Eine Geschichte der Judenverfolgung – Robert Schopflocher wurde 1923 in Fürth geboren, 1937 musste die jüdische Familie Schopflocher vor den Nazis nach Argentinien fliehen. Aus Robert wurde Roberto. 1980 legte er einen ersten Roman auf Spanisch vor, 1998 das erste Buch auf Deutsch, über seine Kindheit in Fürth. Der Ende Januar in Buenos Aires im Alter von 92 Jahren verstorbene Autor konnte noch einen ambitionierten historischen Roman über die Inquisition in Lateinamerika beenden. Von Eva Karnofsky Auf Druck Spaniens und der Inquisition der katholischen Kirche verfügte Portugals König Manuel I.
Read More Vom Jenseits ins Diesseits „Outlaws“ ist der vierte Roman des spanischen Schriftstellers Javier Cercas, der ins Deutsche übertragen worden ist. Aufsehen erregt hat der Professor für Literaturwissenschaften bislang vor allem mit dem Roman „Anatomie eines Augenblicks“, der den gescheiterten spanischen Militärputsch von 1982 literarisch aufarbeitet. Sein neuer Roman spielt im Milieu krimineller Jugendbanden, in seiner katalanischen Heimatstadt Gerona. Eva Karnofsky hält „Outlaws“ für sehr lesenswert. Ignacio Cañas stammt aus einer Beamtenfamilie und ist ein guter Schüler. Sein Lebensweg scheint vorgezeichnet, aus ihm würde einmal etwas werden. Bis ein Mitschüler beginnt,
Read More Kuba & die Sextouristen – Noch im Vollbesitz seiner Kräfte hat Fidel Castro auf einem Treffen lateinamerikanischer Staatschefs 1995 im malerischen Anden-Skiort Bariloche endgültig dafür gesorgt, dass Kuba in den Blickpunkt der Sextouristen geriet: Er erklärte, Dank der Errungenschaften des sozialistischen Gesundheitssystems seien Kubas Prostituierte wenigstens gesund. So sind Krimis, die die geilen Böcke dieser Welt aufs Korn nehmen, denen angesichts von Havannas schönen jungen Mulattinnen und Mulatten der Sabber aus den Mundwinkeln tropft, durchaus aktuell. Die Kanadierin Peggy Blair hat sich an das Thema Kinderprostitution auf der grünen Insel
Read More Er lebt ‒ Er wurde immer wieder totgesagt, der Regionalkrimi, doch am Niederrhein lebt er. Zwar sieht man hier schon morgens, wer abends zu Besuch kommt, weil es so schön flach ist, doch die Mörderinnen und Mörder an Rhein, Lippe und Issel wissen sich in den Auen der Tiefebene gut zu verbergen. Und so sind Kommissare und deren weibliche Ausgaben sowie neuerdings sogar eine Apothekerin und eine Spezialistin für Telefonsex unermüdlich unterwegs, ihnen auf die Spur zu kommen. Eva Karnofsky ist ihnen gefolgt. Was Helmut Toppe für Kleve, ist
Read More Posted On September 18, 2013By Eva KarnofskyIn Bücher, Litmag
Eine Aneinanderreihung von Klischees und Klamauk – Seit sein großer Barcelona-Roman „Die Stadt der Wunder“ 1989 auf Deutsch erschien, ist Eduardo Mendoza auch hierzulande eine feste Größe auf dem Buchmarkt. Von ihm liegt inzwischen ein rundes Dutzend Romane in deutscher Übersetzung vor. Und die meisten überzeugten. Als sich der Katalane allerdings an ein aktuelles politisches Thema wagte – die Veränderungen, die ein Politiker durch den Wahlkampf erfährt („Mauricios Wahl“, 2007) – kam nichts sonderlich Gutes dabei heraus. Sein neuer Roman befasst sich wieder mit der aktuellen Politik, mit dem Einfluss
