Geschrieben am 15. Februar 2016 von für Crimemag, Editorial

Editorial 15.2.2016

Herzlich willkommen zur neuen CrimeMag-Ausgabe

Erfreuen wir uns gemeinsam an der reichhaltigen, ja überschäumenden Februarausgabe des CrimeMag, gleichzeitig die erste Ausgabe im neuen Jahr nach der Winterpause. Beginnen wir mit Europa: Thomas Wörtche hielt vor einiger Zeit einen Vortrag über europäische Kriminalliteratur, ein Begriff, der griffig klingen mag, aber wenig mitbringt. Gehen wir auf eine Reise durch nahe und ferne Regionen, durch das E und U der EU.

Um dann mit Thomas Adcock zu schauen, was denn da gerade so los ist, in diesen Vereinigten Staaten von Amerika. Donald Trump und Sarah Palin verstehen sich großartig, scheint’s, aber wie wir alle wissen, haben Palins Statements die Aussagekraft einer Buchstabennudelsuppe. Adcock erklärt uns Details und Hintergründe republikanisch wählender Menschen mit extremem Realitätsverlust.

Alf Mayer hat Garry Disher auf der Mornington Peninsula südlich Melbourne besucht, die in den Polizei-Romanen mit Hal Challis und Ellen Destry so dicht und atmosphärisch den „sense of place“ gibt. Das Interview ist der Auftakt einer CrimeMag-Reihe über „crime fiction from down under“.

Zur Erfrischung ein wenig Kleingehacktes, altes und neues, fiktionales und non-fiktionales von Anja Conzett, Daniel Woodrell, Ed McBain, Gregor Weber, Hansjörg Schneider, Iceberg Slim, Max Bronski, Paul Duncan, Ray Banks, Robert B. Parker, Ross Thomas, S. Freytag, Samuel Fuller, Steffen Jacobsen, Uta-Maria Heim, Wilfried Kaute. Es choppten: Alf Mayer, Katja Bohnet, Joachim Feldmann, Peter Münder und Frank Rumpel.

Katja Bohnet reist mit uns in den Wilden Westen (da werden wir noch häufiger in dieser Ausgabe landen) und duelliert sich als einzige Frau mit Clifford Jackman. Den 20. Jack Reacher-Roman von Lee Child hat sie auch für uns gelesen und findet: Alle werden älter. Und das ist nicht schlimm.

Wirklich schlimm war allerdings Anna Veronica Wutschels Leseerfahrung mit Karin Slaughters „Pretty Girls“, da wurden keine Freundschaften geschlossen. Auch Stefan Linster wärmte sein Herz nicht so recht an Andrea Camilleris „Das Spiel des Poeten“, auch wenn der Titel herzerwärmend klingen mag. Frank Rumpel schaut sich an, wie sich Wolfgang Schorlau in „Die schützende Hand“ dem Thema NSU nähert und Joachim Feldmann macht uns auf die Neuübersetzung des Lawrence Block-Klassikers „Die Sünden der Väter“ aufmerksam, Tobias Gohlis findet Misha Glennys Bericht über Nem, den „König der Favelas“ unterm Strich dringend lesenswert und wichtig, Bärbel Reinke konnte endlich den neuen Roman von Benoît Bouthillette „L’Heure sans ombre“ lesen, auf den sie zehn Jahre warten musste, und Peter Münder ist begeistert von Holger Karsten Schmidts erstem Kriminalroman „Auf kurze Distanz“.

Frank Göhre bringt uns in seiner Kolumne „Gelesen. Gehört. Gesehen.“ den französisch-schweizer Schriftsteller und Abenteurer Blaise Cendrars in Erinnerung. Max Annas taucht für „On Dangerous Ground“ ebenfalls in der Vergangenheit und fischt einen Western von Anthony Mann aus dem Jahr 1950, bei dem am Ende nicht geküsst werden darf. Warum? Lesen Sie selbst.

Bei uns wird nicht nur gelesen, sondern auch viel geschaut. Sonja Hartl schaute in „Spotlight“ Bostoner Journalisten dabei zu, wie sie Missbrauchsfälle durch katholische Priester recherchieren. Der Film basiert auf wahren Ereignissen. Ebenso wie „Lucia – Engel des Todes?“, eine niederländische Produktion, die von dem wohl schrecklichsten Fehlurteil der jüngeren niederländischen Justiz handelt. Anna Veronica Wutschel ist aber nicht ganz so begeistert, wie sie es gern gewesen wäre. Dafür freute sie sich über die neue DVD-Box mit Inspector Barnaby-Folgen – der neue Barnaby ist im Amt. Was noch alles anders ist, verrät sie uns gern. Und wirklich spannend ist ihr Bericht über die BBC-Serie „The Fall“ mit Gillian Anderson in der Hauptrolle. Christopher Werth wollte dann lieber etwas mehr Western und Abenteuer und sah sich erst „The Revenant“ und dann „The Hateful Eight“ an und erfreute sich an den doch sehr unterschiedlichen Erzählstilen.

Nachgefragt hat Marcus Müntefering diesmal bei Karin Slaughter. Sie beantwortete nicht alle seine Bloody Questions – lässt das nun tief blicken? Hat sie es einfach vergessen? Stehen wir da vor einem Rätsel?

Die australische Autorin Chloe Hooper stellt uns die Anwältin und Aktivistin Shen Narayanasamy vor. Auch in Australien geht es um die „Flüchtlingsfrage“, und auch in Australien würden so einige am liebsten die Grenzen dichtmachen und die Boote absaufen lassen.

John Harvey überrascht uns derweil mit einer coolen Playlist. Claudia Fiedler macht uns mit ihrem unentbehrlichen Veranstaltungskalender glücklich. Und schließlich verabschieden wir uns im Krimigedicht mit New Model Army, die uns ein Ständchen über die Frustration über Bandenkriminalität und unfähige Justiz bringen.

In unserem Cyber-Archiv gilt der CrimeMag-Glückwunsch vom letzten Jahr gut und gerne auch zum jetzt 90. Geburtstag von Robert E. McGinnis, der die Bildsprache der Populären Kultur des 20. Jahrhunderts mit seinen Covern und Illustrationen entschieden mitgeprägt hat. Zu unseren Jahreshighlights 2015 geht es hier und hier.

Wir melden uns wieder in gut vier Wochen, bis dahin haben Sie ja genug zu lesen. Haben Sie herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit und besuchen Sie uns bald wieder.

Zoë Beck, Alf Mayer & das CrimeMag-Team