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31.10.2012, 07:50
Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik |
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Volk ohne Traum |
Ladies first?
Der Fortschritt in
der Einschätzung der Frau durch die Männerwelt seit 1900 besteht in der
Anerkennung der Ausnahmen und weniger in einer Neudefinition der Vorstellungen,
welche die Regel sind. Das Bild der Frau ergibt sich zum größten Teil schon aus
dem männlichen Selbstbild, wonach Frauen – ledige und Ehefrauen – auch
Berufsfrauen sein können und dürfen, doch als solche naturgemäß stets einige
Stufen unter dem Manne als dem in jeder Hinsicht stärkeren Geschlecht bleiben. Das von Frau Pross (*1927) ermittelte und angesprochenen Selbstbild dürfte sich bis heute kaum geändert haben, sofern wir eine aktuelle Umfrage nicht auf freigeistige mitteleuropäische Männer mit Manieren und guten Schulabschlüssen beschränkten. Gewiss geben alte Akten Auskunft über die jeweils letzte Hinrichtung einer Hexe in den jeweiligen Amtsbezirken des Abendlandes, doch dass weibliche Sonderlinge nicht nur in absentia „Hexe“ genannt, verleumdet und ostentativ gemieden werden, geschieht heutzutage weiterhin nicht bloß in degenerierten Dörfern. Wie Henri Nannen einst über Alice Schwarzer dachte und wie Frau Merkel über Frau Höhler mosert, soll uns nicht interessieren, doch was denken Männer insgeheim, wenn sie lebenswegweisende Entscheidungen treffen, etwa bei der Berufs- und Brautwahl oder in staatsbürgerlicher Verantwortung als Votanten und Steuerzahler? Unsere Abgabenpflichtigkeit ist zwar eine zweiseitige Ermessenssache, gleichwohl unabweisbar, unser Stimmrecht aber können wir glatt vergessen, ohne unsere innere Stimme zu überhören, welche nachfragt: Na, wen denn nun, Merkel oder Steinbrück, Mann oder Frau?? Immerhin geht es nicht um ein öffentliches Amt, in dem man oder frau die öffentlichen Ehren vor allem in Form von Ehrenmitgliedschaften sammelt, sondern gegebenenfalls die Mächtigen der Welt versammelt. Oberbürgermeisterinnen und sogenannte Landesmütter haben wir nicht selten als Zierden unserer förderalen Gemeinwesen mit Stolz begrüßt, auch dann, wenn die Ersten Damen eher durch flotte Frisuren auffielen, als durch binnenpolitisches Genie, es sei denn, solches erwiese sich bereits in der Kunst des Balancierens. Nun aber geht es sehr konkret ums große Ganze, um Sein oder Nichtsein Deutschlands in Europa und am Weltmarkt; mehr wollen wir Männer nicht. Oder? Ungeachtet ihrer mehr oder weniger kosmetisch gestützten Erscheinungen hinterließen Selfmade - Politikerinnen im Erfolgsfalle eher tiefe Trittsiegel als verwehte Schrittspuren, das heißt, sie standen als Eiserne Ladies ihren Mann (Katharina die Große, Golda Meir, Indira Gandhi, Margarete Thatcher) und waren mithin Ausnahmegestalten. Mit den Schreckensregimen afrikanischer und ostasiatischer Herrscherinnen royaler oder halbseidener Herkunft, die sich vor allem als blutrünstige Veranlasserinnen von Meuchelmorden, Massakern und Torturen hervortaten, mögen sich die Weiberfeinde befassen; die subliterarischen Quellen dieser Megärenmären sind gleichermaßen unstreitig wie umstritten. Beim Andenken meiner Mutter: Ich habe nichts gegen Frauen! Als kleiner Junge schwankte ich allerdings, wenn mir die rhetorische Frage gestellt wurde, ob ich ein Schwesterlein bevorzuge oder ein Brüderchen, sofern der Klapperstorch ein Einsehen hätte. Einen großen Bruder als Leibwächter konnte ich mir nur auf dem Adoptionswege wünschen, eine hübsche kleine Schwester hingegen bot unter Knaben gewisse Perspektiven, doch nichts dergleichen geschah; nach etlichen Fehlgeburten wurde meiner Gebärerin das Kinderkriegen chefärztlicherseits untersagt. Dennoch fehlte es in meiner Kindheit nicht an Gespielinnen und erwachsenen weiblichen Bezugspersonen, sogar die in meinem Vaterhaus einquartierten sowjetischen Offiziersfamilien hatten nur kleine Töchter und die deutschen Flüchtlinge mehrheitlich Mädchen jeden Alters und bis in die 50’er Jahre waren die Haushaltshilfen meiner Mutter apfelbäckige Jungfrauen (?) vom Lande, und als ich eingeschult wurde (1946) unterrichteten uns Knirpse überwiegend Frauen mit einer Vorliebe für drastische Züchtigungen. Wie wären sie wohl mit Mädchen umgesprungen? Bis zum Abschluss der Grundschule blieb ich unter meinesgleichen und so darf ich schließen, dass die Mehrheit meines Jahrgangs unter der Fuchtel von Frauen aufwuchs, was die meisten Mütter und Erzieherinnen auch mit der blanken Hand, mit Stöcken, Kleiderbügeln und Kochkellen besorgten. Im Laufe der Jahre hat sich das wieder „normalisiert“; im Gymnasium standen mehr Männer vor den Pulten und hinter den Kathedern der Hochschulen standen noch immer so gut wie keine Frauen, was allerdings