Tanz der Zeichen
Blick in die Ausstellung - Quelle: Heinrich von Kleist Museum
Roman Bucheli war für die NZZ im Kleist Museum in Frankfurt an der Oder:
„Danach dringt die Ausstellung stracks vor in die Mikroebene der Texte, und schon befürchtet man, es werde nun, da die Materialität der Sprache zum Thema wird, abstrakt und staubig und trocken. Doch nein, es wird nun erst richtig handgreiflich und fürs Auge ein Tanz der Zeichen, indem zum Beispiel die Eigenheiten von Kleists Zeichensetzung vorgeführt werden, die eher den bald stockenden, bald drängenden Sprachgestus abbildet als syntaktischen Regeln folgt.
Oder an den Versdramen erläutern ein paar Textausschnitte, wie Kleist den Vers zu einzelnen Wörtern zerstückelt und auf einen stürmischen Dialog zweier Stimmen verteilt. Am Schriftbild wird hier das turbulente Hörerlebnis sichtbar, mehr noch, der zersplitterte Vers lässt den Leser in die zerrissenen Seelen von Kleists Figuren schauen, und er erhält einen Vorgeschmack auf das zerrissene Dasein von Kleist selbst, wie es die biografischen Stationen des Rundgangs erst zeigen werden. Mit den einfachsten Mitteln der Anschauung und genauer als jedes Theoriebuch führt die Ausstellung solcherart ins Epizentrum von Kleists Schaffen und in die innersten (philologischen) Bezirke seiner Schriften.“
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