Fix Zone

Neuerscheinungen im März (3)

Redaktion: 

Cover roughbook sonnenklar

Elke Erb: Sonnenklar. Gerade erschienen bei roughbooks
Die neue Sammlung von Texten umfasst zum einen die Jahre 2013 und 2014, andererseits "geholte" Texte von 1968 bis 2012 sowie Reiseaufzeichnungen: Durchgehendes Bildmotiv die Zweibeiner-Mädchen, Mantelrand unterm Hintern. Noch 12 Minuten Fahrt. Bln-Adlershof, nun schon „unsere Menschen draußen im Lande“ (Funktionärsfloskel). Unendlicher Schrebergarten, Menschen-Kaninchen-Idyll; auch, Mehring, ach, Bismarck, Altglienecke, wer war je Christ, Nä, so doch nicht … so funktioniert es nicht … Grünbergallee … es geht nur mit einem kleinen Ruck im Gehirn; dann ist man einen Augenblick mehr-geht-nicht-zufrieden. Die lassen die Leute hier eine Stunde fahren ohne ein einziges Pißklo.

 

Vladimír Holan: Gesammelte Werke / Band 10: Lyrik VII: 1966–1967. Universitätsverlag Winter
Der Gedichtband ‚Dem Asklepios einen Hahn‘ des tschechischen Lyrikers Vladimír Holan entstand in den Jahren 1966 bis 1967 – einer Zeit, da der Ruhm des Autors seinen Zenit erreichte. 1967 durfte sich Holan den Lyrikpreis Etna Taormina mit Enzensberger teilen, binnen einer Woche wurden in Italien 10.000 Exemplare von Holan-Übertragungen verkauft, die Nominierung für den Nobelpreis folgte. Doch als ‚Dem Asklepios einen Hahn‘ 1970 schließlich erschien, hatte sich die Situation dramatisch gewendet. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings wurde Holan für das Regime vom gefeierten zu einem nur noch geduldeten Dichter. Nicht zufällig zitiert er im Titel des hier vorgelegten Gedichtbandes die Worte, mit denen Sokrates den staatlich verordneten Giftbecher trank. Dieser Band gibt im Rahmen von Holans ‚Gesammelten Werken‘ den ersten umfassenden Einblick ins Spätwerk des Dichters.
 

Chaim Noll: Kolibri und Kampfflugzeug. Gedichte, mit 12 Kaltnadelradierungen von Sabine Kahane. Gerade erschienen im Verbrecher Verlag.
Chaim Nolls Gedichte sind Notizen, die auf seinem langen Weg aus Deutschland in die Wüste Negev entstanden sind. Die Gedichte folgen Nolls Lebensweg von Berlin über Rom, Tel Aviv in den noch weitgehend unerschlossenen Süden Israels. Seine Erfahrungen und Gefühle spiegeln sich in den formal strengen Versen wider.
Die Künstlerin Sabine Kahane, die seit vier Jahrzehnten mit Noll zusammenlebt, schrieb über diese Texte: »Laufend durch den hellen Wüstensand entstehen seine Gedichte, in der Metrik seiner Schritte wirbeln sie auf. Sie sind wie gesponnenes Gold, gesandstrahlt durch seine klaren Gedanken.« Sie illustriert den Band mit zwölf Grafiken aus den letzten Jahren.

 

