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Wie
kamst du zum Schreiben digitaler Literatur?
Und wie verhalten sich für dich dabei
dessen verschiedene Sprachen - Wort,
Programmierung, Bild - zueinander?
Der Beginn meiner
Auseinandersetzung mit digitaler Literatur
fällt präzise auf die Entdeckung der
Ausschreibung des Wettbewerbs literatur.digital
2001 von dtv und T-online Ende Mai 2001. Ich
hatte mich während einer Reise von Site zu
Site durch das Internet zufällig auf dem
Portal des dtv-Verlages eingefunden und sofort ein
für mich typisches Hitzegefühl
verzeichnet, ein Signal, das mir anzeigt, das ist
etwas Spannendes, das möchtest Du versuchen.
Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keinerlei Erfahrung
in der Gestaltung von Hypertexten, weder
verfügte ich über Kenntnisse der
Programmierung, noch hatte ich eine eigene Homepage
gestaltet, auch hatte ich bis dahin Hypertexte nur
in sehr bescheidenem Umfang wahrgenommen. Marc
Amerikas Gammatron war mir ein Begriff, ich
hatte längere Zeit zurück Julio
Cortazar's Rayuela gelesen, hatte eher
lineare Projekte wie Thomas Hettches NULL
oder Rainald Goetz Abfall für alle
verfolgt und Plattformen, wie das Forum der
13.
Das war der
Ausgangspunkt. Und da war eine Deadline. Ich hatte
78 Tage und ein paar Stunden Zeit. Ich hatte einen
Computer und eine Idee im Kopf, Callas Box.
Und so habe ich einen Tag später die Arbeit
aufgenommen.
Sehr bald wurde
deutlich, dass der verfügbare Zeitraum nicht
genügen würde, eine Programmiersprache in
ausreichendem Umfang erlernen zu können. Ich
habe deshalb eine Art
<Übersetzungsprogramm> angeschafft,
Dreamweaver 4 Fireworks 4 Studio.
Dann <Learning
by doing>, Tag und Nacht, ein paralleles
Erarbeiten des Hypertextraumes, der Story, der
graphischen Gestaltung, des Bildeinsatzes, der
Möglichkeiten und Notwendigkeiten des
verwendeten Programms. Indessen aber auch die
Arbeit in meinem Job, einer
Teilzeitbeschäftigung, die mit der Herstellung
von Kunst nicht in Verbindung steht, mir aber ein
recht sorgenfreies, künstlerisches Arbeiten
ermöglicht.
Während dieses
Prozesses des Gestaltens und des Lernens, war mir
zu jeder Zeit bewusst, dass ich nicht eigentlich
programmiere, sondern programmieren lasse. Von Zeit
zu Zeit habe ich die Codeansicht
<Dreamweavers> verwendet, um die erzeugte
Sprache, den digitalen Code der eben bearbeiteten
Seite zu betrachten. Da war nun Maschinensprache zu
sehen, eine von mir nicht lesbare Sprache, aber
auch mein mit dem Kopf unmittelbar erzeugter Text,
gewohnte, erlernte, lesbare Zeichenfolge, in
unbekannte, nicht lesbare Sprache eingebettet. Das
war spannend. Auch zu sehen, dass eingesetzte
Bilder dort nicht als Bilder erscheinen, sondern
durch einen codierten Befehl herbeitransportiert
werden, dass also die sichtbare, auf dem Bildschirm
erscheinende Seite, eine Haut darstellt und
darunter ist Leben, darunter vollziehen sich
Prozesse, im Falle eingesetzter Animationen,
unaufhörlich.
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Welche
Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler
Literatur gemacht? Wo siehst du die
entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern
die Gefahren?
Nun, eine
wesentliche Erfahrung ist gewesen, Zeit und Raum in
anderer Weise, neu denken zu müssen und denken
zu können. So habe ich mit der Gestaltung des
Gehäuses des <International Metamorphosis
Observer> ein Stück Wirklichkeit simuliert.
