror*innen der Bestenliste Weltempfänger präsentiert. Ganz einfach, ohne multimediale Spielereien, Herzblut reicht völlig, um über 70 Zuschauer*innen zu begeistern. So kann es gehen. Und die erste Abstimmung hat den Trend vorgegeben mit Amanda Lee Koe und ihren unvergleichlichen Liebesgeschichten an der Spitze, und dann hat sich bis Ende der Frist beim elektronischen Voting  nochmal alles gedreht und gewonnen hat die Iranerin Fariba Vafi mit Tarlan. So kann es auch gehen. Sie bekommt den LiBeraturpreis auf der Buchmesse und wir lernen eine beeindruckende Frau kennen. SAID, ein alter Bekannter aus Münchner Zeiten, hält die Laudatio und treibt mir überraschend Tränen in die Augen. Vielleicht weil ich seine Werke, seine Gedichte schon seit den 80ern und dem ersten Band Wo ich sterbe ist meine Fremde mochte. Erschienen bei Peter Kirchheim, dem Entdecker.

41Pk1+d-i3L._SX329_BO1,204,203,200_Amüsiert habe ich mich bei der Lektüre der drei Bände von Jane Gardam: Ein Mann. Eine Frau und Letzte Freunde, köstlich übersetzt von Isabel Bogdan. Beeindruckt hat mich u. a. wieder Ayelet Gundar-Goshen aus Israel mit Lügnerin. Ein unscheinbares Mädchen bekommt endlich Aufmerksamkeit, indem sie einen abgehalfterten Showstar der Vergewaltigung bezichtigt.. Ein etwas anderer Beitrag zur „Me too“-Debatte… Und dann noch der saugut geschriebene Krimi Der Sonnenschirm des Terroristen von Iori Fujiwara aus dem wunderbaren Cass Verlag.

Politik: Die rechten Verlage bekommen auf der Buchmesse sehr viel Aufmerksamkeit, v. a. durch die teilweise seltsamen Proteste gegen sie. Das Ausmaß der öffentlichen Diskussion über die Vorfälle nervt. Auseinandersetzen müssen wir uns aber, hilft nix. 

Musik:  „Mein“ Chor singt das Requiem von Brahms, und ich bin nur im Publikum, keine Zeit zum Proben, seufz. Nicht die einzige Musik, die mir in diesem Jahr gefallen hat, aber es ist schon ein großes Ding. Wieder mal angehört Joan Armatrading (kennt die noch jemand hier?) und festgestellt: Ich liebe sie nach über 30 Jahren noch immer.

Anita Djafari ist Geschäftsfuehrerin Litprom. Die aktuelle Litprom-Bestenliste „Weltempfänger“ hier.

_noch-katrin-doerksenKatrin Doerksen

„Ich kann nicht mehr … ich spüre meine Beine nicht mehr.“ Diese Worte überraschen nicht, wenn sie aus dem januarkalten Berlin kommen. So beginnt aber auch Grönland Vertigo, ein Comic des französischen Autors Hervé Tanquerelle, der damit stilistisch auf den Spuren der Abenteuercomics von Hergé wandelt und mich, die ich manchmal unter dem Fluch der Spätgeborenen leide, endlich dazu berl2veranlasst die Tim & Struppi-Reihe zu entdecken. Anfang des Jahres 2017 veranstalte ich außerdem eine Art Privatretrospektive mit allen Bänden des japanischen Mangaka Jiro Taniguchi. Er stirbt einige Tage später und ich hoffe inständig, ihn aus der Ferne nicht zu sehr beansprucht zu haben. Dann lese ich Robert Deutschs Comic Turing, eine märchenhafte, scheinbar naive Annäherung an das Leben des verschrobenen Genies Alan Turing. Und schließlich wende ich mich in einem persönlichen Langzeitprojekt dem Monumentalroman eines Großmeisters zu, der ebenfalls in erster Linie für Comics bekannt ist: Alan Moores Jerusalem. Ich schaffe es immerhin durch den ersten Band der 1266 Seiten starken Erkundung seiner britischen Heimatstadt Northampton und bin trotz aller Anstrengung hin und weg: Moore findet für jedes Kapitel und jede Figur einen eigenen Stil und behält doch stets alle Fäden in der Hand. Wenn er aus der Innenansicht beschreibt wie ein Mann dem Wahnsinn verfällt, glaubt man, dessen Halluzinationen ebenfalls zu sehen.

Zwei Bände der Neapolitanischen Saga von Elena Ferrante schleichen sich in mein literarisches Jahr 2017 und ich bin ihnen beiden verfallen. Aber über Ferrante wurde ohne Ende geschrieben, ich erinnere also lieber an eine großartige Weird-Fiction-Reihe, die ich erst kürzlich verschlang: die Southern-Reach-Trilogy von Jeff VanderMeer. Ein geradezu unheimliches Leseerlebnis. Als ich im November im Kurzurlaub über den fast menschenleeren Darß wandere, einen urwüchsigen, von Ostsee und Bodden umschlossenen Nationalpark mit einem Leuchtturm in der Mitte, fühle ich mich in die ungewisse Area X versetzt, schaurig.

Normalerweise wabern über beinahe allem, was ich tue, in diesem Jahr die fein versponnenen Klänge vom Album Collected Pieces der Harfenistin Mary Lattimore, ab und zu wird die Musik jedoch zugunsten einer Serie ausgestellt. Das Ereignis des Jahres ist wohl David Lynchs Twin Peaks: The Return, dank einer Recherche stoße ich aber auch auf eine deutsche Serie, die ich sonst wohl nie angesehen hätte: 4 Blocks von Marvin Kren, die die Drogengeschäfte eines arabischen Clans in Neukölln unter die Lupe nimmt. Das Besondere: erzählt wird nicht wie so oft aus der Perspektive irgendeines Ermittlers, sondern aus der Innenansicht der Familie. Im Kern ein Bruderzwist, an den Rändern authentisches Portrait eines Milieus, in das man sich trotz aller Fremdheit erstaunlich gut hineinversetzen kann. In Sachen Serie können wir uns außerdem auf 2018 freuen: auf einem Kongress sehe ich die ersten 25 Minuten von Christian Schwochows Bad Banks, eine Serie über die Hochfinanz. Paula Beer spielt eine Karrierefrau, die im Intrigenspiel zweier Großbanken aufgerieben wird und schon in den ersten temporeichen Minuten entsteht die überzeugende dystopische Vision einer neuen Finanzkrise.