Jeffrey Yang: Yennecott. Gedicht . Übersetzt von Beatrice Faßbender. Berenberg Verlag
"Yennecott / nannten die Corchaug / diesen Ort" - einen Ort, der heute östlich von New York auf Long Island liegt und der zum Ausgangspunkt für Jeffrey Yangs Reise in die Anfänge der Vereinigten Staaten wird. In einer kunstvollen Verflechtung aus Poesie, Mythos und Historie berichtet Yang von europäischen Siedlern und nordamerikanischen Ureinwohnern, deren Geschichte - und Geschichten - fortan untrennbar voneinander verlaufen sollten.
Urahnen / am ersten Ort / Gedenken im Namen / dieser Ort ihr Grab / - kein Geist kein Schreiber - // Könnten Meere sprechen / Sterne berichten / Blut Zeit begleichen // Morgenlicht Fels / beleben / Geschichte // dann, vielleicht // (chippapuok)
Jeffrey Yang, geboren 1974 in Kalifornien, ist Dichter, Übersetzer aus dem Chinesischen - darunter Liu Xiaobo und Bei Dao - und Lektor. Für "Ein Aquarium" (Berenberg 2012), seinen ersten Gedichtband, wurde er mit dem PEN / Osterweil Award for Poetry ausgezeichnet. "Ein höchst bemerkenswerter Band" schrieb Manfred Papst in der NZZ, "Yangs Verse sind von hoher Musikalität und poetischer Schönheit." Yang lebt in Beacon, New York.
Leseprobe

 

Barbara Köhler: Istanbul, zusehends. Gedichte & Lichtbilder. Erscheint gegen Ende März in der Schriftenreihe der Kunststiftung NRW als Band 6 im Lilienfeld Verlag.
Im Frühjahr 2014 lebte Barbara Köhler einige Wochen in Istanbul: „Zu lange für Tourismus, für Alltagseingewöhnung zu kurz: dazwischen ist man fremd.“ Aber die Dichterin lässt dieses Fremdheitsgefühl nicht auf sich beruhen, sie geht ihm nach, macht sich ein Bild und schafft Bilder. In 23 Gedichten und vielen Fotos, die auf ihren Streifzügen ganz beiläufig entstanden, scheint „zusehends“ ein immer vielgestaltigeres Antlitz Istanbuls auf: Farben, seltsame Blumen, die Augen der Stadt, Spuren und Zeichen, das Fremde der Sprache, Worte und Blicke. Dabei wird Sightseeing zum seeing sight: das Sehen sehn, den eigenen Blick, die fremden Blicke und wie sie sich begegnen. Barbara Köhler ist auf Istanbul zugegangen, hat hingesehen und hingehört und das Gefundene mit Kamera und Sprache festgehalten.

 

Meckel, Christoph: Tarnkappe. Gesammelte Gedichte. Erscheint am Montag im Hanser Verlag
Christoph Meckel ist unstreitig einer der bedeutendsten Lyriker der Nachkriegsliteratur, und doch ein literarischer Einzelgänger. Kein Autor hat "die Tradition des Gesangs und des Liedes derart intensiv aufgenommen" (Lutz Seiler). Die "Gesammelten Gedichte" machen ein großes Gesamtwerk zum ersten Mal zugänglich, ein Werk, das in dieser umfassenden Form auch für Kenner nahezu unbekannt ist.

 

Jayrôme C. Robinet: das licht ist weder gerecht noch ungerecht. Ein Text- und Hörbuch, mit einem Vorwort von Nora Gomringer. Gegen Ende März bei w_orten & mehr.
welche ausdrucksformen gibt es für das kurze glück und die lange grundsätzliche verzweiflung, für identitäten, die angeboten werden und doch immer nicht stimmen, für das schweigen als erstsprache, für die wut über trans-diskriminierungen und für die liebe, die nicht ein gefühl ist, sondern ein umgehen mit menschen?
jayrôme c. robinet, bekannt als spoken word künstler, vereint in „Das Licht ist weder gerecht noch ungerecht“ mehrere genres: theatermonolog trifft auf spoken word, kurzgeschichte auf lyrische prosa, geschriebenes auf gesprochenes.
humorvoll und scharfsinnig tritt jayrôme in den dialog mit welt, um nichts geringeres als „die Fallhöhe von Wort zu Wahrheit zu verringern“. seine sprache weckt neue bilder, kombiniert sanftes mit rasantem und eröffnet durch kleine verschiebungen des ausdrucks neue perspektiven.
jayrôme c. robinet selbst performen zu hören, reißt mit und hallt lange nach – ist erlebnis und muss zugleich. komplettiert wird der band daher durch eine audio-cd mit vom autor gesprochenen textpassagen des buches sowie live-aufnahmen einiger spoken word beiträge.

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