Koffer voller Bilder
Lore Krüger. Paris 1935. Quelle: C/O
Neben Blow-Up ist eine weitere interessante neue Ausstellung im C/O in Berlin angelaufen:
Lore Krüger. Ein Koffer voller Bilder. Fotografien von 1934 bis 1944
Magdeburg, London, Mallorca, Barcelona, Paris, Marseille, Trinidad, New York, Wisconsin, Berlin – Stationen einer abenteuerlichen Flucht. Eine bewegende, existenzielle Odyssee Mitte des 20. Jahrhunderts. Die deutsch-jüdische Fotografin Lore Krüger erlebt und überlebt Emigration, Widerstand, Verhaftung, Internierungslager, Verfolgung und Exil nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten und während des Zweiten Weltkrieges. Ihre Kamera hat sie immer dabei. So erschafft sie einzigartige, historische Dokumente zwischen intimen Privatfotografien, Auftragsarbeiten, Sozialstudien und abstrakten, fotografischen Experimenten. Ihre beeindruckenden Bilder geben nicht nur einen tiefen Einblick in das Leben europäischer Intellektueller im Exil, sondern auch einen seltenen, persönlichen Blick auf die politischen Ereignisse jener Zeit – jenseits schon bekannter fotojournalistischer Reportagen oder Propagandabilder der jeweiligen Kriegsparteien. Die Entdeckung des fotografischen Nachlasses Lore Krügers ist ein Glücksfall, der anhand ihres Schicksals einen neuen und unmittelbaren Zugang zur Zeitgeschichte ermöglicht.
Lore Krügers Fotografien sind dabei stark geprägt von der im Kontext des Bauhauses entstandenen Strömung des sogenannten Neuen Sehens, aber auch von den damaligen künstlerischen Strömungen wie Kubismus, Dadaismus und Surrealismus. Sie gehört in Paris zu den Künstlern, die die fotografische Bildsprache vom rein reproduzierenden zu einem produzierenden Medium zu erweitern suchten. Als Schülerin der großen Fotografin und Bauhaus-Absolventin Florence Henri erlernt Lore Krüger in Paris das fotografische Handwerk sowie den freien, experimentellen Umgang mit diesem Medium. So experimentiert sie im Labor mit der Technik der Montage, des Fotogramms und der Mehrfachbelichtung. Schnell macht sie sich jedoch von den reinen, ästhetischen Studioaufnahmen ihrer Lehrerin unanhängig und wendet sich dem realen Leben auf der Strasse zu. So entstehen unter anderem die Serie „Gitanes“ im Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer und soziologische Reportagen über Provinz, Arbeiter und Bourgeoisie in Frankreich.
Der Ausstellungskatalog in der edition braus.
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