Das war etwas Neues für mich und
tatsächlich aufregend.
Ich komme von der
Arbeit auf dem Papier her. Ich bewirke dort durch
die Aneinanderreihung von Worten Zeitaufwand bei
einem Leser, der sich auf meinen Text einlassen
möchte. Indem Zeit vergeht, indem sich der
Leser die Wortlinie entlang arbeitet, entstehen im
Kopf des Lesers Bilder, die ich anstoße,
deren Reihenfolge, deren Frequenz ich
gewissermaßen lenke, auch die
tatsächliche Entwicklung der Figuren, ihre
Beziehungen, Ursache und Wirkung, Himmel und
Hölle, die Temperatur der Landschaft. Habe ich
gut gearbeitet, habe ich einen Code bereitgestellt,
der eine spannende, sinnliche Inszenierung des
Textes im Kopf des Lesers gestattet, dann habe ich
gewonnen und der Leser wird mir bis ans Ende der
Wortreihe folgen. Natürlich ist der Leser als
letzte Instanz einer Aufführung des Textes
für die Qualität der Performance
mitverantwortlich. Auch dafür, ob er und an
welcher Stelle er die Inszenierung unterbrechen
wird, für eine Nacht beispielsweise, ob er
noch einmal im Text zurückgehen oder
zunächst die letzte Seite anlesen wird. Als
Autor eines linearen Textes habe ich innerhalb des
Textes keine Weichen eingesetzt, keine Zeichen, die
auf der Seite 57 des Textes den Leser auf Seite 25
zurücksetzen oder eine Unterbrechung des
Lesevorganges fordern würden, abgesehen
vielleicht von groben Strukturen, die Absätze
oder Kapitelfolge bilden können.
In der Produktion
digitaler Literatur stehen nun Mittel zur
Verfügung, über die ich als Autor
linearer Literatur für das Papier, nicht so
ohne weiteres, sagen wir elegant verfüge, oder
überhaupt nicht verfüge. Ich kann
beispielsweise Verhaltensweisen programmieren. Ich
kann sagen, dieser Pfad öffnet sich nur dann,
wenn folgende Bedingungen erfüllt sind. Ich
kann mich auf den programmierten Zufall berufen, um
für jeden neuen Lektüreansatz einen neuen
Zugang zu programmieren. Ich kann dem Leser
Mitgestaltungsoptionen eröffnen, ich kann ihm
einen Bausatz verfertigter Fragmente offerieren, so
dass er sich als Forscher, als Detektiv
(Beat Suter) die Geschichte oder andere
Geschichten erschließen muss und
kann.
Diese Optionen
unterscheiden sehr wesentlich digitale Literatur
von nicht digitaler Literatur. Ich kann
natürlich auch innerhalb eines
Buchgefäßes Weichen stellen, ich kann
sagen, Variante 1 [tragisch] > lesen Sie
weiter, und ich kann sagen, Variante 2
[komisch] > lesen Sie weiter auf Seite
88. In diesem Falle hätte das Tragische
jedenfalls einen Platz im Buch, wäre sichtbar,
würde einen Raum einnehmen, müsste
übersprungen werden. Dazu im Gegensatz
erscheint im elektrischen, im digitalen Raum eines
Hypertextes nur jene Variante, die ich durch
Bewegen des elektrischen Fingers bedeute und damit
aktiviere. Alles andere bleibt im Dunkel, ist O,
ist Möglichkeit, ist Option, kann auf 1
gestellt werden.
Als Autor digitaler
Literatur ist es also möglich auf elegante
Weise in Varianten zu erzählen. Ich kann den
Leser in ein Looping schicken, ohne dass er das
zunächst bemerken würde, in eine
Schleife, deren Wesen er erst dann erkennen
würde, wenn er an den Ausgangspunkt
zurückgekommen sein wird. Überhaupt ist
es möglich, und das scheint mir eine sehr
spannende Angelegenheit zu sein, den eigentlichen
Umfang eines Hypertextes im Verborgenen zu halten.
