Hörspieltermin
Hannah Höch Collage "Ohne Titel" (1930) (Quelle: BR)
Am Samstag, 21. März um 20:05 im Deutschlandfunk
Weiter in die Nacht. Terminkalender 1937 - 1939 | Von Hanna Höch
Ein Hörstück für Sprechstimme und Streichquartett in acht Sätzen, mit den Titeln Erster Unfall, Zweiter Unfall, Fluchtversuch, Dritter Unfall, Vierter Unfall, Fünfter Unfall, Sechster Unfall, Benzin. In den späten 1930er Jahren ist die Künstlerin Hannah Höch mit ihrem damaligen Ehemann Kurt Heinz Matthies, der als Vertreter vor allem Maschinenbau- und Rüstungsunternehmen aufsucht, oft monatelang im Auto unterwegs. Täglich viele Stunden unterwegs durchkreuzen sie das von den Nationalsozialisten beherrschte Deutschland, übernachten in Privatzimmern, Hotels oder mit dem Wohnwagen auf Rastplätzen. In ihren Terminkalendern hat Hannah Höch, die diese Reisen vor allem für Malereien, Skizzen und Naturbeobachtungen nutzt, die Stationen und Erlebnisse stichpunktartig festgehalten. Landstraßen- und Autobahnfahrten durch Nacht und Nebel, Erschöpfungszustände, Stadtbesichtigungen, Besuche der Ausstellung Entartete Kunst in mehreren Städten – und immer wieder: Autounfälle. Vieles bleibt Andeutung – Familiäres, Privates, aber auch die Schicksale verfolgter Freunde.
Der Text des Hörstücks beginnt im Mai 1937, „weg von Berlin“, „nach Dresden, weiter bis Stuppen“, und endet im September 1939: „Jammer! Krieg!!! Jammer! Deutschland steht im Krieg mit Polen.“ Weiter in die Nacht steht wie eine Art Metapher für die Finsternis der Zeit. Es ist das Bild bzw. die Nachtaufnahme einer nomadenhaften, von Unrast getriebenen Künstlerexistenz in einem Land, das dem politischen Untergang, der europäischen Zerstörung und der Shoah zutreibt.
Hannah Höch: Weiter in die Nacht. Terminkalender 1937–1939
Mit Judith Adlhoch, Katharina Franck
Pelaar Quartett: Joe Rappaport (1. Violine), Luciana Beleaeva (2. Violine), Gunter Pretzel (Viola), Graham Waterhouse (Violoncello)
Textcollage: Herbert Kapfer
Komposition und Realisation: Helga Pogatschar
BR 2014, Länge: 65'31
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