berl1Zum Wichtigsten: zum Film. Auf der Berlinale läuft immerhin einer der drei neuen Filme von Hong Sang-Soo, der bezaubernde On the Beach at Night Alone, sonst sind die Perlen in den Nebenreihen versteckt: dank der Hommage an Kostümdesignerin Milena Canonero kann ich endlich Barry Lyndon im Kino sehen, Aus einem Jahr der Nichtereignisse ist ein wunderbarer Doku-Essay über das Vergehen der Zeit, gedreht auf 16mm und Super 8. Im Forum läuft der düstere südkoreanische Nachkriegsfilm Aimless Bullet, ein kaum wahrgenommenes Meisterwerk. Wie praktisch, dass das Korean Film Archive eine Auswahl seiner reichen Filmgeschichte kostenlos auf Youtube stellt. Weitere Entdeckungen des Jahres: dem Dokumentarfilm Paradies! Paradies! von Kurdwin Ayub gebührt wesentlich mehr Aufmerksamkeit, eine junge Frau filmt darin mit liebevollem Blick ihre Reisen nach Kurdistan, in das Heimatland ihres Vaters. Das Zeughauskino zeigt eine Retrospektive zu Zbyněk Brynych, einem zu Unrecht weitgehend vergessenen Bereiter der tschechischen neuen Welle. Mein persönliches Film-Highlight des Jahres hat das Terza Visione – Festival des italienischen Genrefilms in Frankfurt am Main in Petto. Dort läuft Dario Argentos Phenomena mit der jungen Jennifer Connelly als hypersensiblem Insektenmädchen – ein neuer Lieblingsfilm.

berlIn der Fotografie dreht sich alles um einen neuen Blick auf altbekannte Orte: die Ausstellung Fotografierte Ferne in der Berlinischen Galerie versammelt Reisefotografie aus den verschiedensten Jahrzehnten, Jack Latham rollt in seinem Buch Sugar Paper Theories in nüchternen Bildern und mithilfe alten Archivmaterials einen mysteriösen Mordfall aus dem Island der 1970er Jahre auf und Claudius Schulze fotografiert in seiner Serie State of Nature großformatig Landschaften in ganz Europa, die vom Menschen verändert wurden. Die detailreichen Bilder überzeugen mich endlich einen Traum zu erfüllen und auf analoges Mittelformat umzusteigen: mit der Mamiya RZ67 Pro II im Rucksack dürfte ich mich auch 2018 nicht langweilen.

Katrin Doerksen schreibt – über Film vor allem, manchmal auch über Comics, Mode und Fotografie. Zuletzt von ihr bei CrimeMag ein Buch über Parkplatz-Fotografien: Erik Chmils „Solitude„. Alle ihre schönen CM-Texte hier. Ihr Blog l’âge d’or – Celebrating the Visual, Twitter: @katrindoerksen, Facebook: www.facebook.com/kadoerksen

(c) Literaturzeitschrift "Am Erker"

(c) Literaturzeitschrift „Am Erker“

Joachim Feldmann

Vor einigen Jahren, als das CrimeMag noch wöchentlich erschien, führte ich das Leben eines kleinen Rezensionsautomaten. Zumindest kommt es mir im Rückblick so vor, wenn ich einen Blick in den Dateiordner mit meinen gesammelten Besprechungen werfe. An manche Bücher kann ich mich, ehrlich gesagt, kaum noch erinnern. Nicht selten schrieb ich die Texte direkt nach der Lektüre während einer Freistunde in der Schule. Heute mag mir das kaum noch gelingen, zumal es mir immer schwerer fällt, weiterzulesen, wenn ich mich bereits während des ersten Kapitels langweile oder ärgere. Das Vergnügen am Verfassen von Verrissen, das ich damals vielleicht empfunden habe, ist mir abhandengekommen.

Als der Übersetzer und Buchhändler Robert Schekulin neulich dem Krimimarkt eine „unglaubliche, überflüssige und mittlerweile auch marktschädliche Überproduktion von Mittelmaß und Mist“ bescheinigte, fühlte ich mich verstanden. Ich will das alles nicht mehr lesen. Schließlich schaffe ich es nicht einmal, all die guten neuen  Kriminalromane zur Kenntnis zu nehmen, von der immer wieder notwendigen 51qzW17j3KL._SX311_BO1,204,203,200_Klassikerlektüre ganz zu schweigen. Dass ich John LeCarrés Spion, der aus der Kälte kam bis vor kurzem nur in der Filmversion kannte, gestehe ich nun, da ich das Erscheinen von Das Vermächtnis der Spione zum Anlass genommen habe, endlich auch das Buch zu lesen, gerne ein.  Und für diesen Zweck musste es natürlich unbedingt die 2013 erschienene Jubiläumsausgabe der Penguin Classics sein, in deren Nachwort der Autor jeden Realismusverdacht von sich weist. Der Beweis dafür, dass es sich keinesfalls um eine authentische Schilderung britischer Geheimdienstaktivitäten handle,  sei schon durch die Tatsache erbracht, dass das Buch publiziert werden konnte. Schließlich habe er sein Manuskript selbstverständlich zu Kontrolle bei seinem Arbeitgeber eingereicht. Große Literatur ist es natürlich dennoch. Oder vielleicht gerade deshalb. Le Carré spricht von „political disgust“ und „personal confusion“ als Antrieb seiner schriftstellerischer Einbildungskraft, und das ist doch auch etwas.

Inwieweit der MI5 tatsächlich eine Abteilung für in Ungnade gefallenes Personal unterhält, das man aus unterschiedlichen Gründen nicht einfach feuern kann, lässt sich leider nicht überprüfen. Denn wenn es diese Abteilung geben sollte, ist sie natürlich streng geheim. Wahrscheinlich scheint mir, dass sie der britische Autor Mick Herron schlicht erfunden hat. Inzwischen liegen vier Romane der Serie um den durchtriebenen Agenten Jackson Lamb und seine Versagercrew vor, die von der heimischen Kritik in eine Reihe mit den Werken der Großen des Spionagegenres gestellt wird, aber bei uns offenbar noch keinen Verlag gefunden hat. Herron gelingt der Spagat zwischen grotesker Komik und blutigem Ernst auf sehr elegante Weise. Lamb erinnert übrigens nicht nur von der Statur her an den legendären Andy Dalziel aus den hochartifiziellen  Polizeiromanen Reginald Hills, die gelegentlich und unsystematisch auch für das deutsche Lesepublikum  greifbar gemacht werden, das sich dann aber doch lieber irgendwelchen Schlitzerkrimis aus heimischer Produktion zuwendet.

