AutorInnen: Romana
Brunnauer Beitrag: 2
Tote Antworten
von: Romana
Brunnauer Was
ist die Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel
für digitale Literatur? 2 Tote
bricht mit der Tradition des linearen
Erzählens und bindet den Leser interaktiv ein:
Er soll seiner Neugierde folgen und ist
aufgefordert, sich dabei den Sinn der einzelnen
Szenen (bzw. Dialoge) zu erschließen. Die
Form des Rätsels gibt dieser Suche ein
Ziel. Wie
kamst du zum Schreiben digitaler
Literatur? Über meinen
Broterwerb: Ich arbeite als freiberufliche Autorin
für Multimedia-Anwendungen: Lernprogramme,
Lernspiele, Museumsanwendungen ... Die interaktive,
non-lineare Aufbereitung von Inhalten ist mir also
nicht fremd. In meiner
"Freizeit" experimentiere ich schon seit ein paar
Jahren mit literarischen Texten für digitale
Medien. Bis zum Wettbewerb allerdings nur auf Basis
minimaler HTML-Kenntnisse und somit
Hypertextstrukturen. Eigenartiger Weise habe ich
diese Experimente etwa ein Jahr vor Ausschreibung
des Wettbewerbs eingestellt. Abgesehen von ein paar
"Insider-Sites" im Internet sah ich keine Plattform
dafür und widmete mich wieder dem linearen
Erzählen. Umso erfreuter war ich, als ich vom
Wettbewerb "Literatur digital" erfuhr. Wie verhalten
sich für dich dabei dessen verschiedene
Sprachen - Wort, Programmierung, Bild -
zueinander? Diese Frage war und
ist für mich ein großes Problem. Mein
Anspruch und meine individuellen Möglichkeiten
der Umsetzung driften weit auseinander. Ich bin
Autorin und keine Illustratorin, Grafikerin oder
gar Programmiererin. Aufgrund meines beruflichen
Backgrounds weiß ich zwar, was visuell und
programmtechnisch möglich wäre, ich
musste mich aber auf die Ausdrucksmittel
beschränken, die meine aktuellen
Fähigkeiten und Fertigkeiten
erlaubten. Im Weiteren spreche
ich deshalb nicht über meinen Beitrag "2
Tote", sondern über meine Vision, die ich
vielleicht für den Wettbewerb 2002 realisieren
kann. Wort, Bild, Ton und
(Flash)-Programmierung im Sinne von Animationen
sollten sich ergänzen. Jedes Ausdrucksmittel
hat eigene Stärken und kann der "digitalen
Geschichte" auf seine Weise dienen. Will ich
beispielsweise die Tristesse eines Hinterhofes aus
subjektiver Sicht einer Figur beschreiben,
könnte ich all ihre Eindrücke in Textform
auf den Bildschirm bringen. Das Lesen am Bildschirm
ermüdet allerdings - und ist auch
unnötig! Schöner und dem Medium
adäquater wäre in diesem Beispiel die
Kombination aus Text, Bild (Foto, Zeichnung,
Illustration) und Ton. Der Text beschreibt das, was
nicht über das Bild transportiert werden kann
(z.B. den Geruch im Hinterhof, die Assoziationen
der Figur etc.). Bild und Ton können das
unmittelbar ausdrücken, wofür die Sprache
weit ausholen müsste. Die Programmierung
letztlich setzt alle Elemente in Beziehung
zueinander und bringt die Szene in Fluss. Welche
Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler
Literatur gemacht? Wo siehst du die
entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern
die Gefahren? Um meinen Beitrag
2 Tote annähernd so umsetzen zu
können, wie ich wollte, habe ich meine
minimalen HTML-Kenntnisse erweitert und Flash
gelernt - aus Zeitmangel allerdings nur sehr
rudimentär. Gottseidank hat mir ein lieber
Freund bei der Programmierung der Grundstruktur
geholfen - ohne ihn wäre das ganze Projekt
nicht möglich gewesen. Eine wichtige
Erfahrung: Programmtechnische "Schwierigkeiten"
haben der Geschichte z.T. sogar gut getan. Sie
haben mich gezwungen, mich auf das unbedingt
Nötige zu beschränken. Auch für die
visuelle Umsetzung stand erst mal Lernen auf dem
Programm: Fotoshop und Fireworks sind nicht leicht
zu bedienen, wenn man bisher nur auf Papier
"gekritzelt" hat. Das Layout habe ich zwar selbst
gestaltet - aber auch hier war ich sehr froh
über die guten Tipps eines befreundeten
Grafikers. Fazit: Für
meine eigentliche Aufgabe (das Schreiben) war am
Ende etwas zu wenig Zeit übrig geblieben. Hier
sehe ich u.a. auch eine Gefahr: Der Autor kann sich
schnell in (fach)fremden Problemen verlieren,
für deren Lösung er nicht immer die
nötige Erfahrung und das nötige
Rüstzeug hat. Eine wichtige
Herausforderung sehe ich im oben angesprochenen
Einsatz der unterschiedlichen Medien. Aber das
betrifft zunächst nur die Form sowie das
Beherrschen des "Handwerkszeugs". Die wichtigste
Herausforderung liegt aus meiner Sicht in der
Dramaturgie sowie der neu zu entdeckenden
Erzählstruktur. Jetzt muss ich leider etwas
weiter ausholen ... Mein erster
Wettbewerbsbeitrag Fohnsee ist eine
Hypertextgeschichte. Der Leser kann nur den
"Hauptstrang" lesen, die Hypertexte entlang der
Geschichte aufrufen oder sich von Hypertext zu
Hypertext bewegen. In Printmedien wäre dieses
"sich Bewegen" zwar möglich, aber sehr
umständlich. Allein darin lag für mich
die Berechtigung", den Beitrag
einzusenden. Dennoch blieben
wesentliche Fragen offen: Bringt das Springen
innerhalb einer Hypertextstruktur tatsächlich
ein Mehr an Lesefreude? Warum soll der Leser das
überhaupt tun? In meinem Freundeskreis
schieden sich die Geister ... Also packte ich das
Thema Literatur digital neu an. Im
Vordergrund stand (und steht) zunächst die
Rolle des Lesers - und damit auch meine Rolle als
"Erzählerin". Einerseits möchte ich den
Leser mit der Geschichte fesseln. Anderseits bieten
digitale Medien die Chance, den Leser zu
aktivieren, was sich nicht im bloßen Aufrufen
von Hypertexten oder Szenen erschöpfen sollte.
