Gotcha Hotcha
Letzte Woche kam die Meldung: Urban Gwerder, ein deutschsprachiges Beat-Urgestein ist von uns gegangen und Roman Bucheli gedachte seiner in der NZZ:
„Manchmal habe er, so erzählte Urban Gwerder 1998 in seinem Buch «Im Zeichen des magischen Affen», in den frühen sechziger Jahren die Redaktion der NZZ gestürmt mit den Worten: «Ich brauche Geld – hier sind Gedichte.» Ohne Widerrede habe er jeweils einen Honorarvorschuss erhalten; sein Förderer Werner Weber habe die Gedichte gedruckt und ihm lediglich geraten, «gesellschaftsfähiger zu werden».“
Als Sohn des Lyrikers Alexander Xaver Gwerder geboren, hatte Urban schon als 17 jähriger erste Texte in der NZZ veröffentlicht und blieb der Zeitung lange verbunden. Claudius Scholler erzählt in der Zeitschrift DU:
„Der Literaturbetrieb erkennt in Urban indessen bald ein «lyrisches Wunderkind», die NZZ druckt seine Gedichte ab, und Förderungsvorschläge von renommierten Feuilletonisten gehen ein. Allerdings wollen die Förderer den rohen Diamanten zurechtschleifen. Man legt ihm nahe, Auftreten und Lebenswandel zu ändern, für einen Dichter sei er nicht gesellschaftsfähig genug. Aber Urban denkt nicht daran,sich Äusserlichkeiten diktieren zu lassen, und verzichtet auf alle kommerziellen Chancen. Konsequente Lebenshaltung jenseits des Establishments wird für ihn zu einer Bedingung für den Poeten, der etwas taugen will, denn «beim Supergirl im Jaguar/ geht zum Teufel seine Schreibe» (Tilt, Mit den Augen der Zeit).“
ana-atomic-song
Hört mein Paukenpumm
mein Lied
mit einer handvoll Worten/lippenwichtig
reiss ich um die liederliederlichen Kerls
den Tintenfritzen sag ich: schiet —
schwer stirbt, wer allzu leicht gelebt.
Und den Schweizern: Herr
gib ihnen die ewige Unruhe
nimm von ihnen
Einbildung, Dummheit und Geld.Unsere Heimat ist schachmatt
Lehrer leeren Kinder
wie Abfuhrmänner Kübel kippen
lasst sie weiter mit Gewehren spielen
gebt ihnen Bomben
denn ihrer ist das Himmelreich
bewegt euch in der Kunst
wie in der Kirche
nehmt alles ernst
ganz privat
bin ich pirat
kann lachenWer kein Geld hat, der ist nicht von hier
und wer nicht Kompromisse pissen
kann
stirbt arm
Tränentropf den Toten
Zapfenzupf den Zäufern
den Liebenden kein bürgerliches Bett.
Wir fordern
Bahn frei den Bahnverbrechern!
In der Not
fressen wir sogar
Dollar
Den Wortmord killt
selbst Unschlitt schilt
kein Wortschwall gilt
tiltlAus: Tilt, 1967
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