www.dichtung-digital.com/2001/11/30-Wettbewerb

Wettbewerb Literatur.digital 2001
Autoren und Beiträge
- top -

AutorInnen:

Heiko Paulheim

Beitrag:

Die Galerie (Review)

Antworten von:

Heiko Paulheim



Was ist die Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel für digitale Literatur?

Die Galerie bedient sich verschiedener Kanäle, um eine Geschichte zu erzählen – die Texte, die Bilder, die Musik, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung unterstützen. Außerdem wird die Interaktivität des Users in Gegenüberstellung zum Buch angehoben – nicht mehr passives Umblättern, sondern aktiveres Ansteuern einzelner Abschnitte, auch wenn diese vorher nicht bekannt sind, bestimmen die Rezeption der Erzählung.

1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16



Wie kamst du zum Schreiben digitaler Literatur? Und wie verhalten sich für dich dabei dessen verschiedene Sprachen - Wort, Programmierung, Bild - zueinander?

Vor dem Ausrufen des Wettbewerbs hatte ich mir über neue Formen der Literatur, wie ich gestehen muß, herzlich wenige Gedanken gemacht. Ein paar Texte mit Bildern angereichert in HTML gepackt, das war schon der Gipfel. Erst der Wettbewerbsaufruf – von dem ich mich als Hobby-Programmierer und -Schreiber angesprochen fühlte – ließ mich intensiver über neue Formen des Erzählens nachdenken.

1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16



Welche Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler Literatur gemacht? Wo siehst du die entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern die Gefahren?

Der Programmierer neigt oft dazu, die Grenzen des technisch Machbaren auszuloten und auch auszunutzen – Programme voller überflüssiger Zusatzfunktionen, die kein Mensch braucht, sind der beste Zeuge. Damit besteht leicht die Gefahr der Versuchung, digitale Kunstwerke mit technischen Spielereien zu überladen, zu einer Leistungsschau der Programmierfähigkeit herabzuwürdigen. Auch die Multimedialität birgt die Gefahr, den Leser zu stark zu lenken – präsentiert man parallel zum Text Bilder und Klänge, erreicht man schnell den Punkt, wo man den Leser der Möglichkeit eigener Assoziationen, des eigenen "Filmes im Kopf", beraubt.

Literatur hingegen braucht Freiräume, in denen der Leser seine Bilder selbst malen, seine Assoziationen selbst finden kann. Und da wirkt ein schwarzer Bildschirm manchmal stärker als die wildeste Flash-Animation.

Der Autor digitaler Literatur muß letztlich die Technik als Werkzeug verstehen, nicht als Selbstzweck.

1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16



Wie siehst du die Zukunft der digitalen Literatur und wie siehst du sie für dich speziell?

Literatur kann auf dem Papier stattfinden, aber sie muß nicht. Umgekehrt muß nicht alle Literatur auf Biegen und Brechen versuchen, digital zu werden – auch lange nach Erfindung des Farbfilmes werden noch wundervolle Schwarz-Weiß-Filme gedreht, und auch im Zeitalter des Synthesizers wird noch ansprechende Orchester-Musik produziert.

Die neuen Medien bieten neue Möglichkeiten, Literatur zu produzieren, und wir sollten diese Möglichkeiten auch wahrnehmen, unter einer Bedingung: es entsteht dadurch eine künstlerische oder ästhetische Bereicherung. Besteht die Produktion digitaler Literatur hingegen lediglich darin, althergebrachtes in neue Medien zu konvertieren, ist man mit dem Schreiben eines Buches besser bedient.

Dieser Wettbewerb hat mich angeregt, intensiver über neue Formen des Erzählens und der Literatur nachzudenken. Mein Wettbewerbsbeitrag war mein erster Versuch in dieser Richtung, aber sicherlich nicht mein letzter.

1 - 2 - 3 - 4 - 5 - 6 - 7 - 8 - 9 - 10 - 11 - 12 - 13 - 14 - 15 - 16



Die AutorInnen/Beiträge

Martin Auer

cN+ Messages from the Past

go

Nils Ehlert

Jetzt

go

Odile Endres

Gleitzeit {Color: blue}

go

Wolfgang Flür

Neben mir

go

Carola Gueldner

Billard in Amsterdam

go

Dorit Linke

Der Apfel

go

Stefan Maskiewicz

Quadrego

go

Jochen Metzger

Cocktailstories

go

Heiko Paulheim

Die Galerie

go

Julius Raabe

Knittelverse

go

Andreas Louis Seyerlein

Die Callas Box

go

Melanie Schön

Chile-Projekt

go

Michael Kaiser

btong

go

Nika Bertram

Der Kahuna Modus

go

Ursula Menzer

ER/SIE

go

Romana Brunnauer

2 Tote

go

   


Screenshot vom Beitrag

 


home