Home   Termine   Autoren   Literatur   Blutige Ernte   Quellen   Politik   Geschichte   Philosophie   Zeitkritik   Sachbuch   Bilderbuch   Comics   Filme   Töne   Preisrätsel   

Impressum  І   Mediadaten  І  Letzte Aktualisierung: 31.10.2012, 07:50




 

Glanz&Elend Literatur und Zeitkritik


Anzeige
Versandkostenfrei bestellen!

Die menschliche Komödie als work
in progress


Ein großformatiger Broschurband
in limitierter Auflage von 1.000 Exemplaren
mit 176 Seiten, die es in sich haben.

 
 

Volk ohne Traum


Ein Statement
von Uve Schmidt

Ladies first?

Der Fortschritt in der Einschätzung der Frau durch die Männerwelt seit 1900 besteht in der Anerkennung der Ausnahmen und weniger in einer Neudefinition der Vorstellungen, welche die Regel sind. Das Bild der Frau ergibt sich zum größten Teil schon aus dem männlichen Selbstbild, wonach Frauen – ledige und Ehefrauen – auch Berufsfrauen sein können und dürfen, doch als solche naturgemäß stets einige Stufen unter dem Manne als dem in jeder Hinsicht stärkeren Geschlecht bleiben.
                                              Helge Pross (1975) Die Männer. Eine Untersuchung.

Das von Frau Pross (*1927) ermittelte und angesprochenen Selbstbild dürfte sich bis heute kaum geändert haben, sofern wir eine aktuelle Umfrage nicht auf freigeistige mitteleuropäische Männer mit Manieren und guten Schulabschlüssen beschränkten. Gewiss geben alte Akten Auskunft über die jeweils letzte Hinrichtung einer Hexe in den jeweiligen Amtsbezirken des Abendlandes, doch dass weibliche Sonderlinge nicht nur in absentia „Hexe“ genannt, verleumdet und ostentativ gemieden werden, geschieht heutzutage weiterhin nicht bloß in degenerierten Dörfern. Wie Henri Nannen einst über Alice Schwarzer dachte und wie Frau Merkel über Frau Höhler mosert, soll uns nicht interessieren, doch was denken Männer insgeheim, wenn sie lebenswegweisende Entscheidungen treffen, etwa bei der Berufs- und Brautwahl oder in staatsbürgerlicher Verantwortung als Votanten und Steuerzahler?  Unsere Abgabenpflichtigkeit ist zwar eine zweiseitige Ermessenssache, gleichwohl unabweisbar, unser Stimmrecht aber können wir glatt vergessen, ohne unsere innere Stimme zu überhören, welche nachfragt: Na, wen denn nun, Merkel oder Steinbrück, Mann oder Frau?? Immerhin geht es nicht um ein öffentliches Amt, in dem man oder frau die öffentlichen Ehren vor allem in Form von Ehrenmitgliedschaften sammelt, sondern gegebenenfalls die Mächtigen der Welt versammelt. Oberbürgermeisterinnen und sogenannte Landesmütter haben wir nicht selten als Zierden unserer förderalen Gemeinwesen mit Stolz begrüßt, auch dann, wenn die Ersten Damen eher durch flotte Frisuren auffielen, als durch binnenpolitisches Genie, es sei denn, solches erwiese sich bereits in der Kunst des Balancierens. Nun aber geht es sehr konkret ums große Ganze, um Sein oder Nichtsein Deutschlands in Europa und am Weltmarkt; mehr wollen wir Männer nicht. Oder?