41NbhVx-44L._SX324_BO1,204,203,200_Zwei weitere Serien wären an dieser Stelle, die mir Freude bereitet haben, wären an dieser Stelle noch zu nennen. Ich bin Alf Mayer dankbar, dass er auf diesen Seiten den wunderbaren Autor Harry Bingham und seine außergewöhnliche Heldin Fiona Griffiths vorgestellt hat. Die walisische Polizistin ist hochintelligent, kampfsporterprobt und psychisch krank. Gerne arbeitet sie undercover, denn auch ihr „normales“ Leben hat etwas von einer Simulation. Und dass Bingham ihr eine sehr authentisch klingende Erzählstimme verliehen hat, sorgt für eine außergewöhnliche Lektüreerfahrung. Mich hat sie sogar dazu gebracht, einen E-Reader mit in den Urlaub zu nehmen, damit ich mich auf digitalem Wege mit Nachschub versorgen konnte.

Eine regelrechte Sucht entwickelt ich auch nach den Duffy-Romanen des gebürtigen Nordiren Adrian McKinty. Sean Duffy, als Katholik in einer protestantisch dominierten Polizeitruppe der typische Außenseiter, ist ein Teufelskerl mit einem Herz aus Gold. Er säuft wie ein Loch und kifft wie ein Schornstein, löst aber dennoch die verzwicktesten Fälle. Wenn es darauf ankommt, vermag er sogar als Actionheld zu überzeugen.

Begeistert haben mich im zu Ende gehenden Jahr auch noch viele andere Autorinnen und Autoren, von Anne Kuhlmeyer, die mit Drift die fantastischen Möglichkeiten des Genres auslotet, bis hin zu Oliver Bottini, in dessen Kriminalroman Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens Engagement und Erzählkunst eine wunderbare Symbiose eingehen.

Es gibt also viel Gutes – doch dafür braucht man Lesezeit. Also bin ich gespannt, ob ich beim Jahresrückblick 2018 vermelden kann, dass ich mindestens die Hälfte der Ross Macdonald-Kassette aus der Library of America, die in diesen Tagen angeliefert wurde, gelesen habe.

Die Texte von Joachim Feldmann bei CrimeMag hier. Zudem ist er bei so gut wie jeder Lieferung der Bloody Chops dabei.

© John Heweston

© John Heweston

Candice Fox

AUSTRALIAN TRUE CRIME PODCAST: I’m always on the lookout for a podcast that is for serious crime listeners – one that is willing to share details and realities about crime that might turn off the more sensitive types. This podcast makes use of real police detectives who talk candidly about some of the duties they have to undertake, and it was a real eye-opener for me. It’s not for the faint of heart, though – a friend recently told me that the podcast Dirty John gave her nightmares. Really? Tread carefully.

HOW DO YOU SLEEP AT NIGHT? For something slightly different, this short podcast by the ABC talks to people who face public judgement for their beliefs or behaviours and was really captivating. Presenter Sarah McVeigh chats to big game hunters, a man guilty of murder, abortion clinic protesters and more and hears their side of the story. Really thought-provoking.

 JAMES LEE BURKE: My husband has been trying to drag me into reading some James Lee Burke for years, and I did give it a shot once, but I think I was in the wrong frame of mind to enjoy it. We’re moving to Louisiana for six months, though, so I thought I ought to get into ther spirit. It’s great! Clete Purcell, the series off-sider, is an unpredictable, violent delight.

candice manchester 51qP18BKevL._SY445_ROBERT CRAIS: Another author I’ve been meaning to try, being in Los Angeles at the moment. I found Robert Crais’s books charmingly funny, which isn’t something you see a lot in crime fiction. I guess authors are scared sometimes to be their funny selves in case it breaks the tension, but Crais has found a good balance, at least in his later books.

MANCHESTER BY THE SEA: I really don’t mind a sad song or a sad movie, and I think this film might have devastated a few people. It’s a very strong commentary on grief and renewal, but I really loved it. The performances were outstanding, particularly from Casey Affleck. If you don’t mind having your heart broken, try this one.

SPLIT: Something completely different – Split, with James McAvoy – not a heart breaker but a heart racer. McAvoy’s performance as the many personalities of the main character is just stunning. My only major criticism was the ending, which relies far too heavily on the viewer having knowledge of Shamalan’s previous works. The film should have stood completely on its own, but if you just hit stop ten minutes before the end you’ll be all good.

candice dion 858fd1b591b58cff4c56487ac5ff2444THE DEVIL AND THE DEATH PENALTY BY PHILLIP GIBBONS: This documentary was just something I had on while doing the housework, but in minutes I was sucked in. I’ve become totally obsessed with Norris and Bittaker, who are by far the worst serial killers I’ve ever researched and are likely responsible for far more deaths than are attributed to them. They’re both still alive – Bittaker is one of California’s longest serving death row inmates. The abductions happened near where I live at the moment, so it’s very chilling.

CELINE DION IN CONCERT: For my birthday this year my deepest darkest secret was revealed – I’m a raging Celine Dion fan. On a birthday trip to Vegas my husband and I caught her in concert, and she was truly amazing. Many ballad-singing divas of Celine’s day succumbed to lifestyle, retired or have faded in their performances, but Celine was flawless.

FLAVOURED BAGELS: Australia isn’t a very bagel-loving country – we have nothing against them, they just seem to be a rarety. Not only was I delighted by the prevalence of bagels in California, but I’ve since discovered there are hundreds of flavours of them! Cranberry bagels with cream cheese – my God. I’m definitely going to have to search out my local bagel dealer when I return to Australia.

POUTINE: On a recent book-festival trip to Toronto, I enquired as to the local cuisine and was told Poutine is a Canadian thing – French fries with gravy and curdled cheese. I was horrified by the idea, and only decided to taste some when another author ordered a plate of Poutine at the pub. Well, trying my best to be subtle, I think I whoofed down most of that plate of Poutine. It was divine. It’s possible I was mildly drunk, though.

Candice Fox is published in Germany to quite some fame, in Spring she will be here on a book reading tour. Candice Fox at CrimeMag with an open letter to Stephen King. Disclaimer: Thomas Wörtche is her German editor, Alf Mayer paid her a visit in Sydney and had a long chat with her. Katja Bohnet and Max Annas, both of them renowned German authors, discussed „Hades“ and there are some more CrimeMag articles about her.

franssenWolfgang Franßen

Mein Highlight in diesem Jahr war ein Trailer: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri mit der genialen Frances McDormand. Gibt es eine bessere Besetzung für die Rolle für Mildred Hayes? Wohl kaum. Zorn, Widerstand, der Mut unkorrekt zu sein. Ein Blick von McDormand reicht, um die ganze Kraft ihrer Rebellion zu spüren. Den verbohrten Wahnsinn dahinter.