Der Leser eines Buches wird sehr sicher sagen
können, das ist ein dickes Buch oder das ist
ein dünnes Buch, viel Text oder wenig, viel
Zeit im Text oder Text nur für eine Stunde,
ohne natürlich darüber befinden zu
können, ob er die geistigen Dimensionen des
Stundentextes in seinem Leben jemals wird ausmessen
können. Dem Leser eines digitalen Textes
dagegen kann grundsätzlich im Verborgenen
bleiben, über welche räumlichen
Dimensionen die digitale Textur verfügt, die
er eben zu erarbeiten beginnt. Dieser Text, dessen
Portal eröffnet ist, kann ein sehr flaches
Gebilde sein, oder aber über 400 oder 500
Ebenen verfügen, die kunstvoll vernetzt sind,
vielleicht sind so viele Varianten angelegt, dass
ein Menschenleben nicht ausreichte, alle
möglichen Wege zu beschreiten.
Ich habe also die
Erfahrung gemacht, dass in der Produktion digitaler
Literatur elegante Optionen dafür bestehen,
mit Zeit und Raum zu spielen, mit Sichtbarkeit und
Unsichtbarkeit, mit Bestimmung und Zufall. Ich
könnte, so stelle ich mir vor, einen Text
programmieren, der sich zur Stunde Null jeden Tages
neu strukturiert. Ein Lebewesen also könnte
entstehen, ein Text dessen weitere Ebenen sich zu
einer bestimmten Zeit nur öffnen lassen, oder
innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erkundet sein
müssen, um ein Zurücksetzen an den
Anfangspunkt zu vermeiden. Spielerische Elemente
also könnten verwendet werden und eben der
Zufall, der, wenn gewünscht über einen
Generator beliebig viele Portale innerhalb eines
kristallin angelegten Hypertextes ansteuern
würde.
Selbstverständlich
sehe ich die Herausforderung, doch recht
bedeutenden Gefahren begegnen zu müssen und zu
dürfen. Je aufwendiger, je komplizierter die
digitale Struktur des Textes gedacht ist, je
nuancierter beispielsweise der Einsatz der gates,
der Hyperlinks, desto stärker
möglicherweise die Beeinträchtigung der
Lesbarkeit des Textes, des Leseflusses, der
Möglichkeit in einen Text einzutauchen,
unterzugehen, also textamphibisch zu werden, halb
Textwelt, halb noch lesendes Individuum. Es ist
also stark die Frage zu berücksichtigen, kann
sich der Leser dieses Textes, den ich mache, diesen
Text noch mit Lust, mit Genuss erschließen,
oder scheitert er bereits daran, einen Zugang zu
finden. Nichts scheint mir wichtiger zu sein, als
in der Phase der Konzeption die Frage zu
klären, an wen wende ich mich, an
Wahrnehmungsspezialisten oder an ein Publikum, das
die Wahrnehmung digitaler Techniken zunächst
erlernen muss. Ich denke, es ist von zentraler
Bedeutung, einzusehen, dass die Wahrnehmung
digitaler Literatur erlernt werden muss, zu einer
bereits kindlichen Erfahrung werden muss, erlernt
also, wie vor etwas mehr als hundert Jahren, das
Wahrnehmen eines Film erlernt werden musste, die
Technik des Schnitts.
Während ich an
der Callas Box arbeitete, habe ich Einblick
erhalten in eine für mich hochinteressante
Vielfalt neuartiger Gestaltungsmöglichkeiten.
