Klingt wider
Hans Christoph Buch bespricht in der NZZ den neuen Gedichtband von Jürgen Theobaldy:
„Jürgen Theobaldy ist ein Stiller im Lande. Mitte der achtziger Jahre, auf dem Höhepunkt seines mit Lyrik und Prosa erschriebenen Erfolgs, klinkte er sich aus dem Berliner Literaturbetrieb aus und siedelte nach Bern über, wo er als Protokollant im Bundeshaus arbeitete und Gedichte publizierte sowie zwei in der Schweiz spielende Romane , die nicht die ihnen gebührende Beachtung fanden. Nun legt Theobaldy an versteckter Stelle, im Peter-Engstler-Verlag, einen grossartigen Lyrikband vor, der ins Handgepäck deutschsprachiger Japan-Besucher gehört, weil er ein verkappter Reiseführer ist und mehr leistet als die gelungene Aneignung, nein Anverwandlung einer fernen, uns fremden Kultur. Statt einer Charakteristik zwei Stilproben: «Wie herzlich nimmt er die Yen, / die das Taxameter zeigt. / Wenn Sie ihn kränken wollen, / versuchen Sie ihm mehr zu geben.» – «Und Tōkyō? Iss davon, / aus Elfenbein, aus Holz die Stäbchen / die dir eine Freundin legt, / iss dieses hier, iss dieses da, / lass Tōkyō unerklärt.»“
Jürgen Theobaldy: Hin und wieder hin. Gedichte aus Japan. Verlag Peter Engstler, Ostheim/Rhön 2015.
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