In diesem Jahr bin ich oft auf Schweigen gestoßen. Auf Momente in Filmen, in denen die Bilder keine Dialoge mehr brauchten. Auf Sequenzen in Büchern, deren Verzweiflung die Worte ausgingen, statt sie hinter Schachtelsätzen zu küren. In der Serie Deckname Quarry, die nach der Vorlage von Max Allan Collins gedreht wurde, verlassen die Drehbuchautoren Gordy & Fuller sowie der Regisseur Yaitanes sich oft auf Bilder. Was das Schwerste überhaupt ist. Sie vertrauen den Zuschauern. Auf das Spiel ihrer Schauspieler, die nichts mehr zu sagen haben. Es bedarf keines klärenden Dialogs mehr. Alles liegt auf der Hand, wenn man nur hinschaut. Es kann nicht mainstreamhaft zum Guten verfälscht werden.

ja franßen 519qEEtkbeL._SX331_BO1,204,203,200_Es bleibt dieser eine Moment. Wie in Félicité von Alain Gomis. Mitten Kinshasa als urbanes Tableau für die tragische Geschichte einer Sängerin, die für ihren Sohn das Geld für eine Operation auftreiben muss. Eine wortreiche Odyssee, eine Anklage, die wir für uns zu Ende erzählen müssen. Lawrence Osborne hat mich gleich zu Anfang des Jahres mit seinem Roman Denen man nicht vergibt beeindruckt. Seine Landschaften inmitten der Wüste Marokkos überdecken jedes extravagante Partygelaber, und plötzlich sind wir allesamt Touristen, die nur vorgeben, fremde Kulturen zu verstehen. Bei Virgenie Despentes traf ich auf das große Abrechnen. Mit jenen, die sich gerne als Rebellen sehen und lieber darüber endlos diskutieren, wie wir alle am besten zu retten sind, statt die Füße von der Couch zu bekommen. Das Leben des Vernon Subutex. Ironisch, sarkastisch, so in sich gebrochen, das Frankreichs Intellektuellen aufstöhnten und meinten, sie hat ja keine Ahnung von uns.

Die Entdeckung 2017: Ted Lewis und sein vergessener Kriminalroman Schwere Körperverletzung (GBH, der Originaltitel, von 1980, Grave Bodily Harm – d. Red). Über Konzerte kann ich im Jahr 2017 nicht viel berichten. Ich habe sie alle verpasst. Von Theateraufführungen mit grandiosen Schauspielern kann ich nicht schwärmen. Ich habe sie alle verpasst. Egal. 2018 bin ich mit Frances McDormand in einem dunklen Kinosaal verabredet und ich werde ihr zuzwinkern, wenn sie einfach nur dasteht und sich nicht fügen will.

Ein guter Einstieg, um 2018 zu rebellieren.

Anm. der Redaktion: Wolfgang Franßens Polar Verlag macht weiter, die Insolvenz wurde abgewendet. Im Januar 2018 erscheint Gravesend von William Boyle, im Februar Tiefenscharf von Roland Spranger, im März Foresta Nera von Friedemann Hahn.

Michael Friderici

Schlachtfest 2017

Inkohärenzen aus dem Abseits

Eine assoziative Montage über das Zerlegen

„ … zur scheinbaren Unordnung meiner Gedanken habe ich zwar den Schlüssel, aber keine Zeit, ihn zu benutzen.“ Georges Bataille

katz1Anpfiff mit Kater

Willi kommt nicht mehr. Das war zu befürchten. Das macht mir wirklich etwas aus. Jeden Morgen stand die schwarze Katze vom Nachbarn an der Verandatür und bettelte. Dieses verdammte Viech jagt die unschuldige Amsel und krallt sich in die noch unschuldigere Birke vor dem Haus. Sie sollte aber nix kriegen, darum hat die Besitzerin (kann man eine Katze besitzen?) gebeten. Offiziell heißt das Tier Flinx. Der kleine Sohn der Frau von nebenan hat das Tier so benannt, nach dem gleichnamigen Helden von Alan Dean Foster[1]. Das habe ich vorhin geixquickt. Da geht es um ein bettelarmes Waisenkind, das, wie sein bester Kamerad, ein süßer Drache, über telepathische Fähigkeiten verfügt. – Schön. Aber Flinx bleibt trotzdem ein Scheiß-Name! Den kann sich doch kein Tier merken!! Nicht mal eine Katze!

Arie 51

Diemut Schilling hat im 3. Berliner Herbstsalon[2] eine Video-Installation aufgebaut, Arie 51, die Judas-Arie aus der Matthäuspassion von Johann Sebastian Bach:

Gebt mir meinen Jesum wieder! Seht, das Geld, den Mörderlohn, wirft euch der verlorne Sohn zu den Füßen nieder…“

Die Musik verwandelt das profane Treppenhaus des Gorki Theaters akustisch in einen sakralen Raum – zurück. Denn der 20-jährige Felix Mendelssohn Bartholdy hatte am 11. März 1829 die für den Gottesdienst komponierte Matthäus-Passion genau an diesem Ort vorgestellt, erstmals in einem nichtkirchlichen Kontext, in der Berliner Singakademie, dem heutigen Gorki Theater. Die Aufführung ging als Initialzündung für die Wiederentdeckung des großen Zahlenmystikers J. S. Bach in die Musikgeschichte ein.[3] – Das ist eine Ebene. Die andere, die Sehnsucht „nach ganz oben“, die schon „ganz unten“ akustisch geschürt wird. Die Installation steht im Obergeschoss. Und statt eines Gipfelspektakels für die Augen endet dort die Erwartung der Ohren vor einer visuell ent-täuschenden Videowand. Keine Chöre, Solisten, Musiker sind zu sehen, sondern „nur“ lebensgroß projizierte Kinder. Wie sich lesend erschließt, sind sie gehörgeschädigt und unterhalten sich trotz helfender Implantate noch immer über die Gebärdensprache. – Diemut Schilling hat mit einer statisch positionierten Kamera in asketischen Bildern festgehalten, wie die Kinder das voluminöse Werk in karge Gesten übersetzen. –

Der Junge von nebenan traktiert im Hinterhof die Bäume mit Holzstöcken und stößt dazu  eigentümliche Schreie aus. Da beginnt unsereiner doch gleich an  die „Trommeln in der Nacht“ zu denken. Ich meine, das  erklärt weder noch entschuldigt das, eine mittlerweile viel  zu fette Katze Flinx zu nennen…! Oder?! –