Und ich bin natürlich rasch an meine Grenzen
gekommen. Nicht nur deshalb, weil da tiefgehende
Kenntnisse der Programmierung notwendig sind, um
einen Text zu generieren, der sich wie ein
Lebewesen verhält, sondern auch deshalb, weil
ich Aufgaben übernehmen musste, die unter
anderen Umständen von Graphikern eines
Verlages übernommen werden, Raumgestaltung
also, Seitenlayout, Schriftauswahl, Einbindung und
Manipulation von Bildern, Zeichnung, Farbkonzept,
Entscheidung über Bewegung oder
Bewegungslosigkeit. Schon die Organisation der
Ordnerstruktur war nicht ganz einfach, immerhin
verfügt Callas Box über annähernd
1200 Dateien, die ich wiederfinden wollte, wenn das
einmal notwendig werden sollte.
Ich habe also
für mich bestimmt, dass es in der Kürze
der Zeit nicht möglich ist, eine hochkomplexe,
interaktive Struktur zu entwickeln, sondern mich
für einen eher einfach gestalteten
Hypertextraum entschieden. Ich habe Ideen, die mir
mit kompetenter Unterstützung und mehr Zeit zu
realisieren möglich gewesen wäre,
sorgfältig notiert. Somit war die Umsetzung
der Callas-Box zugleich auch eine Erkundung
weiterer, zukünftiger Projekte, aber auch ein
Prozess, der mir zahlreiche Gefahren anzeigte,
gerade für meine weitere schriftstellerische
Arbeit.
Ich denke, es wird
in Zukunft nicht immer leicht fallen, zu
entscheiden, ob ich nun ein Stück digitaler
Literatur anstrebe oder aber einen linearen Text,
der nur aus Worten besteht, ihrem Zauber, ihrer
Möglichkeit einen bewegten Film im Kopf des
Lesers einzuspielen. Diese Entscheidung sehr
frühzeitig zu treffen, wird aber bedeutend
sein, um verhindern zu können, dass
unentschiedene Wesen entstehen, Werke, die das eine
nicht mehr richtig sind und das andere noch
nicht.
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Zur
Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel für
digitale Literatur. Die Callas Box ist in
ihrem Hauptteil - den Aufzeichnungen des
schiffbrüchigen Joe Ellis - im Grunde ein
linearer Text, der auch auf dem Papier
funktionieren würde. Die Einbettung dieses
Textes in die Webseite des International
Metamorphosis Observer macht daraus dann freilich
doch noch ein Projekt, das sich der spezifisches
Eigenschaften des Mediums bedient. Wie Verhalten
sich Dein Haupttext und diese Einbettung
zueinander. Wie entscheidend ist die mediale
Einbettung der Story für das Verständnis
der Story selbst?
Callas Box,
die Figuren dieser Arbeit, das Schiff, die Wale,
die Orte ihres Auftretens, sind einem
größeren Romanprojekt
entnommen.
Zum Zeitpunkt der
Entscheidung einen Ausschnitt dieses Romanprojektes
als digitalen Text für den Wettbewerb zu
erarbeiten, war keine der agierenden Figuren zu
Papier gebracht. Da waren Entwürfe, Skizzen,
Stichworte. Der zentrale Text der Callas
Box, also Joe Ellis Aufzeichnungen, wurde in
den letzten vier Wochen vor Abgabetermin
aufgeschrieben. Ich habe natürlich die
Struktur, die Entwicklung des Textes ziemlich genau
im Kopf gehabt, so dass ich während der
Gestaltung des <International Metamorphosis
Observer> als Raum, beide Komplexe, Text und
Raum, gegenseitig immer wieder einander
annähern konnte. Spannend war es wieder einmal
zu sehen, wie sehr sich die in der Erzählung
des Joe Ellis auftretenden Figuren
selbstständig gemacht haben. Insbesondere Mrs.
Callas hat sich zu einer sehr starken
Persönlichkeit entwickelt, ich hatte
höchstes Vergnügen mit ihr, aber auch mit
den Walen der <Seatown>, die doch bedeutende
und sehr wirkungsvolle Charaktere geworden
sind.