Ungeachtet ihrer mehr oder weniger kosmetisch gestützten Erscheinungen hinterließen Selfmade - Politikerinnen im Erfolgsfalle eher tiefe Trittsiegel als verwehte Schrittspuren, das heißt, sie standen als Eiserne Ladies ihren Mann (Katharina die Große, Golda Meir, Indira Gandhi, Margarete Thatcher) und waren mithin Ausnahmegestalten. Mit den Schreckensregimen afrikanischer und ostasiatischer Herrscherinnen royaler oder halbseidener Herkunft, die sich vor allem als blutrünstige Veranlasserinnen von Meuchelmorden, Massakern und Torturen hervortaten, mögen sich die Weiberfeinde befassen; die subliterarischen Quellen dieser Megärenmären sind gleichermaßen unstreitig wie umstritten. Beim Andenken meiner Mutter: Ich habe nichts gegen Frauen! Als kleiner Junge schwankte ich allerdings, wenn mir die rhetorische Frage gestellt wurde, ob ich ein Schwesterlein bevorzuge oder ein Brüderchen, sofern der Klapperstorch ein Einsehen hätte. Einen großen Bruder als Leibwächter konnte ich mir nur auf dem Adoptionswege wünschen, eine hübsche kleine Schwester hingegen  bot unter Knaben gewisse Perspektiven, doch nichts dergleichen geschah; nach etlichen Fehlgeburten wurde meiner Gebärerin das Kinderkriegen chefärztlicherseits untersagt. Dennoch fehlte es in meiner Kindheit  nicht an Gespielinnen und erwachsenen weiblichen Bezugspersonen, sogar die in meinem Vaterhaus einquartierten sowjetischen Offiziersfamilien hatten nur kleine Töchter und die deutschen Flüchtlinge  mehrheitlich Mädchen jeden Alters und bis in die 50’er Jahre waren die Haushaltshilfen meiner Mutter apfelbäckige Jungfrauen (?) vom Lande, und als ich eingeschult wurde (1946) unterrichteten uns  Knirpse überwiegend Frauen  mit einer Vorliebe für drastische Züchtigungen. Wie wären sie wohl mit Mädchen umgesprungen? Bis zum Abschluss der Grundschule blieb ich unter  meinesgleichen und so darf ich schließen, dass die Mehrheit meines Jahrgangs unter der Fuchtel von Frauen aufwuchs, was die meisten Mütter und Erzieherinnen auch mit der blanken Hand, mit Stöcken, Kleiderbügeln und Kochkellen besorgten. Im Laufe der Jahre hat sich das wieder „normalisiert“; im Gymnasium standen mehr Männer vor den Pulten und hinter den Kathedern der Hochschulen standen noch immer so gut wie keine Frauen, was allerdings vor und während der Nazizeit auch nicht anders war.  Ich erinnere mich nicht, geheiratet worden zu sein, oder dass ich meine erste von der Kritik akklamierte Publikation einer mir verfallenen Lektorin zu verdanken gehabt hätte. Ich kann jedoch versichern, mit weiblichen Vorgesetzten nur sehr selten Probleme gehabt zu haben, wahrscheinlich, weil ich in meinem Arbeitsleben nur selten Vorgesetzte hatte (im arbeitsrechtlichen Sinne) und unter diesen keinen ungewöhnlich hohen weiblichen Anteil, der mich für oder gegen die Gleichberechtigung hätte einnehmen können. Ansonsten waren und sind männliche Arbeitgeber und Chefs durchaus auch in der Lage, weibliche Aufsteiger gerecht und richtig zu beurteilen, wobei sie es gewiss nicht leicht haben,  falls sie in eine Venusfalle geraten oder  ein weibliches Protektionskind unterbringen müssen. Womit wir das Thema Frauenquote auf privatwirtschaftlichen Führungsebenen diskret überspringen können…

