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19.07.17

Das Phantastische als Unschärferelation


Unschärfe sei hier verstanden nicht als Ungenauigkeit, als fehlender Fokus, sondern als ein Zwischen-die-Bilder-Blicken. Das scharfe Sehen gibt vor, es existierten Grenzen zwischen den Dingen. Es sieht nur das Viele und ignoriert Übergänge und Zusammenhänge, das Eine. Ich habe es mir zur Gewohnheit gemacht, manchmal auch ohne Brille durch die Welt zu gehen. Das Phantastische erzählt nicht vom Un- oder Übernatürlichen, sondern vom anderen Blick.
(Pinhole-Photographie)

08.07.17

Der Schöpfungsmythos aus der Sicht der Photographie



Entgegen der auch unter Photographen gängigen Meinung, die Photographie lichte ab oder belichte, interessiert sich die Kamera in erster Linie für den Schatten.
Während die neuere Theologie Gott als reines Lichtwesen und dessen Gegenstück, den Schatten, der sich nach dem Sündenfall über die Schöpfung legte, als Teufel bezeichnet, ist für den Photographen klar, dass es ohne Schatten keine Schöpfung gegeben hätte. Gott schuf Himmel und Erde und alles was darin fliegt, kreucht und schwimmt, indem er Schatten warf und so erst die Dinge voneinander schied und unterscheidbar machte. Ohne Schatten wäre alles gleich hell, alles gleich irrsinnig verzehrend, alles der zerstörenden, zornigen Hitze Gottes schutzlos ausgesetzt. Weil Gott die Schöpfung liebte, breitete er seine Flügel aus und legte Schatten auf sie.
Sum umbra alarum tuarum. Für den Photographen gibt es keine heiligere Schrift als diese.

07.07.17

Lichterloh



Als ich vor etwas mehr als einem halben Jahr mich ernsthaft der Photographie zu widmen begann, so tat ich dies aus einem ganz spezifischen Grund: Nicht um die Schriftstellerei zu ersetzen, sondern um das Sehen zu lernen, ohne das keine Schriftstellerei über das blosse Wort hinauskommt (man entschuldige bitte das Schweizer "ss", da meine brasilianische Tastatur das deutsche Pendant dazu nicht kennt).
Die Photographie zwingt zum Hinsehen, sie nimmt in den Blick, rahmt ein und schliesst aus, konzentriert, verschärft und - wie ich bald feststellen durfte - erzählt. Belichten heisst Schatten werfen. Schatten werfen Fragen auf.
Unter dieser Rubrik werde ich einigen Fragen der Photographie nachgehen, die auch für das Schreiben relevant sind oder sein können und umgekehrt.
Lichterloh brennt die Seele in einem Herzen, das den Schatten will.