Der
<International Metamorphosis Observer>,
online-Medium des Jahres 2028, ist nun selbst eine
Figur, eine Instanz meines Romankonzeptes. Die von
mir bereits angesprochene Hitzewelle bei der
Entdeckung des Wettbewerbes, ist vermutlich darauf
zurückzuführen, dass ich die Chance
erkannte, dieses Medium, soweit meinen bescheidenen
Mitteln zur Zeit möglich, auf dem Papier nicht
nur zu behaupten, zu beschreiben, sondern
tatsächlich simulieren zu
können.
Die Option einer
Simulation, das war das Aufregende, das Spannende
gewesen.
Während in dem
Roman-Projekt der <International Metamorphosis
Observer>, die <Seatown> und ihre
Besatzung sehr eng miteinander in Verbindung
stehen, habe ich in dem Projekt Callas Box
den IMO zu einem entfernten, übergeordneten
Organ erhoben, in dessen aktuellen Meldungen und
Dokumentationen nun diese Tragikkomödie auf
dem Atlantik unter anderen merkwürdigen
Entwicklungen aufleuchtet. Der Roman, die
Geschichte der <Seatown>, war unvermittelt
zur Miniatur geworden, zur Meldung innerhalb eines
elektronischen Mediums, Dokumentation, und Joe
Ellis` Geschichte selbst digitalisierte Spur eines
Verschwindenden, eines von manipulierten,
wohlmeinenden Walen, bis zur
Lebensgefährlichkeit hin geschützten
Lebewesens.
Während ich
die elektrischen Räume der Callas-Box
entwickelte, während ich die Auswahl der
Bilder traf, Bilder, die jeweils Ausschnitte
anderer, größerer Bilder zeigen, und in
ihrer Erscheinung auf dahinter liegende Räume
und ihre Inhalte verweisen, war da auch die Idee,
Joe Ellis Stimme aufzunehmen, Geräusche von
Wasser, von Wind, die Stimmen der Wale. Aber ich
hatte wenig Zeit und so habe ich Charlie
eingeführt und Charlies Auge, Charlies
Gedächtnis, Charlies Fühler. Wir sehen,
in dem wir lesen, das Meer, die geographische
Position der Rettungsinsel, Luftdruck und
Temperatur, die aktuelle und die ablaufende Zeit,
das nahende Ende der Kommunikation, und auch die
Wale. Seite für Seite also einen Ausschnitt,
eine Photographie der gewaltigen Kuppel, die das
Drama um Joe Ellis überspannt.
Indem sich der
Leser durch den Räume des Projektes bewegt,
sollte es ihm möglich sein, die Story
weiterzudenken, aber auch einen Eindruck zu
erhalten von der Welt, wie sie sich dort abzeichnet
in Meldungen über diese Welt, einem Schatten.
Es ist eine tragikkomische Welt, in der
fürchterliche Geschichten sich ereignen und
amüsante, in der nichts sicher ist, nicht die
Zeit, nicht das Alter der Menschen, ihre
Erscheinung, nicht die Funktionstüchtigkeit
des World Wide Web. Ich folge dem von mir sehr
verehrten Friedrich Dürrenmatt, seiner kurz
vor seinem Tode in einem Interview zum Ausdruck
gebrachten Verwunderung, dass sich Schriftsteller
der heutigen Zeit, nicht darum kümmerten was
in den Laboren der Welt, in den Naturwissenschaften
vor sich gehe.
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Wie
siehst du die Zukunft der digitalen Literatur und
wie siehst du sie für dich
speziell?