vor und während der Nazizeit auch nicht anders war. Ich erinnere mich nicht, geheiratet worden zu sein, oder dass ich meine erste von der Kritik akklamierte Publikation einer mir verfallenen Lektorin zu verdanken gehabt hätte. Ich kann jedoch versichern, mit weiblichen Vorgesetzten nur sehr selten Probleme gehabt zu haben, wahrscheinlich, weil ich in meinem Arbeitsleben nur selten Vorgesetzte hatte (im arbeitsrechtlichen Sinne) und unter diesen keinen ungewöhnlich hohen weiblichen Anteil, der mich für oder gegen die Gleichberechtigung hätte einnehmen können. Ansonsten waren und sind männliche Arbeitgeber und Chefs durchaus auch in der Lage, weibliche Aufsteiger gerecht und richtig zu beurteilen, wobei sie es gewiss nicht leicht haben, falls sie in eine Venusfalle geraten oder ein weibliches Protektionskind unterbringen müssen. Womit wir das Thema Frauenquote auf privatwirtschaftlichen Führungsebenen diskret überspringen können…
Wann und wo immer Frauen
unsere Kulturgeschichte bewegten, wirkten sie in religiösen Mythen mit, auf dem
Olymp und im Garten Eden. Auf Erden dann erwiesen sie sich als gerissene,
gierige oder gedankenblasse Geschöpfe an der Seite mächtiger Männer, nach ihnen
wurden Bauwerke, Kanonen und Automobile benannt, doch sie selbst erdachten
derlei nicht. Hingegen reüssierten engagierte Ehepaare wie die Curies und die
Rosenbergs, beide einer verhängnisvollen Materie verbunden bis in den
wissenschaftlichen und politischen Opfertod. Überhaupt herrscht auf den
Wirkungsfeldern des Idealismus kein Mangel an solitären Leistungsträgerinnen,
etwa unter den Heiligen und Seligen, unter Heilerinnen und Sterbehelferinnen.
Dass die genialische, makellose Jeanne d’Arc in unwissender Wahrnehmung einer
prospektiven Heiligenquote Jahrhunderte hernach zur Nationalheiligen aufstieg,
machte ursächlich Sinn für Frankreichs geopolitische Wiedergeburt, ihr einem
anglo-papistischen Komplott geschuldeter Märtyrertod erfolgte, bevor ihre
Gloriole befleckt werden konnte (etwa durch eine Feldherrnkarriere). Was aber,
wenn sie militärisch versagt hätte? Eine göttlich inspirierte Vorreiterin, die
von ihrer soldatischen Umgebung für einen jungen Edelmann gehalten wurde, ist
freilich keine Figurine für Führungsfrauen 2012, nicht, sofern es die schwarzen
Silhouetten jener Bossinnen betrifft, welche gestern noch um die Obergeschosse
unserer Bürotürme flatterten ; heute zeigen die Fähnchen Parlamentärsfarben.
Karriere bei der Bundeswehr kann frau in Kürze keine machen, Militärbischöfin
darf nur Eine sein, aktive Generalärztin kann frau nur im Kriege werden. Doch
vielleicht geht es den ehrgeizigen Amazonen garnicht darum Männer zu befehligen,
sondern ihnen nur mal zu zeigen, was eine weibliche Harke ist: Der Eiserne
Besen!? Dann wäre auch klar, weshalb meine Generation grundsätzlich nichts bzw.
wenig auszusetzen hat an weiblichen Vormündern und Ausbildern. Sie schadeten uns
nicht unmittelbar (wenn ich von diversen Albträumen absehe und den realen
Liebeswirren). Meine Mitschülerinnen auf der Oberschule waren die
liebenswürdigsten und geschicktesten Helferlein beim Schummeln in Mathe und
Russisch, doch niemals unterstützten sie mich, wenn ich in meinen Glanzfächern
havarierte, und das isses, was wir scheuen: Die Rivalität zwischen ungleich
gewappneten Wettbewerbern, insbesondere zwischen den ungleichsten aller
Menschen, Adam & Eva im Clinch, eine Lebensform, an welche sich zumindest
Eheleute gewöhnt haben sollten. Die stetig wachsende Zahl der Ehescheidungen
besagt allerdings nichts über die Lernfähigkeit des Mannes und das
Einsichtsvermögen der Frau, zumal die Statistik uns keine Auskunft gibt über das
Geschlecht der primär Scheidungswilligen und wieviele Geschiedene auf Dauer
ledig bleiben. Solang wiederholt oder mehrmals geheiratet wird und
unverheiratete Paare Silberne Hochzeit feiern, sind solche Verbindungen auch
kinderlos zweckdienlich und niemals sinnleer. Klingeln bei uns Lieferanten,
übernimmt meine Frau die Sache, weil ich nicht kopfrechnen kann, erscheinen
Heilsboten und dubiose Vertreter, verteidige ich die Türschwelle; notfalls
bekämpfen wir Gefahren gemeinsam. Bleibt das Bedenken, welchen Respekt die
kinderlose Staatsmutti Merkel christlichen Machos und orthodoxen Muslimen im
Ernstfall einflößt und was ein Mannsbild wie Steinbrück auch qua seiner
Biografie(n) potentiellen Gegnern signalisiert. Falls an einem fernen Tage die
geeinten Völker Europas ein außerordentlich bevollmächtigtes Oberhaupt in
allgemeiner und freier Wahl küren sollten und es träte eine wunderschöne
Geistesheldin ohne Kind & Kegel an gegen die üblichen politischen Caballeros –
ich wette, sie gewänne! Ob sie uns den ewigen Frieden brächte, wissen nur die
Götter… |
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