Wann und wo immer Frauen unsere Kulturgeschichte bewegten, wirkten sie in religiösen Mythen mit, auf dem Olymp und im Garten Eden. Auf Erden dann erwiesen sie sich als gerissene, gierige oder gedankenblasse Geschöpfe an der Seite mächtiger Männer, nach ihnen wurden Bauwerke, Kanonen und Automobile benannt, doch sie selbst erdachten derlei nicht. Hingegen reüssierten engagierte Ehepaare wie die Curies und die Rosenbergs, beide einer verhängnisvollen Materie verbunden bis in den wissenschaftlichen und politischen Opfertod. Überhaupt herrscht auf den Wirkungsfeldern des Idealismus kein Mangel an solitären Leistungsträgerinnen, etwa unter den Heiligen und Seligen, unter Heilerinnen und Sterbehelferinnen. Dass die genialische, makellose Jeanne d’Arc in unwissender Wahrnehmung einer prospektiven Heiligenquote Jahrhunderte hernach zur Nationalheiligen aufstieg, machte ursächlich Sinn für Frankreichs geopolitische Wiedergeburt,  ihr einem anglo-papistischen Komplott geschuldeter Märtyrertod erfolgte, bevor ihre Gloriole befleckt werden konnte (etwa durch eine Feldherrnkarriere). Was aber, wenn sie militärisch versagt hätte? Eine göttlich inspirierte Vorreiterin, die von ihrer soldatischen Umgebung für einen jungen Edelmann gehalten wurde, ist freilich keine Figurine für Führungsfrauen 2012, nicht, sofern es die schwarzen Silhouetten jener Bossinnen betrifft, welche gestern noch um die Obergeschosse unserer Bürotürme flatterten ;  heute zeigen die Fähnchen Parlamentärsfarben. Karriere bei der Bundeswehr kann frau in Kürze keine machen, Militärbischöfin darf nur Eine sein, aktive Generalärztin kann frau nur im Kriege werden. Doch vielleicht geht es den ehrgeizigen Amazonen garnicht darum Männer zu befehligen, sondern ihnen nur mal zu zeigen, was eine weibliche Harke ist: Der Eiserne Besen!? Dann wäre auch klar, weshalb meine Generation grundsätzlich nichts bzw. wenig auszusetzen hat an weiblichen Vormündern und Ausbildern. Sie schadeten uns nicht unmittelbar (wenn ich von diversen Albträumen absehe und den realen Liebeswirren). Meine Mitschülerinnen auf der Oberschule waren die liebenswürdigsten und geschicktesten Helferlein beim Schummeln in Mathe und Russisch, doch niemals unterstützten sie mich, wenn ich in meinen Glanzfächern havarierte, und das isses, was wir scheuen:  Die Rivalität zwischen ungleich gewappneten Wettbewerbern, insbesondere zwischen den ungleichsten aller Menschen, Adam & Eva im Clinch, eine Lebensform, an welche sich zumindest Eheleute gewöhnt haben sollten. Die stetig wachsende Zahl der Ehescheidungen besagt allerdings nichts über die Lernfähigkeit des Mannes und das Einsichtsvermögen der Frau, zumal die Statistik uns keine Auskunft gibt über das Geschlecht der primär Scheidungswilligen und wieviele Geschiedene auf Dauer ledig bleiben. Solang wiederholt  oder mehrmals geheiratet wird und unverheiratete Paare Silberne Hochzeit feiern, sind solche Verbindungen auch kinderlos zweckdienlich und niemals sinnleer. Klingeln bei uns Lieferanten, übernimmt meine Frau die Sache, weil ich nicht kopfrechnen kann, erscheinen Heilsboten und dubiose Vertreter, verteidige ich die Türschwelle; notfalls bekämpfen wir Gefahren gemeinsam. Bleibt das Bedenken, welchen Respekt die kinderlose Staatsmutti Merkel  christlichen Machos und orthodoxen Muslimen im Ernstfall einflößt und was ein Mannsbild wie Steinbrück auch qua seiner Biografie(n) potentiellen Gegnern signalisiert. Falls an einem fernen Tage die geeinten Völker Europas  ein außerordentlich bevollmächtigtes Oberhaupt in allgemeiner und freier Wahl küren sollten und es träte eine wunderschöne Geistesheldin ohne Kind & Kegel an gegen die üblichen politischen Caballeros – ich wette, sie gewänne! Ob sie uns den ewigen Frieden brächte, wissen nur die Götter…
 

site search by freefind

Alle Statements auf einen Blick:

