„Das beiläufig Eigentliche“
Neu bei suhrkamp und ab Mittwoch im Buchhandel ein neuer Gedichtband von Volker Braun:
Wovon spricht die Dichtung zu Beginn des 21. Jahrhunderts? Noch immer, oder nun erst, von der Wildnis der Gesellschaft.
Am Kilometer Null der Empörung, auf der Puerta del Sol in Madrid, sah Volker Braun die Handbibliothek, die seinem neuen Buch den Titel gibt. In ihm stehen die Gedichte wie in improvisierten Regalen, einzelne kleine Schriften, leicht herauszugreifen und zu benutzen. Und von Wanderwesen & Fabelarbeitern ist darin die Rede, den Nackten und den Vermummten, der ungesättigten Menge (ein Riß geht hindurch bis zum Bodensatz), der unbehausten Menschheit. Der Dichter sieht sich auf der warmen Erde, worin die Sohlen wohnen, eine Zuflucht der Sinne suchend und Lust, nicht Hoffnung ziehnd aus dem Rohstoff. Die vier Sammlungen entstanden in zehn Jahren neben den Prosa- und Theatertexten. „Gedichte sind der Kern der Arbeit, das beiläufige Eigentliche.“
Volker Braun: Handbibliothek der Unbehausten - Neue Gedichte. Suhrkamp, Berlin.
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Juli in New York, Doktor Jeff Jarvis
Ißt Abendbrot, dazu die Breaking News
Das Geld verbrennt, die Weltwährung im Sinkflug.
Er schickt ein Tweet los: he, ihr Arschlöcher
Das ist mein Land, stop fucking with it! Er
Lehnt sich zurück. Er hat sich Luft gemacht
Da kommt ein Echo, #FUCKYOUWASHINGTON
Sein Vogellaut wird von dem Schwarm erwidert
Die Wut, getwittert, schwillt exponentiell.
Es ist unheimlich, er sitzt eingerollt
In der Lawine #FUCKYOUWASHINGTON
Die er, beim Abendessen, Asche kauend
Lostrat. Als Twitter ihm den Zugang
Sperrt wegen zu vieler Post zum Thema
Ist es schon nicht mehr seins, die Allgemeinheit
Schreit es zum Himmel, virtuell versammelt
August September, und es bebt die Wallstreet.
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