Nachruf
Bild: Ulla Montan/Albert Bonniers Förlag (Quelle: wikipedia)
Gestern Gregor Dotzauers Nachruf auf Thomas Tranströmer im Tagesspiegel:
Fantastisch zu spüren, wie mein Gedicht wächst,
während ich selber schrumpfe.
Es wächst, nimmt meinen Platz ein.
Es verdrängt mich.
Es wirft mich aus dem Nest.
Das Gedicht ist fertig.
Thomas Tranströmer
„Das Gedicht war für ihn kein Werkzeug weltanschaulicher Bekenntnisse. Sein Begriff von literarischer Verantwortung setzte eine Stufe tiefer an. Gedichte schafften, wie er 1968 im Literarischen Colloquium Berlin erklärte, erst die Voraussetzung, die Dinge jenseits ihrer unmittelbaren Verwertbarkeit zu betrachten: „Wie an einem Bahnknotenpunkt, wo sich die Züge aus allen Richtungen treffen, gibt ein Gedicht plötzlich einen neuen Kommunikationsknotenpunkt, von dem aus die Wirklichkeit zwar nicht erklärt, aber in einer neuen Beobachtung gezeigt wird.“ Er suchte nach einem Punkt, an dem die Spannung zwischen Sprache und Gegenstand in einer fast mystischen Schau zusammenbricht.“
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