Volk ohne Traum
Der türkische Alpdruck und die verschnarchte Demokratie
Nightmare USA und wir Schäfchenzähler Germania sucht Gralsritter
Ahoi, Arche Nova! 
Los der Arbeit oder endlich ausschlafen
Traumatamtam
Gute Nacht!
Schwarzer Schlaf
Liebe Nachtwächter!
Stimmen aus der Urne
Stille Nacht
Tränen und Krumen
Im Schlafe kotzen
Der Feind unterm Bett

Nach Sonnenuntergang
Frag würdig!
Bella Leitfigura
Frauen und Kinder zuerst
Fliegeralarm
Ein Hermelin aus Tempelhof
Deutschland, ein Herbstmärchen
Gott ist Atheist
Wetterbericht
Böse Buben
Was glotzt Du?
Oscar der Observer
In memoriam 8.Mai 1945
Ein starker Mann
Übern Damm
Der Fall Eva H.
Esra und andere
Belegtes Brot

Der Rentner im Tschibuk
Märzwehen
Jugendsünden (1)
Jugendsünden (2)
Jugendsünden (3) 
Sportimportexportweltmeister
Tschingderassassabumbum
Der Preis des Friedens
Stinkegeld
Froileins to the front?!
Man träumt Deutsch
Wir wunden Kinder (1)
Wir wunden Kinder (2)
Wir wunden Kinder (3)
Denkmalsdeutsch
Mann oder Frau?
Deutschlandplan (A)
Wahllos in Mainhattan
Heldengedenktag
Wir Weihnachtsmänner
Das wahre Leben
Addio Africa!?
Unter Schneemenschen
Osterbotschaft
Fass ohne Hoden
Roter Westen
Masse Mensch I
Masse Mensch II
Von alter Leidkultur

Friede sei mit uns
Patria o Muerte (1)

Patria o Muerte ! (2)

Brennender Sand
Gegelte und Geölte
Grüne Wolken
Thoooooooor!!!
Quo vadis, Europa?
À la lanterne!
Unter Vollidioten
Schwere Wetter
Christnachtgedanken
Nichts sei umsonst
... der werfe den ersten Schuh
Schimpf und Schande
Rechts, wo mein Herzschrittmacher...
Tabu la Rasa
Tabu II & Betr. Piraten
Orakelhausse
Unser Gold

Beleidigte und Belämmerte


Abendlanddämmerung

Gedichte mit
Röntgenbildern des Autors

Text lesen

Abendlanddämmerung klingt nach Titelschutzobjekt, ist aber keines, sondern die Alte Welt im Spätlicht ihrer Zivilisationsgeschichte, wahrgenommen von der Warte eines Kulturpessimisten. In der Tat verhelfen auch optimale Observationstechniken nur zu Bildern, welche richtiggedeutet werden ollen, im Zweifelsfalle zugunsten der jeweiligen Feindbildvorlage. Allerdings bedarf es keiner Satellitenfotos, um die Mondsichel über Kölln und Kreuzberg zu erkennen, das Kraushaar im europäischen Milchsee und den großen Graben zwischen Schlesien und Schwaben, Alt (Franz) und Jung (Claudia), Pontefix und Cybersex, zwischen Ideal und Kapital: Um die Eingeweide unserer hirnrissigen Gesellschaft auszuleuchten, langt die photopoetische Sonde des Uve Schmidt.

 


Glanz & Elend
- Magazin für Literatur und Zeitkritik

Home   Termine   Literatur   Blutige Ernte   Sachbuch   Politik   Geschichte   Philosophie   Zeitkritik   Bilderbuch   Comics   Filme   Preisrätsel   Das Beste