www.dichtung-digital.com/2001/11/30-Wettbewerb

Wettbewerb Literatur.digital 2001
Autoren und Beiträge
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AutorInnen:

Nils Ehlert, Wolfgang Bauer

Beitrag:

Jetzt?

Antworten von:

Nils Ehlert



Was ist die Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel für digitale Literatur?

Es handelt sich um ein stark vernetztes Labyrinth mit einem Eingang und ohne Ausgang. Die Texte auf den Seiten drehen sich um die Gedanken und Erlebnisse einer Hauptperson und sind über Links eher assoziativ als kausal miteinander verknüpft. Bilder (meist Fotos) und kleine Animationen illustrieren und kommentieren den Inhalt der Texte.

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Wie kamst du zum Schreiben digitaler Literatur? Und wie verhalten sich für dich dabei dessen verschiedene Sprachen - Wort, Programmierung, Bild - zueinander?

Ich habe vorher sowohl Literatur als auch Internetseiten herkömmlicher Art geschrieben. Mich fasziniert vor allem die Möglichkeit der Nichtlinearität in der digitalen Literatur. Dieser Wettbewerb war der Anreiz für mich, dies zum ersten Mal selbst zu versuchen. Der Schwerpunkt lag für mich beim Schreiben der Texte. Die Bilder für das Projekt habe ich aus dem Pool der Digitalfotografien meines Freundes Wolfgang Bauer entnommen. Die Seiten sind im Wechselspiel der beiden Medien entstanden, mal suchte ich zu einem Text ein passendes Bild, dann regte mich ein Bild zu einem Text an. Die Verknüpfung der Seiten untereinander ergab sich dabei teils von selbst, teils mußte ich Texte zugunsten einer größeren Vernetzung umschreiben.

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Welche Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler Literatur gemacht? Wo siehst du die entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern die Gefahren?

Ich hatte erst ein stärker strukturiertes Konzept für das Wettbewerbsprojekt, das ich im Verlauf der Entstehung der Seiten nicht mehr halten wollte. Statt der großen Struktur wurde mir das Detail wichtiger. Daher gibt es im Projekt kaum kausale Verknüpfungen, die den Eindruck einer Geschichte, einer Entwicklung vermitteln. Hier sehe ich eine Gefahr auch bei anderen Projekten der digitalen Literatur: Zugunsten des besonderen Effekts der einzelnen Seite zerfällt der Zusammenhang. Für den Leser ist es dann wie das Surfen im Internet: Man kommt von einem Link zum nächsten, ohne daß sich ein zielgerichteter Spannungsbogen aufbaut.

Mir wurde dieses Problem im Entstehungsprozess bewußt, da es aber die vergebliche Suche des Helden widerspiegelt, habe ich es hingenommen: Der höchste Augenblick ist wie die Blaue Blume nicht erreichbar, er liegt immer außerhalb. Das Projekt wurde damit an das Problem angepaßt, statt umgekehrt das Problem zu lösen.

Auch habe ich festgestellt, daß Nichtlinearität schwer überzeugend darzustellen ist. Eine verzweigte Geschichte ist nur potentiell nichtlinear, in dem Moment, in dem ich sie rezipiere, wird sie wieder linear. Ein zweiter Durchlauf mit anderen Entscheidungen hat im allgemeinen nicht mehr den Reiz des ersten Lesens.

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Wie siehst du die Zukunft der digitalen Literatur und wie siehst du sie für dich speziell?

Ich erwarte, daß sich digitale Literatur weiter von linearen Erzählmustern abwendet und anders als herkömmliche Literatur solche Themen behandelt, die sich linear nicht oder nur behelfsweise darstellen lassen (die Welt eines Traums etwa oder die tatsächliche Parallelität von parallelen Handlungssträngen).

Die Interaktivität in der digitalen Literatur führt weg von der Erzählung, hin zum Computerspiel. Es wird neue Verzahnungen zwischen Text im Vordergrund und Regelwerk im Hintergrund geben, um eine interessante Balance zwischen der Freiheit des Lesers und der Kontrolle des Autors zu erreichen. Bis ein generierter Text literarische Qualität hat, wird es sicher noch dauern.

Die Multimedialität als vordergründigstes Element der digitalen Literatur wird noch raffinierter werden, ich glaube aber nicht, daß sich hierdurch wesentlich neue literarische Aspekte ergeben.

Mein erstes Projekt hat mich zum Experimentieren angeregt, und ich habe Ideen gesammelt, die ich in weiteren Projekten verwirklichen möchte. Dabei sehe ich die genannten Punkte als Herausforderung und bin gespannt, wie weit es mir gelingt, überzeugende Lösungen zu finden.

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Die AutorInnen/Beiträge

Martin Auer

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Nils Ehlert

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Odile Endres

Gleitzeit {Color: blue}

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