Großwäscherei
Buchcover: Großwäscherei im Guggolz-Verlag
Neu bei Guggolz:
In ›Die Großwäscherei‹, dem ersten Roman von Andor Endre Gelléri, den er 1931 veröffentlichte, dampfen die Waschbottiche, rotieren die Waschmaschinen und Wäscheschleudern, gleiten die Bügeleisen über die Seidenhemden, pfeifen die Beheizungsrohre. Alle, die in der Dampfwäscherei Phönix arbeiten, träumen von einem besseren Leben. Doch vorerst fügen sie sich in den Arbeitsablauf, um ihre Existenz zu sichern. Der Wäschereibesitzer Taube ist besessen von seinem Ideal von Sauberkeit, aber er ist auch gelangweilt von seiner Macht und sucht Zerstreuung. Alle schwirren um ihn herum, um etwas von seiner Gunst abzubekommen.
Gelléri formt das Treiben in der Wäscherei zu einem sprachlichen Erlebnis. Mit kräftigen Farben malt er die Visionen und die Ängste der Menschen aus und lässt den Leser das Schicksal der einzelnen Figuren mit allen Sinnen erleben. Man meint die Gerüche der Wäscherei zu riechen, die diesigen Dampfschwaden zu spüren, die leuchtenden Kleider zu sehen und die ratternd stampfenden Maschinen der Wäscherei zu hören. »Die Großwäscherei« ist ein Glanzpunkt der ungarischen Literatur und in der Beschreibung der Arbeitswelt mit ihren Zumutungen heute noch so aktuell wie damals.
»Ich bin nicht verrückt. Nur ihr versteht nicht, dass man nicht im Dreck leben kann. Schließlich bin ich der Eigentümer der Dampfwäscherei Phönix und muss in den Augen der Welt wie das Denkmal der Sauberkeit erscheinen.«
Andor Endre Gelléri
Andor Endre Gelléri (1906–1945) wird als Sohn eines Schlossers und einer Kantinenfrau in Budapest geboren. Auf Wunsch seines Vaters bricht er mit 15 Jahren das Gymnasium ab und absolviert eine Ausbildung an der Industriefachschule. Nebenher schreibt er erste Novellen, die bei Verlegern und Redakteuren auf großes Interesse stoßen. Leben kann er von seiner schriftstellerischen Arbeit jedoch nicht, und so beginnt er, die verschiedensten Lohnberufe anzunehmen. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges bricht die literarische Produktion Gelléris fast vollständig ab. Als Jude wird er in den Jahren von 1940 bis 1945 in verschiedene Arbeitslager deportiert und schreibt dort nur noch vereinzelt an Fragmenten zu einer Autobiografie. Er muss an einem der Todesmärsche in das KZ Mauthausen teilnehmen und stirbt wenige Tage nach der Befreiung des Lagers im Mai 1945 an einer Typhusinfektion. Seinen Roman »Die Großwäscherei« veröffentlichte er 1931 mit 24 Jahren, danach schuf er ein umfangreiches Werk an Kurzgeschichten und hinterließ einen unvollendeten autobiografischen Roman.
Andor Endre Gelléri: Die Großwäscherei. (OT: A nagymosoda, 1931). Aus dem Ungarischen und mit einem Nachwort von Timea Tankó. Guggolz Verlag, 2015.
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