Digitale Literatur
hat eine spannende Zukunft vor sich. Da bin ich
sicher. Nicht nur deshalb, weil Generationen
heranwachsen, die, wenn überhaupt, Literatur
weitgehend über das elektrische Medium des
Computers wahrnehmen werden. Generationen vor
allem, deren Wahrnehmung der Welt sehr stark von
der Möglichkeit der Simulation geprägt
sein wird - womit man spielen kann, ist
interessant, was man verändern,
zusammensetzen, manipulieren kann, ist spannend,
wenn ich etwas selbst zusammenbauen kann und
erforschen, ist das <mega-in>. Hier bietet
sich eine Chance für interaktive Literatur,
Literatur, die unterschiedliche mediale Konzepte
zusammenführt. Hier ist aber auch die Gefahr
verankert, dass eigentliche Geschichten, Stories,
Inhalte, narrative Zusammenhänge, verschwinden
oder so unbedeutend werden, dass die Definition des
Objektes als <Literatur> zu hinterfragen
wäre. Ich sehe die Gefahr, dass Sprache,
sprachlicher Ausdruck hinter Bewegung, hinter
bewegten Bildern vollständig verschwinden
wird, dass also das Kino im World Wide Web zum
Standart werden wird. Hier wird sich sprachlicher
Ausdruck behaupten müssen.
Aber da ist noch
die Welt der elektrischen Aufführungsmaschinen
jenseits des Netzes. Seit Xerox, im vergangenen
Jahr glaube ich, programmierbares, elektrisches
Papier zur Produktionsreife führte, seit
über e-books nachgedacht und seit die
Kapazitäten, die Formate tragbarer Computer
für Anwender immer angenehmer werden,
könnte ich mir durchaus vorstellen, dass
digitale Literatur einen Platz in dieser Welt, im
Alltag der Menschen zu erobern vermag. Weshalb
nicht mit Stefan Maskiewicz' Quadrego in der
U-Bahn reisen und die Haltestelle
verpassen.
Mit dieser
Perspektive hoffe ich natürlich, dass sich
Verlage, wie nun bereits der dtv-Verlag, der
Förderung dieses Genres öffnen werden.
Vor allem hoffe ich auf eine höher werdende
Frequenz gut dotierter Wettbewerbe. Ich könnte
mir vorstellen, dass dann auch große und
größere Talente des bestehenden
Literaturbetriebes, vielleicht auch arrivierte
Autoren und Autorinnen sich auf dieses Feld
vorwagen werden. Ganz sicher scheint mir zu sein,
dass verstärkt Projekte in Koproduktion
entstehen werden, Dichter und Dichterinnen,
Musiker, Programmierer, Animateure und auch
Experten der Finanzwirtschaft sich
zusammenschließen werden.
Gleichfalls bin ich
aber sicher, dass das Medium des Buches
überleben wird, der linear erzählte Text,
die Aufführung im Kopf, der Text, mit einem
Bleistift auf eine Kaffeehausserviette geschrieben,
Graffiti, als Auftrag und Eintrag mit einfachsten
Mitteln, die Struktur der mündlichen
Erzählung.
Ich selbst habe
vor, sowohl herkömmlich, also rein für
das Papier zu arbeiten, aber auch sehr intensiv an
Projekten digitaler Literatur. Mein besonderes
Interesse gilt indessen der Beobachtung jener
Spannung und ihrer Ursachen, die ich zwischen
beiden Genres jetzt schon spüre. Das ist ein
Abenteuer für sich und so gesehen, ein derart
interessanter Gegenstand, dass daraus ein Motiv
erzählender Literatur entstehen dürfte.
Die Wirklichkeit
ist so wirklich wie die Methode ihrer Wahrnehmung.
So habe ich jetzt die Möglichkeit eine weitere
Wahrnehmungsmethode an meine Welt anzulegen. Die
Arbeit an einem digitalen Projekt ist bereits
eröffnet. Ein Speicherplatz im Internet
angemietet, Ort einer elektrischen Fabrik
sozusagen. Mehrere Künstler und
Künstlerinnen werden zusammenwirken. Die
Veröffentlichung der Arbeit ist für das
Frühjahr 2004 vorgesehen.
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Die
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