Wirrpark Universe?
Jazz aus dem Dunkel (Single-Album Cover aus den 60ern) (Slg. FM)
Maren Jäger blickt in ihrem Essay „„Diesmal ist alles anders!“ Und das seit vierzig Jahren“ auf literaturkritik.de auf die Gegenwartslyrik:
„Und in der Tat präsentiert sich die weitläufige (und für Novizen schier unüberschaubare) Nische der Gegenwartslyrik auf den ersten Blick selbst für gestandene Literaturwissenschaftler*innen als ein Irrgarten. Man sieht sich – sofern man sich auf sie einlässt – nicht nur mit ungleich mehr schlechten als guten Gedichten konfrontiert, mit meist unfassbar schönen Gedichtbänden in winzigsten Auflagen, sondern auch mit einer Reihe von Verlagsnamen, von denen man womöglich noch nie gehört hat: Welcher nicht Gegenwartslyrik-affine Mensch kennt schon die Edition AZUR, luxbooks oder Das Wunderhorn, das mit dem Unterfangen des Duos Arnim/Brentano nicht viel mehr als den Namen und die Mission gemein hat? Man gerät in einen veritablen Dschungel einer Vielzahl von Zeitschriften, Anthologien, Preisen, Veranstaltungsformaten und -reihen – und nicht zuletzt Onlineforen und -zeitschriften. All diese Namen und Institutionen sagen dem Außenstehenden wenig bis nichts – während der Connaisseur (oder Nischenbewohner bzw. -dauergast) beim Label kookbooks anerkennend eine Braue hebt oder beim Stichwort ‚Huchel-Preis’ bewundernd durch die Zähne pfeift.
Ein Paralleluniversum, so scheint es. Aber auch hier gibt es Prominenz, Qualitätssiegel oder einigermaßen durchschaubare Netzwerke, Regeln und Gesetze – wie es Nischen so an sich haben. Nur: Man muss sich selbst aufmachen, wird nicht abgeholt, es gibt keine Karte, keinen Reiseführer, kein Navigationsgerät, aber es helfen: Zeit und Geduld, keine Angst vor Bekanntschaften mit lebenden Autor*innen und idealistischen Verleger*innen, die eigene Kritik- und Urteilsfähigkeit – und vor allem literarische Neugierde.“
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