Read More Hitlers Sohn – Eigentlich ist das Dritte Reich nicht ihr bevorzugtes Krimi- und Thrillerthema. Doch wenn es dabei auch um Lateinamerika und dann ganz speziell noch um Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires geht, weicht sie auch mal von ihren ehernen Grundsätzen ab. Für den Nazi-Zeit-Thriller „Ein fremder Feind“ von Jörg Isringhaus hat sich dies jedoch nicht gelohnt, findet Eva Karnofsky. Als ich gleich beim ersten Durchblättern die Kapitelüberschrift „Buenos Aires, 27. Juli 1940, Avenida Alvarez“ las, sträubten sich mir schon die Nackenhaare. Erstens schreibt man bei aller dichterischen Freiheit Álvarez mit
Read More Wenig überzeugend – Die Argentinierin Claudia Piñeiro hat in Deutschland vor allem mit ihrem Roman „Elena weiß Bescheid“ reüssiert, in dem sie sich beeindruckend mit der Parkinson’schen Krankheit auseinandersetzte. In ihrer Heimat zählt sie seit Erscheinen von „Die Donnerstagswitwen“ im Jahr 2005 zu den beliebtesten Schriftstellerinnen, weil sie den Kriminalroman in einer geschlossenen Wohnanlage angesiedelt hat. Die sind in Argentinien sehr beliebt. An die erfolgreichen „Donnerstagswitwen“ anknüpfend, spielt Piñeiros neuester Roman wieder in einer solchen Wohnanlage. Doch „Betibú“ ist längst nicht so spannend geraten, findet Eva Karnofsky. Ein Hausmädchen in einer
Read More Die Akte Allende – Bis heute gehen in Chile am 11. September viele Menschen auf die Straße, um des Staatsstreichs von 1973 zu gedenken. Und am Grab des damals von seinem Oberbefehlshaber Augusto Pinochet aus dem Amt gejagten Salvador Allende auf dem Zentralfriedhof von Santiago wird dann dem während des Putsches erschossenen, demokratisch gewählten Präsidenten die Ehre erwiesen. Erst vor noch nicht einmal zwei Jahren hat die chilenische Justiz die Akte Salvador Allende endgültig geschlossen. Es ist nun erwiesen, dass er während des Staatsstreiches im Präsidentenpalast Selbstmord begangen hat. Angesichts
Read More Liebe ist unerschütterlich – Das Erstlingswerk des Argentiniers Eduardo Sacheri ist in dessen Heimat bereits 2005 erschienen. Gemeinsam mit dem Regisseur Juan José Campanella schrieb der Autor dann seinen Roman zu einem Filmdrehbuch um und im März 2010 wurde „In ihren Augen“ mit dem Oscar für den besten ausländischen Film bedacht. Wahrscheinlich, weil Fußball sich gut verkauft, hat Sacheris deutscher Verlag zunächst zwei Fußballbücher aus seiner Feder auf den Markt gebracht und „In ihren Augen“ erst jetzt ins Deutsche übertragen. Der Roman, findet zumindest Eva Karnofsky, zählt zu den literarischen
Read More Posted On November 24, 2012By Eva KarnofskyIn Mitarbeiter
Eva Karnofsky, 1955 in Wesel geboren, schreibt seit 1984 über Lateinamerika. 1993 zog sie nach Buenos Aires und bereiste von dort aus den Kontinent, als Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung. Sie lebt seit 2003 in Bad Honnef bei Bonn und arbeitet als Kritikerin lateinamerikanischer Literatur, u.a. für Deutschlandfunk und SWR. Sie schreibt Romane und Sachbücher. Zuletzt erschienen der Krimi Bogotá Blues (éditons trèves, Trier 2010) und Reise nach Argentinien. Kulturkompass fürs Handgepäck (Unionsverlag, Zürich 2010). Zur Homepage von Eva Karnofsky. Zu CULTurMAG-Beiträgen von Eva Karnofsky
Read More Geniale Masche? „Kings of Cool“ erzählt die Vorgeschichte zu Don Winslows „Zeit des Zorns“, unter dem O-Titel „Savages“ von Oliver Stone verfilmt und gerade in den Kinos (siehe dazu unser heutiges KickAss). Anfangs war Eva Karnofsky skeptisch … Nanu, sollte er doch fehlbar sein, dieser Gott unter den Spannungsautoren? Denn irgendwie kommt es bekannt vor, was Don Winslow da auf den ersten Seiten seines neuen Thrillers „Kings of Cool“ präsentiert. Nicht nur den Figuren – Ben, Chon und der schönen O – sind seine Leser in „Zeit des Zorns“ schon begegnet.
