Briefwechsel Mitterer - Rilke
Gudrun Braunsperger bespricht aktuell auf Faust-Kultur den Briefwechsel zwischen Erika Mitterer und Rainer Maria Rilke:
„Keine der zahlreichen künstlerisch-ambitionierten Frauen, die sich an Rilke wenden, war so kühn wie Erika Mitterer. Die erst 18-jährige Wienerin sendet im April 1924 ein Gedicht an den berühmten Lyriker und beginnt ein Gespräch in Versen. Rilke wird es später als „Dialog der Liebe in poetischer Sprache“ bezeichnen. Die junge Frau aus großbürgerlicher Familie gehört zwar nicht der Literatenszene an, die in Wiener Kaffeehäusern verkehrt, aber die Liebe zur Literatur spielt in ihrem jungen Leben gleichwohl eine bedeutende Rolle: Die Lektüre von Tolstoj und Dostojewskij hat sie dazu bewogen, als Sozialarbeiterin in der Fürsorge tätig zu werden.“
Verstehen Sie,daß es Verrat ist, daß es Dinge gibt, die für Einen »Kunst« sind, im Sinne irgend etwas Schönen, Freudigen, Erhebenden. Und für den Andern Leben, Impuls, Religion – Ich. Ich weiß nicht, was ich von Ihnen will. Irgendetwas, was keiner kaufen kann um ein paar tausend Kronen. Auch nicht, um es nur von außen, ganz außen zu betrachten. Etwas ganz Unverkäufliches.
Erika Mitterer, Briefentwurf an Rainer Maria Rilke, am oder kurz vor dem 13.2.1924
Rainer Maria Rilke, Erika Mitterer: Besitzlose Liebe. Der poetische Briefwechsel. Herausgegeben von Katrin Kohl. Insel Verlag, Berlin 2018.
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