Der erste Satz
Winnetou I, Buchdeckel der klassischen Buchausgaben ab 1893 (Quelle: wikipedia)
Am Fr 22. August um 19:30 im Deutschlandradio Kultur:
"Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein"*. Über das Gewicht des ersten Satzes | Von Sieglinde Geisel
Für den ersten Eindruck gibt es keine zweite Chance - diese Lebensweisheit gilt auch für den Moment, in dem ein Leser die erste Seite eines Romans aufschlägt. Ob Karl May oder James Joyce: In den ersten Minuten des Lesens entscheidet sich, ob man mit Herzklopfen, Kopfschütteln, Schmunzeln, Stirnrunzeln weiterlesen - oder das Buch gleich wieder aus der Hand legen wird. Für den Autor stellt sich die Frage: Lade ich meine Leser ein oder verstöre ich sie? Rolle ich einen roten Teppich für sie aus oder lasse ich sie ungerührt ins kalte Wasser springen? Jeder Roman beginnt mit dem ersten Satz, doch in der Literaturgeschichte dürfte es noch kaum einen ersten Satz gegeben haben, der tatsächlich als erstes geschrieben wurde. Wann also findet ein Autor beim Schreiben den Anfang? Und was entscheidet darüber, auf welchem Weg und mit welcher Geste er die Leserschaft in den imaginären Raum des Romans geleiten wird? Schriftsteller und Leser geben Auskunft über ihre Erfahrungen mit dem ersten Satz.
*=„Immer fällt mir, wenn ich an den Indianer denke, der Türke ein“ ist der erste Satz von Winnetou I.
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