Gestentester
Frank Schäfer bespricht in der taz die neue Essaysammlung von Nicholson Baker:
„Einer der großen Essayisten - es könnte Lichtenberg, Montaigne oder Samuel Johnson gewesen sein - hat mal sehr richtig gesagt, wenn er nicht über sich selbst nachdenke, dann denke er gar nicht nach. Gute Essaysammlungen lassen sich deshalb oft als verlarvte, fragmentarische Autobiografien lesen. "So geht's", die zweite Kompilation des Romanciers und archivalischen Aktivisten Nicholson Baker, nach der großartigen Sammlung "U & I - Wie groß sind die Gedanken?", ist ein gutes Beispiel hierfür.
Baker ist kein Ewiggestriger. Er verweigert sich kulturellen Transformationsprozessen nicht. Im Gegenteil, er hat Spaß daran. In einem grandiosen Selbstversuch verdaddelt dieser Büchergelehrte Tage, ja Wochen zusammen mit seinem Sohn bei den allerneuesten Egoshooter-Spielen, taxiert narrative Qualitäten, illuminiert gelungene Set-Designs, nimmt sie also ästhetisch ernst und kommt so zu einer gerechten, von der üblichen Zeigefingerpädagogik freien Bewertung dieser neuen Kunstform. Nur am Ende verspürt er tödliche Übersättigung. Er gehe jetzt vielleicht mal wieder raus, "die Hosenbeine in die Socken gestopft, damit die Mittsommer-Zecken mir nicht die Beine heraufkrabbeln. Ich vermisse Gras."“
Nicholson Baker: "So geht's". Essays. Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Rowohlt, Reinbek 2014.
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