Nachtgeschwister, provisorisch
Vor kurzem im Deutschlandfunk wiedergelaufen und aktuell nachzuhören im radiohörer:
Ein Bändchen mit Gedichten ist der Auslöser für eine leidenschaftliche Korrespondenz. Die Frau setzt alles in Bewegung, um den Verfasser der Zeilen zu treffen.
„Schon von den ersten Zeilen ging eine Kraft aus, ein Licht, eine Dunkelheit, ein Schmerz, eine Schönheit, eine Wucht.“ Die Stimme eines Seelenverwandten, die Stimme eines Verlorenen. Sie hat ihn gefunden, aber er kämpft gegen ein ständiges Gefühl des Nichtgenügens, fühlt sich als DDR-Bürger im Westen minderwertig.
Die Beziehung ist toxisch. Obwohl er sich im Westen unwohl und fremd fühlt, dadurch immer mehr in einen Strudel aus Alkoholexzess und Schreibhemmung gerät, lässt er den Termin für seine Rückreise verstreichen – und der Osten rückt in unerreichbare Ferne.
Nachtgeschwister, provisorisch
Hörspiel nach Texten von Wolfgang Hilbig und Natascha Wodin
Bearbeitung: Anja Schneider, Daniela Holtz
Regie: Ulrich Lampen
Mit: Martina Gedeck, Christian Redl, Conny Wolter, Susanne Stein, Hilmar Eichhorn
Musik: Steffen Schleiermacher
Ton: Holger Kliemchen
Produktion: MDR/Deutschlandradio Kultur 2014
Länge: 78’55
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Wolfgang Hilbig (1941–2007) schrieb Gedichte, Erzählungen und Romane. Lange Jahre verdiente er in der DDR seinen Lebensunterhalt als Schlosser und Heizer. 1985 übersiedelte er aus der DDR in die Bundesrepublik. Er wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Büchner-Preis 2002.
Natascha Wodin, 1945 als Kind verschleppter Zwangsarbeiter aus der Ukraine in Fürth geboren. Dolmetscherin und Übersetzerin aus dem Russischen. Seit 1980 Schriftstellerin. Schreibt Gedichte und Romane. Ihr Buch „Sie kam aus „Mariupol“ (2017) wurde mit dem Preis der Leipziger Buchmesse für Belletristik ausgezeichnet.
Wolfgang Hilbigs erster Gedichtband im Westen, 1979
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