Read More Posted On September 19, 2012By Eva KarnofskyIn Litmag
Gegenseitige Hassliebe – Heinrich Sassenfeld hat eine humorvolle Einführung in die Alltagskultur der Chilenen und Argentinier geschrieben. Eva Karnofsky stellt die amüsante Sammlung von Geschichten und Episoden vor. Die gemeinsame Grenze ist über 4.000 Kilometer lang, doch die Menschen zu beiden Seiten ticken grundverschieden. Während die Chilenen eher in sich gekehrt und still sind, kann man die Argentinier getrost als extrovertiert, ja als lärmend bezeichnen. Letztere mögen es bunt und knallig, die Chilenen dagegen schätzen gedeckte Töne von grau bis braun. Die Bürger von Santiago de Chile hauchen ihr Spanisch
Read More Der berühmte „regionale Bezug“ gilt nicht nur für Autoren, sondern auch für Kritiker. Nicht blöd, wenn man in einem Krimi plausibel nachlesen kann, wohin es einen verschlagen hat. Eva Karnofsky ist an den Niederrhein gezogen – voilà: So ein Umzug … … hat allerhand für sich. Nicht zuletzt eröffnet er neue kulturelle Horizonte. In meinem Fall hieß das: Tschöö, Eifelkrimi und Ermittler aus Köln/Bonn und nix wie rein ins niederrheinische Krimi-Vergnügen. „Wat, du kenns Hessewirt nich? Geht gaa nich. Musse lesn, wenne hier wohns“, sagte die Nachbarin und reichte dann
Read More Eher simpel … Anfangs war es nur eine Kurzgeschichte von Leonardo Paduar aus dem Universum von Mario Conde aus dem Jahr 1998. Dann ruhte der „Der Schwanz der Schlange“, wurde mehrfach überarbeitet und verwandelte sich jetzt in einen schmalen Roman. Ob das nötig war? Eva Karnofsky hat ihn gelesen … Im vergangenen Jahr hatte der Kubaner Leonardo Padura erstmals von der Form des Krimis Abstand genommen. In „Der Mann, der Hunde liebte“ hatte er das Leben Leo Trotzkis zum Anlass genommen, um in einem großartigen Roman Kontinente umspannend mit dem
Read More Was macht eigentlich Tom Clancy? – Wirklich Neues bringt Tom Clancys jüngster Roman nicht, seine politischen Ansichten sind immer noch zum Fürchten und über seine gleichbleibend langweiligen waffentechnischen Ausführungen muss man hinweglesen. Trotzdem fällt es schwer, sich von „Gegen alle Feinde“ zu trennen, denn Clancy weiß, wie man einen Thriller schreibt, meint Eva Karnofsky. Tom Clancys neuer Held, Max Moore mit Namen, ist wie schon einst sein Jack Ryan ein Übermensch: bärenstark, aber sensibel, hochintelligent, aber nicht hochnäsig, dazu loyal bis in den Tod und obendrein galant und sexy. Und
Read More Gähn! Serienhelden und -heldinnen können dem Leser ans Herz wachsen, und dann schmerzt es, wenn ihre geistigen Väter oder Mütter so recht nichts mehr mit ihnen anzufangen wissen. Dieses Schicksal ereilt nun Annika Bengtzon, die Stockholmer Kriminalreporterin. In „Weißer Tod“ lässt Liza Marklund sie zum neunten Mal recherchieren, doch spannend geht anders. Eva Karnofsky gähnt. Nach drei Jahren als Korrespondentin in den USA kehrt Bengtzon zurück in ihren alten Job, und es wartet auch gleich eine Frauenleiche im Schnee auf sie. Doch bevor sie sich in die Recherchen stürzen kann,
Read More Realistischer Sumpf – Nach dem großen Erfolg von „Der Fall Neruda“ liegt die Messlatte für den neuen Roman des Chilenen Roberto Ampuero hoch. Da ist es nicht ohne Risiko, in der Folge einen im Original bereits 1996 erschienen Titel auf den Markt zu bringen – schließlich entwickeln sich Autoren weiter. Ampueros jetzt ins Deutsche übersetzter Krimi „Tod in der Atacama“ ist denn auch nicht so kunstvoll konstruiert wie „Der Fall Neruda“, sondern gradlinig und chronologisch erzählt, und er ist auch nicht ganz so originell – dennoch lohnt sich das Lesen,
Read More Schön schaurig – Bekanntlich geht ja bald die Welt unter, spätestens im kommenden Dezember. Anlass zu allerlei Unfug, nicht nur auf dem Buchmarkt. Eva Karnofsky hat die Probe aufs Exempel gemacht und war positiv überrascht: Nicht selten kommt Krampf dabei heraus, wenn ein Roman auf ein Datum hin geschrieben wird. Bo Sanders ist jedoch mit ihrer „Maya Prophezeiung“, die für den 21. Dezember 2012 den Weltuntergang vorhersagt, ein recht ordentlicher, unterhaltsamer Thriller gelungen, bei dem den Leser nicht ständig das ungute Gefühl beschleicht, dass der Verlag lediglich ein Ereignis „besetzen“