Bébel

Die jungen Alten im Gorki sind der Treppen wegen außer Atem. Gut das  Godard Helene Fischer nicht kennt. Hoffe ich zumindest. „C’ est vraiment dégueulasse!“[4], sagt Jean-Paul Belmondo[5], als er nach 90 Minuten auf der Straße verreckt und die militante, viel zu vergessene Amerikanerin in Paris, Jean Seberg[6] mit der melancholischen Visage des geschlagenen Boxers anschaut … Wie die beiden über die Avenue des Champs Élyseés spazieren, wie er sich in  Bogart-Gesten versucht, die seinen Hunger auf das Mehr offenbaren … – Hat er nicht die Zuschauer direkt von der Leinwand aus angesehen und gefragt, ob palm1sie das Meer tatsächlich nicht lieben? –  Preise hat Belmondo für seine Kunst kaum erhalten, obwohl er große Filme noch größer hat erscheinen lassen. 1989 überreichten ihm die Juroren einen Kompromiss-César für Lelouchs unerträglichen „Löwen“, 2011 die Goldene Palme (für sein Lebenswerk), 2016 dann – fast makaber -den Ehrenlöwen (Venedig) und in diesem Jahr endlich den echten César – nun ja – für sein Lebenswerk. Man weiß ja nicht, wie lang es mit ihm noch geht.  – Jean-Philippe Smet, bekannter als Johnny Hallyday, 10 Jahre jünger als Belmondo, starb Anfang Dezember …

I bims Vong

Arte widmete dem großen Jean-Paul zumindest einen Fernsehabend. Eine 90 minütige Doku gehörte dazu. Der Titel entfaltet die Peinlichkeit dieser Geste: Belmondo, der Unwiderstehliche. – Der deutsch-französische Kulturkanal ist übrigens seit März mit einem neuen On Air Design unterwegs. Das Senderlogo wurde um 90 Grad gedreht und ist nun endlich nicht mehr von links nach rechts, sondern von unten nach oben zu lesen. Ha! – Ist das jetzt sozialkritisch, phallisch, cool, krass oder porno? Geil ist ja sowas von out.

Das Jugendwort des Jahres heißt verdientermaßen „I bims„. Hatte ich vorher auch nie gehört. In meinen Ohren, in denen mittlerweile Haare wachsen, die vorsichtig geschnitten sein wollen, klingt das nicht zufällig nach Ich-AG, Postbank und iPod! Jedenfalls sei das ein Stilmittel der „vong“-Sprache, habe ich gelernt und sofort wieder vergessen. Als Erfinder gelten sowohl der österreichische Rapper „Money Boy“[7] als auch die Internet-Kunstfigur „Willy Nachdenklich„, ein Großhandelskaufmann (!!!) aus Amberg in der Oberpfalz. –

Wenn das Willi wüsste. Gestern hat er ein Stück Roastbeef angenommen und fragte dann eine Weile vor der Verandatür auf seine Art nach mehr. –  Nebenbei: Weiß hier vielleicht zufällig jemand, ob Vong in gebärdetes Deutsch transferierbar ist?

31qvHB+06oL._SX321_BO1,204,203,200_Martha

Arie51 geh weg, Area51 komm her. Stanley Kubrick, so eine Mär, soll dort die US-Mondlandung inszeniert haben. Kommen wir also endlich zur Tiefe des Raumes: Es gibt in Hamburg seit 2010 einen kleinen Verlag namens Laika. Der fing an mit einer »Bibliothek des Widerstands«, über soziale Bewegungen von den 1960er-Jahren an. Willi die Wühlmaus Baer steckt mit dahinter, der langjährige Chefix einer Filmillustrierten, Filmproduzent und, und – und Karl-Heinz Dellwo. – Egal. Michael Weber, Schauspieler am Hamburger Schauspielhaus, hat dort ein Buch veröffentlicht, das schon 2014‚ rauskam. M A R T H A! Ein bisschen ist darüber, wie über den Verlag, geschrieben worden. Viel zu wenig. Über Martha sowieso. Einer der Protagonisten, Marthas Mann Ernst, hängt angesoffen auf der Treppe. Im Angesicht der erahnten eigenen Endlichkeit stellt er die entscheidende Sinnfrage:

Ernst: Mannomann, du! – Wer bin ich denn hier? – Hä? – Wer bin ich denn? (Pause) –  Gibt`s doch nicht! – Mensch! – Wer bin ich denn hier? – Wer bin ich denn hier?

Martha: Ist gut jetzt, rech dich ab.

Ernst:  Bin ich hier der Kasper? – Mensch, do! – Oder was? – (Pause)

 Martha: Ernst, jetzt …

 Das muss man sich langsam und laut vorlesen. Möglichst hanseatisch slangeln. Wenn der Autor das macht, dann ist das wie einer dieser raren und wahrhaftigen Beckett-Momente. Also: Gefälligst auf die Knie, sofern das noch geht!

Erinnert sich vielleicht noch jemand an Krapps Last Tape (Das letzte Band)? „Eines Abends, spät, in der Zukunft“ … Ein alter Mann hat sein Leben auf Tonbändern archiviert und schwelgt im Wort Spule – Spule! (Pause) Spuuule! – Das „letzte Band“ lief in Kassel während der documenta im Kulturhaus Dock 4. Veranstaltet von der Samuel Beckett Gesellschaft. Valentin Jeker, Schweizer, Jahrgang 34, machte die

 „ … Pläne für ein weniger … (Er zögert.) … aufreibendes Geschlechtsleben … Hohngelächter über das, was er seine Jugend nennt, und Dankgebete dafür, daß sie vorbei ist. (Pause) … Was bleibt von all dem Elend? …

Die erste Auflage von Martha ist weg. Es gab nicht mal mehr Exemplare für einen Büchertisch. Von einer zweiten Auflage war die Rede. Die soll jetzt endlich im nächsten Jahr kommen.

Vom Bellen mit Laika

Michael Weber ist einer, der auf vielen Baustellen baggert. Zum Beispiel hat er – Hallo Willi (Bär)! Hast Du das mitbekommen? – auch einen Film gemacht, Last Ship Home. [8] Ohne Förderung, ohne Sponsoren, ohne die üblichen Kompromisse. Dieses kleine Wunder über die Weltumseglung eines schiffSegelschiffes namens Peter von Danzig ist in diesem Jahr erstmals gezeigt worden und ab und an irgendwo zu sehen, dann, wenn Michael Weber Zeit hat. Denn er begleitet den Film. Es geht um das erste Whitbread Round the World Race 1973, bei dem von Portsmouth, Kapstadt, Sydney und Rio de Janeiro und zurück drei Segler ertranken. 19 Yachten beteiligten sich. Darunter die Peter von Danzig aus Kiel. Das einzige deutsche Boot im Rennen, das einzige ohne Motor. Die wüst zu Abenteuern entschlossene studentische Mannschaft war eher zufällig dabei.