Ich denke an Wahlmöglichkeiten, an das
Aufzeigen von Konsequenzen einer Wahl und an das
Mitgestalten der Handlung. Letzteres wird
kontrovers diskutiert und ich weiß nicht,
wohin die Reise gehen wird ... Das Zepter der
Erzählerin möchte ich jedoch keinesfalls
aus der Hand geben. Ich glaube auch nicht, dass die
Leser dies wünschen - außer, sie
beteiligen sich als "Mitautoren" an einem
Mitschreibeprojekt, was lediglich einen
Rollentausch darstellt. (Für mich als Leser
sind solche Projekte jedenfalls ungenießbar -
man verzeihe mir diesen ungeschminkten
Ton). Die dramaturgische
und erzähltechnische Herausforderung kann
eigentlich nur der Autor lösen. Die
künstlerische Umsetzung allerdings kann er
alleine kaum bewältigen - außer es
handelt sich um ein Multitalent, das zeichnen,
malen, fotografieren, sprechen, komponieren und bei
all dem auch noch programmieren kann. Ich denke,
dass wirklich gute Qualität nur in Teamarbeit
zu erreichen ist. Und genau daran schließt
sich eine neue Herausforderung an: Für die
Weiterentwicklung dessen, was digitale Literatur
sein könnte, interessieren sich
naturgemäß fast nur Autoren. Kaum einer
davon wird die finanziellen Mittel haben, "Profis"
für die Mitwirkung an einem Projekt zu
bezahlen. Für den Autor heißt das: Finde
dein Team und begeistere es! Wie
siehst du die Zukunft der digitalen
Literatur? Ich bin nach wie
vor nicht sicher, ob digitale Literatur heute schon
ein Publikum hat, das über eine kleine,
eingeschworene Insidergemeinde hinaus reicht. (Ich
verwende bewusst das Wort "Publikum", denn digitale
Literatur bietet ja nicht nur "Lese-Stoff".)
Außerdem glaube ich, dass digitale Literatur
erst am Beginn einer großen Entwicklung
steht. Es sind bei weitem noch nicht alle
künstlerischen Möglichkeiten
ausgeschöpft - und manches, was möglich
wäre, scheitert an der Technik. Ich denke
dabei vor allem auch an die Übertragungsraten
im Internet. Ohne ISDNAnschluss beispielsweise
verlangen die meisten Wettbewerbsbeiträge ein
hohes Maß an Geduld, das man nur von wenigen
erwarten kann. In diesem Zusammenhang baue ich auf
DSL ... Zur Vermittlung
digitaler Ästhetik in Universitäten und
Schulen: Digitale Ästhetik wird bereits an
Universitäten und weiterführenden Schulen
vermittelt - meines Wissens nach beschränkt
sich dies allerdings nur auf den audiovisuellen
Bereich (z.B. die Fachrichtungen "Mediendesign"
oder "neue Medien" etc.). Was das Schreiben angeht,
hinken wir in Deutschland ohnehin anderen
Ländern - insbesondere den USA - hinterher.
Kurse in "Creative Writing" werden hierzulande von
den meisten Autoren mit einem kleinen
Naserümpfen bedacht. (Ich schließe mich
da nicht aus, allerdings nicht aus Prinzip, sondern
eher mangels interessanten Angeboten). Einen weiteren,
fast noch wichtigeren Schritt sehe ich im aktuellen
Buchprojekt des dtv Verlages. Vielleicht
schließt die Kombination aus Print und CD-ROM
ein breiteres Publikum für "Literatur digital"
auf. Ich wünsche es für mich, für
die anderen Teilnehmer am Wettbewerb und
selbstverständlich auch für den
Verlag. Und wie siehst
du sie für dich speziell? Es gibt noch viel
zu tun ... Martin
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