Read More Zu viel Geld im Spiel – Normalerweise wird es gruselig, wenn US-Thriller-Autoren ihre Romane jenseits der Südgrenze ihres Landes ansiedeln. Da sind die Rollen gewöhnlich klar verteilt: im Norden die Guten, im Süden die Bösen. Don Winslow ist nach akribischer Recherche zu einem anderen Schluss gekommen – die Bösen sitzen auf beiden Seiten. Sein Roman „Tage der Toten“ ist fast schon ein Sachbuch über den Drogenkrieg in Mexiko hat Eva Karnofsky festgestellt und den Roman, der auf allen Besten-Listen zu finden ist, für CrimeMag noch einmal genau gelesen … Don
Read More Trotzki & andere Zeitgenossen … Der Kubaner Leonardo Padura hat sich in den letzten Jahren mit nachdenklichen und sozialkritischen Krimis einen Namen gemacht. Schauplatz war immer Paduras Heimatstadt Havanna. Erstmals hat er nun einen Roman vorgelegt, in dem er über die Grenzen Kubas hinausschaut, nach Spanien während des Bürgerkrieges, in die Sowjetunion, nach Mexiko. Padura widmet sich darin der Ermordung des sowjetischen Revolutionärs und Politikers Leo Trotzki am 21. August 1940 in Mexiko-Stadt durch den spanischen Kommunisten Ramón Mercader. Eva Karnofsky über den spannendsten kubanischen Schrifsteller unsere Tage und seine
Read More Gut und aufrecht Oberinspektor Chen, Qiu Xiaolong und Eva Karnofsky – eine schöne Kombination. Lesen Sie, warum… Ich gestehe, ich bin ein Fan von Oberinspektor Chen. Ungeduldig harre ich immer seines nächsten Falls. Und werde nie enttäuscht. Ich könnte viele hehre Argumente dafür anführen: Das Reich der Mitte hat mich schon immer interessiert, das chinesische Wirtschaftswunder erst recht. Und keiner versteht es so gut wie dieser Oberinspektor aus Shanghai, mir vorzuführen, wie es funktioniert. Oder wie es der Allmächtigen Partei gelingt, trotz wirtschaftlicher Freiheiten die Fäden in der Hand zu
Read More Posted On Dezember 15, 2010By Eva KarnofskyIn Bücher, Litmag
Kopfgeburt – Es gibt Romane, für die bin ich wohl zu schlicht, um sie zu goutieren. Bleibt mir nur, den Hut zu ziehen vor den Kritikern, die aus ihnen die klügsten Dinge herauszulesen verstehen und sich bestens mit ihnen unterhalten, während ich mich gelangweilt, ja genervt von Seite zu Seite quäle. „Geschichte der Tränen“ des Argentiniers Alan Pauls ist ein solcher Roman. Von Eva Karnofsky Der Inhalt ist schnell erzählt. Ein namenloser Mann erinnert sich – und ein allwissender Erzähler gibt es in Fragmenten wieder – an Episoden seiner Kindheit
Read More Beim Kaffeekränzchen wohlhabender Lateinamerikanerinnen wird ein Thema selten ausgespart: das Elend mit dem Hauspersonal. Da geht es dann um Unpünktlichkeit, zähe Steaks oder Brandflecken in teuren Seidenblusen. Dass es die dienstbaren Geister sind, die ihren Arbeitgeberinnen den Vollzeitjob trotz Kindern und anspruchsvollem Gatten oder das tägliche Vergnügen auf dem Golfplatz ermöglichen, wird meist vergessen. Von Eva Karnofsky
Read More Gäbe es ein Ranking der erfolgreichsten Verbrecher, nähme der Kolumbianer Pablo Escobar einen der vordersten Plätze ein. Er verschob Kokain in die ganze Welt und zählte mehrere Jahre zu den reichsten Männern der Erde. Zu seiner besten Zeit hörten ganze Brigaden von Killern auf sein Kommando, und er hat tausende von Toten zu verantworten. Der Brite James Mollison hat die Geschichte des Drogenbarons neu aufgerollt und beweist mit seinem Buch einmal mehr, dass die Wirklichkeit selbst die fantasievollsten Krimiautoren weit in den Schatten stellt, findet Eva Karnofsky.
Read More Ein Kubaner, der in Madrid lebt, schreibt einen Thriller – das Herz der hispanophilen und spannungsbegeisterten Rezensentin schlug höher. Doch schon der Klappentext dämpfte die Vorfreude: Das Schicksal der Menschheit steht auf dem Spiel. Das klang nach amerikanischem B-Film. Aber es kam noch schlimmer. Eva Karnofsky ist not amused.
Read More Es muss nicht immer Kaviar sein, Hausmannskost ist gelegentlich auch ganz nett. Und die bietet die Schwedin Liza Marklund mit ihrem nunmehr achten Krimi um die Stockholmer Boulevard-Journalistin Annika Bengtzon. Diesmal treibt es sie in die weite Welt, an die spanische Costa del Sol und nach Marokko. Thematisch oder stilistisch bringt Marklunds "Kalter Süden" das Genre nicht weiter, aber sie versteht es, Spannung zu erzeugen, meint zumindest Eva Karnofsky.
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