www.dichtung-digital.com/2001/11/30-Wettbewerb

Wettbewerb Literatur.digital 2001
Autoren und Beiträge
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AutorInnen:

Jochen Metzger

Beitrag:

Cocktailstories

Antworten von:

Jochen Metzger



Was ist die Spezifik deines Beitrags als ein Beispiel für digitale Literatur?

Cocktailstories versucht, traditionelle rein rezeptive Lesegewohnheiten mit der Möglichkeit zu verquicken, durch aktive Teilnahme am Geschichtenerzaehlen das Leseverhalten zu beeinflussen. So kann der Leser im ersten Teil Cocktails mixen und gelangt dann durch die Kombination der Zutaten zur passenden Geschichte.

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Wie kamst du zum Schreiben digitaler Literatur? Und wie verhalten sich für dich dabei dessen verschiedene Sprachen - Wort, Programmierung, Bild - zueinander?

Erste Teilnahme an einem solchen Projekt war Pegasus '98, dem Internet-Literatur-Wettbewerb von der ZEIT und IBM. Beitrag war Der Trost der Bilder (Preistraeger) Unter http://www.uuhome.de/jocmet/pegasus98/ zu betrachten (Besprechung in dichtung-digital). Da der Begriff Literatur verwendet wird, steht Textgestaltung natuerlich im Vordergrund. Programmierung und Bildgestaltung sind wichtige Elemente, Text in eine andere, interessantere, vielleicht sogar angemessenere Form zu bringen. Dennoch sind Programmierung und Bildgestaltung zweitrangig. Tritt die schriftstellerische Qualitaet zu sehr in den Hintergrund, ist der Begriff Literatur verfehlt. Man sollte dann eher von einer gut designten Oberflaeche oder einer originellen Softwareanwendung sprechen.

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Welche Erfahrungen hast du bei der Produktion digitaler Literatur gemacht? Wo siehst du die entscheidenden Herausforderungen? Wo lauern die Gefahren?

Sofern Programmierung, Gestaltung und Text nicht gluecklicherweise in Personalunion vorliegen, ist die Prodution digitaler Literatur nur in sehr enger Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten umsetzbar. Programmierseitige Machbarkeit, designerische Wirkung und schriftstellerische Anforderungen stellen die Rahmenbedingungen, die permanent vermittelt und beruecksichtigt werden muessen. Idealfall: Der Dichter digitaler Literatur ist ein wenig Programmierer, und Designer. Und Designer und Programmierer haben immer auch ein Faible fuer Schriftstellerei.

Die Herausforderung besteht darin, die Gratwanderung zwischen den Moeglichkeiten multimedialer Gestaltung, der Programmierung und schriftstellerischer Kreativitaet zu meistern. Die Akzeptanz digitaler Literatur steht und faellt damit, wie sehr sich der "Leser" dazu animiert fuehlt, das eigene Leseverhalten mit gestalten zu koennen.

Die Gefahr besteht darin, den "Leser" solcher Literatur zu verprellen, weil zu sehr die Moeglichkeit offen gelassen wird, Textinhalte willkuerlich zu gestalten oder nicht klar ist, was die Rolle des Lesers sein kann, bei der aktiven Gestaltung des eigenen Leseverhalten. Auf der anderen Seite sollte digitale Literatur nicht so "eng" konzipiert sein, dass der einzige Unterschied zu einem Buch darin besteht, dass der gelesene Text nicht auf Papier gedruckt ist, sondern am Bildschirm gelesen wird. Sobald das Leseverhalten zu "linear" wird (beginnend auf der ersten Seite, endend bei der letzten), also die hypertextuellen Moeglichkeiten ("Verlinkungen") nicht ausgeschoepft werden, ist digitale Literatur obsolet.

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Wie siehst du die Zukunft der digitalen Literatur und wie siehst du sie für dich speziell?

"Paper is hard to beat". Es ist unwahrscheinlich, dass digitale Literatur traditionelle Literatur ersetzen kann, es sei denn, in einigen Nischenbereichen. Nicht zuletzt die Gewohnheit, ein Buch im Regal stehen haben zu koennen, es leicht transportieren zu koennen, dass es keinen Strom braucht, leicht zu handhaben ist, Erinnerungswert hat, dass man Notizen, Anmerkungen, Widmungen hinein schreiben kann, dass es nicht umgeschrieben werden kann, macht die aktuellen e-Books in meinen Augen jetzt schon zu Verlierern. Fast niemand wird seine Buecherwand durch 2,3 E-Books ersetzen, in die immer wieder neue Texte geladen werden koennen. (Welch ein trauriger Anblick... ;-) )

Digitale Literatur wird einen eigenen Stellenwert gewinnen, aber als Ergaenzung oder Variante zur traditionellen Literatur. Anders sieht es natuerlich in dem Bereich der Fachliteratur aus: natuerlich koennen digitale Anwendungen Buecher ersetzen, ja sogar einen Mehrwert anbieten, weil eben das interaktive Element hinzukommt (Aufgaben loesen, Prozesse verstehen oder gestalten...). Durch eigenes Teilnehmen kann der Leser aus einer durchdachten Anwendung selbstverstaendlich erheblich schneller und zu mehr Information kommen.

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