Aber sie kam an. Nach 179 Tage und 15 Stunden, – 46 (!) Tage nach dem Sieger, auf dem 14. Platz – von 14 verbliebenen Schiffen. Mitglieder der Crew hielten ab und zu Momente dieser Seereise auf Super8 fest. Michael Weber hat die Spulen nach 30 Jahren beim Aufräumen gefunden. Sein Bruder gehörte zur Mannschaft. Es hat dann noch Jahre gedauert, bis die stumme Bilder-Collage stand; eine Tonspur ist dazugekommen. Weber und Kollegen vom Hamburger Schauspielhaus sprechen Texte dazu, aus Logbucheinträgen, Berichten der Segler und passender – das heißt in diesem NoBudget-Fall – gemeinfreier Literatur. Eine ungewöhnliche, eine sehens- und hörenswerte große Fahrt – im Kino  –  und ein Plädoyer dafür, sich endlich zu trauen, endlich „etwas“  zu riskieren … !

Aus dem Whitbread hat sich das „Volvo Ocean Race[9] entwickelt, das gerade läuft. Da berichten mittlerweile „On-Board-Reporter“ direkt über das Internet.

Schon beim nächsten oder übernächsten Ocean Race … soll es möglich sein, dass eine computergesteuerte Yacht an den Start geht, die jegliche Entscheidungen an Bord mit Hilfe Künstlicher Intelligenz ohne menschlichen Verstand oder Muskelkraft trifft.[10]

Blade Runner  

Hat hier etwa gerade jemand „Blade Runner II“ gerufen? Ja, da war ich kurz drin. Abends. 22.30 Uhr. Im „kleinen Saal“. Der Film musste wohl der Verleihverträge wegen weiterlaufen. Kino2 war entsprechend leer. Ich hatte gehofft, dass es so bleibt. Und dann kam doch noch jemand. Das hat mir gefallen. „Ach“, jovialisierte ich den jungen Mann, einen Hipster[11], an, der sich da zwei Reihen vor mir einrichtete, „jetzt haben wir ja eine Art Kritiker-Vorstellung.“ Der Mitspätkinogänger kommunizierte mit gänzlich ironiefreier Authentizität in die Werbepausenvorspannstille: „Ach, sind Sie denn Kritiker?“ – Zugegeben. Danach hatte es der Film schwer. Meinen Eindruck gequirlt esoterischer Aufgeblasenheit teilen nicht viele. Verena Lueken fühlte sich gar zu Poesiealbum-Skurrilitäten animiert:

Menschlichkeit, um die es hier geht, braucht mehr als biologische oder künstliche Gene. Sie braucht den Wunsch nach Transzendenz. Sie braucht den Blick auf die Welt, der ein kümmerliches Blümchen in einem Feld aus Asche für ein Zeichen von Hoffnung hält.“[12]

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Darauf einen nachhaltigen Dujardin. Wer mir jetzt noch mit Bienen, Benjamin und Blümchen kommt, mit dem gehe ich Flippern. – Ja, ich war ein wenig verbittert. Aber daran war der zweite Mann schuld, der nicht mal ansatzweise orsonmäßig wirkte …!

All those moments will be lost in time, like tears in rain. Time to die.“

Rutger Hauer (Replikant Roy Batty) hat diese Textzeile, so geht die Geschichte um „Blade Runner I“[13], während des Drehs improvisiert. Roy, der Maschinenmensch könnte Rick Deckard, seinen Jäger, den Blade Runner (Harrison Ford), die Menschmaschine, lässig abservieren. Aber dann hält er hoch oben inne, reagiert –, setzt sich in dieser atemberaubenden Kulisse eines Stadtmolochs auf das nasse Dach und „denkt“ darüber nach, was er alles gesehen hat. Er weiß, dass seine Garantiezeit abläuft. – Officer K. sagt in „Blade Runner 2049“:

Die Dinge waren einfacher, damals.“ – Genau!

41NhNSf-kBL._SY373_BO1,204,203,200_Deshalb bin ich dann gegangen. Beschäftigt hat mich allerdings noch die Frage, ob mein zweiter Eindruck eines Vollbartvollpfostens nicht daher rühren könnte, dass der in Wirklichkeit eine Maschine ist … Descartes kannte zwei sichere Mittel, um den Unterschied festzustellen [14]:

Das erste ist, dass sie niemals Worte oder andere von ihnen gemachte Zeichen würden brauchen können, wie wir tun, um anderen unsere Gedanken mitzuteilen …“ 

Der gute Mann kannte offenbar die Möglichkeiten der Gebärdensprache noch nicht …

Und das zweite ist, dass, wenn sie auch viele Dinge ebensogut oder vielleicht besser als einer von uns machten, sie doch unausbleiblich in einigen anderen fehlen und dadurch zeigen würden, dass sie nicht nach Einsicht, sondern lediglich nach der Disposition ihrer Organe handeln.

Die Kunst des Tranchierens

Bevor jetzt jemand fragt: Nein, ich besitze keinen Organspendeausweis! Ganz bewusst nicht. Zudem liegt gerade der Werbeflyer vor mir. Das Angebot der  Woche von Edeka. Darin: Frontal und gnadenlos ausgeleuchtete Fotos von saftig mageren Fleischstücken, frische Rinderrouladen und noch frischere Hähnchen-Minutenschnitzel XXL, lecker Nierchen und andere lebenswichtige Körperteile. Das gibt doch nicht nur in diesem hoch-kulturellen Augenblick zu denken: In Chicagos Schlachthöfen feierte die Fließbandproduktion ihre Geburtsstunde. Eine Umwälzung, die die Essensgewohnheiten ebenso veränderte wie unser sinnliches Potential. Am Ende der Industrialisierung von Viehzucht und Viehverarbeitung steht etwas, dass auf keinen Fall mehr an etwas Lebendiges erinnern soll, sondern eher z.B. an Heidi Klum, die sich in einem Edeka-Flyer auch bestens neben Eis, Chianti und Jacobs Krönung machen würde. Obwohl jeder die Geschichten von der Tante kennt, die mal eine Großschlachterei besucht hat und seitdem kein Fleisch mehr isst, soll das rohe Fleisch zum Shoppen und nicht zum Grübeln anregen.

