Düsternüsse
Vanessa Kölsch bespricht auf literaturkritik.de den neuen Gedichtband von Johannes Jansen:
"Der Inhalt ist so düster wie Cover und Titel es bereits versprechen. Jansen begibt sich in seiner Prosagedichtsammlung mit dem Leser auf eine poetische Reise in die Abgründe unserer Gesellschaft. Zwischen Kriegsschauplätzen, Tablettensucht und Alkoholmissbrauch bis hin zu Todessehnsucht bleibt kein Platz für einen Hoffnungsfunken. Dabei zeigt Jansen die düstere Seite der Welt überdeutlich auf. Nackt. Beunruhigend. Dem Untergang nicht nur geweiht, sondern bereits mittendrin. Unser Lachen bleibt uns im Halse stecken, wenn wir uns in dem Buch wiederfinden. „[…]denn was wir Lachen nennen, ist nur die Angst vor diesem Herrschaftswahn.“"
"Ein erster leichter Schnee im Hof. Nun kommt die Zeit, wo das Verständnis schwer fällt, weil es kalt ist. Jedoch auf Krieg folgt Frieden. Das weiß jedes Kind, bevor es schlafen geht und träumt von einer großen Ankunft. So baut man sich ein Leben mit Höhepunkt und Stadtverkehr, und jeder greift ins andre wie ein Rad und alles dreht sich. Wer wäre da noch unzufrieden? Doch nein, schließlich verstehn wir nicht, weil jeder eingepackt ist in seine Kiste, die man Körper nennt und nicht heraus kann, um dem andern mal ein liebes Wort zu sagen. Wir haben alle viel zu tun. Wer könnte da noch nach der Antwort fragen? Diese Zerbrechlichkeit der Tage ist enorm. Wir sehen uns. Ahnen wir nicht, was hinter unsern Blickkontakten abläuft? Wir streben weiter, und wir wissen vieles immer besser ganz genau. Wer dreht sich nicht in seinem Bett und wartet auf den ersten Hahnenschrei, wenn alle Glocken läuten?"
Johannes Jansen
Johannes Jansen: Kein richtig, kein falsch. Die Masken meiner totgesagten Freunde.
Ripperger & Kremers Verlag, Berlin 2015.
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