AutorInnen: Nils
Ehlert, Wolfgang Bauer Beitrag: Jetzt? Antworten
von: Was
ist die Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel
für digitale Literatur? Es handelt sich um
ein stark vernetztes Labyrinth mit einem Eingang
und ohne Ausgang. Die Texte auf den Seiten drehen
sich um die Gedanken und Erlebnisse einer
Hauptperson und sind über Links eher
assoziativ als kausal miteinander verknüpft.
Bilder (meist Fotos) und kleine Animationen
illustrieren und kommentieren den Inhalt der
Texte. Wie
kamst du zum Schreiben digitaler Literatur?
Und wie verhalten sich für dich dabei
dessen verschiedene Sprachen - Wort,
Programmierung, Bild - zueinander? Ich habe vorher
sowohl Literatur als auch Internetseiten
herkömmlicher Art geschrieben. Mich fasziniert
vor allem die Möglichkeit der
Nichtlinearität in der digitalen Literatur.
Dieser Wettbewerb war der Anreiz für mich,
dies zum ersten Mal selbst zu versuchen. Der
Schwerpunkt lag für mich beim Schreiben der
Texte. Die Bilder für das Projekt habe ich aus
dem Pool der Digitalfotografien meines Freundes
Wolfgang Bauer entnommen. Die Seiten sind im
Wechselspiel der beiden Medien entstanden, mal
suchte ich zu einem Text ein passendes Bild, dann
regte mich ein Bild zu einem Text an. Die
Verknüpfung der Seiten untereinander ergab
sich dabei teils von selbst, teils mußte ich
Texte zugunsten einer größeren
Vernetzung umschreiben. Welche
Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler
Literatur gemacht? Wo siehst du die
entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern
die Gefahren? Ich hatte erst ein
stärker strukturiertes Konzept für das
Wettbewerbsprojekt, das ich im Verlauf der
Entstehung der Seiten nicht mehr halten wollte.
Statt der großen Struktur wurde mir das
Detail wichtiger. Daher gibt es im Projekt kaum
kausale Verknüpfungen, die den Eindruck einer
Geschichte, einer Entwicklung vermitteln. Hier sehe
ich eine Gefahr auch bei anderen Projekten der
digitalen Literatur: Zugunsten des besonderen
Effekts der einzelnen Seite zerfällt der
Zusammenhang. Für den Leser ist es dann wie
das Surfen im Internet: Man kommt von einem Link
zum nächsten, ohne daß sich ein
zielgerichteter Spannungsbogen aufbaut. Mir wurde dieses
Problem im Entstehungsprozess bewußt, da es
aber die vergebliche Suche des Helden
widerspiegelt, habe ich es hingenommen: Der
höchste Augenblick ist wie die Blaue Blume
nicht erreichbar, er liegt immer außerhalb.
Das Projekt wurde damit an das Problem
angepaßt, statt umgekehrt das Problem zu
lösen. Auch habe ich
festgestellt, daß Nichtlinearität schwer
überzeugend darzustellen ist. Eine verzweigte
Geschichte ist nur potentiell nichtlinear, in dem
Moment, in dem ich sie rezipiere, wird sie wieder
linear. Ein zweiter Durchlauf mit anderen
Entscheidungen hat im allgemeinen nicht mehr den
Reiz des ersten Lesens. Wie
siehst du die Zukunft der digitalen Literatur und
wie siehst du sie für dich
speziell? Ich erwarte,
daß sich digitale Literatur weiter von
linearen Erzählmustern abwendet und anders als
herkömmliche Literatur solche Themen
behandelt, die sich linear nicht oder nur
behelfsweise darstellen lassen (die Welt eines
Traums etwa oder die tatsächliche
Parallelität von parallelen
Handlungssträngen). Die
Interaktivität in der digitalen Literatur
führt weg von der Erzählung, hin zum
Computerspiel. Es wird neue Verzahnungen zwischen
Text im Vordergrund und Regelwerk im Hintergrund
geben, um eine interessante Balance zwischen der
Freiheit des Lesers und der Kontrolle des Autors zu
erreichen. Bis ein generierter Text literarische
Qualität hat, wird es sicher noch
dauern. Die
Multimedialität als vordergründigstes
Element der digitalen Literatur wird noch
raffinierter werden, ich glaube aber nicht,
daß sich hierdurch wesentlich neue
literarische Aspekte ergeben. Mein erstes Projekt
hat mich zum Experimentieren angeregt, und ich habe
Ideen gesammelt, die ich in weiteren Projekten
verwirklichen möchte. Dabei sehe ich die
genannten Punkte als Herausforderung und bin
gespannt, wie weit es mir gelingt,
überzeugende Lösungen zu finden. Martin
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