schw

Die Abschlachtung, die Wunde, den Tod, die Tierform des Schnitzels kann und will niemand wirklich sehen. Die massenhaft verbreiteten Hochglanzflyer der Lebensmittelketten zeigen das bereits weiterverarbeitete und gnadenlos ausgeleuchtete Pfannenglück in spe – in aller mundsaftanregenden Roheit. Nur kotzt niemand. Was wir wahrnehmen sollen und darin den Vorgaben auch brav folgen, das ist die Abstraktion vom Fleisch – das Schnäppchen. Das Interesse regelt sich über den Preis, das abstrakt Allgemeine, Kohle. – Bits & Bites ist es schließlich auch wurst, ob beim „Endverbraucher“ Töne oder Bilder ankommen, ob der Gläserne-Mensch-Generali-„Vitality“-Tarif daraus wird oder Tinder-Dates …

Die Werbung der fleischverarbeitenden Industrie macht klar, dass man sich schon analog weiter als bis auf die Haut ausziehen kann. Die pornographische Zerlegung der Körper in „Categories[15] erinnert nicht zufällig an die schöne bunte Welt der Fleischtheken. Mindestens Bataille-Leser ergreift jetzt eine gewisse erotische Unruhe: In den „Tränen des Eros“ „zitiert“ er Fotos, die eine öffentliche Hinrichtung zeigen, Lingchi. Der „Tod durch 1000 Schnitte“ wurde die bis 1905 praktiziert. Dabei schneiden fachkundige Henker stückchenweise Gliedmaßen, Haut und Fleisch ab. Die Schlachtung des Verurteilten war gleichzeitig seine Zerlegung. – Bei Schlachter  Obermaier aus dem Bayerischen Pliening (5.300 Einwohner) folgt erst nach,

der Schlachtung und den strengen Kontrollen … die Zerlegung …[16],

meldet er auf seiner Website. – Na bitte, geht doch!

hotFleischbeschau

Die 6.000-Einwohner-Gemeinde Ampfing liegt rund 53 km östlich von Pliening. Es gibt dort, wenn man dem Internet glauben darf, zwei (in Zahlen: 2) Metzger. Ob die sich an den heftigen Protesten gegen ein Webcamgirl mit dem – nun ja – anregenden Künstlernamen „Natali Hot[17] beteiligt haben, ist nicht bekannt. Jedenfalls darf sich die junge Frau in dem oberbayrischen Dorf seit 2016 nicht mehr gegen Geld vor der Internet-Kamera ausziehen. Sie lieferte zahlenden Betrachtern auf Anfrage die jeweils angefragten Körperteile nebst entsprechenden Gesten ihres Körpers in Nahaufnahme.[18] Die zuständigen Gerichte reagierten auf die Beschwerden der Ampfinger Bürger und ließen die barrierefreien Gebärden des Porno-Sternchens nicht als Telearbeit gelten. Was die Geschichte für einen Rückblick auf den Kulturkalender 2017 aktuell macht? „Natali Hot“, 24, ist vor wenigen Wochen mit dem 19-jährigen Bruder ihres 36-jährigen Managers und Noch-Ehemannes durchgebrannt. – Die beiden Metzger in Ampfing besitzen endlich wieder das lokale Privileg, exklusiv Fleisch zerlegen zu dürfen.

Boston

Frederick Winslow Taylor hieß der Ingenieur, der die Arbeitsabläufe in einzelne Schritte zerlegte, wie ein Metzger das liebe Vieh. Er schaffte damit die Grundlage für die beiden Zauberworte der Industriemoderne – Automatisierung und Beschleunigung. Auf der großen BWL-Selbstoptimierungsveranstaltung mit passender Marketingsprech-App heißt das Branden und Effizienzsteigerung[19] und was weiß ich …! Taylors Prinzipien fanden bei der Industrialisierung des Tötens in der damals größten Fleischerei der Welt ihre praktische Verifizierung. Durch das Fließband ist jeder, auch der ungelernte Arbeiter nur noch für überschaubare Handgriffe zuständig – und damit austauschbar: Ein Mann schabt einen Schweinefuß von der einen, ein zweiter denselben Fuß von der anderen Seite ab, der nächste schneidet dem Tier die Kehle durch, ein weiterer trennt den Kopf vollends 51fPgUaGDsL._SX314_BO1,204,203,200_vom Rumpf … 1906 veröffentlicht der junge Upton Sinclair (1878-1968) seinen Roman „Der Dschungel„, für den er sieben Wochen lang heimlich in den Schlachthöfen Chicagos recherchiert hatte. Er begab sich für alle seine Bestandsaufnahmen über den Fortschritt der Humanisierung der Arbeitswelt in Fabriken, unter Landarbeiter, in die Ölindustrie. Sein dokumentarischer Roman „Boston“ dreht sich um das Todesurteil gegen die italienischen Anarchisten Sacco und Vanzetti, das vor etwas mehr als 90 Jahren, im August 1927 vollstreckt worden ist – trotz weltweiter Proteste. Sinclair beschreibt das geistige Klima in den USA nach dem Ersten Weltkrieg, den Richter, der „Ausländer“ verabscheut, alles Linke, vor allem das „anarchistische Gesindel“, den personalisierten Rechtstaat also, der alles daran setzte, die Italiener zu exekutieren. Er zeigt, wie das arbeitsteilige System aus Staat und kapitaler Wirtschaft die Zerlegung des Individuums organisiert. – Natürlich will der Kapitalismus nur unser Bestes. Nicola Sacco und Bartolomeo Vanzetti gehörten erklärtermaßen zu denen, die ihm genau das verweigerten. – Vanzetti:“Es lebe die Anarchie!“ – Arzt:“Im Namen des Gesetzes erkläre ich sie für tot.“

Boston“, 1928 veröffentlicht, im Jahr darauf auf Deutsch erschienen, ist in einer Neuübersetzung im Verlag Menasse (Random House) herausgekommen. Man könnte auf die Idee kommen, sagte Christoph Schröder im Deutschlandfunk,

dass Upton Sinclairs ›Boston‹ vielleicht noch immer eine recht gegenwärtige Lektüre ist.[20]

Die Systemfrage

Taylor fasste seinen höchst lebendigen Ansatz in dem Satz zusammen:

In der Vergangenheit stand der Mensch an erster Stelle; in Zukunft muss das System an erster Stelle stehen!“

Systemkritiker Mehmet Scholl beschrieb die Aktualität dieser Gegenwartsanalyse:

Die Kinder dürfen sich nicht mehr im Dribbling probieren, sie kriegen nicht mehr die richtigen Hinweise, warum ein Pass nicht gelingt, warum ein Dribbling nicht gelingt, warum ein Zweikampf verloren wurde. Stattdessen können sie 18 Systeme rückwärts laufen und furzen.“ … Was so viel heißt wie: Technokraten „haben unseren geliebten Fußball übernommen“.

Mein lieber Scholli“ konstatierte ein allgemeines Interesse an meinungsarmen Lenorpersönlichkeiten – und erntete prompt einen Entrüstungssturm. Um der Wahrheit und nicht Putins-Propagande zu ihrem Recht zu verhelfen, stellte die meinungsstarke ARD den Experten aus demokratisch-pädagogischen 51074PRU62L._SX310_BO1,204,203,200_Gründen schon ins Abseits, bevor sie ihm kündigte. – Simone Buchholz, 1. FC St. Pauli-Verehrerin, lässt ihre „Heldin“ Chastity in „Beton Rouge“ sagen:

Scheiße wird immer von oben nach unten durchgereicht. Nur dass ich meistens die bin, die das Zeug entgegennehmen muss.“

Deshalb noch ein abschließender Blick ins Gorki-Theater. Schon vergessen? Der Titel des in jeder Hinsicht aufregenden 3. Berliner Herbstsalons hieß: Desintegriert euch! – Miro Kaygalak platzierte in der Ausstellung einen Baseballschläger – das Symbol der Deutschland-vor-disten – wie einen kostbaren Diamanten unter Glas. Das Holzschlaginstrument trägt den Schriftzug, der (aus dem eingeschmolzenen Metall zweier erbeuteter Kanonen aus Frankreich hergestellt) über dem Portal des Deutschen Reichstages steht:

Dem deutschen Volke

Nachspielzeit

Vorhin stand Nachbars Kater Flinx, genannt Willi, schon wieder vor der Tür. Käse nimmt er noch, aber streicheln lässt er sich nicht mehr! Irgendwas ist mit ihm passiert.

Mittlerweile habe ich den Namen Willi bei Wikipedia „nachgeschlagen:

Willi (Willy)“, heißt es da, „ war um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert, also zur Regierungszeit Kaiser Wilhelms II. einige Male unter den zehn häufigsten Jungennamen des jeweiligen Jahrgangs. Nach dem Ende der Kaiserzeit ging seine Popularität mehr und mehr zurück. Ab der Mitte der Sechziger wurde er kaum noch verwendet. Seit dem neuen Jahrtausend ist aber wieder ein leichter Anstieg seiner Beliebtheit zu beobachten.“

Wenn ich das jetzt alles richtig verstehe, dann ist der Name Willi vielleicht doch keine wirklich gute Idee.

Anm. d. Red: Michael Friederici organisiert „Schwarze Hafen- Nächte“ in der Speicherstadt Hamburg, Autorenlesungen und Veranstaltungen der besonderen Art.


 

[1] Die 14 Bücher umfassende Reihe begann 1972…  – wenn ich das alles richtig verstanden habe …
[2] „Desintegriert euch!“,  3. Berliner Herbstsalon – im Maxim Gorki Theater, Kronprinzenpalais, Palais am Festungsgraben und im Stadtraum, 11. – 26. November 2017
[3] Mendelssohn-Bartholdy konnte aufgrund des wachsenden Antisemitismus in Deutschland nicht Leiter der Singakademie werdenaus dem Guide der Ausstellung
[4] Das ist wirklich zum Kotzen
[5] Am 9.  April 1933 geboren nannten sie ihn liebevoll Bébel, ihren Bébel;  en passant: Am 9. April 33 beschlossen 14 Fußballvereine aus Süddeutschland auf Einladung der Stuttgarter Kickers in der „Stuttgarter Erklärung“ den Ausschluss von Juden...
[6] Die politisch engagierte Schauspielerin mit engen  Verbindungen zu den Black Panthers  starb am 30. August 1979 in Paris;  das FBI hatte sie im Visier; einiges spricht für eine Verzweiflungstat, vieles für Mord.
[7] Ein Wiener Hiphop-Kasper; bürgerlich: Sebastian Meisinger, aufgewachsen als Sohn einer Lehrerin und eines Unternehmers im 15. Bezirk in Wien; „…wodurch zeichnet sich Money Boys Sprache aus? Er nimmt zum Beispiel einen englischen Wortstamm und konjugiert ihn wie im Deutschen. Er sippt. Er cookt. Oder er verweigert die Konjugation ganz. Er räumt nicht das Zimmer auf. Er ist das Zimmer am Aufräumen tun. Rechtschreibung verweigert er auch…“ (Florentin Schumacher, FAZ, 5.12.2017)
[8] D 2017, 63 Min., Regie: Michael Weber & Christian Ebert, Musik: Dirk Raulf
[9] Die britische Brauerei Whitbread war  Hauptsponsor, jetzt ist es Volvo
[10] Sebastian  Reuter, Liveshow auf hoher See, FAZ, 12. 12.2017
[11] Das sind die Jungs, die so ein Gestrüpp im Gesicht tragen, das früher wilde Männer auszeichnete, die Bier saufen,  rohes Fleisch reißen und nach dem nächsten Klavier fragen; heute sind das die Typen , die streng gescheitelt vegane Zahnseide bei Zalando ordern und nur dann lachen, wenn eine App das Zeichen dafür gibt.
[12] Verena Lueken, Ohne Seele geht’s auch, FAZ,  4.10.2017
[13] Blade Runner I, Ridley Scott, 1982
[14] René Descartes, Abhandlung über die Methode des richtigen Vernunftgebrauchs, Der Körper als Maschine, 1637
[15] Anal, BDSM, Blow Job, Bizarre … ,  es gibt viele, sehr viele categories
[16]  www.metzgereiobermaier.de (ein absichtslos und  zufällig ausgewählter Betrieb);  für eine weitergehende Lektüre empfiehlt sich eine Broschüre der  Fleischerei Berufsgenossenschaft : „Zerlegung von  Schlachttieren“ (Stand: 2010)
[17] 3 Venus-Awards; der Venus-Award ist eine Art Oscar im Porno-Gewerbe
[18] Interessante Begleiterscheinung: Natali ist eine moderne, hybride junge Frau. Sie funktioniert nämlich auch analog: Um ihre Harmlosigkeit unter Beweis zu stellen, luden Natali und der verlassene Gatte Ampfinger Bürger zu einem gemeinsamen Swinger-Abend. Es  sollen 5 Paare gekommen sein…
[19] Auf der Page eines  „Trainers für Zeitmanagement & Arbeitsmethodik“ fand ich den schönen Satz: „Der erste Schritt zur Optimierung und der daraus resultierenden Effizienzsteigerung besteht in der Analyse der Arbeitsabläufe.“
[20] 27.7.2017

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